Skull-Ranch 124 (eBook)

Die Todesmine

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6295-3 (ISBN)

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Skull-Ranch 124 - Dan Roberts
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In den Rocky Mountains regiert Lester Ashcroft, der Silberking, mit eiserner Faust. Wie Sklaven schuften die drei Dutzend Männer, die er mit falschen Versprechungen lockte, in seiner Todesmine. Jede Unze Silber hat Blut und Schweiß gekostet. Und bislang ist es niemandem gelungen, dieser Hölle lebend zu entkommen ...
Als Cowboys von der Skull-Ranch in den Bergen einen furchtbar zugerichteten Verwundeten finden, kommen sie dem King der Todesmine auf die Spur ...


Die Todesmine

von Dan Roberts

In den Rocky Mountains regiert Lester Ashcroft, der Silberking, mit eiserner Faust. Wie Sklaven schuften die drei Dutzend Männer, die er mit falschen Versprechungen lockte, in seiner Todesmine. Jede Unze Silber hat Blut und Schweiß gekostet. Und bislang ist es niemandem gelungen, dieser Hölle lebend zu entkommen.

Als Cowboys von der Skull-Ranch in den Bergen einen furchtbar zugerichteten Verwundeten finden, kommen sie dem King der Todesmine auf die Spur...

Jimmy Twodance grinst, dass die Sommersprossen auf seiner Nase zu tanzen scheinen. Der junge Cowboy weiß nicht, was mit ihm los ist. Auf jeden Fall fühlt er sich rundherum zufrieden.

Der Frühling steckt ihm in den Knochen.

Er reitet zwischen Brazos und Shorty. Die beiden unzertrennlichen Freunde haben genau wie die anderen Männer der Skull Crew den harten Winter im Bluegrass Valley gut überstanden. Obwohl die Reiter der Stamm-Mannschaft jetzt schon den vierten oder fünften Winter im weiten Blaugrastal erlebt haben, sind sie doch immer froh, wenn die Sonne stärker wird, wenn der Schnee schmilzt und die weiße Pracht dem ersten zarten Grün des Frühlings weicht.

Denn Shorty, Brazos, Doc Smoky und auch John Morgan, der Boss, sind Männer des Südens.

Sicher, in Nordtexas ist der Winter auch hart. Wenn der eisige Blizzard über die brettflache Prärie sägt und eine Wand aus Schnee und Eis vor sich herschiebt, wickeln sich die Cowboys auch dort enger in ihre Kleidung.

Aber zum Ausgleich sind die Sommer länger, heißer und trockener.

»Männer, wir müssen den alten Smoky auf Trab bringen«, dröhnt Brazos auf einmal.

Shorty und Jim sehen den Bullen fragend an.

Der Dicke grinst und fährt fort: »Gestern, als sich der Alte im Hühnerstall rumgetrieben hat, habe ich seine Whiskyvorräte nachgezählt. Doc Smoky besitzt nur noch ein Dutzend Schraubgläser mit dem kostbaren Saft. Es wird Zeit, dass er seine Brennerei anwirft.«

Shorty verzieht sein Gesicht zu einer ungläubigen Maske und fragt: »Wo sind denn die zwanzig Gallonen Whisky geblieben, die unser guter Smoky als Vorrat gebrannt hat?«*

Brazos kratzt sich unter dem Hut am Kopf. Der schwere Cowboy, der einer der besten Rindermänner ist, schielt zu Shorty, seinem kleinen Freund.

»Nun«, sagt der Dicke zögernd, »immerhin war es ein harter Winter. Du kannst ja nicht viel vertragen, aber ein Mann wie ich braucht schon eine Menge, um innerlich warm zu bleiben.«

Shorty starrt seinen Freund an und schüttelt den Kopf. Jimmy Twodance hat den richtigen Einfall und sagt: »Vergiss nicht, dass Big Nose zweimal mit seinen Wolfskriegern bei uns war.«

Shorty forscht nicht weiter nach. Er weiß, dass der Chief der Kiowa kaum Alkohol verträgt. Und er weiß auch, dass er seine Krieger möglichst vom Schnaps fernhält. Also kann Big Noses Besuch nichts mit dem Verschwinden von Doc Smokys Selbstgebranntem zu tun haben.

