Wo alle Katzen hingehen (eBook)

Katzenroman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
188 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9377-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wo alle Katzen hingehen -  G. J. Herzlichst
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Spannende und mitreißende Geschichte um vier Hauskatzen, die nach ihrem Tod im Seelenreich der Feliden aufeinandertreffen. Mit wachsender Zuneigung offenbaren sie ihre Lebenserfahrungen. Rätselhafte Begegnungen mit anderen Katzenartigen sowie erstaunliche und unvorhersehbare Geschehnisse führen die Katzen letztendlich zu unerwarteten Einsichten und Entscheidungen.

G. J. Herzlichst ist Jahrgang 1964 und lebt in Oberösterreich auf dem Land.

Unbekannte Pfade


„Niemand weiß es. Wozu auch. Das Vergessen umarmt sie alle während des Geburtsvorganges. Es ist nicht mehr wichtig. Geradezu unnötig.“ Die große Schwarze saß aufrecht auf einem Scheitholzstoß, den Schwanz eng um ihre Vorderpfoten gelegt. Bedächtig schaute sie in die vor ihr sitzende Menge der Neuankömmlinge, die verwirrt, erstaunt oder verwundert zu ihr aufblickten, während sie der Rede der schwarzen Katze lauschten. Sanft fuhr diese fort. „Vermutlich denkt ihr das Klopfen in eurer Brust zu spüren, obwohl eure Herzen längst zu schlagen aufgehört haben. Nach wie vor seid ihr verbunden mit euren Lebensbildern. Eure Körper, eure Pelze, sind Reflexionen eurer Erinnerung. Ein Echo aus früheren Zeiten, das auch hier Bestand hat.“ Anmutig senkte die schöne Katze mit dem glänzenden schwarzen Fell leicht ihren Kopf. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, bevor sie sich wieder an die kleine Versammlung wandte. „Soweit von mir, fürs Erste. Wenn ihr weitere Fragen habt, ich bin jederzeit ansprechbar und in eurer Nähe. Genießt es, seht euch in Ruhe um, hier gibt es keine Eile.“

Mit diesen Worten stand sie auf, ging über die frühlingsgrüne, mit gelbblühendem Löwenzahn übersäte Wiese auf ein Wäldchen zu, dessen Bäume sich bereits teilweise ihrer Blätter entledigt hatten. Das auf den Ästen verbliebene Herbstlaub tanzte in gelben und rotgoldenen Farben im Spiel des Windes.

Dem Wald angrenzend lag ein zugefrorener Weiher. Er war von schneebedecktem Schilf umrandet, das sich schwer beladen der Eisfläche entgegenneigte. Direkt daneben wurzelten fruchttragende Apfelbäume. Unter deren Blätterkronen glänzten langstängelige Lilien mit weißen Blütenständen im Abendrot.

Hier war alles möglich. Zur gleichen Zeit, nebeneinander. Das Terrain wurde aus den Gedanken und Erinnerungen von Abertausenden Katzen geschaffen, dem ewigen Wandel unterworfen. Jede Katze konnte sich ihre eigene Landschaft erschaffen, die nur solange währte, bis eine andere sie aus ihren Vorstellungen und Auffassungen neu formte.

Still starrten die Neuankömmlinge der großen Schwarzen nach, bis diese in der wie verzaubert wirkenden Kulisse allmählich verschwand.

„Ihr könnt mich Michi nennen, so hat auch meine Menschenfrau mich gerufen“, brach eine mittelgroße, hagere, wohl schon ältere Kätzin das Schweigen in der kleinen Gruppe. Sie hatte grüne Augen, ein orangerotes Gesicht mit schwarzer Nase sowie schwarze Ohren. Ihre Brust war, wie die Vorderpfoten, weiß. Rumpf, Schwanz und Hinterpfoten waren schwarz und rot gemustert.

