G. F. Unger 2257 (eBook)

Reiten für Spanish Bit

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6247-2 (ISBN)

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G. F. Unger 2257 - G. F. Unger
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Spanish Bit, was so viel bedeutet wie spanisches Gebiss, war nichts anderes als eine besonders gnadenlose Kandare, die das Pferd zum blitzschnellen Gehorsam zwang. Und hatte das Tier dies begriffen, dann fügte ihm diese »Vaquero-Kandare« keine Schmerzen mehr zu. Es gehorchte dem Cowboy zuverlässig bei der Herdenarbeit mit halbwilden Rindern. Und darauf kam es an.
Das Brandzeichen der Lonnegan Ranch stellte eine solche Kandare dar, also ein Spanish Bit. Deshalb nannte man die Reiter dieser Ranch »Spanish-Bit-Rider«. Sie waren damals eine der härtesten Mannschaften.
Und es war eine Herausforderung und Ehre für sie, für Spanish Bit und Big Jake Lonnegan reiten zu dürfen. Ja, sie fühlten sich wie Ritter mit Stolz und Ehre. Doch diese Sorte gab es wahrscheinlich nur in Heldensagen.
Aber diese Geschichte ist keine Heldensage. Sie schildert nur, wie es tatsächlich war ...


Reiten für
Spanish Bit

Spanish Bit, was so viel bedeutet wie spanisches Gebiss, war nichts anderes als eine besonders gnadenlose Kandare, die das Pferd zum blitzschnellen Gehorsam zwang. Und hatte das Tier dies begriffen, dann fügte ihm diese »Vaquero-Kandare« keine Schmerzen mehr zu. Es gehorchte dem Cowboy zuverlässig bei der Herdenarbeit mit halbwilden Rindern. Und darauf kam es an.

Das Brandzeichen der Lonnegan Ranch stellte eine solche Kandare dar, also ein Spanish Bit. Deshalb nannte man die Reiter dieser Ranch »Spanish-Bit-Rider«. Sie waren damals eine der härtesten Mannschaften.

Und es war eine Herausforderung und Ehre für sie, für Spanish Bit und Big Jake Lonnegan reiten zu dürfen. Ja, sie fühlten sich wie Ritter mit Stolz und Ehre. Doch diese Sorte gab es wahrscheinlich nur in Heldensagen.

Aber diese Geschichte ist keine Heldensage. Sie schildert nur, wie es tatsächlich war ...

Es war ein weiter Ritt zu den Two Dance Hills für Clay Jennison. Doch nun sieht er die Lichter der Ranch unter sich im weiten Tal. Sie werden im gleichen Maße heller, wie die Dämmerung zur Nacht wird, unter deren schwarzem Mantel sich tausend Geheimnisse zu verbergen scheinen.

Es wird eine schwarze Nacht ohne Mond und Sterne. Und so können die Coyoten auf Hügeln keinen Mond anheulen. Es wird eine stille Nacht, in der auch keine jagende Nachtfalken am Himmel sind.

Clay Jennison reitet den langen Hang abwärts zum Tal hinunter. Er hält sich auf dem schmalen Reit- und Wagenweg, der von der kleinen Stadt Two Dance zur Ranch führt. Und zuvor war er einige Tage und Nächte unterwegs gewesen.

Nun aber sieht er das Ziel vor sich.

Es sind noch fast zwei Meilen bis zur Ranch, und sie erweist sich als eine Ansammlung von Gebäuden und Corrals rings um das Ranchhaus. Aber er wird das alles erst bei Tageslicht richtig sehen können.

Aus dem langen Bunkhouse der Mannschaft fällt Licht über den weiten Hof.

Ein großer Hund taucht vor Clay Jennisons Pferd auf und versperrt ihm knurrend den Weg.

Jennison hält an und wartet. Doch er muss nicht lange warten, dann spricht eine Stimme ruhig aus der Dunkelheit eines Schuppens: »Gut, dass Sie angehalten haben, wer Sie auch sind. Beißer hätte Sie aus dem Sattel geholt. Also, Freund, wer sind Sie? Was wollen Sie? Woher kommen Sie?«

Es sind drei knappe Fragen, und der Frager taucht als Schatten auf, hält sich dem Lichtschein fern. Denn auch drüben aus dem Ranchhaus fällt Licht über den Hof.

