Die Medici-Morde (eBook)

Ein Venedig-Krimi

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Folio Verlag
978-3-99037-154-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Medici-Morde -  David Hewson
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Wurde dem erfolgreichen TV-Historiker Marmaduke Godolphin seine intrigante Rücksichtslosigkeit zum Verhängnis? Godolphin ist alles andere als ein umgänglicher Zeitgenosse und berüchtigt für seinen Narzissmus. Um seine ins Stocken geratene Fernsehkarriere zu befeuern, plant der »Duke« die Inszenierung einer sensationellen historischen Entdeckung rund um zwei Morde an Mitgliedern der Medici-Familie im 16. Jahrhundert. Auch ehemalige Schüler:innen und Weggefährt:innen aus seiner Zeit in Cambridge hat er dazu nach Venedig eingeladen. Doch bevor es zur Enthüllung kommt, wird Godolphin tot in einem canale aufgefunden. Ermittlerin Valentina Fabbri hat Verdächtige genug. Sie bittet den pensionierten Archivar Arnold Clover um Mithilfe. Winterliches Venedig + ungleiches Ermittlerpaar + fesselnde Historie = große Unterhaltung! Nach dem Erfolg von 'Garten der Engel' David Hewsons neuer Venedig-Krimi

David Hewson, geboren 1953, lebt in Kent. Er hat zwölf Romane geschrieben, die in Italien spielen. Mit siebzehn verließ er die Schule und arbeitete von da an als Reporter, u. a. für The Times, The Sunday Times und The Independent. Bekannt wurde er durch die Krimiserie um den römischen Kommissar Nic Costa und seine Roman-Adaption der dänischen TV-Serie 'Das Verbrechen'. Venedig besucht er seit dreißig Jahren. Bei Folio ist erschienen: 'Garten der Engel' (2023).

David Hewson, geboren 1953, lebt in Kent. Er hat zwölf Romane geschrieben, die in Italien spielen. Mit siebzehn verließ er die Schule und arbeitete von da an als Reporter, u. a. für The Times, The Sunday Times und The Independent. Bekannt wurde er durch die Krimiserie um den römischen Kommissar Nic Costa und seine Roman-Adaption der dänischen TV-Serie "Das Verbrechen". Venedig besucht er seit dreißig Jahren. Bei Folio ist erschienen: "Garten der Engel" (2023).

1 Auf Signora Capitanos Geheiß
2 Der Goldene Zirkel
3 Die Blut-passeggiata
4 Die Attentäter von einst
5 Der Nachlass Wolff
6 Geheimnisse
7 Die Palimpseste
8 Ein Ausflug nach Verona
9 Ende der Vorstellung
10 Der Zirkel, fest vereint
11 Ein Phantom in der Dunkelheit
12 Ein Dolch im Herzen
13 Asche auf dem Wasser

Anmerkung des Autors
Zitatnachweise

1


Auf signora capitanos Geheiß


Der Morgen, an dem ich herbeizitiert wurde, um einen Mordfall zu lösen, war sonnig, kalt und voller Tauben. Sie bevölkerten den Weg von meiner Wohnung in Dorsoduro über die Accademia-Brücke, vorbei an den Cafés auf der Piazza, wo eine ganze Schar der grauen Plagegeister unaufhörlich um eine Gruppe von Karnevalsbesuchern herumflatterte, die so unbedacht waren, ihr Gebäck im Freien zu essen.

Die Römer fürchteten die Eule, Edgar Allan Poe fürchtete den Raben. Ein alter Bauer, den ich in meiner Kindheit in Yorkshire kannte, behauptete immer, wenn ein Rotkehlchen ins Haus flöge, sei das die Prophezeiung des Todes. Es sei denn, es passierte im November, dann blieben alle am Leben. Vielleicht sind Tauben, „geflügelte Ratten“, zu gewöhnlich, zu verfressen und zu lästig, um Vorboten des Todes zu sein. In diesem Fall kamen sie ohnehin zu spät. Die Leiche lag schon auf dem Seziertisch, was der Grund dafür war, dass ich an diesem eisigen Februartag quer durch Venedig lief, während mich diese flügelschlagenden Biester nervten. Beinah kam es mir vor, als gurrten sie eine Warnung: Es ist Carnevale, es ist bitterkalt, überall Fremde, hinter Masken verborgen. Nichts in dieser Stadt ist wirklich oder offenbar, beständig oder ohne Gefahr. Nimm dich in Acht.

Obwohl ich mir das sicher nur einbildete. Irgendetwas an Venedig weckte immer die seltsamsten Fantasien in mir.

