Ein nicht ganz koscherer Fall (eBook)

Israel-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-377-90113-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein nicht ganz koscherer Fall -  Ellie Brauer
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Ein mysteriöser Fremder. Eine urlaubsreife Kommissarin. Ein rätselhafter Mord. Atmosphärischer Krimi in Israel für Fans von Regional- und Urlaubskrimis  »Ich wusste, dass ich die Harmonie dieses besonderen Abends zerstört hatte, das stille Glück dieses Ortes, das mit einem lauten Knall zerriss. Ich griff, wie ich es mir schon tausende Male ausgemalt hatte, zur Waffe und zielte auf sein Herz.«  Gerade als Kriminalkommissarin Olivia Pfeffer das Münchner Schmuddelwetter so richtig aufs Gemüt schlägt, führt ein rätselhafter Fund sie zurück an ihren Sehnsuchtsort: den malerischen Banana Beach im Norden Israels. Denn dort, kurz vor der Grenze zum Libanon, wurde die Leiche eines Deutschen an den Strand gespült. Wer war der Fremde, von dessen Gepäck jede Spur fehlt, und was wollte er in Israel? Während erste Spuren nach Stuttgart weisen, werden die Ermittlungen vor Ort erschwert: Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag, steht kurz bevor und legt das ganze Land für vierundzwanzig Stunden lahm. Gemeinsam mit ihrem israelischen Kollegen Micki Cohen ermittelt Olivia in einem Fall, der unlösbar scheint - und der schon bald ein zweites Opfer fordert. 

Ellie Brauer, geboren in Stuttgart, ist freischaffende Werbetexterin und Autorin. Wenn sie nicht gerade Webseiten konzipiert oder PR-Texte für ihre Kunden verfasst, geht sie auf Reisen und schreibt. Bevorzugt in ihrem Lieblingsland Israel, wo sie sich am Strand neue Fälle für ihre Krimireihe um die urlaubsreife Ermittlerin Olivia Pfeffer ausdenkt. Ihr Debütroman Bittermandel Honigherz erschien im Herbst 2021 unter dem Pseudonym Ada Lewis bei Piper und wurde vom Verlag für den Delia Literaturpreis 2022 eingereicht. Für Kein Urlaub ohne Mord erhielt sie 2022 ein Stipendium der VG Wort, für Ein nicht ganz koscherer Fall 2023 ein Stipendium des Förderkreis der Schriftsteller:innen in Baden-Württemberg. Sie lebt mit ihrem Lebenspartner in der Nähe von Stuttgart.

Ellie Brauer, geboren in Stuttgart, ist freischaffende Werbetexterin und Autorin. Wenn sie nicht gerade Webseiten konzipiert oder PR-Texte für ihre Kunden verfasst, geht sie auf Reisen und schreibt. Bevorzugt in ihrem Lieblingsland Israel, wo sie sich am Strand neue Fälle für ihre Krimireihe um die urlaubsreife Ermittlerin Olivia Pfeffer ausdenkt. Ihr Debütroman Bittermandel Honigherz erschien im Herbst 2021 unter dem Pseudonym Ada Lewis bei Piper und wurde vom Verlag für den Delia Literaturpreis 2022 eingereicht. Für Kein Urlaub ohne Mord erhielt sie 2022 ein Stipendium der VG Wort, für Ein nicht ganz koscherer Fall 2023 ein Stipendium des Förderkreis der Schriftsteller:innen in Baden-Württemberg. Sie lebt mit ihrem Lebenspartner in der Nähe von Stuttgart.

eins


Eliyahu wusste, dass keiner ihm glauben würde. Er wusste auch, wenn er sich so verhielte, wie Erwachsene es von fast Siebenjährigen erwarten, würden sie ihn in Ruhe lassen. Aba würde ihn nicht ausschimpfen, Ima würde ihn nicht wieder zu Doktor David zerren, um anschließend zu jammern, dass für solche Späße eigentlich kein Geld im Haus sei. Und letztendlich würden ihn die anderen Kinder in der Kita Aleph nicht als Freak beschimpfen.

Meist holte ihn Aba frühmorgens aus dem Bett, packte ihn in seine warme Jacke und setzte ihn, noch trunken vom Schlaf, in die Holzkiste, die er zu einem Fahrradanhänger umfunktioniert hatte. Eliyahu genoss die kurze Fahrt, halb schlummernd zwischen Ködern, Netz und Thermoskanne. Er wusste, erst einmal angekommen am Strand, musste er mit klammen Fingern seinem Vater und Onkel Yossi helfen, die Netze zu entwirren.

