Watermans Tod (eBook)
296 Seiten
Dryas Verlag
978-3-98672-056-8 (ISBN)
Mara Laue, 1958 in Braunschweig geboren, begann im Alter von 12 Jahren mit dem Schreiben. Seit 1980 wurden Fantasy- und Science-Fiction-Storys, Kriminal- und andere Kurzgeschichten und Gedichte in Anthologien und Fanzines sowie verschiedene Sachartikel zu diversen Themen veröffentlicht. 1999 erschien ihr erstes Buch, ein Lyrikband. Seit 2005 arbeitet sie als Berufsschriftstellerin und schreibt hauptsächlich Krimis/Thriller, Science Fiction, Okkult-Krimis, Dark Romance, Fantasy und Lyrik, aber auch Theaterstücke. Zudem unterrichtet sie kreatives Schreiben in Workshops und Fernkursen.
Mara Laue, 1958 in Braunschweig geboren, begann im Alter von 12 Jahren mit dem Schreiben. Seit 1980 wurden Fantasy- und Science-Fiction-Storys, Kriminal- und andere Kurzgeschichten und Gedichte in Anthologien und Fanzines sowie verschiedene Sachartikel zu diversen Themen veröffentlicht. 1999 erschien ihr erstes Buch, ein Lyrikband. Seit 2005 arbeitet sie als Berufsschriftstellerin und schreibt hauptsächlich Krimis/Thriller, Science Fiction, Okkult-Krimis, Dark Romance, Fantasy und Lyrik, aber auch Theaterstücke. Zudem unterrichtet sie kreatives Schreiben in Workshops und Fernkursen.
1.
Freitag, 28. April
„Das kannst du nicht tun!“ Alan ballte die Fäuste.
Sein Schwager grinste ihn spöttisch an. „Wem gehört dieser Pub doch gleich?“ Er deutete mit dem Daumen auf seine Brust. „Mir. Er ist mein rechtmäßiges Erbe von meiner Frau, ich bin der alleinige Eigentümer, und ich kann mit meinem Pub machen, was ich will. Auch ihn verkaufen, wann und an wen ich will.“
Alan schüttelte den Kopf. „Cian, bitte! Merman’s Song ist seit Generationen in unserer Familie, mit den O’Rourkes untrennbar verbunden. Du bist Teil der Familie, da kannst du doch nicht einfach ...“
„Hört, hört!“ Cians Stimme triefte vor Hohn. „Das sind ja mal ganz neue Töne. Eure ganze Familie war gegen mich, als ich Róisín heiraten wollte. Ihr habt ihr sogar mit Enterbung gedroht und keinen Hehl daraus gemacht, dass ich euch nicht willkommen bin. Aber jetzt, ganz plötzlich“, er breitete theatralisch die Arme aus, „bin ich Teil der Familie.“ Er schnaubte. „Aber nur weil euch der Arsch auf Grundeis geht und ihr mich mit dieser Schleimerei daran hindern wollt, den Pub zu verkaufen.“
Alan seufzte und schüttelte erneut den Kopf. „Die ursprünglichen Ressentiments gegen dich gingen ausschließlich von unserem Vater aus, und das weißt du. Du kannst wohl kaum behaupten, dass auch nur ein einziges Familienmitglied außer ihm dich unangemessen behandelt hat. Und sogar der Alte hatte schon lange vor seinem Tod eingesehen, dass er sich in dir getäuscht hat und dich als Schwiegersohn akzeptiert. Also, wenn du den Pub unbedingt verkaufen willst, dann verkauf ihn uns.“
Cian tippte sich mit dem Finger ans Kinn. „Mal überlegen.“
Die Tür seines Büros wurde geöffnet, und Cassidy McCabe trat ein. Sie arbeitete im Pub, war aber wohl mehr als nur eine einfache Bedienung, denn sie und Cian gingen sehr vertraut miteinander um.
„Raus!“, schnauzte Cian sie an.
Sie blieb stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn herausfordernd an. „In dem Ton ganz bestimmt nicht. Außerdem brauche ich Wechselgeld. Der Vorrat ist aufgebraucht.“
Cian zog ein Schlüsselbund aus der Hosentasche und warf es ihr zu. Sie fing es auf, ging zum Safe hinüber, der in einer Ecke als zweiter Tisch diente, schloss ihn auf und tippte die zusätzlich erforderliche Codenummer ein.
„Also“, Cian wandte sich Alan wieder zu und grinste ihn an, „nach reiflicher Überlegung: nein. Ich verkaufe den Pub nicht an euch.“
„Cian ...“
„Und das ist mein letztes Wort. Raus!“
Alan schluckte seine Wut hinunter; vorerst. Denn wenn sein Schwager in dieser Stimmung war, konnte man sowieso nicht mit ihm reden. Alan fragte sich nicht zum ersten Mal, was Róisín an ihm gefunden hatte, war aber immer bereit gewesen, ihn zu akzeptieren. Aber dass er jetzt Merman’s Song an Fremde verkaufen wollte – das ging zu weit. Ja, Róisín hatte Cian den Pub testamentarisch ausdrücklich hinterlassen, vermutlich, um ihn auch nach ihrem Tod an die O’Rourkes zu binden. Gerade deshalb konnten sie nicht zulassen – würden sie nicht zulassen, dass er an Fremde verkauft wurde. Aber im Moment konnte Alan hier nichts ausrichten. Er trat den Rückzug an.
