Die falsche Schwester - Verschließ die Augen vor der Lüge (eBook)

Spannender Domestic-Noir-Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
354 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-5546-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die falsche Schwester - Verschließ die Augen vor der Lüge -  Rose Klay
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Eine Familie. Zwei verschwundene Kinder. Zu viele Lügen.

Eine Tragödie überschattet Effies Leben: Vor 25 Jahren wurde ihre damals fünfjährige Schwester entführt - bis heute gibt es kein Lebenszeichen von ihr. Dennoch hat Effie mittlerweile selbst eine Familie gegründet. Doch nun befindet sie sich in einem Sorgerechtsstreit um die vierjährige Lulu. Dann geschieht das Unfassbare: Lulu wird aus dem Kindergarten entführt, just als eine winzig kleine, neue Spur zu Effies verschwundener Schwester auftaucht. Wiederholt sich hier die Geschichte? Gibt es einen Zusammenhang? Effie macht sich fieberhaft auf die Suche - und entdeckt die unfassbare Wahrheit über ihre Familie ...

Der neue Thriller von der Autorin von 'Die Tochter' und 'Was nebenan passiert ist': psychologische Spannung, die man nicht mehr aus der Hand legen kann!

Das sagen Leserinnen und Leser über 'Was nebenan passiert ist':

'Brillant bis zum Schluss!' (Hei_Ho, Lesejury)

'Richtig gut ... Es fiel mir schwer, das Buch zur Seite zu legen.' (Nitsrek, Lesejury)

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.





<p><strong>Rose Klay</strong>, Jahrgang 1968, kommt aus Düsseldorf. Sie studierte Psychologie, unterbrach ihre Diplomarbeit für Wehen, zog mit Mann und Sohn nach Mexiko-Stadt, bekam noch zwei weitere Söhne, zog sechs Jahre später weiter nach Peking. Nach einer weiteren Station in Houston, Texas, lebt die Autorin mit ihrer Familie nun wieder in Düsseldorf.</p>

1


Ich fuhr mit dem Finger über das iPad und spulte zum x-ten Mal die Zeit zurück.

Wenn ich den Regler langsam nach links schob, öffnete sich der Fahrstuhl, und Mila trat rückwärts über die Schwelle in den Gang zurück. Lautlos glitt die Stahltür zu und bewahrte sie vor ihrem Schicksal. Aber sobald ich losließ, nahm alles seinen Lauf.

Die ursprüngliche Qualität der Aufnahmen war miserabel. Alles war von einem gelblichen Schleier bedeckt, als hätten die Überwachungskameras mit verstauben Linsen gefilmt. Die grobkörnigen Bilder mit den verschwommenen Konturen hatten es der Polizei damals unmöglich gemacht, irgendwelche versteckten Hinweise zu finden.

Aber jetzt, nach all diesen Jahren, gab es dank moderner Computertechnik endlich eine Spur. Eine kleine nur, aber sie hatte uns alle in Aufregung versetzt. Die Hoffnung meiner Eltern, Mila vielleicht doch noch zu finden, war mit alter Wucht wieder aufgebrochen.

Mehrfach wiederholte ich das Spiel, öffnete und schloss die Aufzugtür. Da war Mila. Und im nächsten Moment war sie verschwunden. Es war genau in dieser Sekunde, ab der meine Schwester nur noch in unserer Erinnerung zu existieren begann und für immer ein kleines Mädchen in kurzem Sommerkleidchen blieb.

Wie oft hatte ich mir gewünscht, dass wir wieder eine vollständige Familie wären, mit drei Kindern statt zweien. Meine Mutter wäre nicht zerbrochen und mein Vater nicht dazu verdammt, ihr Korsett zu sein, ohne das sie einfach zusammenklappen würde. Ich hätte meine Kindheit nicht einsam in der Villa zubringen müssen, nur allzu bereit, der Ersatz für die Lücke zu sein, die Mila hinterlassen hatte. Und Tilda, die trotz identischer DNA kaum unterschiedlicher hätte sein können als ich – nun, Tilda wäre nicht so, wie sie nun mal war.

Als Mila verschwand, hatten meine Eltern auf gewisse Weise auch Tilda verloren. Vielleicht, weil Mila immer im Mittelpunkt der Familie stand, obwohl sie gar nicht mehr da war.

