Was uns im Herzen bleibt -  Georgia Bockoven

Was uns im Herzen bleibt (eBook)

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2024 | 1. Auflage
307 Seiten
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978-3-96797-547-5 (ISBN)
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Um sich der Zukunft zu stellen, muss man die Vergangenheit loslassen.

 Die Rückkehr in das Haus ihrer Kindheit in Nordkalifornien bedeutet für Karla Esterbrook Wut und Schmerz. Dennoch kann sie nicht ablehnen, als ihre kranke Großmutter Anna sie bittet, ihr bei der Regelung ihrer Angelegenheiten zu helfen. Immerhin hat Anna Karla und ihre jüngeren Schwestern nach dem Tod ihrer Eltern vor zwanzig Jahren großgezogen. Doch von Anfang an trennte ein heftiger Konflikt Karla und ihre Großmutter, der beide verbittert und wütend zurückließ. Karla ahnt nicht, dass eine sehr entschlossene Anna alles in ihrer Macht Stehende tun wird, um die Kluft zwischen ihnen zu überbrücken.

Aber können die Wunden der Vergangenheit wirklich geheilt werden?

Eine herzzerreißende Geschichte über Familie und die heilende Kraft der Liebe. Das Buch ist vormals unter dem Titel 'Das Haus meiner Großmutter' erschienen



Georgia Bockoven war erfolgreich als Fotografin und freie Journalistin tätig, bevor sie mit dem Schreiben begann. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Kalifornien.

1


»Ich verstehe nicht, warum du ausgerechnet Jim gebeten hast, deinen Kaffeeladen zu führen, solange du weg bist«, rief Heather aus der Küche. »Das war ein Fehler, das weißt du genauso gut wie ich. Und so, wie Jim klang, weiß er es auch.«

Bislang war es den ganzen Nachmittag lang um Schwangerschaft, Wehen, Säuglingsnahrung, die ersten Schritte, die ersten Worte und die Sauberkeitserziehung gegangen; nun hatte Karla Esterbrooks Schwester zum ersten Mal etwas gesagt, was Karlas Aufmerksamkeit erregte. Sie hörte auf, das Besteck auf dem Esszimmertisch zu verteilen, und ging in die Küche.

»Du hast mit Jim gesprochen?«, fragte sie. »Wann denn?«

»Er hat hier angerufen, eine Viertelstunde, bevor du kamst.« Heather verscheuchte Karla und öffnete die Backofentür.

»Das war vor fünf Stunden. Und das erzählst du mir erst jetzt?«

»Er meinte, es sei nicht so wichtig, er würde dich später noch mal anrufen.«

»Habt ihr über den Laden gesprochen?«

Heather ignorierte die Frage. Sie atmete den Duft der Lasagne ein, und ihre Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen kleinen Lächeln. »Ich weiß schon, ich sollte das nicht sagen, aber ich bin mit meinen Kochkünsten sehr zufrieden, auch wenn es Grandmas Rezept ist.«

Heather hatte das Thema gewechselt. Karla konnte sich nun fügen oder wegen des Anrufs einen Aufstand machen, doch das würde dem Eingeständnis gleichkommen, dass ihr Interesse über das rein Geschäftliche hinausging. »Moms Lasagne war besser.«

»Ausgeschlossen, dass du dich noch daran erinnern kannst, wie Moms Lasagne geschmeckt hat. Das bildest du dir nur ein. In deiner Vorstellung ist alles, was sie gemacht hat, besser als alles, was du seitdem gekostet hast. Vor deiner Erinnerung könnte nicht einmal eine Superhausfrau wie Martha Stewart bestehen.«

Sie standen wieder einmal kurz davor, ihren alten Streit auszufechten, den keine gewinnen konnte. Heather war acht Jahre alt gewesen, als ihre Eltern starben – zu jung, um mehr als eine Handvoll prägender Eindrücke in ihr Erwachsenenleben mitzunehmen. Karla war damals zwölf gewesen, und sie war felsenfest davon überzeugt, sich an alles erinnern zu können – von den weichen Haaren ihrer Mutter bis zum Rasierwasserduft ihres Vaters.

»Dem herrlichen Geruch nach zu urteilen, hast du Annas Rezept noch einiges hinzugefügt«, meinte Karla versöhnlich. Sie wollte, dass dieser Besuch harmonischer als ihr letzter verlief. Kurz zuvor hatte sie die Nachricht von Annas tödlicher Krankheit erreicht gehabt; bei dem Versuch, ihre Gefühle zu ordnen und zu entscheiden, was nun zu tun wäre, hatten sie sich unablässig gestritten.

Karla bewunderte ihre Schwester und hätte gern in ihrer Nähe gelebt. Doch obwohl sie sich nur gelegentlich sehen konnten, brachten sie während eines Besuchs die halbe Zeit damit zu, sich durch emotionale Missverständnisse zu arbeiten, bevor sie endlich an den Punkt kamen, ihr Zusammensein zu genießen. »Ich kann es kaum erwarten, bis es etwas zu essen gibt. Ich bin am Verhungern.«

»Fein. Ich habe die doppelte Menge gemacht, und Bill kann es nicht leiden, wenn Essen übrig bleibt.«

»Um noch mal auf Jims Anruf zurückzukommen« – Karla hatte das Ausweichmanöver nun lange genug mitgespielt – »ist denn im Laden etwas passiert?«

»Was soll diese Frage? Du bist gerade mal drei Tage weg. Welche größere Katastrophe, mit der Jim nicht fertig würde, sollte in der Zeit wohl passiert sein?«

Karla warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Wenn tatsächlich ein Problem aufgetaucht war, könnte sie es in gut vier Stunden zurück nach Solvang schaffen. »Ich rufe ihn jetzt gleich an.«

»Das Essen ist fertig.«

Heather schob das Essen vor, um ihr auszuweichen, das war Karla klar, und sie ging ihr damit langsam auf die Nerven. Irgendetwas stimmte hier nicht. Offenbar hatte Heather vorhin nicht die Zurückhaltende gespielt, sondern das Thema überhaupt vermeiden wollen. »Bill und die Kinder sind ja noch nicht mal vom Einkaufen zurück. Willst du etwa ohne sie essen?«

»Sie kommen bestimmt gleich.«

»Und ich brauche am Telefon nicht lange.« Karla wollte sehen, wie weit Heather gehen würde.

