Das Versprechen der Rosenholzvilla (eBook)
351 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-6027-0 (ISBN)
Elisa und Danilo haben zusammengefunden. Fabio allerdings hegt weiterhin starke Gefühle für Elisa. Als er dann auch noch von einem lange gehüteten Familiengeheimnis erfährt, trifft er eine Entscheidung, die die Instrumentenmanufaktur zutiefst erschüttert. Für Elisa hingegen fügt sich, nachdem ihr Großvater das Geheimnis gelüftet hat, einiges zusammen.
Sie beginnt, Danilo in der Werkstatt zu unterstützen. Die Arbeit mit Holz schenkt ihr ein tiefes Gefühl von Ruhe. Und immer häufiger spielt sie auf der Cello-Campanula, deren sanfte Klänge ihr guttun.
Doch dann geschieht etwas, was alles verändert ...
Der zweite Band der fesselnden Saga um eine Instrumentenwerkstatt hoch über dem Luganer See
Tabea Bach war Operndramaturgin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Sie wuchs in Süddeutschland und Frankreich auf. Ihr Studium führte sie nach München und Florenz. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem idyllischen Dorf im Schwarzwald. Ihre KAMELIEN-INSEL-Romane gelangten alle auf die Bestsellerliste - ebenso wie die SEIDENVILLA-Saga aus Venetien und die SALZGARTEN-Reihe. Ihre ROSENHOLZVILLA-Romane spielen im Tessin.
1
Das Konzert
Elisas Herz schlug heftig, als sie durch den Spalt in dem schwarzen Samtvorhang spähte. Der Zuschauerraum des Clubs war bis auf den letzten Platz gefüllt. An einem der vorderen Tische entdeckte sie ihre Freunde Cosma und Dante. Auch Romy war bei ihnen, Danilos Schwägerin. Es waren so viele Besucher gekommen, dass manche sogar hinten an der Bar stehen mussten, weil sie keinen Stuhl mehr ergattert hatten. Und noch immer drängten Menschen herein.
»Volles Haus«, sagte Danilo neben ihr zufrieden und legte seinen Arm um ihre Schulter. »Das war ja klar. Beim Comeback der großen Elisa Maria Eschbach …«
»Das ist kein Comeback«, unterbrach Elisa ihn ernst. Nicht umsonst hatte sie darauf bestanden, dass man nur Elisa Eschbach auf das Plakat geschrieben hatte, nicht ihren vollen Namen, unter dem sie vor vielen Jahren als Wunderkind am Cello bekannt gewesen war. »Mich haben sowieso alle vergessen«, versuchte sie, sich selbst zu beruhigen.
»Wenn du dich da mal nicht täuschst.« Danilo lächelte ihr aufmunternd zu. »Aber egal. In fünf Minuten geht es los. Bist du bereit?«
Elisa sah noch einmal durch den Spalt und entdeckte ihren Großvater mit Amadou, seinem senegalesischen Pfleger und Physiotherapeuten. Niklas Eschbach saß nach zwei schweren Schlaganfällen im Rollstuhl, und Elisa konnte seine grimmige Miene erkennen, als er ganz nach vorne geschoben wurde, auf die Seite, die für Menschen mit Behinderung vorgesehen war. Trotz des intensiven Bewegungstrainings, das Amadou ihm auferlegte, und der großen Fortschritte, die Niklas machte, konnte der weltberühmte Dirigent das Konzert noch lange nicht auf seinen eigenen beiden Beinen besuchen, und Elisa wusste, wie sehr ihm das zusetzte. Dass er trotzdem zu ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach jahrelanger Pause kam, rechnete sie ihm hoch an. Auch wenn seine Anwesenheit ihre Nervosität nicht gerade milderte. Denn vor gut sechzehn Jahren hatte sie bei einem Konzert in der Carnegie Hall in New York vor der versammelten internationalen Musikkritik kläglich versagt. Seither war sie nicht mehr aufgetreten. Doch das sollte sich in wenigen Minuten ändern.
