Hoffnung auf eine glückliche Zukunft (eBook)

Spiegel-Bestseller
Die Frauen vom See
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
416 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60631-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hoffnung auf eine glückliche Zukunft -  Gaby Hauptmann
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Mutig und unbeirrbar - eine Frau und ihr Lebenstraum Am Bodensee, es ist 1913. Anna muss als älteste Tochter die Familie verlassen, da ist sie noch keine vierzehn. Doch sie ist zielstrebig und selbstbewusst genug, um ihr Schicksal in beide Hände zu nehmen. Und als sie August kennenlernt, der sich auf der Stelle in ihren Humor verliebt, scheint ihr Glück perfekt. Bald stürzen die beiden sich in ein großes Abenteuer und kaufen sich einen alten Gasthof am See: ein Abenteuer, von dem sie nicht ahnen, wie groß es werden wird. Denn die Familie wächst - und es kommen Inflation und Krieg. Anna weiß nur eins: August und sie werden den Gasthof um keinen Preis aufgeben ... Eine einzigartige Heldin und der Anfang einer furiosen Bodensee-Saga!

 Gaby Hauptmann, 1957 in Trossingen geboren, lebt seit vielen Jahren in Allensbach am Bodensee, den sie in ihren zwei neuen Bestsellern endlich auch ihren Lesern vorstellt: »Hoffnung auf eine glückliche Zukunft« und »Traum von einem besseren Leben« erzählen die Familien-Saga um die Frauen des traditionsreichen Gasthofs »Hirschen«.   Gaby Hauptmann arbeitete als Journalistin, bevor sie mit dem Schreiben begann. 1995 erschrieb sich mit ihrem ersten Bestseller »Suche impotenten Mann fürs Leben« ein Millionenpublikum und veröffentlichte seither zahlreiche weitere Erfolge, u.a. »Nur ein toter Mann ist ein guter Mann«, »Fünf-Sterne-Kerle inklusive« oder »Unsere allerbeste Zeit«. Ihre Bücher sind in viele Sprachen übersetzt und fürs Fernsehen verfilmt worden. Heute zählt Gaby Hauptmann zu den erfolgreichsten und beliebtesten Unterhaltungsautorinnen Deutschlands. 

Gaby Hauptmann, geboren 1957 in Trossingen, lebt als freie Journalistin und Autorin in Allensbach am Bodensee. Ihre Romane »Suche impotenten Mann fürs Leben«, »Nur ein toter Mann ist ein guter Mann«, »Die Lüge im Bett«, »Eine Handvoll Männlichkeit«, »Die Meute der Erben«, »Ein Liebhaber zuviel ist noch zuwenig«, »Fünf-Sterne-Kerle inklusive«, »Hengstparade«, »Yachtfieber«, »Ran an den Mann«, »Nicht schon wieder al dente«, »Rückflug zu verschenken«, »Ticket ins Paradies«, »Hängepartie«, »Liebesnöter«, »Zeig mir was Liebe ist«, » Die Italienerin, die das ganze Dorf in ihr Bett einlud« und »Scheidung nie - nur Mord!« sind Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erfolgreich verfilmt. Außerdem erschienen die Erzählungsbände »Frauenhand auf Männerpo« und »Das Glück mit den Männern«, ihr ganz persönliches Buch »Mehr davon. Vom Leben und der Lust am Leben«, das Kinderbuch »Rocky der Racker«, die mehrbändigen Jugendbuchreihen »Alexa, die Amazone« und die »Kaya«-Reiterbücher, sowie »Wo die Engel Weihnachten feiern« und die von ihr herausgegebene Anthologie »Gelegenheit macht Liebe«. Zuletzt erschien »Plötzlich Millionärin - nichts wie weg!«. 2019 moderierte Gaby Hauptmann die Runde "Talk am See" im SWR, in der sie wöchentlich mit Prominenten und Gästen aus der Region zu aktuellen Themen sprach.

Über Nacht hatte es noch einmal geschneit. Der Frühling brauchte hier oben immer länger als anderswo. Der Wind pfiff über die Hochebene und trieb den frisch gefallenen Schnee wie einen feinen weißen Schleier vor sich her.

Anna war aus der Tür getreten und schob sich das schwere Schultertuch schützend über ihre Haare, dann drehte sie sich zu ihrer Mutter um, die hinter sie getreten war, einen kleinen Koffer in der Hand.

»Gott schütze dich, mein Kind«, sagte sie, Tränen in den Augen. Anna nickte, sprechen war ihr nicht möglich. Es war der Abschied, vielleicht für immer.