Meine Mutter konnte Mila nicht aufgeben. »Sie lebt. Ich würde es spüren, wenn es anders wäre«, war immer ihr Mantra gewesen. »Wir werden sie finden. Ich bin ganz sicher!«

Und ich tat alles, um sie dabei zu unterstützen, auch wenn ich mittlerweile Milas Rückkehr sogar ein wenig fürchtete. Denn falls sie tatsächlich noch lebte, wusste niemand, was für ein Mensch aus ihr geworden war. Dieses Kind, das mit fünf Jahren gewaltsam von ihrer Familie getrennt worden war, war vielleicht heute ein Pulverfass.

Sie könnte die mühsam errichtete Normalität in unserem Haus ganz einfach zerstören, ob sie wollte oder nicht.

Der bröckelige Boden, auf dem wir standen, würde nicht viele Erschütterungen abfangen, ohne dass jemand in die Tiefe stürzte.

Die jahrelange Suche hatte meine Mutter zermürbt. Peu à peu hatte ich ihr deshalb sämtliche Aufgaben abgenommen. Ich wollte sie nicht allein lassen, würde es wahrscheinlich nie über mich bringen, aus der Familienvilla auszuziehen, obwohl ich mittlerweile selbst Mutter war. Tilda hatte es sich leichter gemacht und war schon vor Ewigkeiten ausgezogen. Für eineiige Zwillinge waren wir erstaunlich verschieden.

Ich war die ganze Woche im Stress gewesen. Der Tod meines Großvaters und die Vorbereitungen für die Beerdigung hatte alle eingespielten Abläufe auf den Kopf gestellt.

In der Nacht hatte ich kaum geschlafen. Oma war wieder durchs Haus geschlichen und hatte nach Opa gerufen. Sie verstand nicht, dass er nie mehr wiederkommen würde. Ihre Demenz hatte sich noch verschlimmert. Tagsüber kam jetzt eine Krankenschwester, um auf sie aufzupassen, aber nachts übernahm ich die Rolle, weil meine Eltern nicht gerne rund um die Uhr Fremde im Haus hatten. Also hatte ich einen Monitor mit Bewegungsmelder in Omas Schlafzimmer installieren lassen, der mich weckte, wenn sie aus dem Zimmer schlich.

Mehrfach hatte ich sie letzte Nacht ins Bett zurückbringen müssen. Und Tilda, die versprochen hatte, am Abend zuvor vorbeizukommen und Lulu zu beschäftigen, war einfach nicht aufgetaucht und hatte mir statt der erhofften Hilfe noch zusätzlich eine enttäuschte Tochter beschert, die den Abend über in der Einfahrt hin und her gelaufen war und auf ihre Tante gewartet hatte.

Ich war gerädert und sah auch so aus. Und ausgerechnet heute war die Pressekonferenz.

Lulu erschien im Nachthemd in der Küche. Sie hatte den Daumen im Mund, die dunklen Locken zerzaust.

Rasch schloss ich das Video auf dem iPad, bevor sie Fragen stellte, für deren Antworten sie noch zu klein war.

»Morgen, mein Schatz«, sagte ich.

Barfuß tapste sie über das Parkett, kletterte auf meinen Schoß.

»Tante Tilda ist nicht mehr gekommen«, sagte sie. In ihren Augen schwammen Tränen. »Sie hat es doch versprochen.«

Ich drückte sie an mich.

»Sie hat gestern ganz spät Abend noch geschrieben«, log ich. »Sie musste arbeiten, es tut ihr unheimlich leid.«

»Wir wollten Memory spielen. Ich hatte schon alles aufgebaut«, sagte Lulu.

»Sie kommt ganz bestimmt bald vorbei und spielt mit dir.«

Auch wenn ich Tilda liebte, ich ärgerte mich über sie. Lulu hatte genug durchgemacht in der letzten Zeit. Ihr Vater war ausgezogen, der Urgroßvater gestorben. Sie hatte angefangen, wieder am Daumen zu lutschen. Da könnte wenigstens die Tante sich als zuverlässig erweisen.

»Was möchtest du frühstücken?«, fragte ich, um vom Thema abzulenken.

»Hab keinen Hunger«, nuschelte Lulu an ihrem Daumen vorbei.

»Du musst etwas essen. Wenigstens eine Kleinigkeit.«

»Ravioli«, sagte sie.

»Zum Frühstück?« Ich tat entsetzt, war aber wenig glaubwürdig.

»Isst du doch auch immer.«

Ich aß vor allem dann Dosenravioli, wenn ich nervös war. Einen Moment überlegte ich, ob Lulu spürte, wie angespannt ich war und mir einen Gefallen tun wollte.

