Die verheimlichte Tochter (eBook)
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46724-4 (ISBN)
Schon als Kind träumte Soraya Lane davon, Schriftstellerin zu werden. Heute ist ihr Traum wahr geworden. Ihr Zuhause ist eine ständige Quelle der Inspiration, denn Soraya Lane lebt mit ihrem Mann und den beiden gemeinsamen Söhnen umgeben von vielen Tieren auf einer kleinen Farm in Neuseeland. Mehr Informationen unter: sorayalane.com
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 29/2024) — Platz 16
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Schon als Kind träumte Soraya Lane davon, Schriftstellerin zu werden. Heute ist ihr Traum wahr geworden. Ihr Zuhause ist eine ständige Quelle der Inspiration, denn Soraya Lane lebt mit ihrem Mann und den beiden gemeinsamen Söhnen umgeben von vielen Tieren auf einer kleinen Farm in Neuseeland. Mehr Informationen unter: sorayalane.com
2
Ella trat durch die Tür des Restaurants »Barrafina« in Soho und entdeckte sofort ihre Tante, die bereits dort war und eifrig mit einem der Köche plauderte, während sie ihm und der Küchencrew von einem hohen Barhocker aus beim Kochen zusah.
»Kate«, sagte Ella, als ihre Tante aufstand, um sie zu umarmen. Kate umarmte wirklich – die Art von Umarmung, die der Person sagte, dass sie ihr wichtig war, anstelle der Luftküsse und des Rückentätschelns, woran Ella von allen anderen Leuten in ihrem Leben gewöhnt war. Dafür liebte sie ihre Tante nur noch mehr.
»Ella, du siehst so schön aus wie immer«, sagte Kate, als sie sich setzten. Ihr Blick glitt über das Gesicht ihrer Nichte, als wollte sie deren Anblick nach einer langen Zeit der Trennung erst einmal wieder ganz in sich aufnehmen. In Wirklichkeit war es nur ein paar Wochen her, dass sie sich zuletzt gesehen hatten. »Wie geht es dir? Hast du in der Galerie gut zu tun?«
»Die Galerie ist toll«, antwortete Ella mit einem Seufzer. »Toll, aber anstrengend. Es kommt mir vor, als ginge ein Tag nahtlos in den anderen über, aber ich kann mich nicht beklagen.«
»Malst du?« Kates Augenbrauen zogen sich auf beinah komische Art zusammen, so ernst war es ihr mit ihren Fragen.
Ella lachte. »Ist dir klar, dass du mich das jedes Mal fragst, wenn wir uns sehen, und dass meine Antwort immer dieselbe ist?«
Der Gesichtsausdruck ihrer Tante blieb auch derselbe. »Ich frage jedes Mal, weil ich hoffe, dass du mich eines Tages überraschst.«
Ella war dankbar, als der Kellner vorbeikam und sie nach ihren Getränkewünschen fragte. Sie bestellten beide Wein, aber aus Kates hochgezogenen Augenbrauen konnte sie schließen, dass das Thema noch nicht beendet war.
»Reicht es denn nicht, dass ich mich jeden Tag mit Kunst umgebe?«, fragte sie.
»Tut es das?« Kate seufzte. »Mir kommt es vor, als müsstest du dich selbst davon überzeugen.«
»Ich habe ein tolles Leben«, sagte Ella fest, wobei sie mit ihrer Handtasche spielte, die auf ihrem Schoß stand. »Ich liebe meine Arbeit, ich liebe mein Leben, nur …«
Ihre Getränke kamen, und Kate hielt ihr Glas hoch und wartete darauf, dass Ella mit ihr anstieß. »Ich freue mich, dass du dein Leben liebst, Darling.«
Sie tranken beide einen Schluck, bevor sie die Gläser abstellten.
