Die letzte Nachtschicht -  Thomas Ritzinger

Die letzte Nachtschicht (eBook)

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2024 | 1. Auflage
304 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01959-1 (ISBN)
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Ein Toter mit vier Buchstaben auf der Brust - FAKE Alle Zimmer sind leer, bis auf eines ... Sportstudent Leon ist allein in seiner letzten Nachtschicht in dem Kölner Hotel. Am nächsten Tag wird es die Türen für immer schließen. Poltern und Schreie wecken Leon mitten in der Nacht. Im einzigen noch belegten Zimmer liegt ein junger Mann leblos auf dem Bett - blutüberströmt, auf seiner Brust ist das Wort FAKE eingeritzt. Ein Detektiv, der sich als «Der Österreicher» vorstellt, taucht mit der Polizei am Tatort auf. Leon ist fasziniert von diesem Mann, der ganz anders zu ticken scheint als alle Menschen, denen er jemals begegnet ist. Aus Gründen, die Leon schleierhaft sind, engagiert ihn der Österreicher als Assistenten in seiner Mordermittlung. Die Hinweise führen in die Modelszene. Mit wem hatte das Mordopfer Yasin sein letztes tödliches Date?  «Thomas Ritzinger stach für mich von Anfang an heraus: Ein mysteriöser, charmanter Salzburger, der in Köln ermittelt. Ein totes Model in einem (fast) verlassenen Hotel, viel Schmäh und weitere spannende Charaktere. Als Sahnehäubchen: eine sich anbahnende queere Liebesgeschichte - viel zu selten in der deutschsprachigen Krimilandschaft!»  Florian Valerius, Buchhändler und Buchblogger auf @literarischernerd ???? Thomas Ritzinger ist ein österreichischer Schauspieler. Er absolvierte seine Schauspielausbildung am «Schauspielhaus Salzburg» und schloss diese im «Theater in der Josefstadt, Wien» mit der Bühnenreifeprüfung ab. Im Zuge seiner langjährigen Theateraktivität verkörperte er über 50 verschiedene Rollen in professionellen Produktionen. Mit seinem Krimi Die letzte Nachtschicht ist er einer der Gewinner des rotation-Schreibwettbewerbs 2022/23 geworden.

Thomas Ritzinger ist ein österreichischer Schauspieler. Er absolvierte seine Schauspielausbildung am «Schauspielhaus Salzburg» und schloss diese im «Theater in der Josefstadt, Wien» mit der Bühnenreifeprüfung ab. Im Zuge seiner langjährigen Theateraktivität verkörperte er über 50 verschiedene Rollen in professionellen Produktionen. Mit seinem Krimi Die letzte Nachtschicht ist er einer der Gewinner des rotation-Schreibwettbewerbs 2022/23 geworden.

Thomas Ritzinger ist ein österreichischer Schauspieler. Er absolvierte seine Schauspielausbildung am «Schauspielhaus Salzburg» und schloss diese im «Theater in der Josefstadt, Wien» mit der Bühnenreifeprüfung ab. Im Zuge seiner langjährigen Theateraktivität verkörperte er über 50 verschiedene Rollen in professionellen Produktionen. Mit seinem Krimi Die letzte Nachtschicht ist er einer der Gewinner des rotation-Schreibwettbewerbs 2022/23 geworden.

Kapitel 1


Ein finales Selfie in der Hoteluniform. Leon setzte für das Foto ein nostalgisches Lächeln auf, und tatsächlich überkam ihn ein bisschen Wehmut. Und dann ab mit dem Bild in die Insta-Story: #DieLetzteNachtschicht.

