Der spanische Ritter und die Tochter des Sultans (eBook)

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2024 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2657-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der spanische Ritter und die Tochter des Sultans -  Carol Townend
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'Heiraten Sie mich, Prinzessin.' Die betörende Zorahaida ist wie erstarrt. Wagemutig fordert Ritter Jasim ibn Ismail, Sieger des Turniers, ihre Hand als Preisgeld! Fürchtet er nicht ihren Vater, den grausamen Sultan? Doch ein Wunder geschieht: Ihr Vater erklärt sich einverstanden. Und doch zögert Zorahaida, Jasims Antrag anzunehmen: Der stolze Spanier will sie nur aus politischem Kalkül heiraten. Auch wenn die Ehe für sie die langersehnte Freiheit aus dem Gefängnisturm der Alhambra bedeutet - niemals wird sie in Jasims Armen die sinnliche Liebe erfahren, nach der sie sich so verzweifelt sehnt ...



Carol Townend schreibt packende Romances, die im mittelalterlichen England und Europa spielen. Sie hat Geschichte an der Universität London studiert und liebt Recherchereisen nach Frankreich, Griechenland, Italien und in die Türkei - historische Stätten inspirieren sie. Ihr größter Traum ist, den Grundriss einer mittelalterlichen Stadt zu entdecken, die einzelnen Orte abzuschreiten und sich ihre Heldinnen und Helden dort vorzustellen. Beim Schreiben hat sie einen lateinischen Leitspruch 'Omnia vincit amor', das bedeutet 'Liebe siegt über alles'.

1. KAPITEL


Im Alhambra-Palast, Emirat von Granada, anno 1399

In Gedanken versunken stieg Prinzessin Zorahaida zu ihrem einsamen Schlafgemach empor, das sich ganz oben in einem der roten Türme befand. Dort ließ sie ihren Schleier auf das Sims neben ihrem mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Bett fallen, wobei sie sich inbrünstig wünschte, ihre Schwestern, die seit Langem fort waren und ihr schmerzlich fehlten, suchten sie nicht ständig als Trugbilder heim.

Die Schwestern waren Drillinge, die sich aufs Haar glichen, und das Band zwischen ihnen war so stark, wie nur Seelenverwandte es kennen. Doch waren Leonor und Alba Jahre zuvor dem Palastleben entflohen und ins benachbarte Königreich Kastilien geflüchtet, wo sie einheimische Edelmänner geheiratet hatten. Ihr Vater, der Sultan von Al-Andalus, hatte daraufhin einen Bann über sie ausgesprochen, der es ihnen auf Todesstrafe verbot, auch nur einen Fuß auf sein Territorium zu setzen. Deswegen hatte Zorahaida sie seitdem nie wiedergesehen, hielt aber heimlich den Kontakt mit ihnen mittels Brieftauben, die unauffällig Nachrichten zwischen ihnen hin- und hertrugen.

Gerade wandte sie sich den Singvögeln in ihren vergoldeten Käfigen zu, um sie zu füttern, als von der Treppe her leichte, schnelle Schritte näher kamen.

Es war Sama, ihre vertrauteste Dienerin, die, ihren Schleier zurückgeschlagen, bekümmerten Blicks auf der Schwelle verharrte, sodass Zorahaida erschrak und sich bang fragte, was geschehen sein mochte.

Weil ihr jähzorniger Vater, Sultan Tariq, zu schrecklichen Wutanfällen neigte, lebte die Prinzessin in der beständigen Furcht, ihr mäßigender Einfluss auf ihn werde eines Tages nicht mehr ausreichen, um schlimmes Unheil zu verhindern. Denn war ihr die Besänftigung des cholerischen Herrschers bisher auch in vielen Fällen gelungen, bedeutete es jedes Mal einen noch kräftezehrenderen Drahtseilakt, seine Launen in Zaum zu halten.

Doch ließ sie sich ihre Furcht nicht anmerken. „Betrübt dich etwas?“, fragte sie gefasst, worauf das junge Mädchen eintrat und die Tür hinter sich schloss.

Sama hatte für gewöhnlich ihren Grips besser beisammen als die übrigen Dienstmägde. Deswegen – und wegen ihrer besonnenen Art– genoss sie die besondere Gunst der Prinzessin, welche ihre Hand für sie ins Feuer gelegt hätte. Ihre andere Zofe, Maura, war im Großen und Ganzen zwar ebenfalls vertrauenswürdig und besaß ein goldenes Herz, doch im Ernstfall war sie ihrer schwachen Nerven wegen angreifbarer und daher weniger verlässlich.

