Ruhiggestellt (eBook)

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2024 | 1. Auflage
344 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-09511-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ruhiggestellt -  Martin S. Burkhardt
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Ein gemütliches Wochenendfrühstück mit seiner Familie wird zum Beginn eines Albtraums. Lenny Eggert kommt ein unheilvoller Verdacht, als das Wasser einfach nicht kochen will. Ist eine Substanz absichtlich ins Leitungswasser gegeben worden, um den bevorstehenden G8-Gipfel zu sabotieren? Hinter Lennys Wohnsiedlung liegt das Schlosshotel, in dem das Treffen stattfindet. Es kommt weitaus schlimmer. Nachdem Versuchstiere zunächst nur apathisch in ihren Käfigen lagen, haben sie sich tags darauf gegenseitig zerfleischt. Wie viele Menschen haben bereits das Wasser getrunken? Eine Katastrophe steht bevor. Lenny hat nur noch einen Gedanken: Er muss seine Familie schützen und die Menschen warnen - doch er gerät in ein Netz aus Vertuschung und Desinteresse - und plötzlich befindet er sich auf der Flucht vor Auftragskillern ...

Martin S. Burkhardt, Jahrgang 1970, lebt mit seiner Familie bei Hamburg und ist Geschäftsführer der Online Schreibschule »Akademie Modernes Schreiben«. Mit Leidenschaft sorgt er für Gänsehaut bei seinen Lesern. Grusel, Msytery und Horror sind seine Passion.

Martin S. Burkhardt, Jahrgang 1970, lebt mit seiner Familie bei Hamburg und ist Geschäftsführer der Online Schreibschule »Akademie Modernes Schreiben«. Mit Leidenschaft sorgt er für Gänsehaut bei seinen Lesern. Grusel, Msytery und Horror sind seine Passion.

 

2


 

Joachim setzte sich in seinen alten Volvo und gähnte herzhaft. Heute Morgen ging es früher als sonst in die Firma. Er konnte sich noch immer nicht so recht vorstellen, warum das Wasser bei Lenny plötzlich so schwer kochen wollte. Wahrscheinlich war doch nur ein Wackelkontakt im Herd dafür verantwortlich. Immerhin hatte auch die Geschirrspülmaschine bei den Eggerts bereits nach wenigen Monaten ihren Dienst versagt. Der Motor oder die Pumpe oder was auch immer war durchgeschmort. Lenny hatte es ihm erzählt, aber so einen technischen Kram vermochte er sich nie lange zu merken. Bestimmt verhielt es sich mit dem Herd ähnlich, vielleicht hatte der Küchenlieferant einfach minderwertige Ware eingekauft. Dennoch konnte er Lenny gut verstehen. Gerade wenn die Kinder noch klein waren, machte man sich schnell alle möglichen Sorgen. Und für ihn bedeutete es nicht allzu viel Aufwand, das Wasser einmal gründlich durchzuchecken.

 

Die Neonröhren gaben summende Geräusche von sich, als Joachim das Licht einschaltete. Wieder gähnte er. Die allwöchentliche Montagsbesprechung fand um zehn Uhr statt. Bis dahin blieben ihm noch drei Stunden. Zeit genug, um die Wasserproben ausgiebig zu untersuchen. Das alte Radio, das sein Vater ihm Mitte der Sechzigerjahre geschenkt hatte, quäkte mit einem blechern klingenden Sound durch den Laborraum. Aus einem halbhohen Schrank an der Wand holte Joachim mehrere Reagenzgläser, stellte sie in eine Halterung und öffnete die Flaschen. Das Wasser sah noch immer völlig normal aus. Es roch nicht und war so klar, wie Wasser eben sein musste. Nachdem er das Wasser zusammen mit verschiedenen Flüssigkeiten in die Reagenzgläser getröpfelt hatte, ließ er sich auf seinen Stuhl fallen und betrachtete die Proben. In zwei Gläsern leuchtete ihm eine blaue Mischung entgegen. Zwei weitere Gläser waren trüb geworden. Brummend stand er auf. Blau bedeutete basisch. Der pH-Wert des Wassers war zu hoch. Und irgendwas war da noch, sonst wären die anderen Proben nicht trüb geworden. Ein Zusatzstoff vielleicht, der da nicht hingehörte. Zwecklos, darüber zu spekulieren. Die Mittel, die ihm in diesem Labor zur Verfügung standen, eigneten sich nicht für eine aussagekräftige Analyse. Außerdem war ihm noch immer nicht klar, wonach er eigentlich suchen sollte. Sein Labor war für umfangreiche Wassertests nicht ausgelegt. Ein Leitwert-Messgerät wäre nicht schlecht. Damit würden sich Rückschlüsse auf den Fremdstoffanteil im Trinkwasser ziehen lassen. Außerdem gab es Geräte, mit denen Schwebstoffe, Bakterien und Viren leichter erkannt werden konnten. Die Kollegen in den anderen Abteilungen verfügten über ein paar dieser Hilfsmittel, die er sich nun erst einmal mühsam zusammensuchen musste. Das würde einige Zeit dauern. Dabei hatte er versprochen, sich bereits am Vormittag mit ersten Ergebnissen zu melden. In Gedanken sah er Nina das Wasser aus Mineralwasserflaschen in Töpfe schütten, nur um kein Leitungswasser zu verwenden. Und wenn alles doch ganz harmlos war? Er war ihnen eine schnelle Antwort schuldig. Am wichtigsten war zunächst einmal herauszufinden, ob eine konkrete Gefahr für die Gesundheit vorliegen würde, wenn man das Wasser trinken würde. Und da hatte er schon eine Idee.

