H. C. Hollister 105 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6304-2 (ISBN)
Zehn Jahre liegt es zurück, dass Cliff Sherwoods Bruder getötet wurde. Damals schlug die mächtige Esperanza zu und vernichtete die kleine Sherwood-Ranch samt ihren Nachbarn. In diesen zehn Jahren ist aus einem halbfertigen, schlaksigen Jungen der Revolvermann Cliff Sherwood geworden, der in das Streetwater County zurückkehrt, um sein Recht zu fordern und notfalls gegen die Esperanza anzutreten. Cliff weiß, dass Big Wesley Kirby und seinem zwielichtigen Vormann viele Mittel zur Verfügung stehen, um den unerwünschten Eindringling zu vertreiben. Doch auch er hat seine Trümpfe gut vorbereitet und hofft, jede Gewalttätigkeit vermeiden zu können.
Schon wenige Stunden nach seinem Eintreffen muss Cliff erkennen, dass seine Hoffnung vergebens war. Denn für die Esperanza geht es nicht einfach nur um ein Stück Weideland. Ihr ganzes Prestige steht auf dem Spiel, wenn sie diesem Gunfighter den Sieg überlässt ...
DER GUNFIGHTER
Zehn Jahre liegt es zurück, dass Cliff Sherwoods Bruder getötet wurde. Damals schlug die mächtige Esperanza zu und vernichtete die kleine Sherwood-Ranch samt ihren Nachbarn. In diesen zehn Jahren ist aus einem halbfertigen, schlaksigen Jungen der Revolvermann Cliff Sherwood geworden, der in das Streetwater County zurückkehrt, um sein Recht zu fordern und notfalls gegen die Esperanza anzutreten. Cliff weiß, dass Big Wesley Kirby und seinem zwielichtigen Vormann viele Mittel zur Verfügung stehen, um den unerwünschten Eindringling zu vertreiben. Doch auch er hat seine Trümpfe gut vorbereitet und hofft, jede Gewalttätigkeit vermeiden zu können.
Schon wenige Stunden nach seinem Eintreffen muss Cliff erkennen, dass seine Hoffnung vergebens war. Denn für die Esperanza geht es nicht einfach nur um ein Stück Weideland. Ihr ganzes Prestige steht auf dem Spiel, wenn sie diesem Gunfighter den Sieg überlässt ...
Als sich die Sonne im Westen auf die sanft gewellte Kammlinie der Range herabgesenkt hat, kommt ein kleiner, hagerer Mann vom River House quer über die Straße von Sweetwater gelaufen. Eine abenteuerlich gekrümmte Hakennase ziert sein lederhäutiges Gesicht.
Es war von jeher Jason Sharps Angewohnheit, das Eintreffen der Postkutsche abzuwarten und dann seinen ersten Abendrundgang durch die Stadt anzutreten. Der Sheriff stößt den Atem durch die Nase aus, dass es wie ein Fauchen klingt.
»Sherwood«, schnaubt er, »bleiben Sie auf dem Bock sitzen! Tim wird Sie gleich wieder nach Medicine Bow zurückkutschieren. Dort können Sie dann morgen früh den ersten Zug nehmen und bereits drei Stunden später in Cheyenne oder sonst wo sein. Es gibt so viele Städte, die weitaus hübscher sind als Sweetwater.«
Cliff Sherwood hat inzwischen seinen Mantelsack ergriffen. »Ich weiß nicht, Jason«, sagt er mit mattem Lächeln. »Mir gefällt es hier, weil ich auf dieser Weide zu Hause bin. Und schließlich reist ein Mann nicht tausend Meilen, um sich dann wie ein unerwünschter Satteltramp zurückschicken zu lassen. Ich nehme an, Sie werden das verstehen, Jason.«
»Sherwood!«, keucht Sheriff Jason Sharp abermals, aber da ist es bereits geschehen. Cliff Sherwood ist vom Bock der Kutsche herabgesprungen und trotz des hindernden Mantelsacks mit einem federnden Satz vor dem Gehsteig gelandet. Dort steht er nun, rückt seinen Hut zurecht und wartet ab, bis der Sheriff von der anderen Seite hinten um die Kutsche heranhastet.
