Reise in ein fernes Land (eBook)

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2024 | 1. Auflage
288 Seiten
Atlantik Verlag
978-3-455-01766-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Reise in ein fernes Land -  Agatha Christie
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Eine unvergessliche Reise durch den Nahen Osten mit der Queen of Crime Mit Witz, Charme und einem unbestechlichen Blick für Ort und Menschen erzählt die Grande Dame des Kriminalromans von einem nahezu unbekannten Kapitel ihres Lebens: den abenteuerlichen Reisen zu Ausgrabungsstätten in Syrien und im Irak, die sie an der Seite ihres Ehemannes Max Mallowan, einem Archäologen, unternahm. Ihre lebendigen Eindrücke und stimmungsvollen Schilderungen nehmen die Leser mit auf eine Reise in den Orient der 1930er Jahre und zu den Schauplätzen ihrer großen Kriminalromane. 'Unheimlich heiter und klug!' The Guardian

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Cover
Titelseite
Widmung
Kapitel
Er saß auf einem Tell
Vorwort
Kapitel 1 Aufbruch nach Syrien
Kapitel 2 Das Gelände wird erkundet
Kapitel 3 »Das nächste Wadi wird noch schlimmer«
Kapitel 4 Idylle in Tchârher Bâzâr
Kapitel 5 Die Saison geht zu Ende
Kapitel 6 Das neue Team
Kapitel 7 Alltag
Kapitel 8 Allahs unendliche Güte
Kapitel 9 Mac ist wieder da
Kapitel 10 Abstecher nach Raqqa
Kapitel 11 »Nie mehr wird Jusuf Daoud seinen Bauch füllen«
Kapitel 12 Abschied von Syrien
Epilog
Über Agatha Christie
Impressum

Kapitel 1 Aufbruch nach Syrien


In wenigen Wochen fahren wir nach Syrien!

Wer sich im Herbst oder Winter für das heiße Klima ausrüsten will, stößt auf gewisse Schwierigkeiten. Die optimistische Hoffnung, dass die Sommerkleider vom letzten Jahr »es noch tun«, trügt. Sie »tun« es nicht mehr im entscheidenden Augenblick. Erstens wirken sie – an die bedrückenden Vermerke in den Aufstellungen von Transportfirmen erinnernd – »abgestoßen«, »zerkratzt«, »reparaturbedürftig« (zudem noch »eingelaufen, verblichen, absonderlich«). Und zweitens – leider, leider muss es gesagt sein – sind sie an allen Ecken und Enden zu eng.

Drum: auf in die Läden und Warenhäuser.

»Ja, gnä’ Frau, das ist jetzt nicht gefragt. Aber wir haben hier ein paar sehr hübsche Kostümchen – in gedeckten Farben – für große Größen.«

Ach, diese grässlichen großen Größen. Wie erniedrigend, eine große Größe zu sein. Wie viel schlimmer noch, sofort als große Größe erkannt zu werden. (Es gibt zwar auch glücklichere Tage, an denen ich, in einen gerade geschnittenen langen und schwarzen Mantel mit dem berühmten üppigen Pelzkragen gekleidet, die Verkäuferin aufmunternd flöten höre: »Gewiss ist gnä’ Frau nur mollig – Größe 44?«) Ich sehe mir die Kostümchen an mit ihren unerwarteten Pelzbesätzen und den Faltenröcken. Niedergeschlagen erkläre ich, dass mir ein Kleid aus Waschseide oder Baumwolle vorschwebt.

»Gnä’ Frau, suchen Sie doch unsere Segelabteilung auf.«

Sie sucht unsere Segelabteilung auf – ohne allzu große Zuversicht. Segeln umweht auch heute noch ein Hauch von Romantik, ein arkadisches Lüftlein. Junge Mädchen gehen segeln, sie sind schlank und frisch und tragen knitterfreie Leinenhosen, die enorm weit um die Fesseln schlabbern und hauteng um die Hüften sitzen. Junge Mädchen sind entzückend, wenn sie im Bikini baden. Und junge Mädchen sind die Kundinnen, die man für achtzehn verschiedene Modelle von Shorts im Auge hat.

Das elfenhafte Geschöpf von unserer Segelabteilung zeigt wenig Wohlwollen: »Aber nein, gnä’ Frau, wir führen keine großen Größen.« (Leises Entsetzen: große Größen – und Segeln? Wo bleibt da die Stimmung?) Es fügt noch hinzu: »Das passt wohl nicht zusammen, oder?« Betrübt gebe ich ihr recht.

