Jerry Cotton Sonder-Edition 227 (eBook)

Die Nacht der Vollstrecker

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6263-2 (ISBN)

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Jerry Cotton Sonder-Edition 227 - Jerry Cotton
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Zwei Männer auf der Flucht vor gnadenlosen Menschenjägern: Eric Morgan, der kleine Ganove, und G-man Jerry Cotton, den sie für einen berüchtigten Gangstern hielten. Wir beide hatten keine Chance, mit dem Leben davonzukommen. Denn die Nacht, in die wir flüchteten, ließ uns keinen Ausweg. Es war die Nacht der Vollstrecker ...


1


Die Reißzähne blitzten weiß und mit tödlicher Schärfe. Schaumfetzen wehten aus dem geifernden Fang des Dobermanns. Tief aus seiner Kehle drang ein heiseres Grollen.

Ich erwachte, als es zum Bellen anschwoll. Es klang wie wütendes Gebrüll. Die Blutgier des außer sich geratenen Tiers, der entfesselte Urinstinkt des Tötens waren herauszuhören.

Die Phase zwischen Traum und Wirklichkeit dauerte nur Sekunden. Mit einem Schlag war ich hellwach, als ich begriff.

Aus einem Hund wurden drei oder vier. Ein heiserer Chor der Mordlust! Das Gebell ging in schrille Misstöne über.

Ich wusste, das waren auf den Mann dressierte Bestien, die ihr Opfer schon vor sich sahen. Und sie wurden fast verrückt, weil sie immer noch an der Leine gehalten wurden.

Vorsichtig, um in der unbekannten Umgebung nirgendwo anzustoßen, richtete ich mich von meinem Nachtlager auf. Es roch nach dem Öl und dem Rostschutz eingemotteter Gerätschaften. Mein Kopf wurde klar. Die Reißzähne waren das Traumbild gewesen, das die Wirklichkeit mir eingegeben hatte. Ein Schutzmechanismus, der funktionierte, trotz der mörderischen Strapazen, die Eric Morgan und ich hinter uns hatten.

Matte Helligkeit sickerte durch die beschlagenen Scheiben eines kleinen Fensters. Der Tag war wenige Stunden jung. Sie wollten uns vor Sonnenaufgang erwischen.

Die Gewissheit packte mich wie eine Eisenfaust.

Das wilde Gebell, das nicht enden wollte, wurde fast zur Nebensache. Die Tatsache, dass man uns aufgespürt hatte, war alles andere als ein Zufall. Dass so etwas passieren konnte, hatte ich nicht für ausgeschlossen gehalten. Denn andernfalls hätte ich mich nicht bereit erklärt, diesen Einsatz zu übernehmen. Aber irgendwo, in einem kleinen Winkel meines Denkens, hatte ich mir Zweifel bewahrt. Etwas derart Ungeheuerliches konnte nicht, durfte nicht geschehen.

Doch die Wirklichkeit war manchmal grausamer als jede Vorstellungskraft.

»Eric!«, flüsterte ich drängend. »Wach auf!«

Keine Antwort. Das Gebell zerrte wieder an meinen Nerven. Vorsichtig schlich ich über den rauen Steinfußboden und tastete mich an das andere Nachtlager heran. Wie meines bestand es aus Segeltuchplanen, die wir von den Geräten genommen und zusammengefaltet hatten.

Eric Morgan wach zu rütteln, war ungefähr so zeitraubend, wie einen Grislybären aus dem Winterschlaf zu wecken.

Barsche Männerstimmen drangen jetzt durch das Hundegebell. Wer immer da draußen aufmarschiert war, sie hatten Mühe, ihre Bestien noch länger zu bändigen.

Eric fuhr auf seiner Planenrolle hoch und riss den Mund auf.

Ich legte ihm die flache Hand darauf, bevor er einen erschrockenen Ton von sich geben konnte.