Dicht vor Cliff bleibt er stehen und muss zu ihm emporblicken, da dieser ihn um zwei oder drei Zoll überragt.
»Ich glaube«, sagt er etwas atemlos, »Sie unterschätzen meinen Ernst, Cliff. Sie brauchen mir auch nicht erst zu erklären, dass ich keine gesetzliche Handhabe besitze, Sie vom Sweetwater County fernzuhalten. Aber mir genügt es schon zum Eingreifen, wenn ich einen kommenden Verdruss wittern kann. Überlegen Sie sich also, ob Sie Schwierigkeiten bereiten wollen, Junge.«
Irgendwo hastet ein Mann davon, um die sensationelle Neuigkeit von Cliff Sherwoods Rückkehr zu verbreiten. Ein paar andere stecken auf dem Gehsteig flüsternd die Köpfe zusammen. Nur die beiden Männer, die es angeht – Cliff Sherwood und Sheriff Jason Sharp – stehen schweigend voreinander und tragen ein stummes Duell der Blicke und der Willenskraft aus. Bis Cliff Sherwood ruhig sagt:
»Gehen Sie mir aus dem Weg, alter Mann.«
Jason Sharp senkt die Augen und tritt zur Seite. Niemand ist da, der diese Geste anders werten würde als ein Zeichen des Geschlagengebens – auch Cliff Sherwood nicht. Er nickt gelassen und geht steifbeinig an dem Sheriff vorbei. Seinen Fehler erkennt er zu spät – nämlich erst, als sich Jason Sharp bereits halb hinter seinem Rücken befindet. Er will sich noch ducken, aber da kracht ihm bereits der Revolverlauf des Sheriffs von der Seite auf den Hut. Und für Cliff Sherwood versinkt die Welt in einer dumpfen Explosion.
✰✰✰
Es wird ein unschönes Erwachen. Ein dumpfer Schmerz wütet in Cliffs Schädel und schwillt bei jedem Rumpeln und Holpern bis ins Unerträgliche an. Um ihn herum ist es dunkel. Nur ein merkwürdiger Lichtschimmer geistert manchmal durch den engen Raum.
Mit angezogenen Beinen liegt Cliff Sherwood auf dem Rücken. Man hat ihm irgendetwas unter den Nacken geschoben, und sein rechter Arm ist weit vom Körper abgespreizt. Erst als er mit der Rechten nach seinem dröhnenden Kopf tasten will, stellt er fest, dass sein Handgelenk gefesselt ist. Es klirrt, als Cliff die Hand zu bewegen sucht. Er spürt die Berührung kalten Stahls am Handgelenk, und dann ist da noch ein angenehm kühler Hauch, man kann schon sagen ein Wind, der ihm durch die Haare fährt und seine Gedanken ziemlich rasch wieder klärt. So kommt ihm zum Bewusstsein, dass er auf der Rückbank der Concord-Kutsche liegt, die mit ihm durch die Dunkelheit fährt.
Langsam setzt Cliff Sherwood die Füße zu Boden, richtet sich auf und stellt fest, dass sein rechtes Handgelenk in einer stählernen Handschelle steckt, deren zweiter Ring um einen der Fensterpfosten geschlossen ist. Sobald ihm die letzten Vorgänge vor seiner Bewusstlosigkeit ins Gedächtnis zurückgekehrt sind, gibt es für ihn keinen Zweifel mehr, dass oben auf dem Bock der alte Tim Benteen sitzt und ihn auf Geheiß des Sheriffs nach Medicine Bow zurückkutschiert.
Da sich am westlichen Horizont noch ein grauer Schimmer zeigt, kann die Dunkelheit noch nicht lange hereingebrochen sein. Noch können sie also nicht sehr weit von Sweetwater entfernt sein.
»Tim?«, ruft er und wundert sich über den krächzenden Klang seiner Stimme.
Trotz Hufgetrappel und Knirschen der Räder scheint Tim Benteen den Ruf vernommen zu haben. Als er sich weit vom Bock herunterbeugt, erscheint sein verwittertes Gesicht oben an der Fensterecke und wird vom Schein der Wagenlaterne angestrahlt.
