Zornige Söhne (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein Alpen-Krimi | Spannender Kriminalroman um die Baby Boomer, den Generationenkonflikt und eine zerrissene Familie

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60715-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zornige Söhne -  Nicola Förg
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Spannend und immer am Puls der Zeit: Mit »Verlorene Söhne« veröffentlicht SPIEGEL-Bestseller-Autorin Nicola Förg den 15. Band ihrer Alpenkrimi-Reihe und verbindet erneut aktuelle politische Themen geschickt mit einem raffinierten Verbrechen.  »Nicola Förg setzt auf spannende Ermittlung mit unerwarteten Wendungen, einer Prise Humor und Detailwissen. Und ganz nebenbei gelingt es ihr, aktuelle Themen mit aufzunehmen.« SWR Fernsehen  In »Verlorene Söhne« thematisiert Nicola Förg den Generationenkonflikt und seine Folgen: Gen Z gegen die Baby Boomer. Sie verknüpft das Thema virtuos mit einer Diebstahlserie, mit dem Zorn der alteingesessenen Dorfbewohner gegen eine Ferienhausvermieterin und dem Drama zweier Familien.  Im Garten einer leicht heruntergekommenen Villa, die gerade umgebaut werden soll, wird ein junger Mann gefunden: erschossen. Wurde er Opfer jener Diebesbande, die seit einiger Zeit in der Gegend knappe Baustoffe stiehlt, wie jene, die er in dieser Nacht bewachen wollte? Galt der Schuss eigentlich seiner Mutter, einer korrekten Lehrerin, die Drohungen per Mail und SMS von erbosten Eltern erhalten hat? Oder ist der Schlagabtausch, der im Internet höchst polemisch zwischen dem jungen Mann und seinem Vater tobt, in der realen Welt eskaliert? Der Vater ist der Autor des Romans »Boomer oder etwas Besseres als den Tod findest du überall «, der als Besteller hohe Wellen schlägt. Auch Irmi liest ihn gerade, schwankt zwischen Faszination und Abscheu. Sie spürt, dass die Motive tiefer gehen: Liegen sie in der komplizierten Vergangenheit von Joshua und seiner Familie, einem dichten Geflecht von Schuld und Verantwortung, Liebe und Verlust, Arroganz und Eitelkeit?  »Wortwitz, Charaktere, die so genau gezeichnet sind, dass sie sich jede Leserin und jeder Leser alle genau vorstellen kann - das ist Nicola Förg, die auf Gewalt und Gruseligkeiten getrost verzichten kann. «Fuldaer Zeitung  

Nicola Förg, Bestsellerautorin und Journalistin, hat mittlerweile über zwanzig Kriminalromane verfasst, an zahlreichen Krimi-Anthologien mitgewirkt, einen Island- sowie einen Weihnachtsroman vorgelegt. »Hintertristerweiher«, ihr von der Presse vielfach gelobter Roman, ist 'eine feinsinnige Familiengeschichte, die über Generationen hinweg reicht und einen spannenden Bogen schlägt von den Wirren des Zweiten Weltkriegs bis zu den Wirrungen in der Jetztzeit.' (Münchner Merkur). Die gebürtige Oberallgäuerin, die in München Germanistik und Geografie studiert hat, lebt heute mit Familie sowie Ponys, Katzen und anderem Getier auf einem Hof in Prem am Lech - mit Tieren, Wald und Landwirtschaft kennt sie sich aus. Sie bekam für ihre Bücher mehrere Preise für ihr Engagement rund um Tier- und Umweltschutz.

