Androiden 12: Die Ehre der Kanes (eBook)

Miniserie

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
64 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-5199-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Androiden 12: Die Ehre der Kanes -  Kai Hirdt
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Wir schreiben das Jahr 2084 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung, mehr als dreitausendsechshundert Jahre in der Zukunft. Fast ein Jahr lang herrschte in der Milchstraße Krieg gegen Roboter, die Welten der Galaxis überfallen hatten. Perry Rhodan gelang es, Wissen über die Hintergründe der Invasion zu erfahren und die Roboter zu befrieden. Der Frieden war jedoch nicht von langer Dauer. Ausgerechnet der neue Verteidigungsminister der Liga Freier Galaktiker, der sich als Held im Kampf gegen die Roboter hervorgetan hat, war gegen einen Waffenstillstand. Weil Nagmum Kane den Kampf fortführen wollte, griff eine weitere unbekannte Macht ein - in Gestalt gewaltiger schwarzer Raumschiffe. Die sogenannten Molochiden, die nahezu unbesiegbar sind, fordern die Auslieferung Kanes. In einer Verzweiflungstat entführt Kanes Nichte Marlynn ihren Onkel, um zwischen den verhärteten Fronten Tatsachen zu schaffen. Dabei stirbt Nagmum Kane. Was allerdings nicht zur Befriedung der Molochiden führt, sondern im Gegenteil - erst jetzt beginnt deren Großoffensive auf die Milchstraße! Für Perry Rhodan, der mitten im Geschehen steht, geht es um das Schicksal der Galaxis. Für Marlynn Kane, die Ursache des Debakels ist, geht es um DIE EHRE DER KANES ...

2.

Sechs Stunden zuvor

 

Marlynn Kane stierte auf die Leiche ihres Onkels. »Ich wollte das nicht«, krächzte sie wieder und wieder. »Ich wollte das nicht!«

Ihre drei Begleiter starrten sie stumm an. Die vielfarbigen Hyperkristalle auf der sonst düsteren Oberfläche des Molochiden reflektierten das Sternenlicht von unten, sodass ihre Gesichter von grotesken Schatten verzerrt wirkten. Zwischen den vielen steil über ihnen aufragenden technologischen Aufbauten sah es Furcht einflößend aus.

Kor Chappal, ihr Ex-Freund, und Junia Ryksdottir, ihre ehemalige Teamchefin, suchten offenbar nach den rechten Worten, um ihre Fassungslosigkeit – oder ihre Vorwürfe – auszudrücken.

Johann Aspra, der nur 13 Zentimeter große Siganese auf seiner Schwebeplattform, älter als sie alle drei zusammen, fasste sich als Erster. »Du konntest das nicht wissen«, sagte er. »Wie soll irgendjemand darauf kommen, dass er eine Giftkapsel im Uniformkragen hat?«

Marlynn sah ihn mit Tränen in den Augen an. Aspras Trost hätte ihr mehr gegeben, wäre er nicht selbst ein verurteilter und entflohener Mörder gewesen.

»Genau«, sprang Junia dem Siganesen bei. »Woher solltest du wissen, dass er so verrückt ist, sich selbst umzubringen? Das ist doch nicht deine Schuld?«

Kor hätte etwas sagen müssen. Vielleicht hätte ihr das geholfen.

Doch Kor blieb still. Und so durchlebte Marlynn immer und immer wieder unerbittlich die entscheidenden Szenen der letzten Stunden. Sie hatte ihrem Onkel eingeredet, er habe eine vergiftete Suppe gegessen – vergiftet mit jenem tödlichen Virus, das er selbst auf Dutzenden Welten der Föderation Normon ausgebracht hatte.

Daraufhin hatte er sein unfassbares Verbrechen gestanden. Ganze Planeten waren von ihm unbewohnbar gemacht worden und die Bewohner zum Tode verurteilt. Das alles, damit die Androgyn-Roboter auf die Eroberung verzichteten. Sich selbst hatte Kane als Verteidiger inszeniert, der den Feind zurückgeschlagen hatte.

Die ganze Geschichte mit der giftigen Suppe war eine Lüge gewesen. Ein Mittel zum Zweck. Marlynn hatte die Wahrheit wissen müssen, um zu entscheiden, ob sie ihren Onkel den Molochiden auslieferte.

Diese hatten auf ein Todesurteil verzichtet. Kane wäre möglicherweise noch ein langes, wenn auch nicht zufriedenes Leben als überführter Verbrecher zuteilgeworden.

