Leidenschaft ist unberechenbar, Mylord! -  Julia Justiss

Leidenschaft ist unberechenbar, Mylord! (eBook)

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2024 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2658-6 (ISBN)
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Heiraten? Auf keinen Fall! Miss Marcella Cranmore ist entschlossen, ihre Zukunft und ihren mathematischen Verstand der Entwicklung des britischen Eisenbahnnetzes zu widmen. Dennoch besteht ihre Mutter darauf, dass sie in die Gesellschaft eingeführt wird. Und so begegnet Marcella auf ihrem ersten Ball dem charmanten Crispin D'Aubignon, Viscount Dellamont, der ihr aus dem Ingenieurbüro ihres Vaters bekannt ist. Mit ihm zu tanzen und im nächtlichen Garten zu flanieren scheint unverfänglich: Sie leben in unterschiedlichen Welten. Zu spät erkennt Marcella, dass Liebe und Leidenschaft nicht den Regeln der Mathematik folgen - sondern unberechenbar sind!



Julia Justiss wuchs in der Nähe der in der Kolonialzeit gegründeten Stadt Annapolis im US-Bundesstaat Maryland auf. Das geschichtliche Flair und die Nähe des Meeres waren verantwortlich für zwei ihrer lebenslangen Leidenschaften: Seeleute und Geschichte! Bereits im Alter von zwölf Jahren zeigte sie interessierten Touristen das historische Annapolis, das für kurze Zeit sogar die Hauptstadt der sich von der Kolonialmacht England abspaltenden Vereinigten Staaten war. Verheiratet ist sie mit einem Offizier zur See, den sie auf einer der anderen Attraktionen von Annapolis kennengelernt hat: der Marineakademie. Mit ihm verbrachte sie viel Zeit in Tunesien und Europa. Bevor sie Tunesien, wo sie für die amerikanische Botschaft gearbeitete hatte, verließ erfüllte sie sich einen Traum: einen Regency-Roman zu vollenden. Seitdem hat sie 14 weitere Romane 3 Erzählungen und eine online-Serie veröffentlicht. Mit Preisen für ihre Werke wie dem Golden Quill, National Readers Choice, Romantic Times und All About Romance's Favorite Book of the Year, wird sie nur so überschüttet. Zur Entspannung sieht Julia sich gern Spielfilme an oder arbeitet im Garten ihres wunderschönen, im englischen Stil erbauten Hauses im östlichen Texas.

1. KAPITEL


Bristol, England – März 1834

„Wenn es zustande kommen kann, wird es sicher eine großartige Errungenschaft sein“, murmelte Crispin d’Aubignon vor sich hin. Er stand vor den Geschäftsräumen Richard Cranmores, des Ingenieurs, und musterte seine Aufzeichnungen bezüglich des letzten Zweigs der geplanten Great-Western-Eisenbahnstrecke.

Angesichts des beträchtlichen Gewinns, den er durch seine Kapitaleinlage in die Liverpool-&-Manchester-Route erzielt hatte, war er nun stets auf der Suche nach weiteren vielversprechenden Schienenbauprojekten. Sofern er von dem Mitarbeiter des Ingenieurs, den er aufzusuchen im Begriff war, die erhofften Antworten bekam, würde er bereit sein, in diesen neuen Plan abermals Geld zu stecken.

Er verstaute seine Notizen und betrat das Gebäude, wo er das vordere Büro verlassen fand. Nicht verwunderlich, da das Hauptgeschäft sich in London befand und diese Räumlichkeiten nur für die Vermessungen hier vor Ort angemietet worden waren. In Anbetracht der unverschlossenen Eingangstüren ging er jedoch davon aus, dass jemand hier sein müsse.

Während er das anschließende Büro ansteuerte, rief er: „Hallo? Ist jemand hier?“

Er hatte, als er die Schwelle erreichte, noch seinen Namen und den Grund seines Besuchs hinzufügen wollen, verharrte dort jedoch jäh.

Hinter dem Schreibtisch saß nämlich eine Frau. Nicht einfach eine Frau, wurde ihm bewusst, während sie den Blick hob und ihn fragend anschaute, sondern eine junge und sehr attraktive.

Obwohl ihr Kleid nicht so überladen gearbeitet war, wie es die gängige Mode verlangte, sah er doch, dass es exzellent geschnitten und von bestem Material war. Glänzende dunkle Locken, in denen rötliche Strähnen schimmerten, waren zu einer komplizierten Frisur aufgesteckt, und die Augen, die sie ihm zuwandte, waren von wunderschönem Grün, umrahmt von langen dunklen Wimpern. Ihr heller Teint war zart wie Blütenblätter, ihre Nase schmal und hübsch geformt. Ihre vollen Lippen und die verlockend gerundete Figur ließen Crispins Puls jäh schneller schlagen und jagten ein Prickeln durch seinen Körper.