Seit etwa einem Jahr arbeitete er hier im Hotel Zur Goldenen Maske, hauptsächlich in der Spätschicht. Das ließ sich am besten mit dem Studium, dem Training und den gelegentlichen Modeljobs abstimmen. Heute war er zum letzten Mal hier. Die Pandemie hatte das Hotel in die Knie gezwungen, vielen Angestellten war während der Coronajahre gekündigt worden, und die meisten wollten nicht mehr zurückkehren. Es herrschte Personalmangel, weshalb Leon heute sogar eine Vierundzwanzigstundenschicht bestritt. Dass er alleine auf ein Hotel mit fünfzig Zimmern verteilt auf neun Stockwerke aufpasste, sprach Bände. Nur eines davon war heute Nacht belegt. Und das mitten in Köln.

Als er das Foto abschickte, prasselten ihm Dutzend Posts entgegen. Partyfotos, Shots vom Laufsteg, bescheuerte Gesichter. Reels mit Models, Fotografen und Agenturchefs beim Tanzen, Trinken und Feiern. #FashionCallCologne überall.

Leon warf das Handy auf das Bett. Lieber wäre er dort und würde mitfeiern. Aber für diese Schicht bekam er einen saftigen Zuschlag, also hockte er stattdessen im Hotel. Ein Job, der ab morgen wegfallen würde, deshalb galt es, noch so viel Geld wie möglich zusammenzukratzen. Unten in der Lobby waren die Möbel schon mit weißen Leinen bedeckt, und um Mitternacht hatte er die Rezeption geschlossen. Eigentlich hätte er längst seinen nächtlichen Rundgang machen sollen, aber andererseits juckte es heute niemanden. Nach seiner Schicht machte das Hotel zu, da kam es auch nicht mehr drauf an.

Leon schnappte noch einmal sein Handy und war kurz davor, es erneut einzuschalten und seine Modelkollegen zu stalken. Sogar seine Agenturleiterin war extra aus Hamburg angereist, um vor Ort zu sein. Nicht, dass er ihr unbedingt über den Weg laufen wollte.

Doch dann überlegte er es sich anders und ließ es mit einem resignierten Seufzen auf den Nachttisch des Hotelzimmers sinken. Er straffte seine Weste, ließ einmal kurz die Brustmuskeln darunter spielen und verließ das Zimmer. Dann eben ein letzter Rundgang. Immer noch sinnvoller, als sich von Insta bombardieren zu lassen und am Ende völlig gefrustet zu sein.

Der alte Teppichboden, der schon bessere Zeiten gesehen hatte, war so kratzig, dass Leon glaubte, ihn sogar durch seine Ledersohlen hindurch spüren zu können. Das blaue Nachtlicht durchflutete den Gang, und es war ungewöhnlich still. Nur der urbane Klang Kölns war dumpf hinter den Mauern zu hören. Auch wenn es bloß ein Nebenjob war, mochte er diese Stille. Er würde sie vermissen.

Die schwere Feuerschutztür zum Treppenhaus fiel hinter Leon ins Schloss, als er sich auf den Weg nach unten machte. Das Krachen hallte laut durch das Gebäude, und er zuckte zusammen. Dass er auch nie lernte, diese verdammten Türen nachts daran zu hindern, so laut zuzufallen. Unterwegs überprüfte er mit schnellem Blick, ob die Fenster im Treppenhaus auch wirklich geschlossen waren, dann erreichte er das Erdgeschoss und steuerte auf die Rezeption zu.

Natürlich hatte er das Büro schon längst abgeschlossen und die Computer heruntergefahren. Aber Rundgang war Rundgang, und ein Blick extra schadete ja nicht.

Die Notausgangstüren auf der Nordseite waren zu. Also ging er zum Haupteingang, eine Drehtür, die in ihrem abgeschalteten Zustand erstarrt war, als stünde die Zeit still. Leon warf einen flüchtigen Blick durch die kleinere Glastür daneben. Draußen leuchtete der orange Schein der Straßenlaternen, und er entdeckte eine Gestalt, deren Gesicht ins Licht eines Handydisplays getaucht war.

