G. F. Unger Sonder-Edition 285 (eBook)

Missouri-Legende

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6256-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 285 - G. F. Unger
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Der schönen Karin Hutchison steht das Wasser bis zum Hals, und deshalb ist sie entschlossen, die fünfhundert texanischen Longhorns, die ihr von der großen Herde noch geblieben sind, auf dem Missouri hinauf nach Montana zu schaffen. Dort auf den Goldfeldern wird man jedes Rind mit Gold auswiegen, und Karin verspricht sich einen riesigen Gewinn.
Es ist ein tollkühner Plan. Selbst der eisenharte Schiffseigner Barton McLane, den sie dafür gewinnen will, hält ihn für undurchführbar. Aber obwohl McLane weiß, dass es eine Höllenfahrt werden wird, die vor ihm noch nie ein Flusskapitän unternommen hat, willigt er ein. Er kann die schöne Rancherin nicht enttäuschen...


Missouri-Legende

Alle Männer am Tisch vergessen ihr Pokerspiel und wenden ihre Köpfe, um die Frau anzusehen, die in Reitkleidung mit einer Maultiertreiberpeitsche in der Hand den Saloon betritt.

Sie trägt die lange Peitsche zusammengerollt, und es ist eine große, geschmeidige und reife Frau. Ihr Haar ist dunkelrot, und sie hat grüne Augen, hochstehende Wangenknochen und einen vollen Mund, der etwas breit ist.

Auf eine besondere Art ist sie hübsch. Die Männer haben solch einen Anblick schon sehr lange nicht gehabt. Deshalb vergessen sie ihr Pokerspiel, obwohl mehr als dreihundert Dollar im Topf liegen. Die schlanke und geschmeidige Frau kommt bis in die Mitte des Saloons, hält inne und blickt sich wie suchend um. Mike Powder, der Wirt, kommt hinter dem Schanktisch hervor und fragt höflich: »Madam, was kann ich für Sie tun?«

»Ich suche Mr. McLane, Barton McLane, den Schiffseigner der Missouri Bee, die unten an der Landebrücke festgemacht hat.«

Es ist so still im Saloon, dass man ihre Worte genau verstehen kann. Ihre Stimme klingt dunkel und etwas kehlig. Doch es ist eine wohlklingende und auf Männer etwas erregend wirkende Stimme.

Als die Worte verklungen sind, wenden alle anwesenden Männer wie auf Kommando die Köpfe und blicken auf Barton McLane, den sie alle gut kennen oder von dem sie zumindest wissen, dass er der Eigner des Flussdampfers ist, der heute anlegte und für die Frachtlinie nach dem Hinterland einige Tonnen Frachtgut löschte.

Barton McLane erhebt sich langsam.

»Madam«, sagt er, »wenn Sie noch eine Minute Geduld haben würden, bis ich diesen Gentlemen hier das Geld abgenommen habe...«

»Selbstverständlich«, sagt sie. Doch sie verlässt nicht den Saloon, um draußen zu warten, wie es jede andere Frau gemacht hätte. Sie tritt näher an den Pokertisch heran, und die Männer begreifen, dass sie dem Spiel zusehen will.

Der Schiffseigner Barton McLane ist ein großer Mann, hager und sehnig, doch mit breiten Schultern. Er wirkt eigentlich gar nicht wie ein Flussschiffer, eher wie ein Reiter, ein Rindermann. Er ist bestimmt nur wenige Jahre älter als die Frau. Und er hat ebenfalls rote Haare, nur heller, flammender, herausfordernder. Seine Augen sind grau, sehr kühl und fest. Er hat ein ruhiges und kühn wirkendes Gesicht, und es ist jetzt ausdruckslos und starr.

Denn er spielt mit rauen und hartgesottenen Männern Poker.

