Singende Dünen (eBook)

Das Geheimnis von Zerzura - Alle drei Bände

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
626 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9628-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Singende Dünen - Martin Romey
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Ein faszinierender Abenteuerroman vor geschichtlichem Hintergrund und eine fantastische Parabel auf die heutige Zeit 1924 Marokko: Als Kind muss Abora mit ansehen, wie sein Bruder von einer "Singenden Düne" begraben wird. Dieses traumatische Erlebnis und der mystische Klang der Düne hinterlassen nicht nur Spuren in seiner Seele, sondern auch geheimnisvolle Ornamente im Sand. Die Entschlüsselung dieses faszinierenden Naturphänomens und die Suche nach dem mystischen Reich von Zerzura werden zu seiner Manie. Sie führen ihn in die Welt der westlichen Wissenschaft und auf die Suche nach seiner eigenen archaischen Herkunft. Mit dem Fund eines alten Ritualgegenstandes scheint er der Lösung immer näher zu kommen. Sein Wissensdurst treibt ihn in die Schriften und Zeugnisse alter Zivilisationen, bis er sich selbst in den Überresten einer vermeintlich untergegangenen Kultur wiederfindet. Ein Einzelgänger, der einem 600 Jahre alten Familienschwur treu ist, versucht ihn aufzuhalten. Unerwartete Hilfe erhält er von einer Unbekannten mit der synästhetischen Gabe, Töne visuell wahrnehmen zu können. Abora wird zum Spielball einer alten, vergessen geglaubten Kultur und der modernen Wissenschaft, getrieben vom Ehrgeiz, seine Vorfahren stolz zu machen. Scheitern, Suchen und Finden begleiten ihn ein Jahrhundert lang. Doch als er endlich sein Ziel erreicht, kommt alles anders als erwartet! Das Naturphänomen der singenden Dünen wird bereits in den Reiseberichten Marco Polos beschrieben. Der Ton erreicht eine Lautstärke von bis zu 105 Dezibel und ist noch in 10 Kilometern Entfernung zu hören. Endlich alle drei Bände in einem Buch!

Martin Romey lebt und arbeitet in Süddeutschland. Er hat viele Jahre für die Werbe-, Verlags-, und Medizinbranche gearbeitet. Parallel zu seinen beruflichen Werbetexten fing er schon früh damit an, Romane zu schreiben. Mit seinem vielbeachteten Debüt "Körper-Haft" zeigte er sein Können einem breiten Publikum. Mit der Trilogie "Singende Dünen meldet er sich nun mit einem Werk zurück, das von seiner Leserschaft zu Recht mit großer Spannung erwartet wurde.

DER MARKT VON TARFAYA


TARFAYA, MAROKKO


1930


Sechs Jahre später hatte Abora so etwas wie eine dunkle Ahnung, wo er das Ornament der Hirse, wie er es nannte, schon einmal gesehen hatte. Er glaubte, es bei einem anderen Nomaden-Stamm als Muster in einem Teppich gesehen zu haben. Er wusste jedoch nicht, wen er darauf ansprechen sollte. Zumal sein Vater ihn gebeten hatte niemals über das Ornament zu sprechen. Eines Tages, als er mit seinem Vater auf dem Markt von Tarfaya war, entdeckte er den Stand eines Teppichhändlers und sah seine Chance.

Dieser pries seine Ware in den schillerndsten Beschreibungen an. Hätte jener Teppichhändler 50 Jahre später gelebt, hätte dieser sicherlich windige Gebrauchtwagengeschäfte geführt. Bei dessen Beschreibungen, oder besser gesagt seiner Fabulierkunst, wäre selbst Scheherazade erblasst und hätte 1001 Nacht freiwillig von der arabischen Bestsellerliste zurückgezogen.

Eines musste man diesem Teppichfaser- Fabulator aber lassen: Er hatte die Gabe, die gesamte Aufmerksamkeit des Marktes auf sich zu ziehen. Diesen Umstand machte sich Abora zu Nutze und schlich sich zu der uralten Weberin, die in ihren ledrig aussehenden Falten ihres Gesichts deutlich mehr als ihre tatsächlich gelebten 45 Lenze eingekerbt hatte. Er stand neben ihr und beobachtete, wie sie das Schiffchen wieder und wieder durch die Kette ihres Webstuhles lotste.

Da sein Vater gesagt hatte, er dürfe nicht über das Ornament sprechen, fing er an, es mit dem Fuß in den Sand zu malen. Bilder sagen mehr als Worte. Die Weberin, deren rechtes Auge so weiß war, wie ein gekochtes Hühnerei, wurde ihm jetzt erst gewahr. »Was glotzt du so blöde, Junge. Hast du noch nie ein halb blindes Weib gesehen?«

Abora schaute betreten zu Boden.