„Madelene ist mein Name, Leni eigentlich“, miaute eine schlanke, weichpelzige, hellbraune Tigerkätzin. „Ich bin noch ganz durcheinander. Mir ist, als wäre ich gerade noch Zuhause auf dem Sofa gelegen — und jetzt das da.“ Nach einer kleinen Nachdenkpause fuhr sie fort. „Das Gute daran ist, dass ich nicht mehr müde bin. Ich war in letzter Zeit immer sehr abgeschlagen. Jede Kleinigkeit war anstrengend und fiel mir schwer. Jetzt ist alles leichter, mir tut nichts weh.“ Mit einem kleinen Seufzer beendete die hübsche Getigerte ihre Vorstellung. Auffordernd blickte sie zu dem rothaarigen, etwas struppigen, leicht korpulenten Kater zu ihrer Linken. Dieser räusperte sich. Höflich neigte er sein Haupt, bevor er sich vorstellte.

„Rosso“, miaute er freundlich. „Wegen meinem Fell“, ergänzte er erklärend.

„Ich heiße Blanche, weil ich weiß bin!“, schwatzte eine kleine Halbwüchsige los, ohne abzuwarten, ob Rosso noch etwas zu sagen gehabt hätte.

Daraufhin stellten sich die anderen Katzen, die vor dem Holzstoß saßen, reihum vor. Da waren noch Püppi, Struppi, Tiger, Mimi, Whiskey, Lisl, Carlo, Quickie, Otto und Mädi. Außer Whisky, ein großer, reinrassiger Maine-Coon-Kater mit langen Haaren, allesamt ganz normale europäische kurzhaarige Hauskatzen mittleren bis höheren Alters.

Wieder ergriff Michi das Wort. „Ich schlage vor, dass wir uns in Gruppen aufteilen. Alle auf einen Haufen, das ergibt keinen Sinn. So können wir uns besser umsehen und uns klar werden, wo wir hier eigentlich gelandet sind und was an diesem Ort möglich ist.“ Sie ließ ihren Blick über die Katzenrunde schweifen, woraufhin die Dreifarbige aufstand und auffordernd zur Getigerten, die neben ihr saß, blickte.

„Ich komme mit dir“, nickte Leni. Der rote Kater sollte zu ihrer Gruppe gehören. Das ergab sich für ihr Verständnis schon alleine dadurch, dass er neben ihr stand. Einladend legte Leni ihren Schwanz über seinen Rücken. „Willst du uns begleiten?“

„Meinetwegen.“ Rosso kratzte mit der Hinterpfote etwas Unsichtbares aus seinem Fell. Mit dieser Geste wischte er beiläufig Lenis Schwanz von seinem Körper.

„Also gut, eine Dreiergruppe ist perfekt, dann wollen wir gehen.“ Michi war ganz offensichtlich das Kommandieren gewöhnt. Sie setzte sich in Bewegung.

Leni und Rosso folgten ihrem Kommando. Gleichzeitig standen sie auf und trotteten hinter ihr her.

Während die übrige Katzengesellschaft dabei war ebenfalls Grüppchen zu bilden, löste sich die etwas vorwitzige Weiße von ihnen.

„Halt! Wartet! Ich will auch in eure Gruppe!“ Aufgeregt lief Blanche dem frisch gebildeten Trupp nach.

„Such dir Gleichaltrige, du hältst uns nur auf!“ Ohne stehenzubleiben, blaffte Michi die Halbwüchsige barsch an.

„Da sind aber keine Gleichaltrigen, falls du das nicht bemerkt hast!“ Die kleine Weiße ließ sich nicht einschüchtern. Leichtpfotig hüpfte sie dem Dreiergespann weiter hinterher.