Nicola Förg, Bestsellerautorin und Journalistin, hat mittlerweile dreiundzwanzig Kriminalromane verfasst, an zahlreichen Krimi-Anthologien mitgewirkt, einen Island- sowie einen Weihnachtsroman vorgelegt. »Hintertristerweiher«, ihr von der Presse vielfach gelobter Roman, ist "eine feinsinnige Familiengeschichte, die über Generationen hinweg reicht und einen spannenden Bogen schlägt von den Wirren des Zweiten Weltkriegs bis zu den Wirrungen in der Jetztzeit." (Münchner Merkur). Die gebürtige Oberallgäuerin, die in München Germanistik und Geografie studiert hat, lebt heute mit Familie sowie Ponys, Katzen und anderem Getier auf einem Hof in Prem am Lech – mit Tieren, Wald und Landwirtschaft kennt sie sich aus. Sie bekam für ihre Bücher mehrere Preise für ihr Engagement rund um Tier- und Umweltschutz.

1


Mitten ins Herz. Könnte man als Song trällern. Als Film wäre so etwas mit Hugh Grant besetzt, eine Romantikkomödie. Aber das hier war alles andere als romantisch. Der Anblick traf Irmi mitten ins Herz. Über der Szene lag eine dunkle Melancholie, eine düstere Verklärung, ja, eine schwer erträgliche Ästhetik. Man musste hinsehen. Der junge Mann war tot, erschossen – mitten ins Herz. Rot, rot, tot. Da war Blut, viel Blut auf seiner Kapuzenjacke. Es schien Irmi so, als sähe er sie an. Verwundert. Sein Gesicht war lang und schmal, seine Nase auch. Er war blass, die dunklen Haare fielen bis auf seine Schultern. Er wirkte sphärisch und androgyn, ein junger Mann, der im Tod eine bestürzende Grazie besaß.

Auch Kathi war ganz still, ebenfalls ergriffen von etwas nur schwer Erklärlichem. Ein erster Vogel begann zu tirilieren, ein Hausrotschwanz vielleicht oder eine Feldlerche, die schon eine Stunde vor Sonnenaufgang in den Tag hinein sangen. Oder eine Singdrossel, auch so eine Frühaufsteherin. Irmi suchte Kathis Blick, die den Kopf schüttelte.

»Er ist so jung«, sagte sie dann.

Achtzehn Jahre vielleicht, womöglich etwas älter. Da sollte man nicht sterben. Nicht an Krankheiten, nicht bei Unfällen, nicht durch Drogen und schon gar nicht durch eine Kugel, die eine stille Nacht am Staffelsee durchflogen hatte. So etwas war schwer erträglich.

Um kurz nach vier Uhr war ein Notruf eingegangen. Ein Mann aus Uffing hatte sich gemeldet, weil er im Nachbargarten einen Schuss gehört hatte. Eine Streife, bestehend aus Sailer und Sepp, war losgefahren, für einen Lokalaugenschein. Eher unwillig waren sie gefahren, weil sie einen Fehlalarm vermutet hatten, doch sie hatten einen Toten entdeckt. Sailer hatte angerufen.

»Frau Mangold, an guatn Morgen. Oder aa ned.«

»Sailer?«

»Der Sepp und i, mir stehn da vor einem jungen Mann. Der is blass.«

»Sailer!«

»Der is blass und tot. Also, der war aber sicher scho vorher blass.«

Das war Sailers etwas krude Art, seiner ureigenen Verwunderung Ausdruck zu verleihen.

Und so waren sie in der Galveigenstraße in Uffing gelandet. Fridtjof Hase war auch schon eingetroffen und begann gerade mit seiner Arbeit. Am Gartenzaun zum Nachbargrundstück stand ein älteres Ehepaar. Es fiel Irmi schwer, das Schweigen zu durchbrechen. Aber es half ja nichts.

»Der Mann da drüben hat angerufen?«, fragte sie Sailer.

»Ja, ich dacht erst, das ist ein Schmarrn, was die Leitstelle da faselt. Schuss in der Nacht. Könnt a Fernsehfilm sein, hob i denkt. Oder von mir aus a Jager. Die schießn ja aa mit Nachtsichtgeräte. Aber der Anrufer hot gmoant, es war direkt im Nachbargarten. Do schießt man ja an sich ned. Zwischen die Häuser nei. Mitten in der Nacht.«

Eher am Ende der Nacht, aber mitten ins Herz.