»Du wirst sehen, kaum sitzt du auf der Bühne, macht es dir einfach nur noch Spaß«, versuchte Danilo, sie zu beruhigen. Sie nickte und strich sich über den langen blaugrünen Rock, den ihr ihre Mutter zu diesem Anlass samt dem raffinierten Oberteil aus schillernden Pailletten geschickt hatte. Anna war Modeschöpferin, und da sie nicht selbst kommen konnte, hatte sie unbedingt dafür sorgen wollen, dass Elisa zu diesem Anlass umwerfend gekleidet war. Natürlich hätte sich Elisa mehr über ihren Besuch gefreut. Aber Anna war einfach viel zu beschäftigt.
Nervös schob Elisa ihr langes blondes Haar hinter die Schultern. »Das letzte Mal, als ich öffentlich gespielt habe, ging das mächtig schief«, flüsterte sie.
»Das wird nicht mehr passieren«, erklärte Danilo voller Überzeugung. »Denk daran: Heute Abend spielst du nicht Cello, sondern Campanula. Und kein berühmtes Orchester begleitet dich, so wie damals, nur ich.«
Elisa schlang ihre Arme um ihn und zog ihn sanft zu sich. »Stimmt alles, bis auf das Wörtchen nur«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich kenne niemanden, mit dem ich gleich da rausgehen würde, außer mit dir.«
Er küsste sie sanft. »Genau das sollten wir jetzt auch tun, ehe du es dir anders überlegst«, schlug er mit einem Blick auf seine Armbanduhr vor und nahm Elisas Hand. Sie atmete noch einmal tief durch und nickte. Das Stimmengewirr im Club verebbte, offenbar waren die Lichter im Zuschauerraum heruntergefahren worden. »Du zuerst«, raunte Danilo ihr zu, und sie trat ins Rampenlicht.
Applaus brandete auf, als Elisa sich verbeugte. Danilo hatte recht, kaum stand sie auf der Bühne, war jede Nervosität wie weggeblasen. Übrig blieb ein Prickeln in der Magengegend, eine Mischung aus Freude und Aufregung, Elisa wusste aus Erfahrung, wie wichtig dieses Gefühl war, um wirklich gut zu spielen. Erneut erhob sich Beifall, und Danilo stand neben ihr, verbeugte sich ebenfalls und lächelte ihr zu. Dann ging er zum Flügel und sie zu ihrem Instrument, der Campanula, die bereits auf der Bühne auf sie wartete. Elisa nahm sie vom Ständer und brachte sie in Position.
Die Campanula hatte große Ähnlichkeit mit einem Cello und wurde genauso gespielt, und dennoch war sie anders. Danilo hatte sie gebaut in dem Bestreben, damit einen noch reicheren, schöneren Klang zu erzeugen, als es ein herkömmliches Cello vermochte. Dazu hatte er die Form des Instruments leicht verändert, sodass es einer Glockenblume ähnelte, was ihm auch den Namen eingebracht hatte, denn Campanula war das lateinische Wort für diese Blüte. Elisa prüfte kurz, ob die Saiten noch gut gestimmt waren, erst vor einer halben Stunde war sie die vier Haupt- und die zwanzig zusätzlichen Resonanzsaiten, die Danilo parallel dazu über den Körper des Instruments gespannt hatte, gründlich durchgegangen. Sie klangen perfekt. Elisa nahm den Bogen.
Im Saal war es jetzt ganz still, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Danilo sah zu ihr herüber und nickte kaum merklich. Elisa schloss die Augen und setzte den Bogen an.
Die Melodie, die sie anstimmte, schwang sich auf und erfüllte sogleich den gesamten Raum mit vollem Klang. Elisa war noch immer jedes Mal selbst überrascht, wie sich der Zauber dieses wundersamen Instruments entfaltete.
Leise fiel Danilo am Flügel mit ein. In den vergangenen Wochen hatten sie täglich zusammen musiziert und waren bereits ein eingeschworenes Team. Elisa lächelte. Für sie war es vollkommen neu gewesen, nicht nach Noten zu spielen, nicht ein Stück zu präsentieren, das jemand anderes komponiert hatte, sondern einfach das, was sie selbst gerade empfand, als Musik aus sich herausströmen zu lassen. Dabei hatte sie schon als kleines Mädchen nichts anderes gewollt, als Cello zu spielen, nachdem sie dieses Instrument zum ersten Mal gehört hatte. Sie hatte in ihrer Kindheit eine klassische Musikausbildung genossen, unter der Obhut ihres Großvaters die Werke der großen Komponisten einstudiert und mit Bravour auf den Bühnen dieser Welt dargeboten. Niklas hatte sie stets auf ihrem Weg begleitet. Bis zu jenem Abend in New York …
Elisa schob den Gedanken an jenes Erlebnis beiseite, es hatte sie lange genug belastet. Durch Danilo hatte sie nun eine andere Form der Musik kennengelernt. Schon immer hatte sie die Herzen ihrer Zuhörer berühren wollen, selbst wenn ihr das als Sechzehnjährige nicht so deutlich bewusst gewesen war. Damals war es ihr wichtig gewesen, die Beste zu sein. Heute wollte Elisa die Zuhörer mit ihrem Spiel auf eine Reise zu sich selbst mitnehmen. Denn war das nicht der eigentliche Sinn und Zweck von Musik? Auch beim Zuhörer eine Saite zum Klingen zu bringen, die im Alltag leider häufig in den Hintergrund geriet und verstummte?
