Unruhe im Zwergenwald (eBook)

Felicitas
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2023 | 1. Auflage
180 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-07038-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unruhe im Zwergenwald -  Brigitte Paul-Hambrink
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Mit ihren Geschwistern weggeworfen wie Müll, ist auch Felicitas nahe daran zu ersticken. Doch sie hat Glück. Zunächst reagiert sie entsetzt, als sie erkennt, wer sie gerettet hat: Es sind Zwerge, die sie liebevoll aufnehmen und heilen. Noch mehr erschrickt Felicitas, als diese ihr offenbaren, dass sie laut einer Weissagung die langersehnte Vermittlerin zwischen ihnen und den Tieren im Wald ist, die den Naturwesen nicht mehr vertrauen. Die Zwerge vermuten, dass die Babari, jahrhundertealte Feinde, dahinterstecken, denn diese haben nur ein Ziel: Die endgültige Vernichtung des Zwergenvolks. Felicitas schwankt zwischen jugendlichem Trotz, Selbstzweifeln und ihrer wachsenden Liebe zu den Zwergen. Die mütterliche Alma bildet sie zur Heilerin aus. Vielen schwierigen, teils gefährlichen, Situationen muss sie sich stellen, bevor sie bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Da verliebt sich Felicitas, und ihr Entschluss, sich einzig und allein ihrer Aufgabe bei den Zwergen zu widmen, gerät ins Wanken. Sie lebt nun in zwei Welten, die beide nichts voneinander wissen dürfen. Die Lage spitzt sich zu, als ihr Geliebter lebensgefährlich verletzt wird und sie ausgerechnet ihm nicht helfen kann. Wird das Schicksal ihr die Entscheidung zwischen Kopf und Herz abnehmen?

Brigitte Paul-Hambrink, Jahrgang 1954, wuchs in Bielefeld-Ummeln auf. Nach ihrem Psychologiestudium in Gießen arbeitete sie zunächst als Wissenschaftlerin an der Universität Ulm, zog dann zurück nach Westfalen, sammelte hier berufliche Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen und ist inzwischen seit vielen Jahren Leiterin des Psychologischen Dienstes einer Rehabilitationsklinik. Sie engagiert sich für den Tierschutz und liebt besonders Katzen. Ihr Interesse gilt außerdem spirituellen und gesellschaftspolitischen Themen. Wissenschaftliche und belletristische Texte von ihr sind in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien erschienen.

Brigitte Paul-Hambrink, Jahrgang 1954, wuchs in Bielefeld-Ummeln auf. Nach ihrem Psychologiestudium in Gießen arbeitete sie zunächst als Wissenschaftlerin an der Universität Ulm, zog dann zurück nach Westfalen, sammelte hier berufliche Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen und ist inzwischen seit vielen Jahren Leiterin des Psychologischen Dienstes einer Rehabilitationsklinik. Sie engagiert sich für den Tierschutz und liebt besonders Katzen. Ihr Interesse gilt außerdem spirituellen und gesellschaftspolitischen Themen. Wissenschaftliche und belletristische Texte von ihr sind in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien erschienen.

2

Seltsame Geräusche weckten mich auf. Das erste, was mir bewusst wurde, war die wundervolle Wärme, die mich einhüllte. Es war auch nicht mehr so eng um mich herum, und trotz meiner geschlossenen Augenlider merkte ich, dass es hell war. Vorsichtig streckte ich meine Beine aus. Ein stechender Schmerz schoss durch meinen Rücken. Ich schnappte nach Luft.

Etwas war vollkommen falsch. Niemand lag neben mir. Wo waren meine Geschwister? Die Erinnerung drängte sich langsam, aber beharrlich in meine Gedanken: Die entsetzliche Stille, das Licht, das Schweben, der Sturz zurück ins Dunkel.

Obwohl immer noch diese bleierne Schwere wie ein Zementsack auf mir lastete, zwang ich mich, meine Augen einen Spalt breit zu öffnen. Ich nahm nur vage Schemen wahr.

„Schaut! Sie kommt zu sich.“

Trippelschritte näherten sich.

„Sei leise, sie ist noch sehr schwach.“ Das war eine andere, etwas tiefere Stimme.

„Bestimmt ist sie hungrig. Wo ist die Milch?“

„Psst, lass sie in Ruhe.“

Leichte Panik zog meine Brust zusammen. Doch egal wie sehr ich mich anstrengte, ich war zu erschöpft, um meine Augen richtig zu öffnen. Ich spürte, wie sich alles in mir sträubte. Würden sie mich wieder in den dunklen, stinkenden Sack stecken?

„Sie hat Angst vor uns.“ Das war die junge zarte Stimme.