Vornehm erzogene Frauen arbeiteten nicht, und in Büros wurden nur Männer angestellt. Zu welcher Art Frau mochte sie also zählen? Vielleicht die chère amie eines der Ingenieure?

Ehe er seine irritierten Gedanke ordnen und ein Wort herausbringen konnte, fragte sie: „Kann ich Ihnen helfen?“

Ein wenig verlegen, weil sie ihn ertappt hatte, wie er sie offen anstarrte, stammelte er: „Dellamont. Ich kam wegen einer Besprechung mit einem Mr. Gilling.“

Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen. „Lord Dellamont? Verzeihen Sie, doch ich erwartete einen … älteren Herrn. Die meisten potenziellen Investoren sind älter“, fügte sie erklärend hinzu. „Austin – Mr. Gilling – sollte jeden Moment eintreffen. Tatsächlich dachte ich, er sei es, als ich jemanden eintreten hörte.“

Sie erhob sich von dem Schreibtisch; ihre zierliche Taille wurde von den weiten Röcken noch betont. Wenn sie auch größer als die meisten Frauen ist, würde sie mir doch nur gerade bis zum Kinn reichen, dachte Crispin. Und diese zarte Gestalt würde ich zweimal umspannen können, wenn ich sie umarmte.

Und, ah, wie gern er sie umarmen würde! Nur, wer war diese verlockend liebliche Frau?

„Wenn Sie vielleicht zurück ins das Vorzimmer gehen, können Sie dort warten“, sagte sie nun. „Ich muss mich entschuldigen, dass der Empfangsbereich so … kahl ist. Da wir nicht davon ausgehen, in Bristol über einen längeren Zeitraum Kunden und Investoren zu sehen, hielt mein Vater es für überflüssig, das Mobiliar und das sonstige Zubehör anzumieten, das wir in unseren Londoner Räumen haben. Möchten Sie Tee? Ich kann Vaters Gehilfen zu der Teestube an der Ecke schicken.“

„Nein, vielen Dank.“ Obwohl das Mädchen ihn zu dem vorderen Raum führen wollte, verharrte er unentschlossen, begierig, mehr über dieses reizende Geschöpf herauszufinden.

Dann dämmerte ihm unversehens die Bedeutung ihrer vorherigen Worte. „Ihr Vater?“, wiederholte er. „Sie sind … Richard Cranmores Tochter?“

„Ja. Da niemand hier ist, um mich, wie es sich schickt, vorzustellen, will ich das selbst übernehmen. Marcella Cranmore, Mylord.“ Ihr Knicks war sehr anmutig und absolut übertrieben ausgeführt.

Wenn sie tatsächlich die unverheiratete Tochter des respektierten Ingenieurs war, gehörte sie dadurch der aufstrebenden Handelselite an – die für ihre strengen Moralvorstellungen bekannt war. Keine Chance auf ein beiläufiges, munteres Geplänkel mit einer Frau aus diesem Milieu, leider. Der Preis dafür, diese junge Frau näher kennenzulernen, würde Heirat sein – weswegen er das Gespräch sofort abkürzen sollte.

In diesem Augenblick wurde die Eingangstür geöffnet, und ein junger Mann etwa in Crispins Alter kam eilig herein. „Ah, Austin, da bist du ja“, rief die junge Frau und beglückte den Ankömmling mit einem strahlenden Lächeln.

Der Ingenieur erwiderte es herzlich. Nachdem er Crispin nur mit einem flüchtigen Blick gestreift hatte, sagte er: „Tut mir leid, Marcella, dass ich mich verspätet habe. An der Baustelle gab es Probleme mit den Geräten – das Terrain ist schwer zugänglich. Aber dein Vater bestand darauf, dass ich herkomme, weil er den Besuch irgendeines feinen Herrn erwartet, der schon einiges an Moneten in ein anderes Eisenbahnunternehmen gesteckt hat.“

Das Lächeln der Dame verblasste. „Viscount Dellamont?“

„Ja, das war der Name.“

Sie wies mit dem Kopf zu Crispin. „Er ist schon hier.“

Gilling wandte sich ihm zu, als bemerke er ihn erst jetzt. „Lord Dellamont?“

„Ich habe die Ehre“, sagte Crispin trocken.