Mein Ziel lag kurz hinter dem Dogenpalast und der berühmten byzantinischen Basilika, dem altehrwürdigen Mittelpunkt der Stadt, der jahraus, jahrein Heerscharen von Touristen anzog. Der kleine Campo San Zaccaria hingegen war wie gewöhnlich leer. Nur wenige der unzähligen Menschen, die ziellos über die Piazza schlenderten, schienen zu wissen, was sich unweit der Uferpromenade Riva degli Schiavoni mit ihrem unzählige Male abgebildeten Ausblick über das Becken von San Marco hinüber zum Campanile von San Giorgio befand, der sich einsam auf seiner eigenen kleinen Insel erhebt.

Am Ende einer schmalen Seitengasse gelangte man zu der wunderschönen Kirche San Zaccaria, in deren stimmungsvoll beleuchteter Krypta, die wegen der nahe gelegenen Lagune fast das ganze Jahr unter Wasser steht, die ersten Dogen beigesetzt wurden. Passenderweise, wie ich fand, waren doch zwei von ihnen von Verschwörern und einer wütenden Meute irgendwo in den Gassen rund um den Campo ermordet worden.

Einst stand auf dem Areal ein Kloster, dessen Obstgarten die Nonnen, die es bewohnten, unter dem Druck des Dogen verkauften, damit die Republik die Piazza San Marco bauen konnte. Das kleine Gotteshaus, das bis heute überdauert hat, ist älter als die berühmte Basilika in seiner Nachbarschaft. Benannt wurde es nach Zacharias, dem Vater Johannes des Täufers, der von Herodes’ Soldaten beim Kindermord von Bethlehem getötet wurde und ebenfalls in der Krypta beerdigt sein soll. Da er außerdem Grabstätten in Aserbaidschan, Konstantinopel und Jerusalem besitzt, scheint San Zaccaria, wie er auf Venezianisch heißt, ein weitgereister Mann gewesen zu sein, obwohl sein Name heutzutage für viele nichts weiter als die Bezeichnung einer Vaporetto-Haltestelle ist.

Nachdem ich mich den größten Teil meines Lebens auf die ein oder andere Weise mit Geschichte beschäftigt habe, bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass Venedigs Vergangenheit genauso ist wie die anderer Orte: veränderlich, dehnbar, leicht abzuwandeln, um sie der jeweiligen Sichtweise desjenigen anzupassen, der sie erzählt. Nur umfassender, außergewöhnlicher, glanzvoller. Schließlich bezieht sich das italienische Wort storia zugleich auf Geschichte und Fiktion. Und die Grenze zwischen Dichtung und Wahrheit ist schmal, manchmal kaum erkennbar.

Über dem Altar von San Zaccaria prangt Giovanni Bellinis Madonna mit Kind und Heiligen, eines der größten, wenn auch kaum beachteten, Meisterwerke der Stadt. Gemälde von Tintoretto, Van Dyck, Jacopo Palma und dessen Großneffen Palma il Giovane schmücken die Kapellen und die Wände des Hauptschiffs. Hin und wieder mache ich einen einsamen Ausflug in diese Kirche. Um einfach nur dazusitzen, ein Atheist, fasziniert von den Visionen des Paradieses und einer Welt stiller Ordnung und festen Glaubens. Heute hatte ich jedoch nur den Radau der Tauben im Kopf, die laut auf dem Dach gurrten und scharrten.

***

AN DIESEM WOLKENLOSEN, klirrend kalten Vormittag stand mir keine stille Kontemplation im Kirchenschiff von San Zaccaria bevor. Mein Ziel war deutlich profaner: das Hauptquartier der Carabinieri, ein hübsches ockerfarbenes Gebäude neben der Kirche, früher vielleicht Teil des ehemaligen Klosters. Ich weiß es nicht, und ich hatte nicht vor, danach zu fragen. Mit der Polizei hatte ich noch nie zu tun gehabt, abgesehen von dem einen Mal, als jemand direkt vor unserem Haus in Wimbledon unseren Ford Escort demoliert hatte; damals war sie sehr nützlich gewesen. Jetzt, so stellte sich heraus, hatte mich ein weiblicher capitano zu sich gerufen. Die Frau war Mitte bis Ende dreißig, hatte den wachen, intelligenten Blick einer Universitätsdozentin gepaart mit einer schlanken Gestalt, lackierten Fingernägeln und der perfekt sitzenden Frisur einer venezianischen Dame aus gehobenen Verhältnissen. Sie trug die traditionelle Carabinieri-Uniform, dunkelblau mit roten Lampassen, auffallend gut geschnitten für meine Begriffe, maßgeschneidert vielleicht. Jacke und Hose sahen aus wie frisch aus der Reinigung und ihre Besitzerin, als käme sie direkt aus dem Schönheitssalon.