Ohne noch einen weiteren Blick in seine Karten zu werfen, holt er seine Brieftasche heraus, zählt nochmals hundert Dollar ab, wirft sie zu dem anderen Geld in die Tischmitte und sagt: »Ich habe es jetzt eilig, Jungens! Wer will noch?«

Sein Nachbar starrt auf das Geld, und er müsste jetzt ebenfalls hundert Dollar mitbieten.

Er blickt zur Seite und Barton McLane an. Der erwidert den Blick unpersönlich und ausdruckslos.

Und da atmet der Mann langsam aus und sagt: »Ich passe! Ich steige aus!«

Das scheint ein Signal für die vier anderen Männer zu sein. Sie zögern und überlegen zwar, und sie blicken zumeist noch einmal in ihre Karten und rechnen und kalkulieren. Sie starren auch Barton McLane an, misstrauisch, zweifelnd und manchmal sogar etwas böse. Doch irgendwie zerbrechen sie an dessen ausdrucksloser Ruhe, die wie etwas Greifbares von ihm auszugehen scheint. Sie spüren alle nacheinander die gleichen Zweifel und die gleiche Unsicherheit. Und sie geben auf. Sie bieten nicht mehr mit.

Als er das Geld einstreicht – es sind nun mehr als vier hundert Dollar, und das ist der Jahreslohn eines guten Cowboys! –, beginnt er zu lächeln.

»Jungens«, sagt er, »ihr müsst noch den richtigen Big-Muddy-Poker lernen.« Er macht eine Pause. Seine Zähne blitzen nun.

»Also bis zum nächsten Male! Und dann lasst euch von mir nicht so schnell aus dem Spiel bluffen.«

Er stopft das Geld in seine Taschen, erhebt sich und geht um den Tisch herum und verbeugt sich leicht vor der Frau.

»Wenn es Ihnen jetzt...«

»Schon gut, gehen wir hinaus!« Sie sagt es knapp, betrachtet ihn von oben bis unten und geht dann vor ihm aus dem Saloon.

Die Männer blicken ihnen nach.

»Was mag die von ihm wollen?«, fragt eine Stimme.

Doch inzwischen hat einer der Männer Barton McLanes Blatt aufgedeckt. Er erblickt ein jämmerliches Paar und beginnt schrecklich zu fluchen.

»Dieser Hundesohn«, keucht er. »Ich habe drei Damen, und ich lasse mich von diesem Flussrutscher aus dem Spiel bluffen! Mit einem jämmerlichen Neunerpaar blufft er mich aus dem Spiel. Ich...«

Er flucht wieder schlimm, und alle anderen Männer, die nacheinander feststellen, dass sie ebenfalls mit viel besseren Karten im Spiel waren und sich herausbluffen ließen, fluchen nun mit.

»Beim nächsten Male wird er mich nicht mehr aus dem Spiel bluffen können, und wenn er gleich um tausend Dollar steigern sollte«, verspricht einer der Männer.

Die anderen nicken.

Doch einer, der am Spiel nicht teilgenommen hatte und in der anderen Ecke saß, sagte herüber: »Der gewinnt immer im Poker! Du kannst sicher sein, dass er beim nächsten Male nicht blufft, sondern das beste Blatt in der Hand hält, wenn du der Meinung bist, Franky, er wollte dich wieder aus dem Spiel bluffen. Sei nur vorsichtig mit ihm. Der könnte mit dem Präsidenten der Staaten von Amerika Poker spielen und würde nicht schlecht dabei abschneiden.«

»Wer weiß, ob der Präsident ein guter Pokerspieler ist?«, sagt einer der Männer zweifelnd.

»Nur die besten Pokerspieler der Welt werden Präsidenten«, sagt der Mann in der Ecke überzeugt.

Eine hitzige Debatte entspinnt sich nun.

Barton McLane schreitet indes neben der Frau her und zu einem Haltebalken, an dem sie ihr Pferd angebunden hat. Es ist ein Rinderpferd mit einem richtigen Cowboysattel. Das erkennt McLane sofort. In einem Sattelholster steckt ein Gewehr, und am Sattelhorn hängt ein Lasso.