Mir bleibt die eine Hoffnung: unsere Tropenabteilung.

Unsere Tropenabteilung bietet vor allem Tropenhelme an: braune Helme, weiße Helme, Patenthelme. Die zweispitzige Variante mit ihrem kecken Einschlag wird eine Spur schief getragen, sie leuchtet in den diversen Schattierungen von Rosa, Blau und Gelb wie fremde Dschungelblüten. Überdies finde ich ein riesiges Holzpferd im Angebot und eine Auswahl Reithosen.

Doch da gibt’s auch noch anderes, zum Beispiel die passende Garderobe für die Gattinnen der Gouverneure des britischen Weltreichs. Schantungseide! Schlicht geschnittene Röcke mit langem Jackett aus Schantung, ohne jedes jugendliche Kinkerlitzchen, kleiden die voluminöse Figur ebenso gut wie die hagere. Ich verschwinde mit verschiedenen Modellen und Größen in einer Umkleidekabine, und nur wenige Minuten später bin ich in eine Memsahib verwandelt. Ich unterdrücke meine Zweifel – schließlich sind diese Sachen luftig und praktisch, und ich passe noch hinein.

So wende ich mich mit gesammelter Aufmerksamkeit der Wahl der richtigen Kopfbedeckung zu. Der gewünschte Hut ist im Augenblick nicht aufzutreiben, ich muss ihn machen lassen. Das ist keineswegs so einfach, wie es klingt.

Was mir vorschwebt und was ich haben möchte und was ich mit an Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht erhalten werde, ist ein gut sitzender Filzhut in vernünftigen Proportionen. Solche Hüte trug man vor zwanzig Jahren beim Golfen oder beim Spazierengehen mit den Hunden. Jetzt gibt es nur diese Dingerchen, welche die Frauen auf den Kopf kleben, übers Auge, übers Ohr oder in den Nacken, wie es die Mode gerade diktiert – oder ebenjenen Safari-Hut mit mindestens einem Meter Durchmesser. Ich lege dar, dass ich einen Hut möchte wie den Safari-Hut, doch soll der Rand bloß ein Viertel so breit sein. »Aber nur der breite Rand schützt Sie vor der Sonne, gnä’ Frau!«

»Gewiss, aber ich fahre in eine schrecklich windige Gegend, da hält ein Hut mit einem solchen Rand keine Minute auf meinem Kopf.«

»Wir könnten ein Gummiband annähen …«

»Ich möchte einen Hut, dessen Rand Sie an diesem Hut hier abmessen können.«

»Natürlich, gnä’ Frau, mit einem flachen Kopf wird das ein entzückendes Modell.«

»Keinen flachen Kopf! Der Hut muss sitzen!!«

Sieg! Wir suchen die Farbe aus, eine dieser neuen Kreationen mit den hübschen Namen wie Staub, Rost, Schlamm, Asphalt, Asche etc.

Noch ein paar kleinere Einkäufe, von denen ich jetzt schon instinktiv weiß, wie nutzlos oder beschwerlich sie mir sein werden. Eine Reisetasche mit Reißverschluss, zum Beispiel. Das moderne Leben mit all seinen Komplikationen wird von dem grausamen Reißverschluss beherrscht. Er öffnet Blusen, er schließt Röcke, er hält Skianzüge zusammen. Und die »kleinen Kleidchen« haben, aus Jux, die überflüssigsten Reißverschlüsse.

Warum bloß? Nichts kann einen mehr entnerven als ein widerspenstiger Reißverschluss. Er bringt uns in eine misslichere Lage als jeder Knopf, Straps, Haken, jede Öse oder Spange.

In der Frühzeit des Reißverschlusses ließ sich meine Mutter aus lauter Begeisterung ein Korsett mit dieser wunderbaren Neuerung anfertigen – es hatte die unglücklichsten Konsequenzen. Das erste Schließen des Reißverschlusses war bereits ein Akt äußerster Pein, doch später verweigerte das Korsett eigensinnig das Hinabgleiten des Schiebers. Es bedurfte geradezu eines chirurgischen Eingriffs, um meine Mutter zu befreien. Und angesichts ihrer köstlichen viktorianischen Prüderie schien es zunächst durchaus möglich, dass die Gute den Rest ihres Lebens in dieser modernen Form des Keuschheitsgürtels ausharren müsste.

Deshalb habe ich Reißverschlüsse seit jeher mit Vorsicht betrachtet. Offenbar sind nur Reisetaschen mit Reißverschluss auf dem Markt.