Ich spürte, wie eine Hand ganz sachte meine Wirbelsäule hinunterglitt. Wohlige Wärme durchflutete mich, die Schmerzen verschwanden, und ich schlief ein.

Ein unangenehmes Zwicken in meinem Bauch sorgte dafür, dass ich wieder wach wurde. Hunger! Jetzt konnte ich mühelos meine Augen öffnen. Es war dämmerig. Nicht weit von mir entfernt schien es eine abgedunkelte Lichtquelle zu geben. Vorsichtig streckte ich mich. Keine Schmerzen mehr! Das fühlte sich gut an! Nur der Hunger. Moment, das war zu schön, um wahr zu sein. Neben meinem Gesicht wackelte verführerisch ein Mäuseschwänzchen hin und her. Roch zwar nicht wie Maus, aber egal. Herzhaft biss ich zu.

„Aua! Aua! Hilfe! Lass sofort los!“

Erschrocken presste ich meine Kiefer aufeinander. Das Geheul wurde noch lauter, dann ein Ruck, und ich kaute auf etwas herum, das ganz und gar nicht nach Maus schmeckte. Igitt! In hohem Bogen spuckte ich ein Knäuel Haare aus.

„Au, au, au, mein schöner Zopf!“

„Du solltest im Bett sein. Was machst du überhaupt hier? Hatte ich dir nicht eingebläut, dass du sie in Ruhe lassen sollst?“ Das war die tiefere Stimme.

Möglichst unauffällig öffnete ich ein Auge. Und schloss es gleich wieder. Gott im Himmel. Um mich herum standen Zwerge.

Meine Mutter hatte uns oft von ihnen erzählt, - dass sie fast aussahen wie Menschen, nur viel kleiner und dass sie immer rote Zipfelmützen trugen. Hm, diese hier nicht. Noch begeisterter aber hatte uns unsere Mutter berichtet, dass Zwerge magische Fähigkeiten besaßen und dass sie Pflanzen und Tiere heilen konnten. Meine Geschwister und ich hatten das immer abgetan als Spinnerei, als Märchen zum Einschlafen.

Bestimmt träumte ich, oder ich war verrückt geworden.

„Du hast wohl doch endlich mal Hunger. Hier, das schmeckt besser als ein Zwergenmädchenzopf.“ Das war die tiefere Stimme.

Ich linste unter halb geschlossenen Lidern hervor. Das wabbelige Zeug sah merkwürdig aus, duftete aber so unwiderstehlich, dass ich das Schälchen schneller leer geschleckt hatte, als eine Katze „Miau“ sagen konnte.

„Braves Mädchen. Der Brei wird dir gut tun.“ Eine rundliche Zwergenfrau nahm den Teller weg.

Ihr intensiver Blick verunsicherte mich. Mein Herz schlug mir bis zum Halse. Die Zwergin schien durch mich hindurchzusehen.

„Du hast immer wieder Schmerzen“, sagte sie und streckte beide Arme nach mir aus.

Ich zuckte zurück.

„Hab keine Angst. Halte einfach nur still.“ Sie legte ihre linke Hand auf meine Stirn, die rechte auf meinen Rücken.

Alles in mir zog sich zusammen. Vor lauter Panik begann ich zu wimmern. Ich versuchte, nach hinten auszuweichen, stieß aber bald an eine Felswand.

Die Zwergenfrau nahm ihre Hände weg. „Sieh mich an“, sagte sie sanft.

Ich japste nach Luft und kniff beide Augen so fest ich konnte zu. Da vernahm ich wie aus weiter Ferne einen leisen, melodisch klingenden Singsang, der mich seidenzart einzuhüllen schien. Wieder spürte ich die kleinen Hände auf meiner Stirn und auf meinem Rücken, und ein warmer, weicher Strom floss durch mich hindurch. Meine Schmerzen ließen nach, und ich entspannte mich. Vorsichtig öffnete ich meine Augen.

„Wie heißt du, meine Kleine?“

„Feli-, Felicitas“, stammelte ich.

„Schlaf noch ein bisschen, Felicitas, damit du wieder zu Kräften kommst.“

Erst Stunden später erwachte ich. Scheinbar war ich allein. Vorsichtig streckte ich mich. Mir tat nichts mehr weh! Ich putzte ausgiebig mein pechschwarzes Fell.

Unschlüssig legte ich mich wieder hin. Von der kleinen Wandnische aus, in der mich die Zwerge untergebracht hatten, konnte ich nicht viel sehen. Sie wurde halb verdeckt von einem Holzgestell, das mit derbem, dunkelblauem Stoff bespannt war.