Barton McLane betrachtet die Frau. Obwohl diese für eine Frau ziemlich groß ist, muss sie zu ihm aufsehen. Sie tut es fest und geradezu. Daran erkennt er, dass sie gewöhnt ist, mit Männern umzugehen.

»Womit kann ich Ihnen dienen, Madam?«, fragt er.

Sie betrachtet ihn immer noch forschend.

»Es war interessant für mich«, sagt sie, »Sie Poker spielen zu sehen. Verraten Sie mir eines: Wie war Ihre Karte?«

»Ein Neunerpaar«, sagt er sanft. »Ich wollte schon passen. Doch dann kamen Sie herein. Ich dachte mir gleich, dass ich nun die anderen Spieler bluffen konnte. Aber wollen Sie von mir Unterricht im Pokern bekommen?«

Sie lächelte ernst.

»Ich sah das Schiff an der Landebrücke«, sagt sie dann. »Und ich wollte mir den Eigner dieses Schiffes ansehen.«

»Sind Sie zufrieden?«, fragt er, und in seinen grauen Augen funkeln helle Lichter.

»Sie riskieren manchmal einen hohen Einsatz, um einen hohen Gewinn einstreichen zu können«, sagt sie.

Er nickt. »Sicher«, sagt er langsam, »wollen Sie mich am Ende auch zu einem Spiel einladen?«

Sie nickt und klopft ihrem Pferd die Seite.

»Ein ziemlich raues Spiel mit großem Risiko«, sagt sie.

»Und was kann ich gewinnen?«

»Ihr Reingewinn dürfte nach Abzug aller Unkosten etwa zwanzigtausend Dollar betragen«, sagt sie schlicht.

Er schweigt einige Sekunden und betrachtet sie.

»Was ist das für ein Spiel?«, fragte er.

»Ich besitze fünfhundert Rinder«, sagt sie. »Und Ihr Steuermann sagte mir, dass die Missouri Bee genauso viele Rinder und noch einige Pferde fassen kann«.

»Rindertransport!«, fragt er.

»Ins Goldland von Montana«, sagt sie. »Dort oben an der Nordgrenze suchen zehntausend Männer nach Gold. Sie werden im Winter Fleisch haben müssen. Ich möchte fünfhundert Rinder auf dem Flussweg hinaufschaffen. Und ich suche einen Partner, der ein Schiff besitzt, welches groß genug ist. Ich bringe die Rinder! Sie bringen das Schiff! Ich bringe die Rindermannschaft! Sie bringen die Schiffsmannschaft. Und den Gewinn teilen wir.«

»Sie haben mir noch nicht einmal Ihren Namen genannt«, murmelt er kühl.

»Ich bin Karen Hutshinson«, sagt sie.

»Miss?«

»Mein Mann ist im Rindercamp – fünf Meilen von hier.«

»Und warum schickt er Sie, um Männergeschäfte zu erledigen?«

»Weil er am Red River vor Monaten eine Kugel bekam und seit diesem Tag ein kranker Mann ist. Weil ich die Herde und die Mannschaft führe. Deshalb, Barton McLane!«

Sie sagt es hart, und als er sie betrachtet, da erkennt er auch ihre Härte, die kaum etwas Weibliches hat. Doch er ahnt, dass ihre Härte aus der Not und der Verzweiflung geboren wurde.

Und plötzlich verspürt er Mitleid mit ihr.

Ja, er hat es da und dort schon mal erlebt, dass Frauen aus Not und Verzweiflung so hart wie Männer wurden. Und das war schlimm, denn es waren unglückliche Frauen, denen das Schicksal eine Last aufgebürdet hatte, die sonst nur Männer tragen konnten.

»Ich glaube...

Erscheint lt. Verlag 13.1.2024
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-6256-6 / 3751762566
ISBN-13 978-3-7517-6256-4 / 9783751762564
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