Irmi sah dem Hasen an, dass er von dem Anblick erschüttert war. Der junge Mann wirkte so ätherisch. Ein Gothic vielleicht.

»Was ich für den Moment sagen kann«, fasste der Hase zusammen. »Es scheint ein Herzsteckschuss zu sein, oder aber das Projektil steckt noch im Stuhl.«

Auch Irmi sah keine Austrittsspuren. Der junge Mann saß in einem dieser hölzernen Klappstühle, die beim Geradestellen der hohen Lehne gerne mal die Finger einquetschen. Es war offensichtlich ein älteres Modell, denn er war von der Sonne ausgebleicht. Davor stand ein Hocker. Ein Bein des jungen Mannes war zur Seite weggetrudelt, die Arme hingen ebenfalls herab. An einer Hand war Blut, womöglich hatte er sich ans Herz gefasst, als der Einschlag gekommen war. Neben dem Stuhl lag der Rest eines Joints, den Irmi nun vorsichtig in eine Tüte schob.

Der Arzt war aufgetaucht. Sailer und der Hase hoben den jungen Mann aus dem Stuhl. Die Vermutung des Hasen erwies sich als richtig. Im Stuhl steckte ein Hohlspitzgeschoss, das sich beim Aufprall pilzförmig deformiert und seine Querschnittsfläche vergrößert hatte.

»Das Aufpilzen könnte auf eine Jagdwaffe hindeuten«, sagte der Hase. »Es soll mehr Energie auf den Zielkörper übertragen, also schneller töten.«

»Ging es schnell?«, fragte Irmi in Richtung des Arztes.

»Ich nehme an, der Schuss hat die linke Herzkammer durchdrungen. Da füllt sich der Herzbeutel, also dort, wo eigentlich das Herz eingebettet ist, sehr schnell mit Blut. Der Herzkreislauf funktioniert nicht mehr, man ist binnen einer halben Minute tot.«

Aber zwischen dem Todesschuss und dem Tod lag noch so viel Leben, dachte Irmi. Tiere, die von einem Jäger erschossen wurden, liefen noch in den Wald hinein. Auch eine halbe Minute konnte viel Angst, Adrenalin und Verwunderung bedeuten.

»Könnte man so einen Schuss denn überhaupt überleben?«, fragte Kathi.

»Bei so einem Fangschuss und der Munition eher nicht. Aber wenn ein Geschoss nur die rechte Herzkammer trifft und nicht Lunge oder Hauptschlagader erwischt, hat der Getroffene relativ gute Überlebenschancen. Im Durchschnitt bei achtzig bis neunzig Prozent, sofern der Angeschossene sofort ins Klinikum kommt«, erklärte der Arzt.

»Dann war es also ein Jäger?«, erkundigte sich Irmi.

»Das kann ich so nicht sagen«, meinte der Arzt.

»Aber die Person konnte schießen? War das ein gezielter Schuss?«, wollte Kathi wissen.

»Das kann ich auch nicht sagen. Es war aber schätzungsweise ein Schuss aus nicht mehr als zwanzig Metern. Aus der Entfernung muss man kein Meisterschütze sein.«

»Der Tote hat die Person also gesehen und womöglich erkannt?«, hakte Kathi nach.

»Wenn er den Täter gekannt hat, dann hat er ihn auch erkannt«, meinte der Arzt.

Das war der Knackpunkt. Irmi blickte durch den Garten. Vom Standort des Stuhls bis zum Gartentor waren es etwa zwanzig Meter. Und gesehen hatte der junge Mann mit Sicherheit etwas. Ein Strahler erleuchtete den Garten und tauchte ihn in einen grünlichen Schein. Fragen konnten sie ihn leider nicht mehr. Der Hase zog aus der Cargohose des jungen Mannes ein Portemonnaie.