»Still«, zischte ich. »Vielleicht wissen sie noch nicht genau, wo wir stecken. Wenn sie die Viecher erst mal loslassen, sehen wir verdammt schlecht aus.« Ich war John Crawford, ein kleiner Gangster aus Chicago. Ich musste wie John Crawford sprechen.

Ich legte die Hand auf Erics Schulter und spürte, dass er zu zittern begann.

»Eine Polizeistreife, was?« Er keuchte die Worte hervor. »O Mann, der Typ in Chicago hat gesagt, hier wären wie so sicher wie in ...«

Ich unterbrach ihn mit einer energischen Handbewegung. »Sagen kann man viel. Und dass man übers Ohr gehauen worden ist, weiß man immer erst hinterher. Wir müssen jedenfalls sehen, wie wir hier rauskommen. Sieht so aus, als ob wir nicht mehr viel Zeit haben. Das Problem sind die Köter. Also nichts wie weg hier, bevor die Mistviecher uns im Nacken sitzen!«

»Das schaffen wir nie«, raunte Eric. Es hörte sich fast wie ein Wimmern an. »Die reißen uns in Stücke, wenn wir nur einen Schritt machen. Wir hätten uns eine Kanone besorgen sollen. Verdammt noch mal, warum haben wir uns keine Kanone besorgt?« Es fehlte nicht viel und er fing an zu schreien.

»Halt den Rand!«, knurrte ich. »Die Sache ist klar. Ich stelle fest, wo die Kerle mit ihren Kötern stehen. Und dann verschwinden wir zur anderen Seite hin.«

Eric Morgan richtete sich auf. Im Halbdunkel sah der drahtige kleine Mann grau und kläglich aus. Mit Gewalttätigkeiten hatte er nie etwas im Sinn gehabt. Und ausgerechnet er redete jetzt von einer Waffe. Das Weiße in seinen Augen schien zu flackern. Er hatte erbärmliche Angst.

»John«, flüsterte er, »das sind bestimmt Bluthunde da draußen. Wie wollen wir uns denn gegen so was wehren? Selbst wenn wir rauskommen, ohne dass sie uns sehen, die hetzen sie hinter uns her, und die erwischen uns so oder so.«

Ich packte ihn und rüttelte an ihm. »Hast du einen besseren Vorschlag?«

Er schüttelte den Kopf in stummer Verzweiflung.

»Na also.« Ich ging ans Fenster und musste mich auf die Zehenspitzen stellen, um etwas zu sehen.

Das Gebell versiegte plötzlich. Die Kerle dort draußen waren also in der Lage, Wutausbrüche und Friedfertigkeit ihrer vierbeinigen Geiferer genau zu steuern.

Ich spähte durch die beschlagene Scheibe. Zum Glück hatte ich mich am Abend vorher gründlich umgeschaut. Der Geräteschuppen, in dem Eric Morgan und ich untergekrochen waren, hatte zwei Ausgänge und war von Buschgruppen umgeben. Eine gepflegte Rasenfläche schloss sich an. Erst dann folgten die schmucken Gebäude des Golfklubs und des dazugehörigen Restaurants. Das Ganze war in eine waldreiche Umgebung eingebettet. Die Leute, die hier den Zeitvertreib suchten, liebten es ruhig und beschaulich, und sie konnten es sich leisten.

Bevor ich Einzelheiten erblickte, dröhnte eine Stimme. Jemand brüllte durch ein Megafon.

»Herhören, ihr Halunken! Wir wissen, dass ihr irgendwo da drin seid! Also macht kein Theater! Kommt raus, und streckt die Hände hoch! Ihr habt die Hunde gehört. Wollt ihr, dass wir sie loslassen?«

Ich versuchte, mich nach dem Schall der Stimme zu orientieren. Was ich durch das Fenster erkennen konnte, war zwar nur ein milchiges Bild, es funktionierte trotzdem.