»Cliff?«, echot er besorgt. »Tut mir schrecklich leid, mein Junge, ich kann nichts dafür. Ich führe nur die Befehle des Sheriffs aus, und der hat mir alle Strafen der Hölle angedroht, wenn ich mir einfallen lasse, unterwegs anzuhalten oder Sie vom Pfosten loszuschließen. – Wie fühlen Sie sich denn?«
»Danke«, versetzt Cliff sarkastisch, »ich habe mich schon besser gefühlt, aber machen Sie sich um mich bloß keine Sorgen. Sie wollen mich also wirklich nach Medicine Bow zurückbringen?«
»Meinen Sie vielleicht, mir macht das Spaß?«, knurrt der alte Fahrer. »Dieser verrückte Jason Sharp bringt uns den ganzen Fahrplan durcheinander. Hören Sie, Cliff, was haben Sie sich bloß dabei gedacht, einfach hierher zurückzukommen?«
»Offenbar etwas Falsches« erwidert Cliff Sherwood mit einem mühsamen, verzerrten Grinsen. »Zumindest hatte ich angenommen, man würde mich erst einmal zu Wort kommen lassen.«
Anscheinend wird Tim Benteen die gebeugte Haltung zu unbequem, denn er gibt nur noch ein unverständliches Brummen von sich und richtet sich wieder auf. Die Unterhaltung ist damit vorerst beendet. Weiter rattert die Concord-Kutsche durch die Dunkelheit.
Aber plötzlich gibt es dann einen Ruck. Cliff Sherwood hört ein schrilles Wiehern und kann sich vorstellen, dass eines der Gespannpferde sich vorn erschreckt aufbäumt. Dann vernimmt er auch schon einen Fluch Tim Benteens und gleich darauf eine seltsame dumpfe Stimme:
»Machen Sie jetzt nur keinen Unsinn und verlieren Sie nicht die Nerven, Mann! Wenn Sie vernünftig sind, dann wird Ihnen nichts geschehen.«
Die Kutsche hat angehalten. Cliff reckt den Kopf aus dem schmalen Fenster, obgleich er sich dabei fast den gefesselten Arm verrenkt. Das Licht der Wagenlaterne blendet ihn, aber trotzdem kann er weiter vorn am Rand der Poststraße die Gestalt eines Reiters und das matte Blinken eines Revolverlaufs erkennen.
»Zum Teufel, was wollen Sie, Mister?«, keucht Tim Benteen erschreckt. »Soll das ein Überfall sein? Das ist ein Witz. Diese Post befördert weder Passagiere noch einen Wertsachentransport. Und was mich betrifft, so habe ich genau zwei Dollar und fünfundsechzig Cent in der Hosentasche ...«
»Und einen Schlüssel«, erwidert die dumpfe, offensichtlich verstellte Stimme. »Steigen Sie ab, Mann, und schließen Sie Ihren Gefangenen los! Wird's bald?«
Cliff Sherwoods Augen haben sich inzwischen an die Lichtverhältnisse gewöhnt. Er kann erkennen, dass der Reiter seinen Hut weit in die Stirn gezogen und die untere Gesichtshälfte hinter einem dunklen Halstuch oder einem Schal verborgen hat, sodass nur ein schmaler Spalt für die Augen bleibt. Auf diese Vermummung ist es wohl auch zurückzuführen, dass die Stimme derart dumpf klingt.
Die Gestalt des Mannes ist in ein weites Kleidungsstück gehüllt. Vermutlich handelt es sich dabei um einen Havelock oder einen Radmantel mit lockerem Schulterüberwurf, wie er oftmals von Kutschern oder Fuhrleuten getragen wird. Die Hand, die den Revolver hält, ist als heller Fleck auszumachen, und Cliff Sherwood kommt es so vor, als sei die herrische Bewegung, mit der der Reiter seine Aufforderung unterstreicht, ein bisschen zu gewollt und großspurig.
Tim...
Erscheint lt. Verlag | 17.2.2024 |
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Reihe/Serie | H.C. Hollister |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • 2019 • 2020 • Abenteuer-Roman • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • gf unger • G. F. Unger • H C Nagel • Indianer • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • tom prox • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-6304-X / 375176304X |
ISBN-13 | 978-3-7517-6304-2 / 9783751763042 |
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