Brazos schaut weiterhin unschuldig durch die Gegend. Auch der Bulle freut sich über den Frühling.

Es war wirklich ein harter Winter; so hart, dass Big Nose nicht wagte, ausreichend Rinder zu stehlen, sondern John Morgan um Hilfe bat. Dieses Mal hatte der Medizinmann des Stammes versagt. Bisher waren seine Voraussagen über Stärke und Dauer des Winters immer eingetroffen. Aber dieses Mal hatte sich der Schamane verschätzt.

Rancher John Morgan half gerne. Denn er weiß, dass die Ranch und die Indianer aufeinander angewiesen sind. Zum Dank hielten die Krieger des Stammes die Banditen der Diggercamps fern, die im Winter in den Rindern des Bluegrass Valleys leichte Beute sahen.

Brazos grinst behaglich. Er denkt an die langen Nachmittage und Abende, an denen sie gemütlich im Bunkhouse zusammensaßen, Kaffee mit Whisky tranken und Doc Smokys endlosen Geschichten lauschten. Der alte Koch ist einer der besten Erzähler, die es gibt. Aber die meisten seiner Storys sind erfunden. Wenn nur ein wenig Wahrheit darin enthalten ist, bläst der eisenharte Oldtimer diese Tatsachen zu einer gigantischen Erzählung auf, in der er meistens die Hauptrolle spielt.

Aber der Winter ist vorbei.

Die Bäche treten über die Ufer, überschwemmen das fruchtbare Land und tränken das Bluegrass, dessen wunderbare Eigenschaften Pferde und Rinder zu Prachtexemplaren heranwachsen lässt.

Nur auf den höchsten Gipfeln der Rocky Mountains liegen noch weiß glänzende Schneekappen.

Die drei Cowboys reiten nach Norden, in den äußersten Zipfel des langen Tales, das John Morgan einst in Besitz nahm. Es gilt, die Canyons und Hohlwege nach Longhorns abzusuchen, die Tiere den Herden zuzuführen, damit sie nicht zu Einzelgängern werden und verwildern.

»Es ist doch 'ne verdammt große Menge«, murmelt Shorty halblaut. »Mann, fast zwanzig Gallonen Schnaps während des Winters. Damit kann man ja einen ganzen Indianerstamm ausrotten.«

Brazos wendet den Kopf, sieht den Kleinen unfreundlich an und sagt: »Ich trinke zehn Indianerstämme unter den Tisch, du Zwerg. Was kann ich dafür, dass du nichts verträgst? Wenn du nur an einem Whisky riechst, verbiegen sich schon deine Augen. Und schnupperst du an einem Bier, wirst du bewusstlos und fällst in das Glas. Würde ich dich nicht regelmäßig vorm Ertrinken retten, kämen wir endlich ohne dich aus.«

Shorty grinst nur. Er will seinem Freund das Trinken nicht versauern. Bedenken hat der Kleine nur dann, wenn Brazos zu viel einfährt. Dann kann es nämlich passieren – wie schon oft in der Vergangenheit – dass Brazos einen Saloon zu Brennholz zerlegt.

»Schaut mal dort«, sagt Jimmy Twodance.

Er deutet mit ausgestrecktem Arm genau nach Norden. Eine Reitergruppe zieht ostwärts. Die Männer lassen die Pferde ganz langsam gehen.

»Kiowa«, sagt Brazos, der mit zusammengekniffenen Lidern gegen die weiß reflektierenden Schneefelder blickt, die sich von den Hängen der Berge herabschieben.

»Reiten wir hin?«, fragt Shorty.

