Paradies verloren (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
310 Seiten
Friedenauer Presse (Verlag)
978-3-7518-8008-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Paradies verloren -  John Milton,  Rolf Schönlau
Systemvoraussetzungen
20,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Paradies verloren ist die Geschichte vom biblischen Sündenfall. Ab dem ersten Vers strebt dieses spiegelbildlich zweigeteilte Epos in zwölf Büchern dem Akt des ersten Ungehorsams zu. Wird im ersten Teil vom Zustand vor der Erschaffung der Welt erzählt und in einer Rückschau vom Geschehen, das zu Satans Sturz führte, so wird im zweiten Teil von den Ereignissen berichtet, die zum Fall der Menschen führen, und in einer Vorschau von der Geschichte nach dem Sündenfall. In heiterer Aufbruchstimmung werden Adam und Eva in eine Welt losziehen, die vom freien Willen bestimmt ist.  John Milton, der seine Dichtung nicht nur neben die Schöpfungsgeschichte stellte, sondern diese auch zu korrigieren wagte, will göttliche Vorsehung begründen: Aus Bösem entsteht Gutes. Er bricht in seinem großen Gesang mit allen Regeln seiner Zeit, lässt vertrauten Satzbau und alle »Fron des Reimens« hinter sich. Der Held mit perfidem Plan heißt zunächst: Satan, der Widersacher mit inzestuöser Familiengeschichte, personifiziert in Sünde und Tod und in seinem Gefolge Moloch, Belial, Mammon, Beelzebub. Miltons Satan ist ein tragischer und deshalb sympathischer Held voller Selbstzweifel, der mit seinem Engelsheer heroisch gegen die göttliche Tyrannei rebelliert und durchs Chaos reist, um sein schlangenlistiges Verführungswerk zu vollführen. Paradies verloren.

John Milton,1608 in London geboren, schrieb in englischer, lateinischer und italienischer Sprache, beschäftigte sich in seinen Gedichten und Prosawerken mit Schuld und Sündenfall, dem Streben nach Freiheit und Selbstbestimmung sowie den politischen Unruhen seiner Zeit. Er schrieb in lateinischer, englischer und italienischer Sprache und wurde schon zu Lebzeiten weltberühmt und weithin einflussreich, insbesondere sein Epos Paradise Lost ist von unvergleichlicher Bedeutung für die angsächische Literatur und Kultur.

John Milton,1608 in London geboren, schrieb in englischer, lateinischer und italienischer Sprache, beschäftigte sich in seinen Gedichten und Prosawerken mit Schuld und Sündenfall, dem Streben nach Freiheit und Selbstbestimmung sowie den politischen Unruhen seiner Zeit. Er schrieb in lateinischer, englischer und italienischer Sprache und wurde schon zu Lebzeiten weltberühmt und weithin einflussreich, insbesondere sein Epos Paradise Lost ist von unvergleichlicher Bedeutung für die angsächische Literatur und Kultur. Rolf Schönlau, 1950 in Paderborn geboren, war tätig als Apothekerassistent, Literaturwissenschaftler, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Marketingreferent und Ausstellungskurator. Heute lebt und arbeitet er als Schriftsteller und Übersetzer in Schlangen, Nordrhein-Westfalen und in Rom. Zuletzt übersetzte er Daniel Defoes Der Consolidator (Andere Bibliothek) und Die Erkundung von Selborne von Reverend Gilbert White (Andere Bibliothek) und veröffentlichte das Hörspiel Ich Grabbe – Das Werk am Stück. In der Friedenauer Presse erschien zuletzt Gegen Defoe – Robinson Crusoe und Freitag stellen ihren Autor zur Rede. Rolf Schönlau, 1950 in Paderborn geboren, war tätig als Apothekerassistent, Literaturwissenschaftler, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Marketingreferent und Ausstellungskurator. Heute lebt und arbeitet er als Schriftsteller und Übersetzer in Schlangen, Nordrhein-Westfalen und in Rom. Zuletzt übersetzte er Daniel Defoes Der Consolidator (Andere Bibliothek) und Die Erkundung von Selborne von Reverend Gilbert White (Andere Bibliothek) und veröffentlichte das Hörspiel Ich Grabbe – Das Werk am Stück. In der Friedenauer Presse erschien zuletzt Gegen Defoe – Robinson Crusoe und Freitag stellen ihren Autor zur Rede.

Satan am Höllentor, das von der Sünde und dem Tod bewacht wird.

Kupferstich von Michael Burghers, nach John Baptist Medina, British Library London

2. BUCH: STRATEGIEDEBATTE UND REISE DURCH DAS CHAOS


Die Sitzung im Pandämonium beginnt mit Redebeiträgen von Moloch, Belial, Mammon und zuletzt Beelzebub, die kontroverse Positionen vertreten. Die Vielzahl der Fraktionen mag Miltons Leserschaft an all die kleinen politisch-religiösen Gruppierungen zu Zeiten der Republik erinnert haben, wie die Ranters, Quakers, Levellers, Diggers, Fifth Monarchists oder Muggletonians, die gezielt in die Gottesdienste gegangen waren, um sie zu stören oder zu sprengen.

