Führ du mich zum Frieden -  Lynn Austin

Führ du mich zum Frieden (eBook)

*****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
416 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-782-8 (ISBN)
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Als einstiger Jugendfreund von König Manasse ist Josua in Ungnade gefallen. Nun muss er sich und seine Familie in Sicherheit bringen. Ihm bleibt nur die Flucht ins Nachbarland. Und so baut er sich in Ägypten eine neue Existenz auf, zusammen mit Manasses Bruder und einigen Priestern samt deren Familien. Treu wollen die Geflüchteten auch in der Fremde dem Gott ihrer Väter dienen, bis sie eines Tages in ihre Heimat Juda zurückkehren können. Aber Josua kann das Unrecht, das Manasse seiner Familie angetan hat, nicht vergessen. Im Laufe der Jahre wächst ein unbändiger Hass in seinem Herzen und er sinnt auf Rache. Blind vor Wut trifft er als Anführer unüberlegte Entscheidungen, wodurch er die Menschen, für die er Verantwortung trägt, in Gefahr bringt. Was muss geschehen, damit sein Herz sich der Liebe Gottes öffnet und Frieden findet? Und wie kann er dazu beitragen, dass Juda zum lebendigen Gott zurückkehrt? Das atemberaubende Finale der großartigen Bibelromanserie um die Könige Hiskia und Manasse, eng angelehnt an die biblische Vorlage.

Lynn Austin hat weltweit mehr als eine Million Exemplare ihrer Bücher verkauft. Sie wurde für ihre historischen Romane achtmal mit dem Christy Award ausgezeichnet und ist als Referentin bei Tagungen und Konferenzen beliebt. Lynn und ihr Mann haben drei Kinder großgezogen und leben in Michigan. www.lynnaustin.org Instagram: lynnaustinbooks Facebook: Lynn Austin

Prolog

»Ich hasse es zu warten«, murmelte Josua vor sich hin. »Es gibt nichts Schlimmeres.« Was würde er darum geben, wenn diese Unterredung endlich vorbei wäre und er wüsste, wie seine Zukunft aussehen sollte. Aber so langsam, wie der Morgen in Richtung Nachmittag kroch, fürchtete er, dass sein Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde.

Er warf dem groß gewachsenen dunkelhäutigen Wachmann, der an der Tür zum Thronsaal des Pharaos stand, einen verstohlenen Blick zu und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder den farbenfrohen Wandmalereien im Vorraum zu. Sie zeigten Szenen von den vielen Eroberungen des Pharaos und ägyptische Triumphe aus längst vergangenen Tagen. Die Erinnerungen an Josuas eigene Vergangenheit und an die geliebten Menschen, die er verloren hatte, waren zu schmerzlich, um lange bei ihnen zu verweilen, und er starrte die verbotenen ägyptischen Bilder an, um diese Erinnerungen aus seinen Gedanken zu verdrängen. Gewalt und Blutvergießen bestimmten sein jetziges Leben als Flüchtling und er wollte dieses Leben so schnell wie möglich hinter sich lassen. Er trug die Narben davon noch im Gesicht und den Schmerz und die Schuldgefühle im Herzen. Inzwischen war er sich nicht mehr sicher, was Gott von ihm wollte oder was die Zukunft für ihn bereithielt; vielleicht würde er es erfahren, bevor dieser Tag zu Ende ging.

Neben ihm rutschte Prinz Amarja unruhig auf seinem Platz hin und her und sah besorgt aus. »Ich wünschte, sie würden sich beeilen und uns endlich reinrufen«, sagte er. »Ich hasse es, von all diesen Bildern und Götzen umgeben zu sein. Wie kannst du sie nur ansehen?«

Josua sah zu Amarja hinüber und dann zu der Delegation der führenden Priester und Leviten, die sie zum Palast des Pharaos begleitet hatten. Da sie nirgendwohin blicken konnten, ohne zu sündigen, starrten sie auf den Boden, schweigend und nervös. »Wenn der Pharao uns erlaubt, in Ägypten zu bleiben, werden wir die ganze Zeit mit diesen Göttern leben«, erklärte Josua dem Prinzen. »Ihr gewöhnt Euch besser daran.«