„Ich hoffe, du überlegst es dir noch anders. Welchen Preis du auch für den Pub verlangst, wir bezahlen ihn.“
Cian grinste wieder. „Nicht für alles Geld der Welt. Und nicht mal für eure Destille gratis obendrein. Einen schönen Abend noch, Al.“
Alan verließ das Büro und musste an sich halten, um weder die Tür zuzuknallen noch Cian im Vorbeigehen in die Eier zu treten oder ihm Schlimmeres anzutun. Wonach ihn mit aller Macht gelüstete. Aber dafür war hier weder der richtige Ort noch die richtige Zeit. Schon gar nicht mit Cassidy als Zeugin, die ihn wachsam beobachtete. Aber das letzte Wort in dieser Angelegenheit war noch nicht gesprochen. Noch lange nicht! Wenigstens ließ sich die Außentür des Pubs zuknallen, und das tat Alan mit Genuss.
Cassidy schloss den Safe, warf Cian die Schlüssel zu und schüttelte den Kopf. „Musste das sein?“
„Geht dich das irgendwas an?“, knurrte er.
Sie nickte. „Schließlich arbeite ich hier, und wenn du den Pub verkaufst, betrifft das auch mich.“
Cian winkte ab. „Hab ich nicht vor. Ich wollte meinen lieben Schwager nur ein bisschen ärgern und ihm und seiner Familie ein paar schlaflose Nächte verschaffen.“
Sie schüttelte erneut den Kopf. „Du musst sie ja mächtig hassen für solche Niedertracht.“
„Niedertracht?“ Er schnaubte. „Du hast keine Ahnung, wie die mich behandelt haben. Dafür haben sie erheblich mehr verdient als nur ein paar schlaflose Nächte.“
„Man sollte die Vergangenheit auch irgendwann mal ruhen lassen, Cian. Wie ich verstanden habe, ist die Zeit der Anfeindung durch die O’Rourkes lange vorbei. Und kleinliche Rache hat noch nie was Gutes bewirkt.“
Er blickte sie nachdenklich an. „Du hältst doch auch an deiner Vergangenheit fest. Gewissermaßen.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin bereit loszulassen. Jederzeit. Denn ich habe mit ihr abgeschlossen, als ich dich kennenlernte.“
Er hob die Augenbrauen. „Ein Kompliment?“
Sie grinste flüchtig. „Träum weiter.“
Er lachte, wurde aber gleich wieder ernst. „Komm mal her, Cassie.“
Sie gehorchte.
Er legte ihr die Hände auf die Schultern und sah ihr in die Augen. „Ich werde Merman’s Song nicht verkaufen. Weil ich will, dass du ihn bekommst, wenn ich irgendwann mal sterbe.“
„Was?“ Sie schob seine Hände von ihren Schultern und starrte ihn perplex an. „Das …“ Sie schüttelte den Kopf. „Warum?“
„Blöde Frage“, schnaubte er. „Warum wohl? Du bedeutest mir was.“ Er räusperte sich. „Eine Menge, um genau zu sein. Ich kann das nur nicht immer richtig zeigen. Kennst mich ja.“ Ein flüchtiges Lächeln.
Sie runzelte die Stirn. „‚Nicht immer richtig zeigen’ ist die Untertreibung des Jahrhunderts“, beschwerte sie sich. „Die meiste Zeit habe ich das Gefühl, dass du“, sie schluckte, „mich hasst.“
„Aber nein!“ Er nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. „Nein. Im Gegenteil. Bin eben einfach nicht der sentimentale Typ. Und außerdem …“ Er seufzte.
„Ja.“ Cassidy machte sich von ihm los. Dieses „Außerdem“ würde trotz allem immer zwischen ihnen stehen; das war ihr klar. „Deswegen musst du mir aber nicht den Pub vermachen. Der ist verdammt viel wert und eine Goldgrube.“
„Eben deshalb. Du kannst ihn führen, hast du gut gelernt während der letzten zwei Jahre, und bist perfekt für den Job. Bist ja sowieso schon die Geschäftsführerin. Außerdem habe ich schon ein Testament gemacht, das die Sache regelt. Nur für alle Fälle, damit die O’Rourkes ihn nicht bekommen.“ Er hob die Hand, als Cassidy etwas sagen wollte. „So will ich es, und so wird es gemacht. Und jetzt scher dich wieder an die Arbeit.“ Ein Augenzwinkern nahm der Barschheit den Stachel.
Sie schüttelte den Kopf und kehrte in den Schankraum zurück. Ronny, ein Stammgast, winkte ihr mit seinem leeren Bierglas zu. Sie verstaute das Wechselgeld in der Kasse, zapfte ein neues Guinness und brachte es ihm. Er schob ihr einen Zehn-Euro-Schein hin.
„Stimmt so.“
„Danke.“
Wenn alle Gäste drei Euro Trinkgeld gäben, wäre Cassidy schnell reich, denn Cian bestand darauf, dass alles Trinkgeld, das seine Angestellten ausgehändigt bekamen, auch ihnen allein gehörte. Sie buchten den Rechnungsbetrag in die Kasse ein und das Wechselgeld aus und steckten das Trinkgeld gleich in die eigene Tasche. Cassidy hatte sich zu dem Zweck eine Gürteltasche besorgt, die zumindest an den Wochenenden immer sehr gut gefüllt war; manchmal mit bis zu zweihundert Euro.
Und nun war sie auch noch die Erbin des Pubs. Kaum zu fassen. Sie sah...
Erscheint lt. Verlag | 19.2.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | Britcrime | Britcrime |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Destille • grüne Insel • Irish Folk • Irland • Limerick • Pub • Whiskey • Whisky |
ISBN-10 | 3-98672-056-1 / 3986720561 |
ISBN-13 | 978-3-98672-056-8 / 9783986720568 |
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