Eines Morgens, vier Tage vor Jom Kippur, als Onkel Yossi und Aba das Netz einholten, geschah es zum ersten Mal. Bestimmt hundert silbrige Leiber ergossen sich auf den Boden des Bootes, vereinzelt zappelten ein paar Makrelen in der Masse, ein einzelner Kalmar spuckte zornig Tinte auf die Planken.

»Ein Prachtexemplar«, freute sich Aba.

Der Kalmar wog bestimmt zwei Kilogramm. Zum Essen zwar nicht geeignet, brachte er jedoch auf dem Markt in Akko, wo nichtkoschere Speisen aller Art zu erstehen waren, einige Shekel. Der Tintenfisch wechselte von milchigem Weiß über Lavendel bis hin zu tiefem Burgunderrot einige Male die Farbe. Eliyahu glaubte Panik in seinem Blick zu erkennen. Fast hatte er das Gefühl, der Kalmar verstehe. Als fragte er sich, was machst du mit mir, warum tötest du ein intelligentes Wesen wie mich?

Ich sollte ihn um Vergebung bitten, dachte Eliyahu. Schließlich war es wichtig, die verbleibenden Tage bis Jom Kippur zu nutzen, um die Unterschrift des Himmels zu bekommen – und das ging nur, wenn man alle Lebewesen um Verzeihung für Taten im vergangenen Jahr bat. Eliyahu war sich nicht sicher, ob dies auch für Tintenfische galt. Er nahm sich vor, seinen Onkel Shimon zu fragen, der war schließlich Rabbiner und wusste es bestimmt genau.

Der Kalmar starrte ihn vorwurfsvoll an. Eliyahu nahm einen Eimer, füllte ihn mit Meerwasser und setzte ihn vorsichtig hinein. Das Farbspiel des Tintenfischs wechselte erneut von Burgund zu einem hellen Blau. Sobald Eliyahu seine Hand in das Wasser tauchte, changierten die Blautöne zu Grün. Was für ein schönes Wesen, dachte Eliyahu betrübt. Er konnte seine Augen nicht vom anklagenden Blick des Kalmars abwenden, ihm aber auch nicht standhalten. Die hilflos zappelnden Leiber im Boot verursachten ihm Übelkeit. Er fühlte, wie saurer Geschmack sich langsam einen Weg durch seine Kehle nach oben bahnte und ein dumpfes Würgen seinen Magen umklammerte. Wie wenn seine dicke Tante Shiri ihn fest umarmte, wurde nun die Luft aus seinen Lungen gepresst. Kurz bevor ihm die Sinne schwanden, vernahm Eliyahu ein hundertfaches Schluchzen und Seufzen, aus dem er ein zischelndes Warum? heraushörte.

 

Auch jetzt, fast ein Jahr später, versuchte er, das Weinen der Fische zu ignorieren. Er saß auf den Stufen des kleinen, halb verfallenen Häuschens am Strand des ehemaligen Club Meds und schaute auf das Meer, das wütend Wellen in die Bucht schleuderte. Sein Vater stand gut fünfzig Meter weiter abseits am Strand und angelte. Ideales Buri-Wetter, hatte Aba geschwärmt. In den hohen Wellen sah man die silbrigen Leiber der schlanken Fische, und wenn man geschickt das mit Angelhaken umwickelte Pitabrot auswarf, konnte man heute endlich auf einen guten Fang hoffen. Den ganzen September schon, sonst eigentlich die beste Jahreszeit zum Fischen, standen Angler ratsuchend am Strand. Sie wanderten von Fels zu Fels, immer in der Hoffnung, zehn Meter weiter Erfolg zu haben oder von einem anderen Angler den ultimativen Tipp zu erhalten, auf welchen Köder die Fische heute anbissen. Obwohl Eliyahu mit seinen sieben Jahren begriff, dass keine Fische fangen gleichzusetzen war mit kein Geld verdienen, und kein Geld verdienen bedeutete, dass Ima ihm den versprochenen Fußball nicht kaufen würde, so hoffte er doch, dass sein Vater nichts mehr fangen würde.

Die Dämmerung nahte und ein paar Kilometer weiter nördlich, an der Grenze zum Libanon, setzte bereits die Grenzbeleuchtung ein. Schaute man in Richtung Süden, sah man von fern die Lichter Haifas. Es war bald Zeit für den Heimweg. Denn bevor der dritte Stern am Abendhimmel erschien, mussten Vater und er, gewaschen und umgezogen, bereit für den Schabbat-Seder sein.