»Ich möchte zu Mister Lonnegan. Ich kam den Oregon Trail herauf. Mein Name ist Jennison, Clay Jennison.«

»Und Sie reden wie ein Texaner. Was macht ein Texaner so weit im Westen zwischen Nebraska und Wyoming?«

»Das werde ich Mister Lonnegan sagen, wenn dieser mich dies fragen sollte.«

In Clay Jennisons Stimme ist nun ein Klang fast wie eine Warnung.

Und noch bevor der Nachtmann der Ranch etwas sagen kann, tönt von der Veranda des Haupthauses eine tiefe Stimme: »Schick ihn her, Sly. Er soll kommen.«

Clay Jennison wartet nicht länger, sondern reitet wieder an. Und der große Hund trottet nun an der rechten Seite des Pferdes und wittert ständig zu ihm hoch.

Da sie nun in den Lichtbereich gelangen, kann Clay erkennen, dass dieser Hund wahrscheinlich zur Hälfte ein Wolf ist, ständig bereit, zu ihm hochzuspringen, sollte er einen kurzen Zuruf bekommen.

Als Clay wenig später vor der Veranda verhält, da sieht er den Mann im Schaukelstuhl auf der anderen Seite des Geländers.

Und dieser Mann fragt: »Jennison ...? Habe ich richtig gehört? Jennison?«

»Yes, Sir, Jennison, Clay Jennison. Und mein Vater war Barton Jennison. Er hat mir eine Menge von Ihnen erzählt von jener Zeit, da Sie und er noch zusammen geritten sind. Das hat mich neugierig gemacht. In Dodge City hörte ich von der großen Ranch, die Sie hier gegründet haben, der Spanish Bit Ranch. Als mein Vater starb, da sagte er mir noch, dass ich Sie suchen soll irgendwo im Nordwesten. Und nun habe ich Sie gefunden.«

Als er verstummt, da schweigt Jake Lonnegan eine Weile.

Dann murmelt er: »Barton hat mir damals in Texas das schönste Mädchen der Welt weggeschnappt. Und nun hat er auch noch deren Sohn zu mir geschickt. Fast hätte ich ihn damals zum Duell herausgefordert. Verdammt, was hat er sich vor seinem Sterben nur gedacht?«

»Er hat mir gesagt, dass ich ebenso gut auch Ihr Sohn hätte werden können, wenn Sie ihm das schöne Mädchen weggeschnappt hätten. Doch die Wahl hatte sie getroffen. Ich soll Sie um Vergebung bitten. Er hat all die Jahre darunter gelitten, dass eure Freundschaft so geendet hat.«

Er macht eine kleine Pause. Dann zieht er seinen Wallach herum und will anreiten.

Doch da klingt Jake Lonnegans tiefe Stimme: »Steig ab, Junge! Ich will sehen, was Bart und Clementine zustande gebracht haben!«

Clay Jennison zögert kurz. Dann gehorcht er.

Der Hund aber schnüffelt nun an ihm und grollt nicht mehr.

Lonnegans Stimme ruft über den Hof: »Jemand soll ich um sein Pferd kümmern! Und Doc soll ihm ein Abendbrot herüberbringen!«

Dann erhebt Lonnegan sich und wartet, bis Clay Jennison vor ihm steht.

Sie sind fast von gleicher Größe, also etwa sechs Fuß und drei Zoll, und so können sie sich im Halbdunkel der Veranda geradewegs in die Augen sehen. Einige Atemzüge lang verharren sie so. Dann murmelt Lonnegan: »Gehen wir hinein, Junge, damit ich dich bei Licht besser sehen kann.«

»Yes, Sir – aber nennen Sie mich bitte nicht mehr Junge. Mein Name ist Clay.«

Lonnegans Augen unter den buschigen Braunen werden einen Moment schmal. Und er strömt in diesen Moment eine drohende Härte aus. Ja, er ist ein King, ein Cattle King, dessen Ranch größer ist als ein europäisches Fürstentum. Und er ist ein Boss, sozusagen ein Herrscher fern von Recht und Gesetz.

