Blut geleckt (eBook)

(Autor)

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2024 | 8. Auflage
322 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-6241-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blut geleckt -  Leo Walde
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Wer ist der Tote, neben dem Laya aufwachte? Warum wollte der Bankdi-rektor die Leiche seiner Geliebten entsorgen? Und vor allem: Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Zwei Fälle - eine Lösung? Die zu finden dürfte selbst dem gewieften Ermittlerteam der Detektei 'Tooth Stone Investigations' schwerfallen. Aber in Ausnahmesituationen wachsen Men-schen bekanntlich über sich hinaus. Und wer sagt denn, dass die Frankfurter Detektive das nicht auch könnten? Um es vorwegzunehmen: Sie lösen die Fälle, natürlich tun sie das. Doch das ist noch lange nicht alles... Wenn Andrea und Zahnstein nun als frisch gebackene Privatdetektive in Aktion treten, und dabei durch Laya und Janine, zwei nicht minder begabte Ermittlerinnen, unterstützt werden, dann stehen wie immer Überheblichkeit, Intriganz und Vorteilsnahme ganz oben auf ihrem Erfolgsrezept. Und doch geht es um mehr: Endlich einmal nicht aus puren Zufällen heraus über Leichen stolpern und in dunkle Abgründe blicken, sondern von zahlender Kundschaft dazu aufgefordert werden - das war der Plan! Nur... das mit den Plänen ist bekanntlich so eine Sache: mal gehen sie auf, mal nicht. Aber mal ehrlich: Anders wäre es doch langweilig, oder?

Lange bevor Leo Walde mit dem Schreiben begann, hatte er seine Berufswahl auf die Alternative Bankdirektor vs. Auftragskiller eingegrenzt. Wie wir alle wissen, haben die Angebote der isländischen Land- und Fischereiwirtschaft diese Träume zunichte gemacht. Erst viel später, im unverdienten Ruhestand, war er in der Lage, seine Phantasien literarisch zu verarbeiten. Ob er es nun schaffen wird, den heiß ersehnten Buchpreis zu ergattern? Nun, obwohl er felsenfest davon überzeugt ist, erscheint dies mehr als zweifelhaft. Privat ist Leo Walde jedoch trotz gelegentlicher Anflüge von Größenwahn ein überaus bescheidener Mensch, der als Hobby neben seltenen Zierfischen auch gefakte Lebensläufe sammelt.

Leo Walde musste zunächst einen ebenso nervenaufreibenden wie zeitaufwendigen Broterwerb hinter sich bringen, bevor er endlich in der Lage war, sich der Schriftstellerei zu widmen. Deshalb kann er weder auf eine umfangreiche Liste erfolgreicher Veröffentli-chungen noch auf damit eingeheimste Buchpreise zurückblicken, ist jedoch frohen Mutes, dies nun nachholen zu können. Ob ihm das mit seinen Romanen, die sich durch eine krude Mischung aus Agententhriller, Heimatroman und Eifersuchtsdrama auszeichnen, jemals gelingen wird, bleibt allerdings abzuwarten. Privat ist Leo Walde trotz gelegentlicher Anflüge von Größenwahn ein überaus bescheidener Mensch, der als Hobby neben seltenen Zierfischen auch gefakte Lebensläufe sammelt.

EINS


 

 

 

 

 

 

Die Frau, die vor dem Fenster stand, war nackt und hielt ein Handy in der rechten Hand. Sie richtete es auf den um diese Zeit fast menschenleeren Strand, das glitzernde Meer und den blassblauen Himmel. In zwei Stunden würde das Meer immer noch glitzern, aber der Strand würde beginnen, sich mit Menschen zu füllen und der Himmel würde eine strahlende Sonne zeigen. So war es jedenfalls gestern gewesen, und wahrscheinlich würde es auch an den restlichen Tagen in diesem März so weitergehen.

Ihre linke Hand hatte die Frau auf die Hüfte gestemmt, womit sie keine besondere Absicht verband, irgendwo musste sie die Hand ja ablegen. Ihre schwarzen, mit einem leichten Rotstich versetzten Haare hingen über ihre Schultern und in ihrem strengen Gesicht glänzten ihre ruhigen Augen. Als sie auf den Aufnahmebutton berührte und das Display sich kurz verdunkelte, fing sie auch einen Teil der Brüstung des Balkons ein, der sich vor dem Fenster befand. Sie kontrollierte das Ergebnis der Aufnahme und war damit zufrieden. Um diese Tageszeit war das Meer einfach am schönsten und das Balkongeländer passte hervorragend dazu.

»Was machst du da?« Die schläfrige Stimme kam aus dem hinteren Teil des Raums. Die Frau, der diese Stimme gehörte, lag in dem Bett, das an der dem Fenster gegenüberliegenden Wand stand und das dominierende Möbelstück in dem Zimmer darstellte. Sie hatte vor einer Minute noch geschlafen und war durch ein Geräusch aufgewacht, das entweder von der Frau am Fenster oder von irgendjemand anderem im Hotel verursacht worden war.