Josua verstand den Schock, den die judäischen Vertriebenen gerade erlebten. Vor einem Monat waren er und mehr als dreihundert Priester und Leviten mit ihren Familien am Passahfest auf dramatische Weise aus Jerusalem geflohen. Seitdem hatte sich ihre Euphorie langsam verflüchtigt, weil ihnen bewusst wurde, was sie alles verloren hatten. Für viele der Priester war die räumliche Trennung vom Gelobten Land so schmerzlich und traumatisch gewesen wie der Verlust eines Armes oder Beines. Salomos Tempel auf Gottes heiligem Berg zu verlassen, hatte sie in tiefe Trauer gestürzt. Jahrhundertelang hatte Gottes Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei am Passahfest bestimmt, wer sie als Volk waren, aber jetzt hatte Gott seinen Heilsplan offenbar umgedreht und sie alle nach Ägypten zurückgeführt. Josua konnte ihnen nicht versprechen, dass ihr Aufenthalt nur vorübergehend sein würde.

Irgendwann ging die riesige Tür auf und ein Kammerdiener gab ihnen ein Zeichen. »Der Pharao wird euch jetzt empfangen.« Josua berührte die lederne Augenklappe, die er trug, und vergewisserte sich, dass sie richtig auf seinem blinden rechten Auge saß; dann folgten er und die Delegation Prinz Amarja in den Thronsaal.

Staubpartikel tanzten in den schmalen Sonnenstrahlen, während die Sklaven des Pharaos die Luft mit Palmenzweigen bewegten. Der Palast hatte den verblichenen Glanz alternder Herrlichkeit – die Farbe war schmutzig grau, der Putz blätterte an einigen Stellen ab und die Luft war von dem Geruch feuchter Steine muffig. Josua unterdrückte ein Husten, als er sich tief vor Pharao Tirhaka, dem dritten nubischen König, der als Pharao über Ober- und Unterägypten herrschte, verbeugte. Tirhaka hatte die makellose ebenholzfarbene Haut, die breite Nase und die vollen Lippen seiner kuschitischen Vorfahren, aber seine reglose Miene verriet nicht, wie er auf die Bitte der Judäer, ihnen Zuflucht in Ägypten zu gewähren, reagieren würde. Als Josua vor einer Woche mit ihrer Petition eingetroffen war, hatte er dem Pharao erklärt, dass Amarja und er ehemalige Beamte in König Manasses Regierung gewesen waren; er hatte allerdings nicht verraten, dass Amarja ein königlicher Prinz aus dem Hause David war.

»Der Pharao hat über eure Bitte um politisches Asyl nachgedacht«, begann Tirhakas Sprecher. Der Papyrus in seiner Hand knisterte wie trockene Zweige, als er die Schriftrolle vorsichtig öffnete. Glatt rasiert, mit nacktem Oberkörper und mit einem weißen Leinenkilt bekleidet, blickten er und die anderen Ägypter, die auf dem Podest neben dem Pharao standen, mit offensichtlichem Abscheu auf die bärtigen Gesichter und die langen Gewänder der Judäer hinunter. »Seine Majestät bietet euch die folgenden Bedingungen für euren Aufenthalt an. Ihr habt zwei Tage Zeit, entweder diese Bedingungen anzunehmen oder das ägyptische Territorium dauerhaft zu verlassen.«

Prinz Amarja nickte leicht. »Verstanden, Herr.«

Josua hatte kaum Zweifel daran, dass die Bedingungen akzeptabel sein würden. Die Priester hatten vor ihrer Flucht mithilfe von Urim und Thummim Gottes Willen erfragt und Gott hatte klargemacht, dass dieser Rest der Gläubigen nach seinem Willen in Ägypten Zuflucht suchen sollte. Jesajas Prophezeiung hatte es bestätigt.

»Pharao Tirhaka ist so großzügig, euch ein Stück Land zu überlassen, auf dem ihr als jüdische Exilgemeinschaft leben könnt. Ihr dürft auch einen Altar errichten, um euren Gott anzubeten.« Einer der Hauptpriester hinter Josua stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Wir haben in Ägypten drei Jahreszeiten«, fuhr der Beamte fort. »Ihr seid während Schemu angekommen, der Erntezeit. Deshalb hat der Pharao in seiner Großzügigkeit beschlossen, eure Leute mit Getreide, Öl und genügend Nahrung zu versorgen, sodass ihr durch Achet kommt, wenn der Nil wieder über die Ufer tritt. Diese Periode nutzen wir für Bauvorhaben, da in dieser Zeit keine Landwirtschaft betrieben werden kann. Damit habt ihr fünf Monate, um vor Peret, der Saison des Pflanzens und Säens, eure neuen Häuser zu bauen.«

»Wir sind sehr dankbar«, sagte Prinz Amarja und verneigte sich erneut.

