Lacroix und die Frau in der letzten Metro (eBook)

Sein siebter Fall

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
176 Seiten
Kampa Verlag
978-3-311-70478-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lacroix und die Frau in der letzten Metro -  Alex Lépic
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Während seine Frau im hochherrschaftlichen Hôtel de Ville ihr Amt als Pariser Bürgermeisterin antritt, wird Commissaire Lacroix zu einem Tatort gerufen: Céline Cantin - blond und außergewöhnlich schön - liegt tot in ihrer Wohnung. Sie ist zurechtgemacht und trägt ein elegantes Kleid, als hätte sie eine Abendveranstaltung besucht. Ist der Täter ihr bis nach Hause gefolgt? Würgemale weisen auf ein Gewaltverbrechen hin. Aber was war das Motiv?  Ein Raubüberfall kann es nicht gewesen sein: Die teure Uhr des Opfers hat der Mörder zurückgelassen. Nach der Obduktion wird ein Sexualdelikt ausgeschlossen, und auch das Leben der Frau, die in den Galeries Lafayette arbeitete, gibt Lacroix keinerlei Anhaltspunkte. Dem Commissaire schwant Böses: Wenn die Frau ein Zufallsopfer war, kann auch der Polizei nur der Zufall helfen. Dann wird eine zweite blonde Frau tot aufgefunden ...  

Alex Lépics Commissaire Lacroix gelang schon mit seinem ersten Fall der Sprung in die Top 50 der Spiegel-Bestsellerliste. Eine Frage ließ die Bücherwelt allerdings nicht los: Wer ist dieser Alex Lépic? Der WDR berichtete: »Von Ulrich Wickert bis hin zu Sebastian Fitzek sind zahlreiche Namen gerüchteweise in Umlauf.« Manfred Papst spekulierte in der NZZ am Sonntag, ob vielleicht der »unermüdliche Publizist« Rainer Moritz dahinterstecke - oder gar Verleger Daniel Kampa selbst. Alles falsch. Den wunderbar altmodischen Commissaire Lacroix haben wir Alexander Oetker zu verdanken, der mit seiner erfolgreichen Aquitaine-Reihe um Commissaire Luc Verlain (Hoffmann und Campe) bereits bewiesen hat, dass er ein großer Frankreichkenner ist. Oetker, geboren 1982, ist der Frankreichexperte von RTL und n-tv. Er lebte viele Jahre in Paris und berichtet bis heute über die Grande Nation. Oetker weiß, wie die Pariser ticken, er kennt die kleinsten Cafés und besten Restaurants. 2022 erhielt er den Deutsch-Französischen Freundschaftspreis des Saarlandes. Heute lebt Oetker en famille zwischen Südwestfrankreich, Brandenburg und Berlin.

Alex Lépics Commissaire Lacroix gelang schon mit seinem ersten Fall der Sprung in die Top 50 der Spiegel-Bestsellerliste. Eine Frage ließ die Bücherwelt allerdings nicht los: Wer ist dieser Alex Lépic? Der WDR berichtete: »Von Ulrich Wickert bis hin zu Sebastian Fitzek sind zahlreiche Namen gerüchteweise in Umlauf.« Manfred Papst spekulierte in der NZZ am Sonntag, ob vielleicht der »unermüdliche Publizist« Rainer Moritz dahinterstecke – oder gar Verleger Daniel Kampa selbst. Alles falsch. Den wunderbar altmodischen Commissaire Lacroix haben wir Alexander Oetker zu verdanken, der mit seiner erfolgreichen Aquitaine-Reihe um Commissaire Luc Verlain (Hoffmann und Campe) bereits bewiesen hat, dass er ein großer Frankreichkenner ist. Oetker, geboren 1982, ist der Frankreichexperte von RTL und n-tv. Er lebte viele Jahre in Paris und berichtet bis heute über die Grande Nation. Oetker weiß, wie die Pariser ticken, er kennt die kleinsten Cafés und besten Restaurants. 2022 erhielt er den Deutsch-Französischen Freundschaftspreis des Saarlandes. Heute lebt Oetker en famille zwischen Südwestfrankreich, Brandenburg und Berlin.

Die erste Frau im Staate


1


»Und? Bist du sehr aufgeregt?«

Lacroix hatte sich die Frage bis zum Schluss aufgehoben. Den ganzen Fußweg lang hatten Dominique und er nur über die schönen Dinge des Lebens gesprochen.