Joachim verließ sein Labor und rannte fast über den breiten hellen Flur, an dessen Wänden moderne Kunstwerke hingen. Sie standen hier im Dienste eines Konzerns, der Düngemittel herstellte. Da gab es auch Versuchstiere. Im Erdgeschoss befanden sich unzählige Käfige mit Mäusen, Ratten, Hamstern, Hörnchen und Kaninchen. Als er vor vielen Jahren in dieser Einrichtung zu arbeiten begann, hatte er ein beklemmendes Gefühl deswegen gehabt. Aber mittlerweile hatten sich alle seine Vorurteile aufgelöst. Den Tieren ging es dort unten besser als in vielen privaten Haushalten. Sie hatten geräumige Käfige. Doch das Wichtigste war, dass sie nicht sinnlos verheizt wurden. Die meisten Düngerarten mussten umweltverträglich sein. Neue Stoffe wurden den Tieren in die Nahrung gemixt. Oft kam es nur zu allergischen Reaktionen bei ihnen, von denen sie sich schnell wieder erholten. Nur selten starben Tiere in Folge der Entwicklung eines neuen Wirkstoffes. Zwar stellte der Konzern auch Giftstoffe her, die gegen Ameisen, Pilze oder Schnecken verwendet wurden, aber damit hatte man zumindest in dieser Zweigstelle nichts zu tun. Und das war ihm auch ganz lieb. Er klopfte an eine schlichte weiße Tür. Hoffentlich war Ina schon da.

Eine junge Frau mit blonden langen Haaren, die ihr bis zur Hüfte gingen, öffnete die Tür und schaute ihn skeptisch an. »Joachim. Meine Güte, bist du aus dem Bett gefallen? Oder hat dich deine Frau rausgeworfen?«

»Guten Morgen Ina«, sagte er fröhlich.

Sie winkte ihn hinein und zeigte auf eine röchelnde Kaffeemaschine. »Gerade aufgesetzt. Willst du?«

»Gern.«

»Also, was machst du schon hier? Seit ich dich kenne, warst du noch nie vor neun im Labor.« Obwohl die Maschine nicht fertig war, griff Ina nach der Kanne und schenkte zwei Becher voll. Es zischte, als mehrere Kaffeetropfen aus dem Filter auf die heiße Wärmeplatte fielen. Joachim nahm einen Schluck und verzog den Mund. Daran hätte er denken müssen. Ina war wegen ihres stets viel zu starken Kaffees in der ganzen Einrichtung berüchtigt. Niemand trank ihr Gebräu Marke Doppel-Herztod. Trotzdem nahm Joachim noch einen weiteren winzigen Schluck, immerhin wollte er heute etwas von ihr.

»Ich untersuche für einen Freund eine Wasserprobe und würde sie gern einigen Tieren zu trinken geben.«

Ina sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Woher stammt das Wasser?«

»Direkt aus einem Wasserhahn in einer Küche. Aber es kocht nur mühsam. Und nun ist die Familie beunruhigt.« Er zuckte mit den Achseln. »Deinen Kleinen wird nichts passieren. Ich vermute, dass es irgendwie verschmutzt ist. Wenn die Nager es nicht anrühren, weiß ich Bescheid.«

Ina griff in die Brusttasche ihres Kittels und warf ihm eine Magnetkarte zu. »Nimm dir, was du brauchst. Aber wenn die Viecher Durchfall kriegen, machst du die Käfige sauber.«

Joachim lachte und stellte seine Tasse zurück auf den Tisch. »Du bist ein Schatz.« Er drehte auf dem Absatz um und öffnete die Labortür. Was für ein erfolgreicher Verlauf. Ina, die Verantwortliche für alle Versuchstiere, hatte ihm praktisch einen Freifahrtschein ausgestellt, und der ungenießbare Kaffee hatte ihn auch nicht umgehauen.

