Das Buch der letzten Briefe (eBook)

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2024 | 1. Auflage
468 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3167-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Buch der letzten Briefe -  Kerry Barrett
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Die Magie der letzten Zeilen.

London, 1940. Als die Krankenschwester Elsie einem Patienten anbietet, seiner Familie einen tröstenden Brief zu schreiben, hat sie eine Idee. Sie beginnt ein Buch mit letzten Briefen: Botschaften, die im schlimmsten Fall an die Angehörigen verwundeter Soldaten geschickt werden sollen, damit niemand ohne einen letzten Abschied zurückbleibt. Doch eine Nachricht wird Elsies Leben für immer verändern. Kann sie die Kraft aufbringen etwas Undenkbares zu tun, als ein Patient eine folgenschwere Bitte äußert?

London, Gegenwart. Stephanie hat viele Menschen, mit denen sie gerne sprechen würde: ihren entfremdeten Bruder, mit dem sie zuletzt im Zorn gesprochen hat oder ihre Großmutter, die aufgrund ihrer Demenz nur noch gelegentlich klar genug ist, um zu sprechen. Als Stephanie ein Buch mit Briefen aus der Kriegszeit entdeckt, wird ihr die Bedeutung der letzten Worte bewusst - und sie entdeckt die Geschichte einer geheimen Liebe, einer verzweifelten Entscheidung und des unvorstellbaren Mutes einer Frau ...

Ein bewegender und fesselnder historischer Roman von der Autorin von 'Das Klippenhaus'. Perfekt für Fans von Lucinda Riley, Jodi Picoult und Kate Morton.



Kerry Barrett wurde in Edinburgh geboren, zog aber als Kind mit ihren Eltern nach London, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen lebt.

Schon als Kind war sie ein großer Bücherfan und ihre Arbeit als Fernsehjournalistin hat den Wunsch noch verstärkt ihre eigenen Bücher zu schreiben. Dabei liebt sie vor allem Geschichten, in denen es ein Geheimnis in vergangenen Zeiten zu entschlüsseln gibt.

Kapitel eins


Elsie


1940

Es war erstaunlich, dachte ich, während ich die Stufen aus dem Luftschutzkeller unserer Nachbarn, der Andersons, hinaufstieg. Wir alle hatten uns mittlerweile derart an diese noch vor einem Jahr unvorstellbaren Zustände gewöhnt, dass ich noch vor Beginn des – unserer anderen Nachbarin Mrs Gold zufolge – wieder einmal wirklich schlimmen Fliegerangriffs einfach eingeschlafen war.

»Ich habe bis zur Entwarnung kein Auge zugetan«, erklärte sie.

Mit einem befriedigenden Klicken meiner Wirbelsäule drückte ich den Rücken durch und sah mich um. Obwohl es hier bei Weitem nicht so schlimm war wie im East End, folgten die Bomber oft den Gleisen hinter unseren Häusern. Ich sah den Rauch, der in der Ferne in den Himmel stieg, und zwischen meinen Zähnen knirschte Backsteinstaub, weil ein paar Häuser in den Nachbarstraßen etwas abbekommen hatten; doch die Häuser hier in unserer Straße schienen alle noch zu stehen.

»Danke«, sagte ich zu Mrs Gold, die blinzelnd mit mir zusammen in das trübe Licht des frühen Morgens trat. »Heute Abend muss ich arbeiten und bin also nicht zu Hause.«

»Und Nelly?«, fragte sie und wischte etwas Dreck vom Ärmel meines Mantels. Ich hatte schnell gelernt, mir möglichst warme Sachen anzuziehen, wenn wir abends in den Luftschutzkeller gingen.

»Die hat gestern eine zusätzliche Nachtschicht übernommen«, erklärte ich. »Sie ist für eine andere Schwester eingesprungen, die sich ein neues Zimmer suchen muss, weil ihre bisherige Unterkunft getroffen wurde, doch ich schätze, dass sie jetzt zu Hause ist«.

Ich sah auf meine Uhr und riss die Augen auf. »Herrje, es ist ja schon viel später, als ich dachte. Da habe ich anscheinend wirklich gut geschlafen.«

Obwohl sie kaum zehn Jahre älter war als wir, behandelte Mrs Gold uns immer wie zwei Töchter, und jetzt stellte sie mit einem mütterlichen Zungenschnalzen fest: »Das überrascht mich nicht, denn schließlich arbeitet ihr Mädchen wirklich hart.«

Dann rückte sie sich grinsend einen von den Lockenwicklern, die sie unter ihrem Haarnetz trug, zurecht und stellte fest: »Tja nun, ich muss jetzt langsam los, damit die armen Kerle im Büro ihre sterbenslangweiligen Dokumente am Ende nicht auch noch selbst tippen müssen.«

Ich erwiderte ihr unschuldiges Lächeln, obwohl Mrs Gold bestimmt viel mehr als eine ganz normale Schreibkraft war, denn schließlich war sie öfter längere Zeit nicht da und kam häufig mit wirklich wichtig aussehenden Papieren heim. Statt ihr zu widersprechen winkte ich ihr aber nur zum Abschied zu, als sie zu ihrer Küchentür lief. Durchs Fenster konnte ich Mr Gold bereits den Tee aufsetzen sehen. Ich hatte derart fest geschlafen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie er aufgestanden und schon vorausgegangen war.