Zwar verfärbte das Gesicht des jungen Mannes sich leicht, doch machte er rasch eine Verbeugung. „Erfreut, Sie kennenzulernen, Mylord. Austin Gilling, Mr. Cranmores Erster Ingenieur. Es war nicht so gemeint, versichere ich Ihnen.“

„Schon gut.“

„Wenn Sie gütigerweise noch ein paar Minuten warten würden? Ich muss Miss Cranmore einige Zahlen geben, die wir eben auf der Baustelle ermittelt haben. Danach will ich Ihnen nur zu gern Rede und Antwort stehen.“

„Erlauben Sie, dass ich Ihnen den angebotenen Tee besorge, Mylord. Sie sollen es so angenehm wie möglich haben, während Sie warten, und dann wird Mr. Gilling Ihnen voll und ganz zur Verfügung stehen“, warf Miss Cranmore ein und schenkte ihm ein besänftigendes Lächeln – als wäre er ein quengeliges Kind.

„Wenn Mr. Gilling Ihnen relevante Zahlen bezüglich des Gefälles der Strecke gibt, würde ich gerne zuhören.“

„Diese Zahlen sind sehr technischer Natur. Wir würden nur ungern Ihre kostbare Zeit mit mathematischen Details verschwenden“, entgegnete sie.

„Deren Bedeutung ich unmöglich erfassen könnte“, schloss er, nicht sicher, ob es ihn eher amüsierte oder beleidigte, dass sie ihn wie einen reichen, wichtigtuerischen, ahnungslosen Holzkopf behandelte.

Ihr übertrieben wohlwollendes Lächeln verrutschte ein wenig. „Sind Sie denn ein gelernter Ingenieur, Mylord?“, fragte sie ein wenig scharf.

„Nein, doch da ich schon … einiges an ‚Moneten‘ in andere Unternehmungen des Eisenbahnbaus gesteckt habe, hielt ich es für angebracht, mich mit ein paar technischen Sachfragen zu befassen, die mit der Konstruktion der Schienenwege zu tun haben.“

„Ich verstehe wirklich nicht, warum …“, setzte Gilling an, doch mit einer Geste bedeutet Miss Cranmore ihm zu schweigen.

„Wenn Sie die Zahlen gern erfahren möchten, sind Sie natürlich eingeladen, uns zuzuhören. Wir haben nichts dagegen, dass unsere Investoren mehr über die technische Seite unseres Projekts erfahren. Das kann ihre Anerkennung und Bewunderung für die Leistung der Ingenieure meines Vaters nur steigern.“

Während sie Gilling warnend anschaute, wie um ihn zu erinnern, dass er mit einem Geldgeber zu tun hatte, der mit seinen gut gepolsterten Taschen vielleicht ein Projekt förderte, aus dem sein Gehalt bestritten wurde, bat sie: „Dann kommen Sie doch zurück ins Büro. Holen Sie bitte einen weiteren Stuhl, Mr. Gilling. Und bitte erlauben Sie, dass ich Timmons den Tee besorgen lasse, Mylord.“

„Wenn Sie Tee wünschen“, sagte Crispin, neugierig darauf, was nun geschehen werde.

Und noch neugieriger darauf, warum die Tochter eins erfolgreichen, wohlbekannten Ingenieurs an einem Schreibtisch in dessen zeitweiligem Büro saß. Ihr Vater, wusste er, hatte ein nettes Vermögen mit dem Bau von Schienenwegen und Brücken gemacht. Selbst wenn es nicht höchst ungewöhnlich wäre, eine weibliche Angestellte zu beschäftigen, so war doch die Familie gewiss reich genug, dass seine Tochter nichts Anstrengenderes tun müsste, als ihrer Mutter bei der Haushaltsführung zu helfen, Freunde zu besuchen und das Geld ihres Vater für Kleider und modischen Schnickschnack auszugeben, während ihre Eltern potenzielle Verehrer vorbeidefilieren ließen.

Nachdem die Teebestellung an das Faktotum weitergegeben war, das auf ihr Rufen hereinschaute, und Gilling einen dritten Stuhl zum Schreibtisch gebracht hatte, nahm Miss Cranmore ihren Platz wieder ein, und Gilling rückte seinen Stuhl neben sie. Während sie ein Notizheft aus der Schreibtischlade nahm, zog Gilling einen Block aus seiner Rocktasche. Als sie ihr Schreibzeug zurechtgelegt hatte, nickte sie Gilling auffordernd zu.

...

Erscheint lt. Verlag 5.3.2024
Reihe/Serie Historical
Übersetzer Barbara Kesper
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlander liebesromane • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher
ISBN-10 3-7515-2658-7 / 3751526587
ISBN-13 978-3-7515-2658-6 / 9783751526586
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