Am Ende des Flurs im Erdgeschoss gab es eine massive Eisentür. Joachim steckte die Magnetkarte in einen Schlitz, und das Schloss knackte vernehmlich. Der Raum dahinter war hell und freundlich. Fenster, die von der Decke bis zum Boden reichten, ließen die Morgensonne hinein. An der Wand brummte eine Klimaanlage. Oft war er nicht in diesem Raum. Es überraschte ihn immer wieder, wie gemütlich es hier aussah. Ganz anders, als in den vielen Labors, die ihm während seiner Ausbildungszeit begegnet waren. Meistens waren die Versuchstiere in den dunkelsten Kellerräumen untergebracht und fristeten dort ein trostloses Dasein unter Kunstlicht. Dagegen wirkte dieser sonnendurchflutete Raum geradezu paradiesisch. Sämtliche Käfige waren auf der gegenüberliegenden Seite der Fenster aufgestellt. In stabilen, zwei Meter hohen Stahlregalen, standen sie in vier Ebenen übereinander. Ganz unten tummelten sich die Kaninchen, darüber die Hamster, Streifen- und Eichhörnchen und wiederum darüber die Ratten. In den obersten Käfigen befanden sich die Mäuse.

Es war erstaunlich ruhig. Immer wenn er hier war, verwunderte ihn die Stille. Kaum ein Tier raschelte oder quiekte. Das war schon irgendwie unheimlich. Joachim wandte den Blick von den Käfigen ab und schaute suchend in die Ecken. Dort standen der fahrbare Tisch und die kleinen Transportkäfige. Mit jeweils vier Exemplaren von allen Tieren wollte er arbeiten. Je zwei Tiere gleicher Gattung kamen in die Transportkäfige.

Als er alle Tiere verfrachtet hatte, stutzte Joachim. Ob das nicht doch ein wenig übertrieben war? Reichten nicht auch eine Handvoll Nager? Nein, je mehr, desto besser. Viele Tiere besaßen ausgeprägte Geruchs- und Geschmackssinne. Sie würden merken, wenn etwas mit dem Wasser nicht stimmte.

Aus einem Karton holte Joachim Dutzende kleiner Trinkflaschen und Keramiknäpfe. Dann schob er den Tisch vorsichtig zum Ausgang. Endlich drangen ein paar Geräusche an seine Ohren. Zwei der Mäuse piepsten leise. »Keine Angst. Euch passiert nichts. Da bin ich mir ziemlich sicher.« Joachim trug die Tiere aus einer Liste aus, die neben der Tür hing. Wenn man das vergaß, konnte Ina fuchsteufelswild werden. Etwas, was man ihr überhaupt nicht zutraute. Die Türen des Fahrstuhles standen offen, die meisten Kollegen kamen nicht vor acht zur Arbeit. Das passte ihm ausgezeichnet, so musste er nicht erst lange auf den Lift warten. Außerdem ersparte es ihm langwierige Erklärungen, wozu er all die Tiere brauchte.

Bevor sich der Fahrstuhl in Bewegung setzen konnte, sprang ein Mann in die Kabine. »Grad noch erwischt«, sagte er hechelnd und öffnete einen Knopf seines Mantels. »Guten Morgen Joachim.«

»Hallo Franz.«

»Du bist früh heute.«

»Ja.«

»Was hast du denn mit den ganzen Fellfreunden vor?«

Joachim verzog den Mund. Zu früh gefreut. »Nur einen kleinen Test.«

»Dafür sind das aber viele.«

»Ach, geht.«

»Na ja.« Es klingelte und die Türen öffneten sich.

»Wir sehen uns nachher bei der Besprechung, Joachim.«

»Ja, bis dann, Franz.«

 

Das gekochte Wasser konnte warten. Zunächst wollte Joachim sich auf das frische Leitungswasser konzentrieren. Die Näpfe und Trinkflaschen füllte er bis zu einer Markierung auf und stellte sie in die Käfige. Einige...

Erscheint lt. Verlag 9.1.2024
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Apokalypse • Grusel • Horror • Thriller • Vergiftetes Wasser • Vertuschung
ISBN-10 3-384-09511-1 / 3384095111
ISBN-13 978-3-384-09511-4 / 9783384095114
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