»Schlaf weiter, Süße«, sagte die Frau am Fenster. »Ich fotografiere das Meer. Damit ich zu Hause noch weiß, wie schön das hier war.« Sie drehte sich um und richtete das Handy auf die Frau im Bett. »Bitte rescht freundlisch!«, sagte sie.

»Hör auf! Ich will nicht nach Insta!«

»Warum ned? Sei ned so prüde!«

»Lass das! Komm lieber her und mach ein Bild von uns beiden.« Die Frau im Bett war an die Rückenlehne gerutscht und schlug ein paarmal mit der Handfläche auf das Bettlaken neben ihr.

Die Frau mit dem Handy legte ich zu ihr, streckte ihren Arm aus und richtete das Display so aus, dass die Frauen auf dem kleinen Bildschirm zu sehen waren. Sie strahlen beide das Handy an. Klick!

»Laya und Janine«, sagte sie, »das Traumpaar des Jahres!«

»Des Jahrzehnts!«, lachte die andere Frau, die ihren Kopf auf die Schulter der Fotografin gelegt hatte. »Mindestens.«

Die Frau legte das Handy auf die kleine Ablage neben dem Bett. Sie war es, die Laya hieß, und sie gab ihrer Freundin einen Kuss auf den Mund. »War ´ne verdammt gute Idee, hier her zu fliegen!« Sie streckte sich. »Ich hab´s verdammt echt gebraucht!«

»Malle ist immer gut.«

»Warst du schon mal hier?«

»In Malle? Na klar!«

»Nee, ich meine in diesem Kaff. Cala Dingsbums… wie heißt das hier noch?«

»Cala Ratjada.«

»Genau. Ist zwar nicht Palma, aber die Party geht hier auch ab!«

»Und wie!«, sagte die Frau, die Janine war. »Der kleine Schwarzhaarige im Unterhemd hat dich ja ganz schön angemacht…«

»Das war ein Muscleshirt, Schätzchen.«

»Komischer Name eigentlich… Ein Hemd mit Muskeln…«

»Der Typ hatte auch welche! Hab´s genau gesehen!«

»So so, hat dir wohl gefallen?«

»Die Muckis waren schon gut, aber warum musste mir der Typ nur so ´ne Frikadelle ans Ohr quatschen?«

»´Ne Frikadelle ans Ohr quatschen? Sagt man das in Indien so?«

»In Deutschland etwa nicht?« Laya grinste. »Du konntest dich aber auch nicht über zu wenig Anmache beklagen, Süße!«

»Du meinst die verrückten Weiber aus Wuppertal?«

»Wuppertal? Waren die da her?«

»Zumindest die eine.«

»Und die andere?«

»Keine Ahnung. Aber jedenfalls wollten die die Nacht wohl nicht unbedingt nur zu zweit verbringen.«

»Na bei dir sind sie ja genau an der richtigen Adresse gelandet!«

»Wie kommst du denn darauf? Du warst doch dabei!«

»Ach so ist das also! Nur weil ich da war, bist du nicht…«

»Quatsch!«, lachte Janine. »Die waren eh nicht mein Beuteschema.«

»Na dann…«

»Du bist mein Beuteschema.« Janine grinste Laya an.

»Da hab ich ja noch mal Glück gehabt«, meinte die trocken.

Janine atmete aus. »Aber diese ganze Partyszene hier… ich kann dir sagen, ey, ich bin momentan gar nicht so scharf drauf…«

»Ich auch nicht. Aber zwischendurch mal abzutanzen, ist doch auch nicht schlecht, oder?«

»Zwischen was?« fragte Janine mit Unschuldsmiene.

»Dreimal darfst du raten!« Laya drehte sie auf den Rücken und setzte sich rittlings auf ihren Bauch.

»Hey«, lachte Janine, »wir haben noch nicht getanzt!«

 

Eine halbe Stunde später sagte Laya: »Eigentlich wollte ich mal meine Ruhe haben, ich schwöre!«

»Selbst schuld.«

»Stimmt.« Sie lag auf dem Bauch, hatte ihren Kopf auf einem ausgestreckten Arm abgelegt und grinste Janine an. Ihre schwarzen Haare lagen über ihrem Gesicht und sie versuchte, sie von den Augen wegzupusten. Janine lag auf dem Rücken und starrte an die Zimmerdecke. Sie hatte braune Haare, kurz geschnitten, zum Wegpusten war da nichts. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und lächelte ebenfalls.

»Aber immer nur Ruhe…«

»Ist ja schon ok. Aber ich sage dir: Ich war verdammt fertig, wie wir aus Frankfurt weg sind! Ich hab echt nur Scheiße in der Hand gehabt! Sogar in der U-Bahn ham sie misch drangekriegt!«

»Wie, ›drangekriegt‹?«

»Na ja, ich hatte kein Fahrschein dabei…«

»Ach so, du bist schwarz gefahren! Na, wie du aussiehst!«

»So schwarz bin isch gar nicht!«

»Ich meine die Haare!«

»Ach so.«

Dass Janine die Haare von Laya meinte, war allerdings so etwas wie eine ›halbe Lüge‹. Denn auch ihr Teint war, wenn schon nicht schwarz, so doch, nun ja, dunkel. So wie der Teint einer Inderin nun mal ist – da ändern auch zehn Jahre ›Verwestlichung‹ nicht sonderlich viel dran.