Sie bückte sich nach dem Koffer und ging ihrem Bruder entgegen, der den Braunen angeschirrt hatte, um sie mit ihrem kleinen Pferdefuhrwerk nach Tuttlingen zum Bahnhof zu bringen. Der Braune schnaubte, und es bildeten sich Wölkchen in der kalten Luft. Anna spürte, wie ihr Herz schwer wurde. Ihre Familie, der Hof, das Pferd – alles hatte sie seit ihrer Geburt begleitet. Dreizehn Jahre lang. Und nun sollte sie einfach gehen?

Sie drehte sich ein letztes Mal zu ihrem Elternhaus um. Ihre Mutter stand noch in der Tür, hob die Hand. Sie war erst 53 Jahre alt, doch selbst aus der Entfernung war ihr das harte Leben auf dem einsamen Gehöft anzusehen. Elf Jahre schon Witwe.

Annas Bruder schnalzte. Die Aufforderung galt ihr, nicht dem Braunen. Anna riss sich von dem Bild los. Es würde ihr ewig in Erinnerung bleiben, das wusste sie jetzt schon. Das verschneite Haus, die Mutter, ihre letzte Geste, ihre Einsamkeit.

Sie kletterte zu Johann hoch auf das Sitzbrett, das er mit einer schnellen Handbewegung vom Schnee befreite. Er lächelte ihr zu, ein schiefes Lächeln unter seiner Schiebermütze.

»Dann auf«, sagte er. Der Braune zog an, und Anna musterte ihn von der Seite. Auch er sah älter aus, als er mit seinen 23 Jahren war.

»Was ist?«, fragte er und blinzelte ihr zu.

»Du siehst gut aus«, stellte Anna fest. Das stimmte. Sein Gesicht war kantig, sein Bart, in dem sich nun die Schneeflocken sammelten, männlich dicht, sein Körper kräftig. Ganz der Jungbauer, der alles im Griff hatte.

»Und das Mädchen aus Mühlheim?«, fragte Anna.

Vielleicht war ihr Bruder an einem Tag wie heute ja weniger wortkarg als sonst.

»Barbara?«

Anna nickte. »Wenn ihr heiratet, schreibst du mir dann?«

Johann kniff die Lippen zusammen. »Wohin?«

Sie wusste es selbst noch nicht. Der Pfarrer hatte ihr diese Stelle vermittelt. »Steckborn«, hatte er nach dem Gottesdienst zu ihrer Mutter gesagt. »Das ist eine Gemeinde am Untersee. In der Schweiz. Sie wird es dort gut haben.«

Und Anna wusste, was ihre Mutter in diesem Moment gedacht hatte: ein Esser weniger. »Ich schreib euch. Wenn ich dort bin«, sagte sie schnell.

Dann sahen sie beide wieder nach vorn. Wie der Braune sich mühte, den ausgefahrenen Weg zu finden. Und in Trab fiel, als es endlich bergab nach Mühlheim ging. Der Tag war bleigrau, trotzdem ragte die Kirchturmspitze klar in den Himmel. Anna betrachtete im Vorbeifahren das Kreuz und malte es sich dann unwillkürlich auf die Stirn.

»Es wird schon gut gehen.« Johann sah ebenfalls zum Kirchturm hinüber. »Ende April«, sagte er. »Und wir haben Schnee. Vielleicht kann er ja machen, dass es bald Frühling wird und wir mit der Aussaat beginnen können.«

»Dafür ist er nicht da«, sagte Anna.

Johann zuckte mit den Schultern. »Praktisch wäre es schon.«

 

Eineinhalb Stunden hätte der Fußmarsch nach Tuttlingen bedeutet, nun waren sie nach kurzer Zeit, so empfand es Anna, bereits kurz vor der Stadt.

»Hast du schon mal so eine Dampflok gesehen?«, wollte Anna wissen und zog sich das wollene Schultertuch über der Brust enger zusammen. Sie fror. Aber mehr innerlich, denn ihr langer Webmantel wärmte sie gut.

»Aber klar doch!«

»Und weißt du, wo wir hinmüssen?«

»Den Bahnhof gibt es schon seit über vierzig Jahren. Werden wir wohl finden.«

»Was du alles weißt«, staunte Anna.

»1869 erbaut«, präzisierte Johann, und auf Annas ungläubigen Blick lachte er. »Ich war schon ein paarmal da. Ware holen. Franz kennt den Bahnhof auch.« Er nickte nach vorn zu dem Braunen hin, der wieder in Schritt gefallen war. »Diese Dinger zischen, pfeifen und qualmen. Eiserne Ungetüme. Aber du kennst ja unseren Franz …«

 

Ja, sie kannte den Franz seit ihrer Kindheit. Wie oft hatte sie sich im Stall an ihn gekuschelt, in sein dickes Fell hineingeschnüffelt, seine warmen Nüstern gestreichelt. Was hatte sie ihm alles erzählt, ihre Ängste, ihre Sorgen, ihre Nöte. Franz war der unerschütterliche Fels in der Brandung, sein Gemüt war wie sein breiter Rücken und die stämmigen Beine – nichts konnte ihm was anhaben. Er war ihr Freund. Auch dieser Abschied tat weh. Anna zog die Nase hoch. Johann legte in einer brüderlichen Geste den Arm um sie und drückte sie an sich.