»Aber niemandem verraten«, sagte ich und legte den Finger an die Lippen. Natürlich meinte ich vor allem, dass Lulu ihrem Vater nichts sagen sollte. Wahrscheinlich würde er eine ungesunde Ernährungsweise im Allgemeinen daraus machen.

Wegen seiner ständigen Anschuldigungen musste ich jetzt vorsichtig und kompromissbereit sein. Wenn ich ihm den Umgang mit Lulu komplett verweigerte, könnte sich das ungünstig auswirken, hatte die Anwältin mir erklärt. »Schlau ist das zwar nicht von ihm, auf dem alleinigen Sorgerecht zu bestehen. Gemeinsame Sorge hätte er viel besser durchdrücken können. Aber die Stimmung bei der Justiz hat sich Vätern gegenüber geändert. Es bleibt ein Restrisiko. Seien Sie deshalb bis zum Prozess vor allem eins: die perfekte Mutter. Dann haben wir wesentlich bessere Chancen, dass er seinen Anspruch verlieren wird.«

Ich beschloss, dass ich für meinen geräderten Zustand heute perfekt genug war, holte eine Dose aus der Vorratskammer und verteilte die glitschigen Nudeltaschen in zwei Schüsseln. Wir aßen, ohne sie aufzuwärmen, an der Küchentheke und grinsten uns verschwörerisch an, während wir die Ravioli in uns hineinschaufelten.

»Früher hat deine Uroma mir die manchmal heimlich gemacht«, erzählte ich, »als ich so alt war die du.«

Ich verschwieg, dass ich fast meine gesamte Kindheit allein gewesen war. Die Ravioli von Oma waren mir Trost gewesen. Die Suche nach Mila hatte meine Eltern völlig in Anspruch genommen. Tatsächlich hatte es sich als Problem herausgestellt, dass unsere Eltern in ihrer Panik eine viel zu hohe Belohnung ausgesetzt hatten. In der Folge wollte jeder an den Kuchen. Es waren Tausende und Abertausende von Hinweisen eingegangen. Selbst in Chile wollte jemand Mila gesichtet haben.

Unterdessen hatten meine Großeltern weiter den Erfolg des Boskamp-Konzerns sichern müssen, sodass sie auch nur selten verfügbar waren.

Tilda hatte sich bald eine Ersatzfamilie gesucht. Ständig war sie weggelaufen, durch den Wald, rüber zu den van Akens, den ältesten Freunden der Familie.

Dass vor allem Linda und Peer van Aken Tilda so gerne bei sich hatten, lag sicher daran, dass Tilda ihre Interessen teilte, was man mir nicht behaupten konnte. Tante Linda brachte ihr das Reiten bei, und Onkel Peer nahm sie mit zur Jagd.

Nur ich war allein in der Villa zurückgeblieben, der letzte Beweis, dass wir einmal eine Familie gewesen waren.

Lulu hatte einen Bart aus Tomatensoße rund um den Mund. Sie hielt den Löffel wieder mit der ganzen Hand, wie früher, als sie gerade gelernt hatte, mit Besteck zu essen. Als wenn sie Rückschritte machen würde. Vielleicht war es nach zwei so einschneidenden Erlebnissen ja normal, aber ich begann langsam, mir Sorgen zu machen. Ich wischte meiner Tochter den Mund ab, während sie auf dem iPad herumspielte.

»Tante Tilda hat gesagt, ich kann mal bei ihr übernachten, wenn ich will«, sagte Lulu.

»Vielleicht, wenn du ein bisschen älter bist«, sagte ich ausweichend. »Komm, wir gehen Haare kämmen!«

Ich witterte die nächste Enttäuschung für Lulu. Tilda war nicht zuverlässig. Wenn ihr etwas dazwischenkam,...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2024
Reihe/Serie Wem vertraust du? Psychologische Thriller von Rose Klay
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Die Tochter • Domestic • Düsseldorf • Entführung • Familiengeheimnis • Fortsetzung • Geheimnis • Kaarst • Kidnapping • Kindesentführung • Kindesmissbrauch • Lebenslüge • Missbrauch • Misshandlung • neues Buch • Psychothrilller • spannend • Thriller • Unreliable Narrator • unzuverlässige Erzählerin • Vergangenheit • Vergewaltigung • Vermisst • Vermisstenfall • Was nebenan passiert ist
ISBN-10 3-7517-5546-2 / 3751755462
ISBN-13 978-3-7517-5546-7 / 9783751755467
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