Satan, der königlich über der Versammlung thront, begründet seine Legitimation zur Herrschaft erst einmal aus dem Gesetz des Himmels, das ihn zum rechtmäßigen Führer gemacht habe, dann aus der freien Wahl durch seine rebellischen Mitstreiter, aus seinen Verdiensten im Kampf und schließlich aus dem höchsten Grad an Verdammnis, der ihn treffe. Dass niemand anders freiwillig so eine gefährliche Position einnehmen würde, sei ein Garant ihrer Einigkeit.

Moloch, der Generalissimus, der glaubt, es an Stärke mit dem Allmächtigen aufnehmen zu können, und für den nichts schlimmer ist, als in seiner Bedeutung herabgesetzt zu werden, plädiert mit starken Worten für offenen Krieg. Das Millionenheer warte nur auf das Signal, aus dem Höllenkerker auszubrechen. Sie würden den Tyrannen in seiner Himmelsburg mit ebenden Waffen angreifen, die er erfunden habe, um sie, die aus dem Himmel Vertriebenen, niederzuhalten: Höllenfeuer, Schwefelglut und schwarze Flammen, dazu ein gerechter Zorn, der die erlittene Qual in Kampfesmut verwandelt.

Den Zaudernden, denen der Weg vielleicht zu steil erscheint, gibt er zu bedenken, dass nicht das Fallen als angeborene Bewegung von Engeln gilt, sondern das Aufsteigen, sei es auch aus der Hölle. Zwar weiß Miltons Leserschaft um die Schwierigkeiten, mit denen die beiden Höllenfahrer Aeneas und Dante bei ihrer Rückkehr zu kämpfen hatten, aber Dante war ein Mensch und Aeneas nur ein Halbgott. Also kann Moloch mit Fug und Recht zu seinen Truppen sagen:

Wenn auch der Aufstieg leicht,

So fürchtet man die Folgen: Reizen wir

Den Stärkeren erneut, er könnte uns

Noch schlimmer stürzen lassen! Solche Angst

Gerade in der Hölle? Gibt es Schlimmeres,

Als fern von Seligkeit, im Abgrund hier

Zu grenzenloser Pein verdammt zu sein?

[2.81–87]

Selbst wenn der Allmächtige sie aus unbändigem Zorn in Nichts verwandeln würde, sei das immer noch besser als ewige Qualen zu erleiden. Sollten sie aber nicht zu Nichts werden können, weil sie unsterblich sind, umso besser, denn dann würden sie ohne Unterlass gegen seinen Thron anrennen und wenn auch nicht den Sieg davontragen, so doch zumindest Rache üben.

Vor seinem Auftritt als zweiter Debattenredner wird Belial in einem Kurzporträt als anmutig, ja beinahe menschlich vorgestellt, als schönster Geist, den der Himmel je verlor. Doch soll er auch hohl und träge sein, ein Überredungskünstler, der die Wahrheit verdreht, während von seiner Zunge Manna fließt. Er nimmt Molochs Hauptargument für den Krieg auf, liest darin aber nur Gründe gegen den Krieg. Wenn nur der Mut der Verzweiflung hinter einem neuen Angriff auf den Himmel stände, fehle dem Rebellenheer die nötige Schlagkraft für einen siegreichen Feldzug. Mit denselben Mitteln, die schon einmal versagt hätten, bräuchte man es kein zweites Mal zu versuchen. Und was wäre das, nebenbei gesagt, für eine Rache, wenn der Allmächtige unbeschadet weiter auf seinem Thron säße? Dem abartigen Schielen auf die eigene Vernichtung, die er Moloch unterstellt, hält er entgegen:

Wer möchte denn,

Wenn auch gequält, verlieren die Vernunft,

Das Denken, das durch Ewigkeiten schweift,

Um gänzlich zu erlöschen, aufgeschluckt

Vom weiten Schoß der ungestalten Nacht,

Bar jeden Sinns und Antriebs? Und wer weiß,

Selbst dieses eingeräumt, ob unser Feind

Das kann und will? Wie er’s gewähren kann,

Ist fraglich; dass er’s nicht will, ist sicher.

Wird er, so klug, auf einmal seinen Zorn

Aus Unbeherrschtheit oder Unbedacht

Entladen, seine Feinde wunschgemäß

Vor Wut vernichten, die er sich bewahrt

Zur Pein, die ewig währt?