„Herrin, Imad verriet mir, dass der Taubenschlag momentan leer ist. Euren Schwestern könnt Ihr also erst wieder Briefe senden, wenn wieder Vögel aus Cordoba hereingekommen sind.“

Zorahaida, froh, dass es um nichts Gravierenderes ging, atmete auf. „Sei unbesorgt“, sagte sie freundlich, „sicher gibt es bald Nachricht vom städtischen Vogelhändler, und wir erhalten Nachschub.“

„Möge Gott Euch schützen, Herrin.“ Sama war erleichtert. „Ich weiß ja, wie wichtig Euch die Verbindung mit Euren Schwestern ist.“ Darauf entfernte sie sich ehrerbietig.

Zorahaida liebte alle Vögel, bewunderte Brieftauben aber im Besonderen, welche einen untrüglichen Orientierungssinn besaßen, Hunderte Meilen am Tag zu fliegen vermochten und dabei schneller als ein Pferd vorankamen. Auch war sie ihnen dankbar, weil aufgrund ihrer Dienste kein Mensch Leib und Leben riskieren musste, um den Boten zwischen den Schwestern abzugeben. Denn zum einen war die Grenze zwischen dem Königreich Kastilien und dem Emirat von Granada häufig umkämpft und jeder Übertritt gefährlich, und zum anderen würde der Sultan jeden Mann köpfen lassen, der seinen abtrünnigen Töchtern einen Dienst erwies.

Trotz der Verfeindung der beiden Reiche gab es aber auch Verflechtungen, meist heikler Natur. So war die Mutter der Prinzessinnen, Doña Juana de Baeza, eine spanische Edelfrau gewesen, welche, von maurischen Soldaten entführt, dem Sultan einst durch einen Zufall vor Augen gekommen war. Dieser hatte sich Knall auf Fall in sie verliebt, sie zur Ehe mit ihm gezwungen und sie zu seiner Königin erhoben, anstatt sie auf Lösegeld freizulassen, wie es dem Brauch entsprochen hätte. Ihre Heimat hatte sie nie wiedergesehen.

Unglücklicherweise starb Doña Juana – vielleicht an gebrochenem Herzen – so früh, dass Zorahaida sich kaum mehr an sie erinnern konnte. Auch deshalb wohl waren ihre geflohenen Schwestern, welche sie einsam in desolater seelischer Verfassung zurückgelassen hatten, ihr immer noch alles im Leben. Manchmal kam es ihr vor, als wäre ein Teil von ihr mit ihnen nach Kastilien gegangen, der ihr nun bitter fehlte.

Oft fragte sie sich zweifelnd, welches Leben sie wohl jetzt führen würde, wäre sie mit ihnen gegangen, wobei sie auch stets an Inés, ihre spanische Duenna dachte. Stets hatte diese ihren Schützlingen ihre verlorene kastilische Heimat, von der sie gern erzählte, in leuchtenden Farben ausgemalt, und trotz ihrer Loyalität dem Sultan gegenüber und der Strenge, mit der sie seine Gebote durchsetzte, war es wohl das Verdienst – oder die Schuld – dieses Kindermädchens, dass der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben in den Prinzessinnen aufkeimen und Fuß fassen konnte.

Auch Zorahaida hatte in ihrer Kindheit den Traum gehegt, wenigstens einmal im Leben die Heimat ihrer Mutter zu bereisen. Doch auch wenn sie dabei keine Sprachschwierigkeiten zu fürchten hatte, da Inés ihren Schützlingen ohne Wissen des Sultans Spanisch beigebracht hatte, ahnte sie, dass es im Exil andere Herausforderungen zu meistern gab, auf die sie nicht vorbereitet sein konnte, weil sie und ihre Schwestern in aller Abgeschiedenheit aufgewachsen waren und nur wenig von der Welt wussten.

Spanische Edelmänner, die als Geiseln in die Alhambra gekommen und nach der Zahlung ihres Lösegelds wieder freigelassen worden waren, hatten ihren Schwestern zur Flucht verholfen und sie nach Bewältigung etlicher Widrigkeiten geheiratet. Leonor war nun die Gemahlin des Don Rodrigo Alvarez und Alba die Ehefrau des Don Inigo Sanchez. Dem Dritten im Bunde der spanischen Ritter aber, Don Enrique Murcia, weinte Zorahaida keine Träne nach. Denn zum einen hatte sie ihn nie von Nahem gesehen, und zum anderen hatte sich später sein wahrhaft schlechter Charakter erwiesen.