„Signor Clover“, sagte sie mit ruhiger, selbstsicherer Stimme, die formell, aber nicht unfreundlich klang. „Nehmen Sie doch Platz.“ Davon gab es nur einen, gegenüber ihres Schreibtischs, in einem kleinen Büro, in dem sich außerdem nur noch ein Telefon und ein Computer befanden. Wie bei Scotland Yard wirkte es nicht gerade. „Danke, dass Sie gekommen sind.“

„Ich nahm an, ich hätte keine Wahl.“

„Stimmt“, antwortete sie. „Die hatten Sie nicht.“

Ich hoffte, ich würde nicht zittern. Inzwischen lebte ich seit drei Monaten in Venedig. Meine Papiere waren nach all den Terminen bei Stempel schwingenden Paragrafenreitern sicher in Ordnung. Kein Anlass also, mit einem der üblichen Probleme zu rechnen, mit denen man als Ausländer in Italien manchmal konfrontiert war. Trotzdem machte mich irgendetwas an dieser Frau nervös. Mein ganzes Wissen über Verhöre – wenn man es überhaupt Wissen nennen konnte – stammte aus Fernsehserien. Die mir, nun ja, irgendwie spektakulärer erschienen. Dieses Treffen hatte etwas Vertrautes, Persönliches, was die Atmosphäre in gewisser Weise noch unangenehmer machte.

Capitana …“ Ich sah auf das Namensschild auf ihrem Schreibtisch. „Fabbri“, sagte ich.

Und erntete einen missbilligenden Blick.

Capitano. Der Titel bezeichnet den Dienstgrad und hat nichts mit dem Geschlecht zu tun. Ich hätte ihr Italienisch für besser gehalten.“

Valentina Fabbri besaß einen scharfen Laserblick, der dem meiner verstorbenen Frau in nichts nachstand. Ich hatte das Gefühl, in dem stickigen, kleinen Raum darunter zu schrumpeln.

„Mein Italienisch war nicht das Problem, sondern mein Kenntnisstand.“

„Nennen Sie mich Valentina, wenn das einfacher für Sie ist.“

„Ich frage mich, warum Sie mich …“

„Aber Arnold, ich bitte Sie. Das wissen Sie doch sicher. Ich habe eine Leiche am Hals.“ Sie klang, als würde der Gedanke daran sie furchtbar ärgern. „Beziehungsweise in einem Kühlfach im Ospedale Civile. Eine verdammte Leiche. Die Leiche eines berühmten britischen Historikers. Eines Lords.“

„Eines Ritters“, stellte ich klar. „Das ist nicht dasselbe.“

„Ich räume meinen Fehler ein.“

Etwas, das nicht allzu oft vorkam, ihrem Tonfall nach zu urteilen.

„Wie kann ich da behilflich sein?“

„Es ist Carnevale. Wir haben alle Hände voll damit zu tun, uns um betrunkene Ausländer in albernen Kostümen zu kümmern, die aufeinander losgehen und am Ende irgendwo im Kanal landen.“

„Genau das ist passiert, nehme ich an? Ein tragischer Fall von Straßengewalt.“

„Bei uns? In Venedig?“ Sie reagierte empört. „Nein. Das hier trägt sämtliche Merkmale von Mord, von kaltblütigem, vorsätzlichem Mord. Aber die einzigen Morde, die wir hier kennen, sind die in den lächerlichen, von Ausländern verfassten Krimis. Im realen Leben ist das undenkbar. Inakzeptabel. Venedig ist eine Stadt der Schönheit, der Kunst und der Kultur. Und eine, die so viele Touristen wie möglich über den Piazzale Roma hereinschleust, um sie dann so schnell wie möglich wieder loszuwerden.“ Sie beugte sich nach vorn. „Lebend.“ Ein Stoß mit ihrem lackierten Zeigefinger in...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2024
Übersetzer Birgit Salzmann
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 16. Jahrhundert • Archivio di Stato di Venezia • Basilica S. Maria Gloriosa dei Fratri • Cambridge • Campo San Polo • Chiesa di San Zaccaria • Dogen • Fälschungen • Florenz • Gallerie Dell'accademia • Hotel Danieli • Hotel Valier • Italien • Karneval • Lorenzo de' Medici • Lorenzo il Magnifico • Michelangelo Buonarroti • Mord • Pasticceria Tonolo • Punta della Dogana • Scuola Grande di San Rocco • Stadtstaaten • TV-Historiker • Venedig
ISBN-10 3-99037-154-1 / 3990371541
ISBN-13 978-3-99037-154-1 / 9783990371541
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