[2.146–159]

Auf die rhetorische Frage folgt die Aufforderung, sich daran zu erinnern, dass ihnen die Hölle nach den Qualen, die sie erdulden mussten, vor kurzem noch als sicherer Ort und Zuflucht erschien. Immerhin säßen sie jetzt dort zur Beratung zusammen, vereint und bewaffnet. Bei einem neuen Krieg, egal ob offen oder versteckt geführt, müssten sie bereit sein, die Konsequenzen zu tragen, und weitaus schlimmere Strafen einkalkulieren: Was, wenn die Feuerkatarakte, siebenfach verstärkt, wieder über sie kämen und sie – wie später Prometheus, weiß die gebildete Leserschaft – an Felsen geschlagen für immer und ewig im Flammensee kochen müssten? Sein Rat sei, sich ruhig zu verhalten. Gut möglich, dass der Allmächtige irgendwann sein Interesse an ihnen verlieren und sie nicht weiter behelligen würde. An die Verhältnisse in der Hölle könne man sich im Übrigen gewöhnen.

Nach dem Kriegstreiber Moloch und dem abwiegelnden Belial ergreift Mammon das Wort, ohne dass er noch einmal charakterisiert werden muss. Was er zu sagen hat, entspricht dem prägnanten Bild des Dämons, der stets gebückt geht, um dem Boden Schätze zu entreißen. Zuerst führt er der Versammlung vor Augen, dass sie keine Chance hätten, den Allmächtigen zu stürzen, solange Chaos nicht wieder die Herrschaft übernommen und die bestehende Ordnung zerstört habe. Folglich könnten sie nur auf Begnadigung hoffen, um in den Himmel zurückzukehren. Was bedeuten würde, sich neuerlich zu unterwerfen, Vasallentreue zu schwören, erzwungene Hallelujas zu singen und ewig den zu verehren, den sie hassten. Das könne keiner wollen.

Lieber suchen wir

In uns das Heil und richten uns in dem,

Was unser ist, gut ein, im Abgrund zwar,

Doch sind wir frei und niemand untertan:

Die harte Freiheit vor dem leichten Joch

Des Sklavenpomps! Wie groß wir sind, zeigt sich,

Wenn Großes wir aus Kleinstem, Nützliches

Aus Schaden, Überschuss aus Ungunst uns

Erschaffen können, wenn trotz Übeln wir

Gedeihen und aus Leid Vergnügen wird,

Durch Arbeit und Geduld.

[2.252–262]

Dass Mammon hier das calvinistisch-puritanische Arbeitsethos propagiert, nach dem sich die göttliche Vorsehung am Erfolg im Leben erweist, war und ist unüberhörbar. Miltons bibelfeste Leserschaft kannte selbstverständlich das im Matthäus- und Lukasevangelium überlieferte Gleichnis von den anvertrauten Talenten, demzufolge der Mensch mit Gaben ausgestattet ist, die er in Treue zu verwalten und zu mehren hat. Wenn die Hölle, die den gefallenen Engeln vom Allmächtigen als Wohnsitz angewiesen wurde, mit Bodenschätzen ausgestattet ist, sind deren Bewohner nach puritanischer Denkungsart dazu verpflichtet, den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen. Also schlägt Mammon vor, mit ihren natürlichen Ressourcen und der ihnen eigenen Kunstfertigkeit ein Gegenstück zum Himmel zu schaffen, das diesem an Glanz in nichts nachsteht.

Mammons Vorschlag trifft bei den versammelten Dämonen, die zwar kriegsmüde sind, aber auch nicht schmählich kapitulieren wollen, auf begeisterte Zustimmung. Beelzebub, der befürchten muss, dass Satans Plan nicht angenommen werden könnte, erhebt sich mit strengem Blick, woraufhin es mucksmäuschenstill wird in der Versammlung. Er fragt die ätherischen Geister, ob sie, die dem Himmel entsprungen seien, sich nun Höllenfürsten nennen wollten? Ob sie sich etwa einbildeten, ihren Kerker zu einem Konkurrenzimperium ausbauen zu können? Ob sie allen Ernstes glaubten, der Allmächtige ließe sie gewähren und würde sie nicht als seine Sklaven ewig herumkommandieren? Nein, sie hätten nichts als ihren Hass und die Hoffnung auf Rache, die vielleicht schon bald in Erfüllung ginge. Da wäre nämlich diese neue Welt samt einem neuen Geschöpf, die ihr ewiger Feind gerade im Begriff sei zu erschaffen:

Wenn auch der Himmel uns versperrt,

Wo jener hohe Richter sattelfest

Den Vorsitz führt, wird dieser Ort vielleicht

Als Außengrenze seines Reichs allein

Geschützt von den Bewohnern, was für uns

Durchaus von Vorteil ist, im Handstreich ihm

Durch Höllenfeuer seine Kreation

Zu tilgen oder nach der Annexion

Hinauszutreiben, wer dort wohnen mag,

So wie man uns vertrieb, und wenn nicht...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2024
Übersetzer Rolf Schönlau
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte England • Erzengel • Großbritannien • Hölle • Klassiker • Krone • Papst • Paradies • Religion • Religionskrieg • Theologie
ISBN-10 3-7518-8008-9 / 3751880089
ISBN-13 978-3-7518-8008-4 / 9783751880084
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 7,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Iris Wolff

eBook Download (2024)
Klett-Cotta (Verlag)
18,99