Nur schemenhaft machte ich die Silhouetten auf dem Parkplatz hinter dem großen Gebäude aus. Die Hunde waren eine unruhig hin und her zerrende schwarze Masse. Ich konnte nicht einmal genau sagen, ob sie von zwei oder von drei Männern gehalten wurden. Bäume und Ziersträucher verschleierten mein Blickfeld. Doch es machte keinen Unterschied. Das Ausmaß der Gefahr richtete sich nicht nach der Zahl der Bedroher.

Ich drehte mich um. Wir mussten den Ausgang nach Süden nehmen. Ich sagte es Eric. Er nickte mit zusammengepressten Lippen. Seine Gesichtsmuskeln waren so sehr angespannt, dass in seinen Wangen Mulden entstanden.

»Erst mal versuchen wir, Abstand zu gewinnen«, erklärte ich. »Wenn das geklappt hat, verstecken wir uns und warten ab.«

»Aber die Hunde, John, die verdammten Hunde!« Trotz seines Flüsterns klang es wie ein Aufschrei.

Ich nickte und schaute mich um. Irgendetwas, was ich gesehen hatte, war mir vom Vorabend im Gedächtnis geblieben. Auf einmal schoss es mir wieder in den Sinn. Beile! In einem der vielen Regale lagen Beile. Die Platzwärter benutzten sie wahrscheinlich, um Büsche und Baumkronen zu stutzen. An einem Ort wie diesem durfte die Natur nicht ungehindert wachsen.

Ich holte zwei Beile und drückte eines davon dem kleinen Mann in die Hand, der mich für seinen Kumpel hielt. Ich hätte ihm in diesem Moment gern gesagt, wie die Dinge wirklich standen. Das ging nicht, das teuflische Spiel hatte gerade erst begonnen. Wenn ich es jetzt abbrach, würde ich an die Schweinehunde, die es sich ausgedacht hatten, nie herankommen.

»Wenn so ein Vieh wirklich auf dich losgeht«, sagte ich grimmig, »schlag ihm damit den Schädel ein!«

Eric nickte und blickte zu mir auf. Sein Gesicht war noch immer verkrampft, aber er atmete tief durch. Das ganz aus Stahl gefertigte Beil mit dem Hartgummigriff schien eine beruhigende Wirkung zu haben. Für Eric Morgan war es etwas, an das er sich klammern konnte.

»In Ordnung.« Er versuchte zu grinsen. »Packen wir's an, Partner!«

Ich zeigte auf den Ausgang an der Südseite des Schuppens. Beide Türen waren unverschlossen gewesen. Unser freundlicher Helfer in Chicago hatte das versprochen.

Unser Nachtquartier war gewissermaßen vorbereitet worden.

Auch das Wecken im Morgengrauen?

Wir verloren keine Zeit mehr. Lautlos drückte ich die Tür auf.

Wieder donnerte die Megafonstimme los, als hätte sie nur auf uns gewartet. »Tut nicht so, als wärt ihr taub, ihr Strolche! Glaubt bloß nicht, dass ihr abhauen könnt! Wir geben euch noch eine Minute. Wenn ihr euch dann immer noch nicht blicken lasst, geht's rund! Verlasst euch drauf!«

Noch halb in der offenen Tür, packte Eric meinen Arm und hielt mich zurück. »Warum sagt der nicht, wer er ist? Die Cops sind sonst nicht so komisch, oder?«

»Vielleicht sind es keine Cops.«

Die Möglichkeit war nicht abwegig. Es gibt in den Vereinigten Staaten jede Menge private Bewachungsunternehmen. Mietpolizisten für die Aufgaben, die die reguläre Polizei nicht wahrnehmen kann. Eric nickte nur. Er gab sich mit der Erklärung zufrieden. Wenn er die Wahrheit erfahren hätte,...

Erscheint lt. Verlag 20.1.2024
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-6263-9 / 3751762639
ISBN-13 978-3-7517-6263-2 / 9783751762632
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