„Mag sein.“ Michi war genervt, für sie war die Gruppe geschlossen. Sie versuchte die Kleine abzuwimmeln. „Ich habe keine Lust, Babysitter zu spielen und Kinderfragen zu beantworten.“

„Ich brauche keine, die auf mich aufpasst, ich bin schon fast ein Jahr alt!“ Entrüstet plapperte die Halbwüchsige weiter. „Und überhaupt hast du selbst keine Ahnung und kennst dich genauso wenig aus wie ich. Du kannst mir gar nichts beantworten oder erklären, weil du ohnehin nichts weißt von all dem hier. Wir stehen auf gleicher Stufe!“ Trotzig sah sie mit zusammengekniffenen Augen zur Dreifarbigen hoch. „Wenn das Alter schon eine Rolle spielen sollte, bin ich nicht zu jung, sondern du zu alt und lahm für mich!“ Außer Atem, mit aufgeplustertem Rückenfell, hielt sie mit Michi schritt.

Leni blieb abrupt stehen. Rosso, der hinter ihr hergetrottet war, stolperte beinahe über sie.

„Sie hat recht, Michi. Im Grunde sind wir an diesem Ort alle wie Kinder. Lassen wir sie mitkommen“, miaute die Getigerte sanftmütig.

Michi blieb ebenfalls stehen. Sie drehte sich zu den anderen um. „Was meinst du, Rosso?“

„Meinetwegen.“ Der rote Kater schien nicht sehr gesprächig zu sein. Gleichgültig zuckte er mit den Schultern.

Michi wandte sich an die etwas atemlose, schnaufende kleine Kätzin. Gekonnt legte sie ihre Stirn in Falten bevor sie einen ernsten Blick aufsetzte.

„Also gut. Du kannst dich uns anschließen.“ Ihre Stimme nahm einen drohenden Ton an. „Aber benimm dich und nerve mich nicht. Sonst wirst du es bereuen!“

„Super! Super!“ Aufgeregt sprang die Kleine, die die Drohung ignorierte, zweimal in die Luft, lief zur Getigerten und rieb ihre Nase an deren Wange. „Danke, dass du dich eingesetzt hast!“

„Ist schon gut.“ Leni erwiderte die Berührung. Leise fügte sie hinzu: „Du kannst neben mir herlaufen, wenn du möchtest.“

Schweigend gingen die vier in Richtung Apfelbäume, schlugen einen Kiesweg ein, der über eine Wiese mit hohem Sommergras führte. Blaue Glockenblumen standen neben riesigen Margeriten. Nicht weit entfernt war ein plätscherndes Bächlein zu hören. Dort angekommen stieg Rosso ohne zu zögern mit allen vieren in den Bach. Das Wasser reichte ihm bis ans Bauchfell, was ihn nicht zu stören schien. Er senkte seinen Kopf und begann gierig zu trinken. Die Mädchen sahen ihm etwas irritiert zu, sagten aber nichts. Darauf achtend, dass ihre Pfoten trocken blieben, ließen sie sich am Ufer nieder. Vorsichtig steckten sie ihre Zungen ins Nass.

Nachdem alle ein paar kühle Schlucke genommen hatten, setzten sie sich auf den schmalen Sandstreifen neben dem Bach, um sich das Fell glattzustreichen. Der rote Kater schüttelte das Wasser aus seinem Pelz und begann seinen Bauch mit der Zunge intensiv zu reinigen.

Während Blanche ihre rechte Vorderpfote ableckte, um sich damit vom Ohr über die Augen bis zur Nase zu streichen, brach sie die eingekehrte Stille.

„Ihr wisst, dass wir weder etwas trinken noch unser Fell pflegen müssen?“

Zustimmend nickte Leni. „Da hast du wohl recht, aber ich putz mich halt gerne.“

„Ich auch“, bestätigte die Halbwüchsige. Nachdenklich bearbeitete sie ihr Ohr weiter....

Erscheint lt. Verlag 1.1.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte All-Age • Animal Fantasy • Crossover-Literatur • Katzen • Katzengeschichte • Katzenroman • Tiergeschichte
ISBN-10 3-7583-9377-9 / 3758393779
ISBN-13 978-3-7583-9377-8 / 9783758393778
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