Schließlich siegte meine Neugier, und ich stieg aus der Nische. Sie war Teil eines geräumigen Zimmers, in dem auch gekocht und gegessen wurde. Vor einem Kamin standen drei Ohrensessel, daneben lagen in einem Korb bunte Wollknäuel. Etwas weiter entfernt entdeckte ich ein Spinnrad.

Der nächste Raum, eindeutig das Schlafzimmer, war riesig und durch deckenhohe Zwischenwände aus geflochtenen Weidenruten in verschiedene Bereiche aufgeteilt. In einem standen drei Betten, in einem anderen ein einzelnes kleineres, und in zwei weiteren sah ich jeweils ein Doppelbett.

Etwas verwirrt schlich ich weiter. Im hinteren Bereich befand sich nur noch ein Vorratsraum, vollgestellt mit Körben, Gläsern und Kisten, alle prall gefüllt mit getrockneten Beeren, Haselnüssen, Bucheckern, Kartoffeln, Rüben und anderem Gemüse, das ich nicht kannte.

Die Wände schienen aus Stein zu sein, genauer gesagt, aus grauem Felsgestein. Seltsam fand ich, dass es keine Fenster gab, es aber trotzdem recht hell war. Das Licht schien direkt aus den Wänden zu kommen, doch selbst als ich eine dieser Stellen genauer untersuchte, konnte ich mir nicht erklären, was das weiße Strahlen verursachte.

„Das sind besondere Kristalle, die wir in die Wände eingepasst haben.“

Ich zuckte zusammen und sah mich schuldbewusst um.

Hinter mir stand die mollige Zwergenfrau. „Ich freue mich, dass es dir besser geht. Gefällt dir unser Heim?“

Verlegen nickte ich.

„Du solltest mal ein bisschen frische Luft schnappen“, sagte die Zwergin, „aber sei vorsichtig, der Höhleneingang ist durch einen Brombeerstrauch geschützt.“

Ich machte, dass ich wegkam und ging in die Richtung, in die die Zwergin gezeigt hatte. Das letzte Stück bis zur Öffnung, durch die ich den Brombeerstrauch bereits erkennen konnte, war mit kleinen weißen Mosaiksteinen ausgelegt, die funkelten.

Am Eingang blieb ich stehen und schnupperte kurz. Die Luft war mild und warm. Vorsichtig tastete ich mich durch den dornigen Busch und suchte mir in der Nähe einen sonnigen Platz. Von hier aus war der Höhleneingang komplett unsichtbar.

Genüsslich streckte ich mich aus. Wie gut die Wärme tat! Sonnenstrahlen kitzelten meinen Bauch. Au weia, was sehnte ich mich nach etwas Vernünftigem zu essen. Mein Magen knurrte gewaltig, als ich mir ausmalte, wie ich in eine fette, saftige Maus biss. Mir lief das Wasser im Munde zusammen.

Was war das?! Eine kaum wahrnehmbare Bewegung hinter einem Haselbusch, ein zartes Scharren und Piepen. Da fühlte sich jemand sehr sicher. Ich ging in Lauerstellung, erstarrte wie eine Statue, ließ das kleine ahnungslose Wesen nicht aus den Augen, verlagerte mein Gewicht, spannte meine Hinterbeine an und sprang. Ein gezielter Biss, und ich kauerte mich unter den Haselbusch, um meine wohlverdiente Mahlzeit zu genießen. Hmm, ich leckte mir zufrieden über die Lippen.

Die Lektionen meiner Mutter hatte ich offenbar gelernt. Mein Bruder war der erfolgreichste Jäger. Aber wir drei Mädchen waren auch nicht schlecht. Ausgerechnet unsere größte Schwester fing sich erst ein paar Tatzenhiebe unserer Mutter ein, bevor sie kapierte, dass eine lauernde Katze, wenn sie unbedingt will, zwar ganz leicht mit ihrem Hinterteil wackeln, aber keinesfalls ihren Schwanz hochstrecken darf. Wie oft hatte sie die Beute damit auf sich aufmerksam gemacht und verscheucht.

Die Trauer traf mich mit unerwarteter Wucht. Wie ein schwerer kalter Stein lag sie in meinem Bauch. Langsam trottete ich zurück.

„Da bist du ja!“ Die Zwergenfrau klatschte in die Hände.

Verlegen setzte ich mich und leckte mich.

Sie kam auf mich zu. Diese kleine, rundliche Zwergin reichte mir gerade bis zu meiner Stirn. Forschend sah sie mir in die Augen. Dann nahm sie mich...

Erscheint lt. Verlag 24.11.2023
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Kampf • Katzen • Magie • magisches Heilen • Naturwesen • Verbotene Liebe • Verrat • Zwerge
ISBN-10 3-384-07038-0 / 3384070380
ISBN-13 978-3-384-07038-8 / 9783384070388
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