Der Schrank im Flur -  Mario Lenz

Der Schrank im Flur (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
601 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-6941-0 (ISBN)
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Es ist nur ein Schrank. Nichts Besonderes. Alt und ein bisschen muffig. Du legst etwas hinein und ... wachst Ewigkeiten später wieder auf - stehend vor Deinem Schrank. Warst du in Trance? Auf einmal verändert sich Dein Leben. Merkwürdige graue, rückwärts laufende Gestalten suchen dich heim. Ab und zu tauchst du ein in eine Welt ohne Farben und Temperaturunterschiede. Deine geistige Gesundheit scheint sich zu verabschieden. Dein Umfeld glaubt dir nicht. Mit einem Bein stehst du in der Klapsmühle. Doch dann taucht er auf, dein Strohhalm, an den du dich klammerst. Und plötzlich bist du nicht mehr allein ...

Bisher veröffentlichte Lenz drei Thriller. Ein erotischer Roman erschien unter Pseudonym. Zwei weitere Bücher sind derzeit 'in der Mache'. Mario Lenz´ Romane bestechen durch eher derbere Sprachelemente und subtilem Humor. Seine Figuren sind sehr präsent und oft widersprüchlich. Auch seine Nebencharaktere tragen wesentlich zur Unterhaltsamkeit seiner Romane bei. Insbesondere auch die Perspektivwechsel begeistern die Leser. Gern schmückt Lenz seine Werke mit erotischen Elementen.

Bisher veröffentlichte Lenz drei Thriller. Ein erotischer Roman erschien unter Pseudonym. Zwei weitere Bücher sind derzeit "in der Mache". Mario Lenz´ Romane bestechen durch eher derbere Sprachelemente und subtilem Humor. Seine Figuren sind sehr präsent und oft widersprüchlich. Auch seine Nebencharaktere tragen wesentlich zur Unterhaltsamkeit seiner Romane bei. Insbesondere auch die Perspektivwechsel begeistern die Leser. Gern schmückt Lenz seine Werke mit erotischen Elementen.

Eins


 

Die Kisten standen bis zur Decke gestapelt. Die Aufschriften auf ihnen wirkten etwas albern, wenn man bedachte, wie er jetzt hier wohnte. Fünfunddreißig Quadratmeter, aufgeteilt auf ein kleines Zimmer, eine Mini-Küche und einen Flur, der durch seine Länge den Eindruck erweckte, der größte Raum dieses Appartements zu sein.

Eine Aufschrift auf den Kisten lautete Eisenbahn. Als ob seine sechs Quadratmeter große elektrische Eisenbahn Größe TT hier in dieser Karnickelbuchte Unterschlupf gefunden hätte! Alex lächelte bitter.

Zuhause, bei Mandy...

Noch immer dachte er so. Noch immer dachte er das Wort ›Zuhause‹, wenn er an Mandy dachte. Als hatte er sich nie heimlich diese Wohnung gesucht und eines Tages, als Mandy auf der Arbeit weilte, Hals über Kopf das Weite gesucht. Ein Neuanfang in der großen Stadt, nachdem er bisher sein ganzes Leben in Wandlitz verbracht hatte, zwischen Wald und Wasser, inmitten herrlicher Natur.

Nun also Berlin, Berlin Prenzlauer Berg. Ein belebter Bezirk, und doch lag die Straße, in der seine Wohnung gelegen war, ruhig da. Es war eine Sackgasse, die am ehemaligen Mauerstreifen endete. Auf den breiten, mit altem Berliner Granit belegten Gehwegen spielten Kinder, malten mit Kreide Hopsefiguren auf den Stein und rannten auf und ab.

Ja, zuhause bei Mandy hätte er seine Eisenbahnplatte aufbauen können. Nur gab es da zwei Dinge, die dagegensprachen. Erstens mochte Mandy seine Eisenbahn nicht, und wenn Mandy etwas nicht mochte, dann hatte er dafür zu sorgen, dass dieses Etwas nicht in ihre Sichtweite gelangte.

Zweitens war zuhause nicht mehr bei Mandy. Zuhause war jetzt hier in dieser Ein-Zimmer-Bude im Prenzlberger Gleimviertel.

 

Dabei hatte damals alles so gut angefangen. Eine so schöne Gegend wie der Naturpark Barnim mit seinen Seen und Wäldern blieb nicht lange unberührt. In den ersten 2000er Jahren, in Berlin zogen die Immobilienpreise unaufhörlich an, erlebte Wandlitz einen wahren Bauboom. Immer mehr Hauptstädter zogen dorthin. Die einen, weil es günstiges Bauland gab, die anderen, weil tolle Seegrundstücke verfügbar waren.