Noch immer leicht benommen ging ich durch den schmalen Weg am Haus vorbei nach vorne Richtung Vordertür. Dort sah ich, was vorn auf der Straße passiert war, während wir uns sicher unter der Erde befunden hatten.

Wie jeden Morgen staunte ich auch an diesem Tag mal wieder über die Widerstandsfähigkeit dieser Stadt und ihrer Einwohner. Es war ein ganz normaler Tag – wenn man mal den Rauchgeruch, der in der Luft hing, ignorierte, ebenso wie die Schuttberge in der Nachbarstraße, in der seit vergangener Nacht drei ganze Häuser und das halbe Heim der Evans, die jetzt nur noch ein halbes Wohnzimmer besaßen, fehlten.

Ein staubbedeckter Bus rumpelte dicht an mir vorbei und durch eine Pfütze. Eilig trat ich einen Schritt zurück und tastete auf meinem Weg zur Tür in meiner Manteltasche nach dem Wohnungsschlüssel.

»Nell?«, rief ich, während ich mich nach unserer Post bückte, die durch den Briefschlitz auf die Fußmatte gefallen war.

»Küche!«

Ich ließ den Mantel über das Treppengeländer fallen und ging nach hinten durch, wo meine Freundin immer noch mit Straßenkleidern, schmutzigem Gesicht und vor Erschöpfung roten Augen saß.

»Hier ist ein Brief für dich.« Ich drückte ihr das Schreiben in die Hand. Sie warf es achtlos auf den Tisch. »Wie war die Nachtschicht?«

»Endlos«, erklärte Nelly mit einem Seufzer. »Ich muss ins Bett, aber ich bin noch viel zu aufgedreht.«

»Dann mache ich dir erst mal einen Tee.« Ich füllte unseren Wasserkessel, zündete das Gas der Kochplatte mit einem Streichholz an und schlug ihr vor: »Warum nimmst du nicht rasch ein Bad? Das wird dich entspannen.«

Doch Nelly schüttelte den Kopf. »Zu anstrengend«, meinte sie. »Ich trinke einfach meinen Tee, wasche mich kurz und lege mich ins Bett.«

Sie sah mich an und runzelte die Stirn. »Du solltest dich am besten auch noch mal hinlegen, wenn du ab heute Nachtdienst hast.«

»Ich gehe etwas früher hin, um noch mit den Decken auszuhelfen«, antwortete ich. Aus irgendeinem Grund fehlte es im Krankenhaus chronisch an Decken, weshalb wir sie ständig neu sortieren und verteilen mussten. Von Freundinnen in anderen Krankenhäusern hatte ich gehört, dass die Pflegerinnen manchmal Decken mitnahmen, um sie an die Ausgebombten zu verteilen, aber so weit waren wir noch nicht. »Willst du denn deinen Brief gar nicht lesen?«

Nelly schüttelte den Kopf. »Ich weiß doch sowieso, was drinsteht.«

»Ohne, dass du ihn gelesen hast?«

»Du weißt doch selbst, dass meine Mammy jedes Mal dasselbe schreibt. Wie friedlich es doch in Dublin ist, dass man vom Krieg dort kaum was mitbekommt und dass Dr. Connalty eine Stelle im Sisters-of-Mercy-Krankenhaus dort für mich hätte …«

Ich grinste meine Freundin an. »Vielleicht lobt sie dich dieses Mal ja für die tolle Arbeit, die du hier in London leistest, und schreibt, du sollst so lange bleiben, wie du willst …«

»Vielleicht«, stimmte mir Nelly lachend zu.

»Sie hat ganz einfach Angst um dich«, erklärte ich ihr sanft. Nells Mutter mochte anmaßend und herrisch sein, das aber war sie, weil sie ihre Tochter liebte, und ich war ein bisschen neidisch auf die familiären Bindungen meiner Mitbewohnerin. Sie hatte zahlreiche Geschwister überall in Irland und Verwandte in den Staaten, die ihr ständig Briefe schrieben, und als ganz besondere Überraschung hatte ihre Schwester aus New York ihr sogar einmal Seidenstrümpfe und dazu noch einen wunderschönen Lippenstift geschickt. Ich selbst hatte ab und zu von Billy einen Brief bekommen, und dann das Telegramm, und seither schrieb mir niemand mehr.

Stöhnend stand Nelly auf. »Ich gehe schlafen«, erklärte sie, beugte sich vor und gab mir einen Wangenkuss. »Wir sehen uns später.«

»Klar.«

Ich wartete, bis sie in ihrem Schlafzimmer verschwunden war, dann nahm ich den Brief und legte ihn ins Sideboard, wo bereits ein ganzer Stapel ungelesener Briefe ihrer Mutter lag. Irland hatte nichts mit diesem Krieg zu tun, weswegen Nellys Mum dort sicher war, doch während eines Krieges geschahen überall schlimme Dinge, und vielleicht würde Nelly eines Tages ja die Handschrift ihrer Mutter sehen und deren fürsorgliche Worte lesen wollen.

Ich...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2024
Übersetzer Uta Hege
Sprache deutsch
Original-Titel The Book of last Letters
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte abgewiesene Liebe • England • Familiengeheimnis • Familienroman • Familiensaga • Familienschicksal • Frauenschicksal • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Kate Morton • Liebe • Liebesroman • Lucinda Riley • Saga • Zeitebene
ISBN-10 3-8412-3167-5 / 3841231675
ISBN-13 978-3-8412-3167-3 / 9783841231673
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