»Die altmodischen Schlösser werden nicht mehr hergestellt, gnä’ Frau«, bemerkt der Verkäufer mit einem mitleidigen Blick. »Übrigens ist es ganz einfach, sehen Sie nur.« Er macht es mir vor. Ohne Zweifel, es ist wirklich ganz einfach – aber jetzt ist die Tasche auch leer.

»Nun gut.« Ich gebe seufzend nach. »Man muss mit der Zeit gehen.« Und voll böser Ahnungen kaufe ich die Reisetasche.

Damit bin ich die stolze Besitzerin einer Reisetasche mit Reißverschluss, des Jacketts und des Rocks einer Memsahib sowie eines möglicherweise befriedigenden Hutes.

Allerdings gibt es noch einiges andere zu erledigen.

Ich begebe mich in die Schreibwarenabteilung hinüber und erstehe mehrere Füllfederhalter und Kugelschreiber. Nach meiner Erfahrung kann sich nämlich ein Füllfederhalter in England vorbildlich aufführen, um in gottverlassenen Gegenden auf sein Streikrecht zu pochen und sich dementsprechend zu benehmen, indem er entweder wahllos über mich, meine Kleider, meinen Notizblock und alle erreichbaren Gegenstände Tinte spuckt oder mit spröder Zurückhaltung unsichtbare Krakel auf das Papier setzt. Ich nehme noch Bleistifte, bescheidene zwei Stück. Bleistifte haben zum Glück kein Temperament, sondern nur eine Neigung zu stillem Verschwinden, doch da werde ich eine sichere Quelle anzapfen. Wozu ist denn ein Architekt nütze, wenn er nicht Bleistifte ausleiht?

Der nächste Einkauf besteht aus vier Armbanduhren. Die Wüste ist nicht uhrenfreundlich. Schon nach wenigen Wochen hört dort das regelmäßige Ticken auf. Zeit, findet unsere Uhr, ist nur eine Dimension menschlicher Vorstellung, und je nach Laune bleibt sie acht-, neunmal am Tag für zwanzig Minuten stehen oder geht im Eilschritt vor. Gelegentlich wechselt sie zwischen beiden Spielarten ab. Schließlich bleibt sie stehen, und man holt Armbanduhr Nummer zwei hervor usw. Überdies versorge ich mich noch mit zwei, vier oder auch sechs Taschenuhren, um für den Augenblick gerüstet zu sein, in dem mein Mann an mich herantritt: »Ach, leih mir doch eine Uhr für den Aufseher, ja?«

Unsere arabischen Vorarbeiter haben allesamt, so tüchtig sie auch sein mögen, eine schwere Hand für einen Zeitmesser. Das Ablesen der Zeit erfordert von ihnen eine nicht geringe geistige Anstrengung. Häufig halten sie ein großes, mondgesichtiges Zifferblatt verkehrt herum und starren mit geradezu schmerzlicher Konzentration darauf, um zu einem völlig falschen Ergebnis zu kommen. Auch ziehen sie ihren kostbaren Schatz mit so viel Energie und Gründlichkeit auf, dass nur wenige Federn diesem Kraftakt gewachsen sind.

Zum Schluss haben alle Teilnehmer der Expedition ihre Uhren geopfert, eine nach der anderen – meine zwei, vier oder auch sechs Taschenuhren sollen ebendiesen scheußlichen Zeitpunkt hinausschieben.

Packen! Packen – da gibt es die verschiedensten Schulen und Glaubensrichtungen. Eine Kategorie von Reisenden fängt mindestens eine Woche oder vierzehn Tage vorher an, alles Notwendige bereitzulegen. Eine zweite Kategorie rafft eine halbe Stunde vor Abfahrt alles zusammen. Die sorgsamen Packer haben einen ungeheuren Verbrauch von Seidenpapier, die Verächter des Seidenpapiers werfen voller Optimismus ihre Sachen kreuz und quer in den Koffer. Wieder andere Packer vergessen sozusagen alles, was sie brauchen, und die letzte Kategorie schleppt ganze Berge von Zeug mit, das sie nie...

Erscheint lt. Verlag 3.8.2024
Übersetzer Claudia Mertz-Rychner
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Agatha Christie Mallowan • Irak • Mallowan Max • Memoir • Mittlerer Osten • Mord im Orientexpress • Nil • Orient • Orientexpress • Queen of Crime • Reisebericht • Sie kamen nach Baghdad • Syrien • Tod auf dem Nil
ISBN-10 3-455-01766-5 / 3455017665
ISBN-13 978-3-455-01766-3 / 9783455017663
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