»Jetzt hat's dir auch noch die Stimme verschlagen, oder was?« Dann folgte sie seinem Blick. Ihre braune, ledrige Haut wurde kreidebleich. Entsetzt sprang sie aus ihrem Webstuhl, peinlichst darauf bedacht das Ornament am Boden auf keinen Fall zu berühren. Bist du des Teufels Junge?

Ein Hagel aus diversen Weber-Utensilien, einschließlich Messer flog in seine Richtung. »Dieses Zeichen ist schon lange Zeit verboten!« Geschickt wich Abora dem Asteroiden-Hagel ihres fliegenden Equipments aus und verwischte während seines Rückzuges mit dem Fuß das Ornament im Sand. Dabei gelang es ihr dennoch, ihn am Ohr zu packen und zog daran bis es blutete. »Niemand ruft die Stimmen, wenn er noch bei Sinnen ist!« Der Markt war plötzlich totenstill. Sogar die Teppichhändlerversion von Scheherazade brachte das zustande, was man ihm eigentlich nur in totem Zustand zugetraut hätte - er schwieg.

Sogar Abora war ruhig, obwohl ihm die alte Weberin mit ihren schuppigen gelben Fingernägeln, die wie kleine Messer aus den Enden ihrer Finger wuchsen, eine Kerbe ins linke Ohr geschlitzt hatte und es furchtbar brannte.

Es war als hätte man die Zeit angehalten. Ein Huhn schien mit gespreizten Flügeln in der Luft zu kleben. Ein zu schwungvoll auf den Tisch gestellter Krug ließ die herausspritzende Ziegenmilch wie eine weiße Zunge herauslecken. Der Ton war aus - und das Leben erschien wie schockgefrostet.

Dann stand Abora’s Vater wie aus dem Nichts neben ihm, und trat der Weberin auf die vereiterte Großzehe.

Sie schrie auf, ließ das Ohr des Jungen los, Ziegenmilch klatsche neben einem Krug auf den Tisch. Ein Huhn erinnerte sich daran, dass es nicht einfach in der Luft kleben konnte - und das Leben ging weiter.

Ein paar Minuten später befanden sich Abora und sein Vater bereits fernab des Marktes, am Rande des Ortes. »Sohn, du bringst uns noch in Gefahr! Sprich nie wieder über das Ornament der Stimmen und zeige es auch keinem. Und offenbare niemandem was du kannst! Ich habe dich all die Jahre beobachtet seit Besay gestorben ist. Ich bin ein einfacher Nomade und ich weiß nicht viel - aber ich weiß, dass du kein normaler Junge bist. Ich habe gesehen, wie du mit anderen Nomaden gesprochen hast, die eine andere Sprache sprechen wie wir. Du verstehst Sprachen auf dem Markt, die nicht einmal ich verstehe.«

»Aber Vater, ist das nicht normal, andere Menschen zu verstehen? Man braucht doch nur hinhören.«

Verdutzt sah der Vater seinen Sohn an: »Das soll normal sein? Ich wünschte, ich könnte es! - Nein, nein ich nehme den Wunsch zurück!« Er schaute sich erschrocken um. »Sollte hier irgendwo ein Dschinn sein, ich nehme den Wunsch ausdrücklich zurück. Ich will die Gabe der Zungen nicht!« Er nahm seine eigene Zunge grob zwischen Daumen und Zeigefinger und zog den Speichel von dem gequetschten Sprachmuskel ab. Dann schleuderte er die Spucke so weit er konnte von sich weg. »Nein, ich will die Gabe der Zungen nicht!« Um dem ganzen Nachdruck zu verleihen, spuckte er mehrfach in den Sand. Ich will sie nicht!« Um wieder etwas ruhiger zu werden, lief er mit seinem Sohn etwas außerhalb der Stadt und setzte sich in einem nahen Dattelhain im Schatten eines Brunnens hin. Schweigsam saßen sie da. Der Vater kramte nach Worten in seinem Gehirn. Man hätte meinen können, er hätte seinen gesamten kläglichen Vorrat vorhin mit seinem Speichel weggeworfen. Verlegen spielte er an seinem Kaftan herum und wusste nicht so recht, womit er anfangen sollte - weder mit dem Kaftan, noch mit den Worten. Abora sah ihn nur verwundert an. So hatte er seinen Vater noch nie erlebt - er war schließlich das Oberhaupt des Nomaden-Stammes.