Auch Mandy war eine solche Zugezogene. Gemeinsam mit ihren Eltern, ihren einundzwanzig Lebensjahren zum Trotz, war sie aufs Dorf gezogen. Ihre Eltern gehörten zu denjenigen, die sich um die Immobilienpreise keine Gedanken machen mussten, sie kamen wegen der Wassergrundstücke.

Das Grundstück war gekauft, das Haus schnell hochgezogen. Es befand sich am Ufer des Wandlitzer Sees, von den Einheimischen nur Wandlitzsee genannt.

Die Familie hatte schon ein Jahr dort gelebt, als er sich in Mandy verliebte, oder besser gesagt, erst sie in ihn.

 

Genau an diesem Wandlitzsee, an einem Naturbadestrand, fanden sich abends häufig die Jugendlichen zum Abhängen, Feiern, Trinken, Lagerfeuer machen, … ein. Der Sommerabend zeigte sich von seiner besten Seite, selbst um diese Zeit herrschten noch Temperaturen um zwanzig Grad. Allmählich wurde es dunkler. Die Tiere machten, trotz der von den Zweibeinern erzeugten Unruhe, aus Leibeskräften Geräusche. Überall zirpste, zwitscherte oder surrte es.

Die Zweibeiner waren die Jugendlichen aus dem Dorf, auch wenn die meisten schon Twens waren, sahen sie sich noch immer als ›die Jugend‹. Sie hatten ein kleines Lagerfeuer entzündet, überall saßen sie in kleinen Grüppchen, quatschten, lachten oder starrten einfach nur ins Feuer. Hier und da wurde geknutscht. Jeder hatte etwas zu trinken, jedoch sah man niemanden, der übermäßig abgefüllt war.

Im Laufe des Abends vermischten sich die einzelnen Cliquen, so liefen sich Mandy und er über den Weg. Nie würde er vergessen, wie ihre blauen Augen strahlten, als sie an ihm vorbei ging und interessiert schaute. Wie in Zeitlupe hatte er es in Erinnerung, als ob die Welt sich auf einmal langsamer drehte. Sie war schon an ihm vorbei, ihr Kopf drehte sich aber weiter nach ihm um. Ein vorbeischwebender Engel, mit blonden Haaren wie Juligetreide und saphirartigen Augen, ein leichtes Lächeln zeigte ihre ebenen, weißen Zähne. Schwach vernahm er einen zarten Duft. Und alle hatten gespürt, dass da plötzlich etwas in der Luft lag. Wie sollten sie auch nicht? Sie stellte das Gespräch mit den mit ihr ziehenden Mädels ein, er mit seinen Jungs. Mitten im Satz.

Später, als beide dann wieder an verschiedenen Stellen standen, suchten sich ihre Augen erneut. Und fanden sich. Immer wieder.

So kam, was kommen musste, irgendwann zog einer zum anderen. Alex wusste heute gar nicht mehr, wer zu wem gegangen ist damals. Oder ob sie sich zufällig getroffen hatten. Jedenfalls standen sie sich irgendwann wieder gegenüber. Ihr süßes Lächeln, ihre freundliche Mimik und ihre zarte Art ›Hallo‹ zu sagen, für immer war diese Situation in seinem Kopf eingebrannt. Nachdem sie sich ein paar Sekunden gegenübergestanden hatten, ohne etwas zu sagen, hakte sie sich einfach bei ihm ein und zog ihn zum Feuer. Hier ließen sie sich nieder, sahen in die Flammen und zu dem dahinterliegenden Strand und genossen den Zauber des Ungesagten. Sie hatten noch kein Wort bis auf das ›Hallo‹ zueinander gesprochen, da begannen sie sich zu küssen. Erst lange Zeit zart, mit sanften Bissen in die Lippe, dann immer wilder werdend. Das Feuer prasselte, der Wind rauschte sanft und die Kiefern knackten und knarzten.

Als die Küsse Knutschen wurden und der Atem schneller, als seine Hand manchmal wie zufällig auf ihre Brust rutschte, trieb es sie wie automatisch hoch und weg von den übrigen Feierwilligen. Mandy führte ihn in den Wald, ohne das Knutschen und Fummeln zu unterbrechen. Im Wald befand sich ein Holzpavillon, in dem Wanderer Rast machen konnten. Ein anderes Paar, das diesen Ort für ein kleines Stelldichein auserkoren hatte, war gerade fertig geworden. Mit wissendem Lächeln zogen die Beiden von dannen.