Hätte er sich nicht selbst ein Ende gesetzt. Dort lag seine Leiche, die Hände vor dem Bauch gefesselt, die rechte Kragenspitze nass, wo er in die Giftkapsel gebissen hatte. Auf seiner Stirn hing schief der kronenähnliche, grün leuchtende Reif, den Kane den Chenno gestohlen hatte.

»Ich wollte das nicht«, flüsterte sie.

»Vielleicht sollte es so kommen«, sagte Aurelia Bina. Die echte Aurelia Bina. Nicht die Kopie, die im Verlies des Terranischen Liga-Dienstes schmorte.

Wobei, ganz genau stimmte das nicht: Nur der Kopf der Aurelia dort war eine Fälschung, der Körper war echt. Dafür befand sich hier der Originalkopf mit einem in allen Farben schillernden, aus Hyperkristallen zusammengesetzten Roboterskelett, mit rotem Hals, grüner Brust und gelb und violett schillernden Gliedern.

»Was tun wir?«, fragte Marlynn, selbst überrascht, dass plötzlich diese Worte über ihre Lippen kamen. »Was sollen wir tun?«

»Kane«, erinnerte Aurelia Bina sie, »hat Millionen oder Milliarden zu einem qualvollen Tod verurteilt, um seine Macht auszubauen. Er hat einen bereits gewonnenen Krieg künstlich verlängert, um noch mehr Macht zu erhalten. Er hat dadurch eine neutrale Partei zum Eingreifen gezwungen und damit noch mehr unnötige Tode heraufbeschworen. Es ist nur gut und richtig, dass er sich selbst gerichtet hat. Was geschehen ist, ist nicht deine Schuld.«

Leicht gesagt. Natürlich war es ihre Schuld. Ohne ihre Hilfe wäre die Entführung nie geglückt, und dann hätte Nagmum Kane nicht tot zu ihren Füßen gelegen. Und das war schließlich nicht irgendjemand. Das war der verdammte Bruder ihres Vaters!

»Vielleicht ist es noch nicht zu spät«, sagte Aspra.

»Was?« Die Worte erreichten Marlynns Ohren, aber noch nicht ihr Hirn.

»Der Stirnreif.« Aspra deutete Kanes Kopf. »Er leuchtet grün. Das kenne ich von Chentap, von dieser Oberpriester-Krone. Da hat sich sein Bewusstsein eingenistet. Seine Seele existiert noch, solang dieses Ding leuchtet. Wenn wir den Körper konservieren, lässt sich der organische Schaden vielleicht beheben und das Bewusstsein zurücktransferieren!«

»Glaubst du das wirklich?«

»Ich hoffe es«, sagte Aspra leise, und Marlynn verstand. Der Siganese hatte lange geglaubt, er hätte den Captain der MUNGO PARK getötet. Mittlerweile hatte Aurelia – die falsche Aurelia, die in Terrania – ihm gesagt, das stimme nicht und er sei unschuldig.

Marlynn war sich nicht sicher, ob die Posmikopie die Wahrheit gesagt hatte, aber Aspra klammerte sich an die Behauptung. So oder so: Aus seiner Sicht war es besser, wenn niemand starb, als sich die Schuld dafür ausreden zu müssen.

Täuschte sie sich, oder ließ das grüne Glänzen bereits nach? Wenn sie handelten, mussten sie schnell sein.

Selten gebrauchte Wissenspartikel aus ihrem Biologiestudium tanzten ihr durch die Synapsen. Je nachdem, welches Gift ihr Onkel verwendet hatte, konnte Aspras Plan Erfolg haben. Kane hatte in die Kapsel gebissen und war nicht einmal eine Minute später einfach tot umgefallen, ohne Atemnot. Es war also kein Nervengift gewesen, das eine Atemlähmung auslöste. Auch kein blutzersetzendes Mittel, das den Sauerstofftransport im Körper verhinderte. Wahrscheinlich also ein Neurotoxin, das direkt im Gehirn wirkte. Wenn dieser Stoff sich neutralisieren ließ, war es vielleicht möglich, das Bewusstsein zurückzutransferieren ...

Und dann wäre sie unschuldig! »Schnell zum Schiff!«, rief sie zwischen Panik und Hoffnung. »Er muss in die Kältekammer!«

Junia und Marlynn griffen die Leiche, legten sich deren Arme über die Schultern, als müssten sie einen Betrunkenen schleppen. Die verstreuten Hyperkristalle knirschten unter ihren Sohlen.