»Natürlich, was denn sonst?«, erwidert der Bulle.

Er presst seinem mächtigen Pferd die Absätze in die Flanken. Das schwere Tier fällt in einen raumgreifenden Galopp. Shorty und Brazos geben ihren Pferden ebenfalls die Zügel frei.

Die Indianer verhalten ihre Tiere. Sicher haben die Kiowa die Cowboys schon bemerkt. Aber was transportieren die Kämpfer des Stammes so behutsam zu ihrem Dorf, das nordöstlich des Tales liegt?

Minuten später verhalten die drei Weißen ihre Pferde vor Big Nose, der auf seinem Apfelschimmel eine Länge vor seinen Wolfskriegern sitzt. Die Wolfskrieger sind die Elite des Stammes, die Leibgarde des Chiefs, so etwas wie die besten Kämpfer, die auch eine Art Ordnungsfunktion beim Stamm haben.

»How, Brazos, Shorty, Jimmy«, sagt Big Nose ernst.

Der Häuptling trägt seinen Namen zu Recht. Die Nase ist riesig, ein mächtiger Zinken, der bei manchen Gelegenheiten zuckt, als führe er ein Eigenleben.

Den richtigen Namen des Chiefs kennt niemand, nicht mal seine eigene Frau. Denn der wahre Name ist einem Krieger heilig. Erfährt ein Feind ihn, so kann er böse Medizin machen und den Träger des Namens so verfluchen, ihm alle Kraft rauben und sterben lassen.

»How, Big Nose«, antworten die drei Reiter der Skull-Ranch.

Sie blicken auf den Travois, die Schleppbahre, der hinter einem kräftigen Pferd mit den Enden über den Boden schleift.

Die Cowboys schlucken trocken. Sie verspüren ein merkwürdiges Gefühl, als sie den eingeschrumpft wirkenden Kopf des Indianers sehen, der auf der Bahre liegt. Der Krieger steht kurz vor dem Hungertod. Die Haut spannt sich wie Pergamentpapier über die Knochen, die scharfkantig hervortreten. Der Mann ist bewusstlos. Seine Lider sind geschlossen, und die Decken über seinem Brustkorb heben sich nur schwach unter den kaum merklichen Atemzügen.

Brazos räuspert sich und fragt überraschend leise mit belegter Stimme: »Was ist denn mit dem passiert?«

Big Nose hebt nach Art der Weißen beide Hände und zieht die Schultern hoch.

»Niemand weiß es«, antwortet der Häuptling, »aber wir finden es heraus, Brazos. Der gelbe Puma ritt vor Beginn des Winters nach Norden. Er sollte bei Vettern des Stammes einen Pferdehandel besprechen. Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört.«

»Wo habt ihr ihn gefunden?«, will Shorty wissen. »Es muss doch Spuren geben. Irgendwo muss sich der Mann doch aufgehalten haben.«

Big Nose lächelt düster, als er antwortet: »Nichts, mein kleiner Freund. Der Samen des Winters hat alles fortgewischt, als er zu Wasser wurde. Wir fanden gelben Puma, als wir jetzt selbst zu unseren Vettern reiten wollten. Er lag in einer Felsnische und war so gut wie tot. Wir haben ihn daran gehindert, in das Tal des Bären zu wandern. Der Medizinmann wird ihn wieder gesund machen.«

Shorty sitzt auf Rosinante, dem knochigen Pferd, das der Kleine einst von Big Nose als Dank zum Geschenk bekam. Der kleine Cowboy hatte dem Chief mal einen Gefallen getan. Zuerst dachte Shorty natürlich an offenen Hohn, als er die hässliche Stute sah. Aber Rosinante ist das beste Pferd, das der...

Erscheint lt. Verlag 13.1.2024
Reihe/Serie Skull Ranch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7517-6295-7 / 3751762957
ISBN-13 978-3-7517-6295-3 / 9783751762953
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