Schließlich räusperte sich der sonst so stolze Anführer. »Als ich in deinem Alter war, saß ich oft draußen in der Wüste und habe der Stille gelauscht. Und je mehr ich die Stille um mich hatte, umso mehr Stimmen hörte ich in meinem Kopf. Verstehst du, was ich meine?« Abora nickte.

Sein Vater nickte erleichtert.

»Ich habe mich lange gefragt, ob das normal ist und habe irgendwann meinen Großvater gefragt. Er hatte mir gesagt, dies sei ein Fluch, der auf unserer Familie laste und jedes Mal ein Opfer fordere, wenn man darüber spricht. Doch die positive Seite des Fluches, die Stimmen zu hören, würde von Generation zu Generation immer schwächer. Aber wenn ich wahrhaftes Interesse habe, solle ich nach Zerzura fragen. Offen gestanden habe ich es mich nie getraut. Und ich weiß bis heute nicht, wer oder was Zerzura ist und will es auch nicht wissen. Er hatte nur angedeutet, dass ein Ton und der Tod zur gleichen Zeit über das Land gefegt waren. Der Großvater meines Großvaters war nach eigener Aussage über 200 Jahre alt und konnte mit den Dünen sprechen. Das tun zwar viele, aber er verstand auch, was sie ihm zuraunten. Auch er besaß das, was ich vorher die Gabe der Zungen nannte. Er behauptete auch, Zerzura habe ihn geschickt. Jeder hatte große Erfurcht vor ihm. Aber alles was ein Mensch nicht kennt, fürchtet er. Einen Tag nachdem mein Großvater die Beichte seines Großvaters gehört hatte, wurde dieser von ein paar jüngeren aus der Sippe im Schlaf überwältigt, in ein Loch aus Sand gesteckt und gesteinigt. Ich glaube, er hätte in dieser Lage immer noch die Geister des Sandes zu Hilfe rufen können, aber er ergab sich seinem Schicksal.«

Abora hatte plötzlich feuchte Augen. »Und was ist mit deinem eigenen Großvater passiert, nachdem er dir von dieser vermaledeiten Gabe erzählt hat?«

Sein Vater schluckte: »Am nächsten Morgen fand ich ihn in seinem Zelt.« Er schluckte abermals. »Er hatte die Augen weit aufgerissen und den Mund voller Sand.«

Abora schluchzte. »Und was passiert jetzt mit dir, Vater?«

Über diese Konsequenz hatte dieser scheinbar selbst noch gar nicht nachgedacht und stammelte, »Das ist jetzt egal, das Wichtigste bist du, mein Sohn. Ich muss dich in Sicherheit bringen. Einige in unserer Sippe sind schon unruhig. Und ich habe die Ersten schon über dich reden hören. Sie haben Angst, dass wenn du erst einmal ein Mann geworden bist, deine Gabe, deine Macht noch stärker wird.

Vor dem, was man nicht kennt, fürchtet man sich. Und vor dem, wovor man sich fürchtet versteckt man sich - oder tötet es, damit man sich nie wieder davor fürchten muss.«

Abora’s Augen wurden immer größer. »Die wollen mich töten? Unsere eigene Sippe?«

Sein Vater starrte ins Leere und spielte mit einem dornigen Zweig herum. »Darauf wird es hinauslaufen. Früher oder später. Ich kann dich nicht ewig beschützen!«

Verlegen scharrte er weiter mit dem dornigen Zweig im Sand herum. »Ich möchte, dass es dir eines Tages besser wie mir ergeht. Du bist mein Fleisch und Blu... Du bist mein Sohn und ich möchte, dass du mich stolz machst.

Die Tränen liefen Abora stumm über die Wangen. Er wollte nicht wimmern, auch wenn ihm danach zu Mute war.

Sein Vater strich ihm über den Kopf. »Ich bin jetzt schon sehr stolz auf dich und werde es immer sein. Aber wir werden ein neues Zuhause für dich finden müssen.«

Obwohl ein...

Erscheint lt. Verlag 11.1.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Action & Abenteuer • Buch Identitätssuche • Dune • Dunkle Magie Roman • eintauchen • Familiengeheimnis • familiengeheimnis roman • Gefahren • Gefahren und Abenteuer • Geheimnisse • Geschichte Afrika • Geschichte Prophezeiung • Historischer Roman Marokko • Kanarische Inseln • Mystery, Thriller & Spannende Historische Belletristik • Nervenkitzeln • Sahara • Sahara Abenteuer • Singende Dünen • spannende Unterhaltungsliteratur • Synästhesie • Wüste • Wüste Abenteuerroman
ISBN-10 3-7583-9628-X / 375839628X
ISBN-13 978-3-7583-9628-1 / 9783758396281
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