Danilo verwob gerade ein neues Motiv in ihre Melodie, und Elisa griff es begeistert auf. Wer weiß, fuhr es ihr durch den Kopf, ob ich ohne diesen Mann je zur Musik zurückgefunden hätte? Seit wenigen Monaten erst waren sie ein Paar, und schon jetzt konnte Elisa sich nicht vorstellen, wie sie jemals ohne Danilo hatte leben können. Dass es jemanden auf der Welt gab, mit dem sie sich ohne Worte im Gleichklang befand, der ihre Stimmungen instinktiv erfasste und sie mit seinen Überlegungen und Ideen immer wieder überraschte – das hätte sie sich nie träumen lassen. Und die Krönung von alldem war das gemeinsame Musizieren, eine Welt, in der sie früher zu Hause gewesen war und die sie so viele Jahre lang schmerzlich vermisst hatte.
Danilo wechselte unmerklich das Tempo, und nun war es an Elisa, darauf zu reagieren. Der energische Tangorhythmus, den er anschlug, gab ihr Gelegenheit, der Campanula schmelzende Tonfolgen zu entlocken, die sich steigerten und mit geradezu schroffen, dramatischen Passagen abwechselten. Elisa fühlte, wie sich ihre Begeisterung auf den Saal übertrug, und meinte zu hören, wie einige im Publikum mit den Füßen scharrten, so als würden sie am liebsten aufspringen und zu tanzen beginnen.
In Danilos Augen sah sie ein Feuer glimmen. Es genügte ein Blick zwischen ihnen, um geschmeidig auf das Spiel des anderen zu reagieren, was gerade bei einem Tango nicht einfach war, vor allem, da sie improvisierten und nicht wussten, was die nächsten Takte bringen würden. Es war, als wären sie eine einzige Person, nicht zwei, und als würden sie von einer Welle getragen, die bestimmte, wie es weiterging. Und dann, unweigerlich, führte alles auf einen fulminanten Höhepunkt hin, und mit einer energischen Bewegung mit dem Bogen beendete sie das Stück.
Das Publikum tobte, und Elisa und Danilo erhoben und verbeugten sich. Jetzt erst bemerkte Elisa, dass ihr der Schweiß unter ihrem mit Pailletten bestickten Oberteil den Rücken hinunterlief. Wie lange hatten sie gespielt? Eine halbe Stunde oder länger?
»Wir machen eine kleine Pause«, sagte Danilo, als sich der Applaus schließlich legte. »Ich glaube, wir brauchen jetzt alle einen Drink.« Zustimmendes Gelächter erhob sich, und einige klatschten erneut.
Elisa ging von der Bühne in den kleinen Raum, der als Garderobe genutzt wurde, um sich mit Papiertaschentüchern Stirn und Nacken trocken zu tupfen und im Spiegel zu kontrollieren, ob ihr der Eyeliner nicht womöglich zerlaufen war. Und staunte selbst über ihre vor Glück strahlenden Augen.
»Hier bist du!« Danilo stand in der Tür und betrachtete sie mit einem breiten Lächeln. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja.« Elisa stand auf und lehnte kurz ihren Kopf an seine Schulter.
»Du warst wunderbar«,...
Erscheint lt. Verlag | 28.6.2024 |
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Reihe/Serie | Rosenholzvilla-Saga |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
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ISBN-10 | 3-7517-6027-X / 375176027X |
ISBN-13 | 978-3-7517-6027-0 / 9783751760270 |
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Größe: 4,3 MB
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