Er öffnete die Tür und lehnte sich nach draußen. «Yasin?»

Der junge Mann blickte von seinem Smartphone auf und musterte ihn aus seinen braunen Rehaugen. Er war ungefähr so groß wie Leon, ein paar Jahre jünger und sehr schlank. Er trug ein weites Shirt mit tiefem Ausschnitt, das er halb in seine enge Hose gesteckt hatte, darüber eine dünne Jacke, um in der Septembernacht nicht zu frieren. Yasin war der letzte Gast und Neuling im Modelbusiness, weswegen sie am Abend beim Check-in kurz geplaudert hatten.

«Kommst du nicht rein?», fragte Leon und winkte ihm zu.

«Doch, doch! Aber ich schnapp noch ein bisschen Luft.» Yasin blickte sich verstohlen um und blinzelte dann verunsichert in Leons Richtung.

«Wie war’s beim Fashion Call? Hab ich was verpasst?», fragte Leon.

«War okay. Ein paar neue Leute kennengelernt. Du bist bei Inked Models, oder?»

Leon nickte. Auch wenn er nicht komplett mit Tattoos vollgetackert war, waren es doch zu viele, um Sportmodel zu werden. Also versuchte er sich im Tattoo-Segment.

Yasin grinste. «Dann hab ich deine Agenturleiterin getroffen. The Dark Knightress.»

Dark Knightress. Leon schmunzelte in sich hinein. Er hatte keine Ahnung, ob seine Agenturchefin von ihrem Spitznamen wusste. Vermutlich nicht, ansonsten würde sie jeden, der auch nur in Verdacht geriet, diesen hinter ihrem Rücken zu nutzen, mit ihren tödlichen Blicken um die Ecke bringen. Was dann auch das Ende der Modelszene in Deutschland wäre, da sie jeder – absolut jeder – insgeheim so nannte. «Ja, das ist definitiv meine Agenturleiterin», grinste Leon. «Ich hoffe, du hast manche ihrer Kommentare nicht persönlich genommen. Sie kann ganz schön gemein sein. Ich weiß aber nicht, ob sie das schnallt.»

Yasin zuckte mit den Schultern, wobei seine dunklen Locken fröhlich auf und ab hüpften. «Sie hat gesagt, dass ich ein paar Muckis mehr brauch. Aber wir haben sonst nicht viel geredet. Sie wurde ständig von irgendwem angequatscht.» Einen Moment lang ließ er den Blick seiner Rehaugen stumm zu Boden schweifen. «Egal», meinte er dann, «ich bin eh nicht tätowiert.»

Leon lachte. «Sieh’s positiv. Ich muss meine für den Hoteljob immer verstecken. Aber auch nur noch diese eine Nacht.»

«Du kannst sie mir gern mal zeigen. Hätte nichts dagegen.» Yasin lächelte ihn frech an, und Leon spürte augenblicklich einen Kloß im Hals. «Aber ich schnapp noch ein bisschen frische Luft und poste ein paar Storys vom Abend, okay?»

«Ja, klar! Ich muss sowieso meinen Rundgang beenden», sagte Leon schnell und kratzte sich an seiner Tätowierung am Unterarm. «Wir sehen uns morgen. Check-out ist bis 10 Uhr, aber von mir aus kannst du ausschlafen. Ich bin auf jeden Fall bis 12 Uhr hier.»

«Nice, danke!»

«Und hier einfach die Schlüsselkarte dranhalten, wenn du rein willst», meinte Leon noch und deutete auf den Sensor neben der Glastür. Dann nickte er Yasin zu, zog sich ins Hotel zurück und machte sich auf den Weg zum Treppenhaus.