Wie jeden Freitagnachmittag legte sich eine eigentümliche Stimmung über das Land. Am benachbarten Banana Beach hatten die Bademeister schon ihre Station verlassen, vereinzelt tummelten sich letzte Badegäste am Strand. Die Silhouetten von ein paar Surfern hoben sich vom Horizont ab, der sich bereits rosa verfärbte. Fast alle Fischer waren zu ihren Familien zurückgekehrt, nur Aba und Onkel Yossi versuchten verbissen, ihre magere Ausbeute zu erhöhen, während er mit dem bisherigen Fang wartete. Im Eimer zappelten ein paar Buris und eine prachtvolle Meerbrasse mit goldenen Striemen. Die Goldstriemenbrasse klagte und Eliyahu erwog, sie einfach über die flachen Felsen zu tragen und wieder ins Meer zu werfen. Er würde Ärger bekommen, mächtigen Ärger sogar. Und keiner würde ihm glauben, dass eine Möwe den Fisch aus dem Eimer gestohlen habe.

Er hatte nicht nur ein schlechtes Gewissen, als er das quälende Wehklagen des Fisches zu ignorieren versuchte, er hatte langsam auch ganz schön Hunger. Er starrte auf die Wellen, die sich schäumend an den Felsen brachen und überlegte, was Ima und Tante Shiri wohl gekocht hatten. Er malte sich warmes Challahbrot und herzhaft gewürzte Auberginen aus. Er schmeckte schon förmlich den pikanten Auflauf, er konnte schon beinahe den Duft des frischgebackenen Brotzopfes riechen, als ein dunkler Schatten an den Strand gespült wurde und sich zwischen den Felsen verfing.

Eine riesige Schildkröte, vermutete Eliyahu und sein Herz wurde schwer. Er tastete sich vorsichtig über die mit Muscheln gespickten flachen Felsen, um das Tier in Augenschein zu nehmen. Diesen Sommer häuften sich die qualvoll verendeten Schildkröten am Strand. Ebenso wie die Tonnen von Plastikmüll, an denen die Tiere erstickten, unzählige Fischerleinen, die sie erdrosselten, und Plastiktüten, gegen deren tödliche Macht sie nicht ankamen. Eliyahu holte sich manchmal von Dani, dem alten Verwalter des Banana Beaches, einen großen Müllsack, und während sein Vater und Onkel Yossi auf Fischfang waren, klaubte er all die Plastikteller, Gabeln, leere Hummusbecher und Tüten auf, die Israelis gerne achtlos am Strand ließen. Aba hatte es inzwischen aufgegeben, ihn zum Angeln zu motivieren und akzeptierte, dass sein jüngster Sohn lieber Müll sammelte oder nach Unrat im Meer tauchte, um Fische zu retten, statt diese zu töten.

Manchmal wurde Eliyahu auch für seine Taten belohnt. Erst gestern, als das Meer noch türkisfarben und ruhig war, hatte er beim Schnorcheln einen dicken silbernen Ring und drei Gewichte, die sich in den Felsen verhakt hatten, gefunden. Sein Bruder David, genannt Dudu, sagte, wenn er ganz viele Gewichte sammle, könne er diese dem Angelladen an der Marina verkaufen. Er hatte schon gut ein Dutzend, aber Dudu meinte, das lange noch nicht.

Vorsichtig näherte Eliyahu sich der Brandung. Er setzte einen Fuß vor den anderen, darauf bedacht, nicht auf den glitschigen Felsen auszurutschen oder sich an spitzen Muschelschalen die Fußsohlen zu verletzen. Er hoffte, dass dieses Tier noch lebte und er es von einer Leine oder Plastiktüte befreien konnte.

Sofern es eine Schildkröte war, denn je näher er dem angespülten Objekt kam, desto unsicherer wurde er. Es könnte auch Treibgut sein, dachte er hoffnungsvoll, oder ein altes T-Shirt voller Sand und Algen. Vielleicht auch ein Testballon des vor der Küste patrouillierenden Armeebootes.

Ihm stockte der Atem. Dies war keinesfalls eine Schildkröte! Auch waren das weder Algen noch war es ein Testballon, sondern ein dunkler Haarschopf, der aus um einen Torso wabernden kakigrünen Leinenhemd ragte.

Als würden die Arme eines Oktopus kraftvoll seine Mitte umschlingen und sämtliche Eingeweide zu einem dicken Klumpen komprimieren, krampfte sich Eliyahus...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cozy Crime • Ermittlerteam • internationales Verbrechen • Israel • Israelkrimi • Israelroman • Judentum • Kommissarin • Krimi • Krimi für den Urlaub • Kriminalfall • Kulinarisch • mediterran • Meer • Mittelmeer • München • Sehnsuchtsort • Sonne • Spannung • Strand • Stuttgart • Tel Aviv • ungewöhnliche Ermittlerin • Urlaub • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-377-90113-2 / 3377901132
ISBN-13 978-3-377-90113-2 / 9783377901132
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