Sie gehen hinein, und drinnen betrachten sie sich noch mal im Lampenschein der großen Lampe. Es ist eine Karbidlampe mit einem großen Kessel, welcher mit Karbid gefüllt ist, auf den Wasser tropft, sodass sich Gas entwickelt. Es ist ein besonders helles Licht, viel heller als das Licht von Kreosotöl-Lampen.

Einige lange Atemzüge lang betrachten sie sich schweigend, und jeder von ihnen strömt etwas aus, was der andere deutlich spürt.

Dann nickt Jake Lonnegan und spricht ruhig: »Ja, du bist sein Sohn. So wie du jetzt so sah er damals aus, als sich deine Mutter für ihn entschied. Was wurde aus ihr? Konnte er sie wenigstens glücklich machen?«

Clay Jennison nickt langsam. »Ja, das hat er getan. Sie waren fünfzehn Jahre lang ein sich liebendes Paar. Dann kamen Bandoleros über der Rio Grande und überfielen unsere Ranch. Wir kämpften, bis unsere Nachbarn uns zu Hilfe kamen. Auch meine Mutter kämpfte, schoss mit einem Gewehr aus dem Fenster, bis eine Kugel sie traf. Das war vor zwölf Jahren. Und mein Vater nahm sich keine zweite Frau mehr.«

Als er verstummt, da schweigen sie wieder einige Atemzüge lang und sehen sich dabei fest an.

Immer noch stehen sie am Tisch voreinander, nehmen nicht Platz.

Dann fragt Lonnegan hart: »Und was geschah dann? Warum bist du weg vom Rio Grande?«

»Das ist eine längere Geschichte, Sir.«

»Verdammt, dann erzähl sie mir! Nimm Platz! Der Koch wird gleich mit dem Essen kommen. Auch ich habe noch nicht zu Abend gegessen. Ich sitze gerne draußen auf der Veranda, wenn es Nacht wird, und frage mich dann stets, warum ich mir ein Königreich geschaffen habe – wozu, verdammt! Setz dich!«

Sie nehmen Platz.

Dann kommt auch schon der Ranchkoch mit einem Tablett herein und betrachtet Clay mit einem schrägäugigen Blick aus seinem Wolfsaugen.

»Das ist Curly«, grinst Lonnegan unter seinem Sichelbart. Dieses Grinsen verändert sein hartes Gesicht und lässt ahnen, dass in diesem harten Cattle King tief im Kern noch eine andere Seite seines Wesens verborgen ist.

Clay Jennison grinst nicht, denn der Koch, den man hier offenbar nur Curly nennt, hat einen kahlen Kopf, der im Lampenlicht glänzt wie eine große polierte Billardkugel. Er spürt instinktiv, dass der Koch von Fremden dieses Wort als Spott empfindet, denn welcher Glatzkopf lässt sich schon gern Locke nennen?

Und so nickt Clay ihm nur wortlos zu.

Es gibt Steak mit Bratkartoffeln und geschmortem Gemüse, also Tomaten, Bohnen, Mais und anderem Zeug. Alles ist gut gewürzt.

Clay grinst den schrägäugigen Koch an. »Wenn es so gut schmeckt, wie es riecht ...«, sagt er.

»Was ist dann?« Curly fragt es trocken.

»Dann habe ich Glück gehabt, Doc.«

Der Koch – fast alle Ranchköche werden Doc genannt – grinst nun zurück. Dann geht er hinaus.

»Der war mal Koch auf einem Walfänger«, murmelt Lonnegan und beginnt zu essen.

Auch Clay tut es. Und immer wieder heben sie ihre Blicke von den Tellern und sehen sich an.

»Also, warum bist du weg von daheim? Und an was starb dein Vater, an einer Krankheit oder an einer Kugel? Oder brach er sich das Genick beim Zureiten eines...

Erscheint lt. Verlag 3.2.2024
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6247-7 / 3751762477
ISBN-13 978-3-7517-6247-2 / 9783751762472
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