»Aber?«, fragte Ella lachend. »Ich kann das unausgesprochene Aber hören! Komm schon, spuck’s aus.«
Kate grinste und hob wieder ihre perfekt gestylten Augenbrauen, wobei sie mit den Schultern zuckte, als wäre sie ertappt worden. »Aber ich kann die talentierte junge Künstlerin nicht vergessen, die sich den Wünschen ihrer Eltern widersetzen und ihren eigenen Weg gehen wollte.«
Ella trank noch einen Schluck Wein. »Das war vorher.«
Sie saßen eine lange Weile schweigend da, Kates Hand auf ihrer. »Ich weiß, Ella. Ich weiß.« Sie räusperte sich. Wie immer, wenn jemand von ihrem Bruder sprach oder darüber, wie sich alles verändert hatte, seit er gestorben war, wurde ihr schwer ums Herz. »Also, erzähl, was heute passiert ist. In der Anwaltskanzlei. Ich sitze hier schon seit einer halben Stunde, weil ich es nicht erwarten kann, dass du mir alles berichtest.«
Ella öffnete ihre Handtasche und lächelte ihre Tante an. »Du weißt, dass Mum meinte, ich sollte nicht hingehen, oder? Dass es reine Zeitverschwendung wäre?«
»Ich habe die Stimme deiner Mutter genau im Ohr«, spottete Kate. »Natürlich hat sie das gesagt. Aber Gott sei Dank hast du nicht auf sie gehört.«
Ella nahm die Holzschachtel heraus und gab sie Kate. »Ich habe diese Schachtel bekommen.«
»Eine Schachtel? Wofür? Ist etwas drin?«
Ella nickte und deutete darauf. »Mach sie auf.«
Kate sah sie wieder an, bevor sie zögernd den Deckel abhob, als würde sie etwas Schreckliches erwarten. Ella sah zu, als sie das Notenblatt hervorholte und es ausgiebig betrachtete, bevor sie es weglegte und die Fotografie herausnahm. Ihre Tante sah verwirrt aus.
»Was ist das alles? Warum hat man dir das gegeben? Ich bin mir nicht sicher, ob ich es verstehe.«
»Offenbar handelt es sich um Hinweise, von meiner Großmutter, deiner Mutter, glaube ich. Falls man dem Ganzen überhaupt Glauben schenken darf natürlich.«
»Hinweise, sagst du? Ich dachte, es handelte sich um etwas, was den Nachlass meiner Mutter betrifft. Aber das hier?« Kate schüttelte den Kopf. »Nun, das ist jedenfalls eine Überraschung.«
»Würdest du mir glauben, wenn ich dir sagte, dass deine Mutter in einem Heim für ledige Mütter geboren wurde?«
Da kam der Kellner, um ihre Bestellung aufzunehmen, und Ella sah sich schnell die Karte an, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Tante zuwandte. Kate schien von der Schachtel fasziniert zu sein, sie drehte sie immer noch in den Händen und konnte den Blick gar nicht abwenden. Ella wählte gewöhnlich für sie beide, wenn sie ausgingen, also wusste sie, dass es Kate nichts ausmachte, wenn sie eine Auswahl von Gerichten bestellte, die sie sich teilen würden.
»Erzähl mir alles, Ella. Ich will ganz genau wissen, was heute geschehen ist, und lass nichts aus.«
Sie beugte sich zu ihrer Tante vor und ließ ihre Fingerspitzen über das Foto gleiten.
Etwas daran, wie die Frau und das Mädchen in die Kamera blickten, erweckte wieder ihre Aufmerksamkeit, brachte sie erneut dazu, das Bild genauer zu betrachten.
»Ich war mir nicht sicher, was mich erwartete, als ich heute bei dem Termin in der Kanzlei ankam, aber ich war nicht die Einzige dort. Da waren noch andere Frauen, die meisten in meinem Alter, und wir wurden alle in einen Raum gebeten.«
»Und alle waren wegen ihrer Großmütter gekommen? Genau wie du?«
Ella nickte. »Wir waren alle aus demselben Grund da. Da war ein Anwalt, jener, der den Brief an Großmutters Erben geschickt hatte, und er sagte uns, dass er vor vielen Jahren eine Frau namens Hope vertreten habe. Offenbar führte sie ein Heim für ledige Mütter und deren Babys, und diese kleinen Schachteln wurden vor kurzer Zeit gefunden, und zwar von ihrer Nichte. Die erklärte uns, dass sie anfangs nicht sicher war, was sie damit anfangen sollte, weil die Schachteln schon so lange verborgen gewesen waren, aber da sie sie nun einmal gefunden hatte, würde sie sich unwohl fühlen, wenn sie nicht versuchte, die Frauen ausfindig zu machen, für die sie bestimmt waren.«
»Warte mal.« Kate nahm einen großen Schluck Wein, wobei sie die Hand hochhielt. »Willst du mir ernsthaft sagen, dass deine Großmutter, meine Mutter, in diesem Heim geboren und adoptiert wurde? Dass ich nicht biologisch mit meinen Großeltern verwandt bin? Und dass diese Schachtel für meine Mutter hinterlassen wurde? Dass sie die ganze Zeit versteckt war?«