Heather stützte sich auf die rotbraun geflieste Arbeitsplatte und streckte den Bauch heraus, sodass es aussah, als wäre sie schon im neunten und nicht erst im sechsten Monat. Mit dem unkomplizierten Koboldhaarschnitt, den sie sich in der Schwangerschaft zugelegt hatte, sah sie wie Anfang und nicht wie Ende zwanzig aus.

»Ich hätte nichts sagen oder zumindest erst nach dem Essen damit anfangen sollen. Jetzt ist alles verdorben – und dabei habe ich tagelang daran gearbeitet, dass wir heute einen ganz besonderen Abend zusammen verbringen.«

Schuldgefühle – Heathers Spezialgebiet. »Nichts ist verdorben, es sei denn, du beharrst darauf, die Sache über das Essen hinauszuziehen. Wenn du willst, dass ich Jim erst später anrufe, dann sag mir wenigstens, was er wollte.«

»Es geht nicht um deinen Kaffeeladen – zumindest nicht im eigentlichen Sinne.« Sie ließ eine beschützende und zugleich ihren Besitz verteidigende Hand über ihren sanft gerundeten Bauch gleiten. »Aber es gibt etwas, was du wissen solltest, bevor du mit Jim redest. Himmel noch mal, ich wollte wirklich nicht diejenige sein, von der du es erfährst.«

Trotz Heathers dramatischer Einleitung schaffte es Karla, sich auf die Formulierung ›zumindest nicht im eigentlichen Sinne‹ zu konzentrieren. In den letzten zweieinhalb Jahren hatte sie mit Leib und Seele für ihren Laden gearbeitet. Sie hatte die Arbeit als Therapie genutzt, um über das Gefühl des Scheiterns hinwegzukommen. Früher hatte der Laden ihr und Jim gehört; nun war sie die alleinige Eigentümerin. Er war das Allerwichtigste in ihrem Leben, ihre einzige feste Beziehung; ja, er war fast wie ein Kind für sie.

»Jetzt reicht es«, meinte sie. »Du hast meine ungeteilte Aufmerksamkeit – falls du das wolltest.«

»Es tut mir leid, ich tue mich nur so wahnsinnig schwer. Du hast versucht, es nicht zu zeigen, aber ich weiß genau, worauf du gehofft hast, als du Jim gefragt hast, ob er sich um den Laden kümmern kann, solange du weg bist.«

»Zum Kuckuck, Heather, würdest du bitte endlich aufhören, um den heißen Brei herumzureden, und mir sagen, was los ist? Was immer es ist, es ist sicher nicht so schlimm wie das, was ich mir jetzt vorstelle.«

Doch Heather zögerte weiter. Ihre Lippen bewegten sich zwar, als würde sie üben, was sie sagen wollte, aber sie brachte kein Wort zustande. Endlich rückte sie doch mit der Sprache heraus. »Jim führt den Laden nicht allein«, sagte sie hastig und mit belegter Stimme.

Das war so weit von dem entfernt, womit Karla gerechnet hatte, dass sie anfangs nicht recht wusste, was sie erwidern sollte. »Du meinst, er hat sich eine Hilfe organisiert?«, fragte sie schließlich.

Aber eigentlich konnte es das nicht sein – sie war erst drei Tage weg, und in Solvang war im Moment wenig los. Oktober war der Monat, in dem sie sich gewöhnlich den Papierkram vornahm, den sie im Sommer beiseiteschob, wenn die Touristen den Laden stürmten. Im Oktober gab es kaum genug für die zwei Frauen zu tun, die ihr während der Woche ein paar Stunden aushalfen.

»Er hat eine Frau mitgebracht.«

Wie bitte? Karla dachte, sie hätte sich verhört. »Mitgebracht? Was soll das heißen?«

»Ich bin mir nicht sicher, aber ich würde sagen, solange du noch da warst, hat er sie in einem Motel versteckt und sie dann zu sich geholt, sobald du weg warst.«

»Zu sich geholt?«, wiederholte Karla verständnislos. »Willst du damit sagen, dass jemand – eine Frau – bei Jim wohnt? In meinem Haus?«

Heather nickte. »Er hat mir erzählt, sie habe gemerkt, dass sie es keinen ganzen Monat ohne ihn aushalten könne, und deshalb hat sie ihren Job in Los Angeles gekündigt. Und heute Morgen sei sie dann vor seiner oder vielmehr deiner Haustüre gestanden. Eigentlich wollte er es dir gern persönlich sagen, aber weil du nicht da warst, hat er es eben mir gesagt. Wenn er es dir wirklich gern selbst erzählt hätte, hätte er natürlich auch erst am Abend...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2024
Übersetzer Angela Schumitz
Sprache deutsch
Original-Titel Things remebered
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-96797-547-9 / 3967975479
ISBN-13 978-3-96797-547-5 / 9783967975475
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