Ihm seine Tattoos mal zeigen … ein Klassiker unter den Anmachsprüchen. Würde er dafür jedes Mal einen Euro bekommen, bräuchte er keinen Nebenjob mehr. Der Fashion Call war für Yasin wohl nicht so prickelnd gelaufen, wenn er bereits zurück war. Gut, es war schon halb zwei durch, aber die Afterparty ging noch bis mindestens fünf. Mal abgesehen von den Privatpartys, die danach in kleinerem Kreis gefeiert wurden. Da Leon nichts von Alkohol und Drogen hielt, hatte er bisher auf solche Absturzfeten verzichtet. Aber er würde gerne mal bei einer dabei sein. Einfach nur, um zu erfahren, ob die Geschichten, die man sich darüber erzählte, wahr waren.

Leon kürzte seinen Rundgang ab, marschierte zurück in sein Hotelzimmer im ersten Stock und schälte sich aus seiner Uniform. Er hatte im letzten Jahr an Muskeln zugelegt, sodass die Weste an manchen Stellen ein wenig eng war. Vielleicht war es wirklich nicht schlecht, sie nun an den Nagel zu hängen und mit ihr diesen Job. Mehr Zeit fürs Modeln. Und natürlich fürs Studium … da war ja noch was.

Das Surren des Aufzugs war problemlos durch die dünnen Wände zu hören. Vermutlich Yasin, der das Zimmer direkt über ihm bewohnte. Leon schnappte sein Handy und warf einen Blick auf Insta. Keine neuen Storys von ihm. Er wollte ihn vorhin wohl nur abwimmeln. Bestimmt hatte er draußen auf jemanden gewartet … für eine Tattoo-Inspektion.

Mit einem Seufzen ließ sich Leon auf das Bett fallen. Diese Art Besuch wurde hier nicht gerne gesehen. Aber das störte in der letzten Nacht niemanden mehr. Morgen gingen hier endgültig die Lichter aus. Genau genommen heute Mittag. Und dann … arbeitslos. Shit. Den Gedanken hatte er erfolgreich verdrängt. Bis jetzt. Er stellte den Wecker auf 07:30 Uhr. Vielleicht half ja ein wenig Schlaf gegen die schlechte Stimmung.

***********

Leon schnaubte genervt, als er sich im Bett umherwälzte. Über ihm ertönte dumpfes, von den hellhörigen Wänden des Hotels gedämpftes Keuchen und Stöhnen. Kurz warf er einen schlaftrunkenen, fast schon ferngesteuerten Blick auf das Handy: 02:45 Uhr, er hatte noch nicht mal eine Stunde geschlafen. Stöhnend zog er das Kissen über seinen Kopf, und der Nebel wirrer Träume hüllte ihn wieder ein.

Bis ein Quietschen oder Aufschrei, gemischt mit einem Lachen, ihn erneut aus dem Schlaf riss. Dann herrschte Stille.

Leon starrte an die Decke. Hatten die da oben nun zu Ende gebumst? Er hoffte es. Yasin und wer auch immer wussten vermutlich nicht, dass das Hotelzimmer direkt unter ihnen für die Nachtschicht genutzt wurde. So viel zum Thema Diskretion.

Leon drehte sich auf den Bauch und umschlang das Kopfkissen. Er schloss die Augen, aber einschlafen konnte er nicht, driftete lediglich am Rande des Schlafes. Flackernde Traumgestalten spukten in der Dunkelheit umher, um gleich wieder zu verschwinden.

«Hilfe», keuchte eines...

Erscheint lt. Verlag 14.5.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Arno Strobel • Bernhard Aichner • detektivroman • Deutsche Krimis • Hotel-Krimi • Hubertus Borck • Kindle krimi • Kindle unlimited • Köln-Krimi • Krimi E-Book • Kriminalroman • Krimi Neuerscheinung 2024 • Kripo Köln • Modelszene • Mord • Mord im Hotel • Mordserie • Privatdetektiv • Queer • queere Krimis • Social Media • Spannung
ISBN-10 3-644-01959-2 / 3644019592
ISBN-13 978-3-644-01959-1 / 9783644019591
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