Ella nickte wieder. »So scheint es zumindest. Sie waren unter den Fußbodendielen in Hope’s House versteckt und wurden nur entdeckt, weil das Haus abgerissen werden soll. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt gefunden wurden.«
Kate klappte der Unterkiefer herunter, und Ella zog eine Grimasse. »Also wusstest du gar nichts von einer Adoption?«
»Wusste es nicht?«, stieß Kate hervor. »Ella, das ist absurd! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll! Glaubst du, dass das alles wahr ist? Dass es sich nicht um eine Art, was weiß ich, eine Art Betrug handeln könnte? Und bitte sag nicht, dass ich mich wie deine Mutter anhöre … Aber könnte es nicht ein ausgeklügelter Schwindel sein, um uns in irgendetwas hineinzuziehen? Heutzutage geschieht so was doch häufig, oder?«
Ella bedeutete dem Kellner mit einer Handbewegung, dass sie mehr Wein brauchten, und lächelte, als er zur Antwort nickte. »Ehrlich gesagt habe ich mir schon genau dieselbe Frage gestellt, aber ich neige dazu, es zu glauben. Sie haben mich nur um meinen Ausweis gebeten und darum, den Erhalt der Schachtel zu quittieren. Die Nichte, Mia, schien aufrichtig zu sein. Sie wollte die Schachteln nur ihren rechtmäßigen Besitzern geben, und die Anwaltskanzlei war sehr beeindruckend. Und tatsächlich hatte ich durch die Galerie schon vorher geschäftlich mit einem der Anwälte zu tun, ich kann also nicht sehen, was hieran nicht rechtmäßig sein sollte.«
Kate hob die Schachtel noch einmal hoch und drehte sie in ihren Händen, als erwartete sie, noch etwas anderes zu finden, vielleicht ein verborgenes Fach. Auf dem Weg ins Restaurant hatte Ella dasselbe getan, beinahe überzeugt davon, dass es noch mehr geben musste als nur die beiden Dinge, die sie darin gefunden hatte. »Also war diese Schachtel jahrelang versteckt? Jahrzehntelang sogar? In diesem Haus? Und hat nur darauf gewartet, dass jemand sie entdeckt?«
»Hope’s House«, sagte Ella. »Und ja, es hört sich an, als hätte diese Hope den Müttern vorgeschlagen, etwas für ihre Kinder zurückzulassen, das ihnen eines Tages ausgehändigt werden könnte. Und sie hat die Namensschilder an den Schachteln angebracht. Ihre Nichte Mia wusste aber nicht, ob über die Jahre hinweg noch weitere Schachteln ausgehändigt wurden, wenn Frauen kamen und nach Antworten suchten. Oder ob ausgerechnet diese Schachteln vielleicht aus einem bestimmten Grund versteckt wurden oder ob sie nur deshalb noch da waren, weil diese Frauen nie erfahren haben, dass sie adoptiert wurden. Vielleicht wollte diese Hope sie ihnen auch geben, ist aber gestorben, bevor sie dazu gekommen ist? Ich nehme an, das werden wir niemals erfahren.«
»Meinst du, diese Hope hat sie um etwas für diese kleinen Schachteln gebeten, damit die adoptierten Kinder eines Tages ihre leiblichen Familien finden würden?«
Ella zuckte die Schultern. »Möglicherweise. Oder...
Erscheint lt. Verlag | 3.6.2024 |
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Reihe/Serie | Die verlorenen Töchter | Die verlorenen Töchter |
Übersetzer | Sigrun Zühlke, Hannah Freiwald |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | bücher wie die sieben schwestern • Bücher zum Träumen • Bücher zur Entspannung • Die verlorenenen Töchter Buch 3 • Die verlorenen Töchter • Die verlorene Tochter • Die vermisste Tochter • die verschwundene schwester • Emotional • familiengeheimnisse romane • Familienroman • Familiensaga • familiensaga neuerscheinungen 2024 • Frauenbücher • Frauenhaus • Frauenromane • gefühlvoll • Geheimnis • Griechenland • Griechenland Roman • griechisches Königshaus • Große Liebe • Kate Morton • kate morton ähnliche bücher • Liebesroman • Liebesroman Griechenland • London • Londoner Philharmonieorchesters • Londoner Symphony Orchestra • Lucinda Riley • Ort zum Glücklichsein • Romane Bestseller • Romane für Frauen • romane zum abschalten • romane zum abtauchen • Soraya Lane • Spurensuche • Suche nach den Wurzeln • The Lost Daughter • Unterhaltungsromane für Frauen • Verlust Kind • Was lesen nach Lucinda Riley? • Weltreise • Wer schreibt so ähnlich wie Lucinda Riley? • zwei Zeitebenen |
ISBN-10 | 3-426-46724-0 / 3426467240 |
ISBN-13 | 978-3-426-46724-4 / 9783426467244 |
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