Die Jacht, mit der sie den Molochiden angeflogen hatten – Kanes eigene Notfalljacht, mit der er aus seinem Flaggschiff geflohen war –, stand nicht weit entfernt. Aber sowohl mit Betrunkenen als auch mit Leichen kam man nicht schnell vom Fleck ...

... und die Kristalle erhoben sich.

Marlynn traute ihren Augen nicht. Sie wollte zuerst nicht einmal ausschließen, dass sie über die Belastung der letzten Tage und insbesondere der letzten Minuten den Verstand verloren hatte. Aber tatsächlich: Die Kristalle bewegten sich wie von Geisterhand und setzten sich zu humanoiden Körpern zusammen. Nicht fein ausgeformt wie Aurelias Kristallskelett, sondern grobschlächtig. Menschen aus Stein.

Und diese Kristallmenschen blockierten den Weg zum Schiff!

Kor wählte die grobe Methode. Er rannte auf den nächsten Gegner zu, sprang aus vollem Lauf und trat der Gestalt vor die Brust.

Was immer die Kristalle zusammenhielt, war keine starke bindende Kraft. Das Wesen zerrieselte, obwohl Kor wahrlich kein Athlet war. Sofort begann es aufs Neue, sich aufzubauen, aber für den Moment war der Weg frei – und Marlynn und Junia nutzten die Lücke.

»Flieht!«, schrie Aurelia hinter ihnen. »Der Molochide verliert die Kontrolle!«

Marlynn blickte über die Schulter zurück, strauchelte, fing sich. Die Posmi folgte ihnen nicht. Sie blieb, wo sie war, und ihr Skelett ... verlor seine Form. Wandelte sich in dieselbe Form grober Gestalt wie jene, die Kor eben zerlegt hatte.

Dann waren sie am Schiff. Niemand von ihnen war Mediker, aber Marlynn als Biologin war am nächsten an dieser Profession dran. Sie konnte keine Patienten behandeln, aber Leichen einkühlen war kein Problem.

»Starten!«, rief sie Richtung Pilotenkanzel, während Junia ihr in der kleinen Medostation assistierte. Was machten sie noch auf dem Grund des Molochiden? Was immer dort draußen geschah, es war nichts Gutes, und sie sollten es lieber schnellstens hinter sich lassen!

Aber sie blieben, wo sie waren – und als Marlynn und Junia die Medostation verließen, erkannten sie auch, weshalb. Kor und Aspra waren nicht an Bord. Sie hatten das Schiff wieder verlassen und schossen und schlugen sich zu Aurelia Bina hindurch. Sie versuchten, die halb kristallene Posmi ebenso an Bord zu bringen wie zuvor Kanes Körper. Wobei der Siganese natürlich nicht zupackte, sondern die Traktorstrahler seiner Schwebeplattform einsetzte.

Nur half das nichts. Die Posmi blieb, wo sie war, wie mit dem Boden verwachsen.

»Desintegrator«, meldete sich Aspra über Funk. »Bordgeschütz, schwächste Leistung. Ich gebe euch eine Frequenz durch!«

Marlynn hatte keine Ahnung, was sie mit dieser Information anfangen sollte, aber Junia wusste Bescheid. Sie bediente einige Schaltfelder. Ein grün schimmernder Strahl löste sich aus dem Bug des Schiffs und traf Aurelia, Kor und Aspra. Marlynn schrie auf.

»Reicht!«, rief Aspra über Funk. Offenbar hatte ihm der Beschuss nichts ausgemacht.

»Ich habe die Frequenz moduliert«, erklärte Junia.

Klar, aber was sollte das?, fragte sich Marlynn.

Das Rätsel löste sich nur eine halbe Sekunde später. Mit einem mächtigen Kinnhaken löste Kor Aurelias Metallverbundkopf vom Kristallkörper, klemmte ihn sich unter den linken Arm und rannte Richtung Schiff wie ein Footballspieler aus längst vergangenen Tagen. Aspra sauste auf der Schwebeplattform neben ihm her. Die rechte Hand, die Aurelias Kinn getroffen hatte, schüttelte Kor heftig. Der Hieb musste ihm selbst wehgetan...

Erscheint lt. Verlag 15.8.2024
Reihe/Serie PERRY RHODAN-Androiden
PERRY RHODAN-Androiden
PERRY RHODAN-Droiden
Verlagsort Rastatt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Neo • Perry Rhodan • Perryversum • Science Fiction
ISBN-10 3-8453-5199-3 / 3845351993
ISBN-13 978-3-8453-5199-5 / 9783845351995
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