Josua wusste, dass dieses Angebot nichts mit Großzügigkeit zu tun hatte. Mit Sicherheit würde der Pharao etwas als Gegenleistung fordern. »Wie können wir dem Pharao für seine Güte danken?«, fragte er.

»Das Land, das ihr bekommt, befindet sich auf einer Insel im Nil, die unter dem Namen Elephantine bekannt ist«, sagte der Sprecher. »Sie ist ein wichtiger militärischer Außenposten und der Pharao erwartet, dass sie es auch bleibt. Die Vertragsbedingungen lauten wie folgt: »Erstens verlangt der Pharao, dass alle jungen Männer eurer Gemeinschaft eine militärische Ausbildung absolvieren, damit sie die Festung des Pharaos auf Elephantine besetzen können.«

Diese Forderung machte Josua sprachlos. Er konnte nicht fassen, dass der Pharao einen Militärdienst erwartete. Dem würden die Priester und Leviten niemals zustimmen.

»Zweitens wird diese jüdische Garnison dem Pharao zu Hilfe kommen, falls Ägypten von einer anderen Nation angegriffen wird. Drittens werdet ihr euch den anderen Truppen des Pharaos anschließen, wenn unser großer Gott Amun-Ra befiehlt, dass das ägyptische Reich expandieren soll … auch wenn es bedeutet, gegen eure ehemaligen Landsleute in Juda zu kämpfen.

»Wir sind keine Soldaten –«, begann einer der obersten Priester, doch der Sprecher des Pharaos schnitt ihm das Wort ab.

»Der Pharao weiß genau, wer ihr seid: Experten im jüdischen Gesetz und vertriebene Priester ohne Tempel.«

»Warum will er dann, dass wir eine militärische Garnison führen?«

Es wurde still im Saal, so als hätte der judäische Priester eine Todsünde begangen, weil er die Entscheidung des Pharaos hinterfragt hatte. Der Pharao selbst brach am Ende das Schweigen.

»Weil ich die Geschichte studiere«, sagte er. Es war das erste Mal, dass er überhaupt das Wort ergriff, das hatte er auch beim ersten Besuch der Delegation nicht getan. Seine Stimme hallte kraftvoll in dem riesigen Thronsaal wider. »Vor zwanzig Jahren, als Pharao Schabako regierte, ist euch Judäern etwas gelungen, das kein anderes Volk jemals geschafft hat – auch nicht unseres. Ihr habt Sanherib und seine gesamte assyrische Armee besiegt. Euer König Hiskia hat deutlich gemacht, dass der Sieg nicht durch sein eigenes Schwert errungen wurde, sondern durch das Schwert von Jahwe, seinem Gott. Jetzt kommt ihr hierher und behauptet, die wahren Priester Jahwes zu sein. Ihr wollt ihm hier in Ägypten einen Altar errichten. Aber als Gegenleistung will ich von Jahwes militärischer Macht profitieren.«

Einer der obersten Priester wollte protestieren, aber Josua hielt ihn mit einem warnenden Blick davon ab. »Wo befindet sich die Insel Elephantine denn, Herr?«, fragte er den ägyptischen Beamten.

Als der Sprecher des Pharaos antwortete, vermittelte sein kaltes Lächeln einen ersten Eindruck von Josuas Schicksal. »Ihr werdet sie ein gutes Stück flussaufwärts von hier finden in der Nähe des ersten Wasserfalls im Nil, eine einwöchige Schiffsreise in südlicher Richtung.«

Josua nickte und bemühte sich, sein Entsetzen und seine Enttäuschung zu verbergen. Einer der Priester hinter ihm stöhnte. Sie alle wussten, auch ohne eine Landkarte zu Rate zu ziehen, dass sie an die südlichste Grenze Ägyptens verbannt wurden, viel weiter von zu Hause entfernt, als sie es sich jemals vorgestellt hatten. Josua warf Prinz Amarja einen...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2024
Übersetzer Dorothee Dziewas
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-96362-782-4 / 3963627824
ISBN-13 978-3-96362-782-8 / 9783963627828
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