»Es war Mutters Entscheidung«, sagte er. »Und du wirst sehen, es ist eine gute Entscheidung.«

Anna nickte.

Glauben konnte sie es nicht.

 

Und dann waren sie am Bahnhof. Anna fand schon allein das Gebäude beeindruckend, von den vielen Fuhrwerken, Kutschen und Menschen ganz zu schweigen. Unheimlich, ja, sie fand alles unheimlich und hielt sich deshalb dicht an Johann, der Franz mit angezogener Fuhrwerkbremse einfach im dichten Getümmel hatte stehen lassen. Er warf ihr einen aufmunternden Blick zu, während er zielstrebig in das Gebäude und dort zu einem Schalter ging, hinter dem ein grimmig aussehender Mann in Uniform saß. Anna ließ ihn nicht aus den Augen und wartete ab, bis er zu ihr zurückkehrte. »Dein Fahrschein bis nach Schaffhausen«, sagte er und drückte ihr ein kleines Stück bedruckter Pappe in die Hand. »Verlier es nicht. Und in Schaffhausen musst du das Schiff finden. Bis nach Steckborn. Der Pfarrer hat dir ja alles genau erklärt. Und aufgeschrieben.«

Anna nickte und dachte: Wenn ich jetzt schon Angst habe, wie soll es erst werden, wenn ich alleine bin?

»Vergiss nicht«, erinnerte Johann eindringlich. »Du bist 13 Jahre alt. Du bist schon groß!«

Anna nickte.

»Und es sind deine Glückszahlen. Heute ist der 13. April. Dazu 1913! Und du bist 13! Das sind deine Zahlen! Besser geht es nicht!«

Anna nickte noch einmal und widerstand dem starken Drang, einfach umzukehren und sich mit Franz auf den Heimweg zu machen.

 

Zwanzig Minuten später saß sie kerzengerade auf einer Holzbank und blickte im Zugabteil angestrengt aus dem Fenster, hinaus auf die schnell vorbeiziehende Landschaft. Es war laut, es rumpelte, und der dunkle Rauch der Lok verschleierte immer mal wieder ihre Sicht. Ihr gegenüber saß ein Mann, der Zeitung las und zwischendurch einen Blick auf sie warf. Anna spürte es, wagte aber nicht, den Blick zu erwidern. In den sich leicht spiegelnden Scheiben musterte sie seinen dunklen Anzug. Alles war Furcht einflößend. Von dem Zylinder, den er neben sich gelegt hatte, über den Stehkragen mit der Krawatte bis zu den polierten schwarzen Schuhen wirkte er wie aus einer anderen Welt. Dazu sein Gehstock mit einem silbernen Knauf. Einem Löwenkopf. So etwas hatte Anna noch nie gesehen. Immerhin lenkte es sie von ihrer ungewissen Zukunft ab, vor allem, als er plötzlich die Zeitung anhob und mit seinem behandschuhten Zeigefinger auf eine Stelle tippte.

»Genau, was ich immer sage!«

Anna war sich nicht sicher, ob er sie angesprochen hatte oder eine der Frauen, die ihm schräg gegenübersaßen, deshalb reagierte sie nicht.

»Hier steht es auch«, er hob das Blatt etwas an. »Zur Ausfahrt aus Elternhaus und Schule ins Leben.« Er schwieg bedeutungsvoll. »So ist die Überschrift. Und hier …«, nun war klar, dass er Anna meinte, »für die Jugend, die nun der Schule entwachsen ist. Hier steht: ›Es hilft, wenn die Jugend daran gewöhnt wird, zu erfassen, dass es für die Tüchtigkeit eines Menschen weniger darauf ankommt, welchem Beruf er sich zuwendet, sondern darauf, dass ihm überhaupt rege Betätigung des Geistes, der Sinne und des Körpers recht eigentlich zur zweiten Natur, zum unabweisbaren Bedürfnis wird.‹« Er wartete kurz ab, Anna wusste nicht, ob sie etwas sagen sollte, eine der Frauen neben ihr bestätigte das Gehörte. »Ja,...

Erscheint lt. Verlag 29.2.2024
Reihe/Serie Die Frauen vom See
Die Frauen vom See
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 40er Jahre • 50er Jahre • Bestseller • Bodensee • Buch • Bücher Unterhaltung • deutscher Roman • Familie • Gasthaus • Nachkriegsdeutschland • Romane • SPIEGEL-Bestseller • Starke Frau • Wirtshaus
ISBN-10 3-492-60631-8 / 3492606318
ISBN-13 978-3-492-60631-8 / 9783492606318
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