Doch hauptsächlich war die jüngste Prinzessin vor den schlimmen Folgen zurückgeschreckt, die es mit Sicherheit gezeitigt hätte, wäre sie ihrem Vater, diesem strengen Mann, der stets mit Samthandschuhen angefasst werden musste, damit seine brutalen Wesenszüge nicht die Oberhand gewannen, ebenfalls entflohen. Dazu hatte der Gedanke, ihn sich selbst nebst seinen Beratern zu überlassen, ihr Mitleid mit ihm genährt, der schon seine geliebte Königin früh zu beklagen gehabt hatte. Der Verlust seiner beiden ältesten Töchter aber hatte ihn dann derart verbittert, dass er in einen blinden Hass gegen sie versunken war.

Betrübt streute Zorahaida den Singvögeln Futter aus und wanderte dann, einem Tiger im Käfig gleich, im Zimmer umher, von wo aus sie durch diverse Fenster den Blick in verschiedene Richtungen werfen konnte.

Die Palastgärten mit ihren Fischteichen, Orangenhainen und nach Thymian duftenden Innenhöfen lagen zu einer Seite, während auf der anderen Seite der Blick über eine Senke und die hinter einer Mauer beginnende Wildnis bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Sierra Nevada schweifen konnte.

Sehnsuchtsvoll betrachtete Zorahaida die fernen Berge, wobei sie einmal mehr das beklemmende Gefühl überkam, eine Gefangene zu sein. Den Gedanken an Flucht aber schob sie nach wie vor weit von sich, und auch späte Reue über die verpasste Gelegenheit dazu erschien ihr sinnlos.

Von Langeweile geplagt läutete sie, worauf Sama aufs Neue den Raum betrat.

„Sei so gut und richte Imad aus, dass ich ihn begleiten möchte, wenn er demnächst zum Markt geht.“

„Herrin, seid Ihr sicher? Wenn Sultan Tariq, möge seine Regentschaft ewig dauern, erfährt, dass Ihr in die Stadt gegangen seid …“ Vor Furcht versagte dem Mädchen die Stimme.

Zorahaida wusste selbst am besten, dass jeder Regelverstoß ihrerseits die täglich neu und hart erarbeitete Harmonie zwischen Vater und Tochter gefährdete, weshalb sie sich nur selten aus dem Palast schlich. Auch hielt sie es für ihre Aufgabe, mäßigend einzuschreiten, wenn der Sultan seinen häufig ausbrechenden Unmut an der Dienerschaft oder den Wachleuten ausließ. Doch ab und zu in das Leben der einfachen Untertanen auf den Straßen Granadas einzutauchen bewahrte sie davor, aus Unglück und Lebensüberdruss den Verstand zu verlieren.

Sie seufzte. „Natürlich werde ich mich vorsehen, Sama. Komme ich aber gar nicht mehr hinaus, werde ich noch verrückt.“

Gerade öffnete die Zofe die Tür, um ihrem Auftrag nachzukommen, als aufgeregte Stimmen und das Geräusch eiliger Schritte auf der Treppe zu hören waren. Kurz darauf sauste ein kleiner Affe ins Zimmer, den Alba einst vom Sultan geschenkt bekommen hatte, und für den inzwischen Zorahaida Sorge trug. Als das Tier ihr zitternd und verstört plappernd mit einem Satz auf die Schulter sprang, keimte eine Ahnung von Unheil in ihr auf, sodass sie an die Tür trat.

Einige Stufen weiter unten stand, um Atem ringend, Maura, ihre zweite Leibdienerin, deren Schleier nass von Schweiß war.

„Kommt, so schnell Ihr könnt, Herrin!“, japste sie verzweifelt. „Die kleine Yamina spielte am Seerosenteich …“ Schluchzen unterbrach ihre Rede.

„Sprich, Maura! Fiel sie hinein?“ Doch Zorahaida wartete die Antwort nicht ab,...

Erscheint lt. Verlag 20.2.2024
Reihe/Serie Historical
Übersetzer Martina Manecke
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7515-2657-9 / 3751526579
ISBN-13 978-3-7515-2657-9 / 9783751526579
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