»Kein Handy?«, fragte Irmi.

»Zumindest nicht hier.«

Sie klappte den Geldbeutel auf: Gesundheitskarte, ein Führerschein und der Personalausweis. Joshua Heiligensetzer, zweiundzwanzig Jahre alt. Irmi hätte ihn jünger geschätzt.

Sie winkte Sailer heran. »Checken Sie doch bitte mal die Wohnadresse.«

»Was er hier wohl gemacht hat? Gewohnt hat er hier bestimmt nicht«, meinte Kathi. »Das Haus scheint eine Baustelle zu sein.«

Das stimmte. Aus einem Fenster hing ein gelber Rüssel wie von einem riesigen Insekt – eine Rutschbahn für Bauschutt. Offenbar wurde hier gerade renoviert. Der Garten war zertreten, Stapel von Brettern, Dämmstoffen und Dachplatten waren mit Planen nachlässig abgedeckt. Es war teilweise matschig im Garten, was dem regnerischen Frühling geschuldet war. Die letzten Stunden hatte es allerdings nicht geregnet.

Ob der junge Mann hier gearbeitet hatte? Aber mitten in der Nacht?

Irmi nickte dem Arzt und dem Hasen zu und machte sich mit Kathi auf den Weg zum Gartenzaun, wo noch immer das Ehepaar wie angewurzelt stand. Beide schienen um die siebzig zu sein. Sie waren schlank, bestimmt aus der Kategorie alerte Jubelrentner, denen es gut ging und die sportlicher waren als ihre Kinder und Enkel – sofern sie welche besaßen. Sie hatten fast denselben Kurzhaarschnitt in Grau, beide trugen eine Freizeithose und eine dünne Fleecejacke, sie in Hellblau, er in Moosgrün.

Irmi stellte sich und Kathi vor. »Und Sie sind Herr und Frau …?«

»Heinrich«, sagte der Mann. »Roswitha und Maximilian Heinrich.«

»Sie haben angerufen?«

»Allerdings. Ich bin nämlich morgens gegen vier oft wach«, erklärte der Mann. »Außerdem trommeln diese Regenschauer dauernd aufs Dachfenster. Was für ein grauenvolles Frühjahr! Ich war jedenfalls wach und habe Stimmen gehört.«

»Stimmen?«

»Ja.«

»Wie viele?«

»Ich bin davon nur aufgewacht! Wie soll ich Ihnen die Anzahl der Stimmen nennen? Wollen Sie auch noch die Tonlage wissen? Ich bin erst einmal ins Bad, und als ich wieder rauskam, waren da immer noch Stimmen. Nach wenigen Minuten folgte der Schuss.«

»Und Sie wussten genau, dass es sich um einen Schuss handelt?«, fragte Kathi, die schon ziemlich genervt war vom aggressiven Ton des Herrn Heinrich.

»Natürlich! Der Knall war...

Erscheint lt. Verlag 29.2.2024
Reihe/Serie Alpen-Krimis
Alpen-Krimis
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte aktuelle Krimis • Allgäu Krimi • Alpen-Krimi • Baby-Boomer • Band 14 • Baustoffdiebstahl • Baustoffknappheit • Bayernkrimi • Belletristik Neuerscheinung 2023 • Bestsellerautorin • Bücher 2023 Neuerscheinungen • Bücher Krimis Neuerscheinungen 2023 • deutsche Krimiserie • Deutscher Kriminalroman • deutsche Spannung • Generationenkonflikt • Generationen-Konflikt • Holzknappheit • humorvolle Spannung • Krimi • Krimi Bayern • Krimi Irmi Mangold • Kriminalroman • Krimi regional • Krimireihe • Novitäten 2023 Paperback • Regiokrimi • Regiokrimi-Reihe • Regionale Krimis • regionale Spannung
ISBN-10 3-492-60715-2 / 3492607152
ISBN-13 978-3-492-60715-5 / 9783492607155
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