Im Pavillon ging es dann zur Sache. Das Geknutsche und Gefummel wurden wilder und wilder. Er setzte sie auf die Umrahmung des Pavillons und drängte mit seinem Körper zwischen ihre Beine. Seine Hände waren an ihrem Rücken, an den straffen Rundungen ihres Hinterns und an ihren Brüsten. Ihre Hände hatten sich um seinen Nacken gelegt. Ab und zu machten auch sie eine Rundreise um seinen Körper. So kamen sie auf Hochtouren. Beide wollten das Ganze. Mandy hatte ihren Schoß dicht an Alex´ Lendenbereich gedrängt, fest drückte sie sich an seine Beule. Gerade, als ihr Atem heftiger wurde und sie zärtlich und behutsam an seinem Gürtel zog, wurden laute Stimmen vernehmbar. Die ersten Morgenvögel hatten ihr Lied begonnen und die Freunde kamen, sie zu suchen, um den Heimweg anzutreten.

Deutlich konnte sich Alex an seine Enttäuschung erinnern, noch deutlicher an das erregte Pochen in seinen Hoden, das fast schon ein Brennen war.

 

Nun wohnte er schon die zweite Woche in seiner neuen Bleibe, die trotzdem aussah, als wäre sie erst heute bezogen worden. Überall Kisten, Gerümpel, Wäsche. Seine Zahnbürste stand vor einem einfachen Spiegel, der Fernseher stand auf dem Boden. Im Abwasch türmte sich dreckiges Geschirr, die Tapeten waren weiß, so wie er sie von der Vermietung übernommen hatte. Keinerlei Persönlichkeit wies die Wohnung auf – kein Bild, keine Pflanzen, keine Farbe an den Wänden.

Gerade lag er im Bett. Wobei Bett etwas übertrieben war, seine Nächte verbrachte er auf einer auf den Boden gelegten Bettmatratze, über die er notdürftig ein Laken gelegt hatte. Ein Laken, das er jeden Morgen neu über die Matratze ziehen musste, es war ein herkömmliches Überwurflaken.

Gedanken zogen an ihm vorbei und er lauschte den Geräuschen des Hauses. Die mochte er. Das Knarzen der teppichbelegten Holztreppe im Flur, wenn jemand die oberen Etagen hoch stieg. Das leise Zirkulieren der Luft in den hohen Räumen. Das Knacken der Dielen, obwohl sich niemand auf ihnen bewegte.

Wie immer, wenn er im Bett (besser gesagt auf seiner Matratze) lag, wollten seine Gedanken in eine Richtung: Mandy. Er liebte sie und er konnte sich nicht vorstellen, dass das irgendwann einmal anders sein würde. Trotzdem hatte er sie verlassen müssen. Weil es für ihn einfach nicht mehr zum Aushalten gewesen war.

 

Nach ihrem kleinen Stelldichein am See war sie es gewesen, die den Kontakt zu ihm gesucht hatte. Am gleichen Abend (eigentlich war es schon am Morgen gewesen?) verabschiedete sie sich mit den Worten Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt. Für ihn war es lediglich eine verpasste Gelegenheit gewesen, für sie der Beginn einer Liebe. Die Gegebenheiten wollten es, dass sich ihre beiden Cliquen nach dem gemeinsamen Abend am See plötzlich vereinigten. So liefen sie sich in den nächsten Wochen automatisch immer wieder über den Weg. Und Mandy blieb dran. Ihr Verliebtsein erlaubte es ihr nicht, locker zu lassen. Dabei wollte er alles andere als eine feste Beziehung. Er hatte gerade eine sehr anstrengende hinter sich. Doch eine Grundverliebtheit musste er sich schon eingestehen. Trotzdem konnte er sich nicht dazu entscheiden, mit ihr zusammenzugehen. Erst im Nachhinein erkannte er, dass sein Verhalten sie ganz schön gequält haben musste. Zwar behauptete er immer wieder, dass er nichts von ihr wollte, jedoch machte er ihr immer wieder Hoffnung. Wenn er erst einmal etwas getrunken hatte, lag er doch wieder in ihren Armen. Dann knutschten und fummelten sie, wie an dem Abend am See. Aufs Äußerste ließ Mandy ihn dabei nicht gehen, immer stoppte sie ihn mit bedauerndem Lächeln. Er wusste ganz genau, was das zu bedeuten hatte. Geh du aufs Ganze, dann geh ich aufs Ganze, sagten ihre Blicke. Sollte er zum Schein …?

Nein, so war er nicht. Er konnte nicht so tun als ob, nur um einmal zum Schuss zu kommen.

Die Gedanken an diese...

Erscheint lt. Verlag 5.1.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Berlin • DDR • Geister • Paranormal • Schizophrenie • Übersinnlich • Untote
ISBN-10 3-7565-6941-1 / 3756569411
ISBN-13 978-3-7565-6941-0 / 9783756569410
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