»Jedenfalls steht da plötzlich so ´ne Boygroup vor mir…«, fuhr sie fort.

»Boygroup?«

»Jungs halt! Männer. Fett. Gitarre spielen konnten die wahrscheinlich nicht.«

»Wer weiß?«

»Nee, nee. Die konnten nur reden. ›Ihren Fahrtausweis, aber dalli!‹«

»Das haben sie gesagt? Dalli?«

»Nicht wortwörtlich. Aber sinngemäß.«

»Und was hast du gesagt?«

»›Das wollen viele.‹«

»Echt?«

»Ich schwöre! Obwohl… das stimmte ja gar nicht! So viele wollen meinen Fahrtausweis gar nicht sehen! Aber ich hab trotzdem…«

»Hätt ich auch gemacht!«

»War aber vielleicht keine so gute Idee… Der Typ wurde nämlich gleich pampig.«

»Typisch!«

»Vielleicht hätte ich den Mittelfinger nicht ausstrecken sollen…«

»Wusste gar nicht, dass die Bullen wissen, was das bedeutet…«

»Das waren keine Bullen! Das waren so… Schaffner, oder wie das heißt.«

»Kontrolleure.«

»Oder so. Ich jedenfalls: Wieviel wollt ihr, ihr Arschgeigen?‹, da sagt doch so´n Typ neben mir: ›Die Frau gehört zu mir‹.«

»Was für´n Typ denn?«

»Na, so´n anderer Fahrgast halt. Sitzt auf der anderen Seite vom Gang und sagt…«

»Hab schon verstanden! Hatte der so ´ne Monatskarte, oder was?«

»Genau! Woher weißt du?«

»Na, mit der kannst du doch…«

»Genau! Umsonst mitfahren und so. Der Schaffner sagt dann noch: ›Diese Dame ist also ihre Begleitung?‹ Und der Typ nickt bloß. Ich meine, der hat kein Wort geglaubt, der Schaffner, guckt nur blöd, und schon war er weg.«

»Das war aber nett von ihm!«

»Er konnte eh nix machen!«

»Ich meine den Typen!«

»Ach so. Na ja, ich weiß nicht… Jedenfalls, ich guck also den Typ so an und sag: ›schönen Dank auch‹, und dann sagt der doch: ›Im Leben ist nichts umsonst, Süße‹.«

»Hä?«

»Pass auf! Ich also ›ich bin nicht deine Süße‹ und so. Da sagt der: ›Du bist doch die Laya!‹ Der Arsch kannte mich! Irgendwoher, keine Ahnung. Und ich dann: »Was willst du?« Und er: ›Einmal umsonst!‹«

»Das gibt’s doch nicht!«

»Doch! Pass auf! Ich schnell gerechnet. Ich mein, was hab ich denn durch das Mitfahren gespart? Fuffzig Euro? Ich sach also: ›Das ist höchstens ´nen BJ wert‹«

»BJ?«

»Na, Blowjob halt.«

Janine rief: »Das hättest du gemacht?«

Laya sah sie träge an. »Na ja, wär nicht das erste Mal…«

Janine nickte. »Klar. Sorry.«

»Was heißt hier sorry? Ich meine… Irgendwie hatte der Typ ja schon Recht gehabt. Er hat mir ja aus der Patsche geholfen! Kann verstehen, wenn er dafür was haben will. Ich jedenfalls: ›Komm vorbei, wenn du Zeit hast, aber ruf vorher an‹ Und dann hab ich ihm ´ne Visitenkarte gegeben…«

»Von unserer Firma?« Janine tat entsetzt.

»Nee, natürlich nicht! Von einem meiner Stammkunden. Da hab ich dann den Namen durchgestrichen und meine Nummer draufgeschrieben. Hatte ja sonst nichts dabei, wo ich was draufscheiben konnte.«

Man konnte über Laya sagen, was man wollte. Sie war vielleicht kein Ausbund an Tugendhaftigkeit und solche Dinge wie Ehrlichkeit und Offenheit gehörten ebenfalls nicht zu ihren starken Seiten. Als Prostituierte im Frankfurter Bahnhofsviertel wäre sie überdies nur schwerlich als leuchtendes Beispiel für die...

Erscheint lt. Verlag 20.1.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Auftragskiller • Ex-Prostituierte • Frankfurt-Krimi • influencer • KI • Mathematik-Professorin • Privatdetektiv
ISBN-10 3-7584-6241-X / 375846241X
ISBN-13 978-3-7584-6241-2 / 9783758462412
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