Über ihr gestriges Abendessen im Jeanne-Aimée, einem neuen Lokal bei der kleinen Kirche Notre-Dame-de-Lorette unweit der Metrostation Opéra, das sie sehr genossen hatten. Die Inhaber besaßen einen großen Gemüsegarten in den Yvelines südlich der Stadt, und das frische Gemüse, das sie dort ernteten, boten sie nun als herrliche Gerichte mit feinem Fisch, Fleisch und Meeresfrüchten in ihrem eigenen Restaurant an. Es war ein sehr schöner Abend gewesen.

Ungefähr auf Höhe des Musée d’Orsay hatten sie das Thema gewechselt. Lacroix war innerlich unruhig, denn im Kommissariat gab es derzeit so gut wie nichts zu tun – und das war immer ein schlechtes Zeichen. Es bedeutete, dass bald deutlich hektischere Zeiten auf ihn zukamen.

»Weißt du, immer wenn es so still ist, dann braut sich was zusammen«, hatte er zu seiner Frau gesagt, gerade als sie den Pont des Arts passiert hatten und auf die andere Seite des Flusses gewechselt waren.

»Ach, mon cher«, hatte Dominique geantwortet, »ich hoffe, du siehst nur Gespenster.«

Und dann hatten sie noch darüber geredet, wann sie nach Giverny fahren würden, um ihr Sommerhaus winterfest zu machen. Sicher in zwei oder drei Wochen, wenn Dominique sich eingearbeitet hätte.

Nun aber, auf dem Platz vor dem Hôtel de Ville, dem hochherrschaftlichen Rathaus der Stadt, kam Lacroix nicht mehr umhin, den großen rosafarbenen Elefanten anzusprechen, der schon den gesamten Vorabend im Raum gestanden hatte.

Dominique sah ihn freundlich an, und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.

»Du kennst mich so gut, mon cher … Ja, ich bin sehr aufgeregt. Und ich habe auch wirklich nicht gut geschlafen heute Nacht, zum ersten Mal seit sehr langer Zeit. Ich frage mich: Werden mich die Angestellten mögen? Mein Vorgänger war Sozialist, ich bin Republikanerin, aber seine Beamten bleiben ja im Rathaus – vielleicht hassen mich alle. Andererseits bin ich echt gespannt, wie es da drinnen zugeht. Und ich freue mich richtig, jetzt anzupacken. Aber ja, ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind. Jetzt geht’s los, kannst du das fassen?« Beim letzten Satz hatte sie seine beiden Hände genommen und hielt sie ganz fest.

»Nein«, gab er zu, »ich kann es auch noch nicht fassen. Seit du deine Kandidatur erklärt hast, ist die Zeit gerast, und nun hast du es tatsächlich geschafft – und fängst heute schon an. Ich … ich bin so stolz auf dich. Du wirst die beste Bürgermeisterin, die Paris je hatte.«

Er umarmte sie, weil er so gerührt war, und sie küsste ihn sanft auf die Wange. Als sie sich von ihm gelöst hatte, grinste sie.

»Am liebsten bin ich aber die beste Ehefrau, die du je hattest.«

»Na, da liegst du sehr gut im Rennen, wenn ich das sagen darf.«

»Das darfst du. Heute Abend dîner

»Wenn es so ruhig bleibt, komme ich gerne schon zum Mittag. Die Kantine im Rathaus soll ausgezeichnet sein.«

Sie lächelte wieder. »Heute Mittag führt mich mein Vorgänger chic aus. Er macht ja die Übergabe. Aber ein andermal gerne. Also bis heute Abend.«

»Bon courage«, sagte Lacroix, und sie küssten sich noch einmal. Dann strich Dominique ihr Kostüm glatt und ging die letzten Meter auf das hochherrschaftliche Gebäude zu. Das Rathaus war eine Landmarke der Stadt, ungefähr auf gleicher Höhe wie Notre-Dame genau am Ufer des Flusses. Es war im verspielten Stil der Neorenaissance erbaut, mit unzähligen von Bogen gerahmten Fenstern, Türmchen und Zinnen und großen Figuren hoch oben auf dem Schieferdach – ein echtes Château, das auf die Macht des Mannes verwies, der diese Stadt regierte. Oder eben die Macht der Frau. Es waren viele Touristen hier, die Fotos machten von diesem Zuckerbäckerbau und die natürlich keine Ahnung hatten, wer Dominique war und dass sie gleich einziehen würde in dieses Haus. Aber es waren auch ein paar Einheimische unterwegs, die ihr nachsahen oder zunickten. Lacroix beobachtete, wie ein Mann ihr freundlich lächelnd die Hand reichte. Sie war es. Die neue Chefin von Paris.

Gerade betrat sie das Portal, und der diensthabende Polizist salutierte. Sie lächelte nur und schüttelte ihm die Hand. Großer Pomp war nicht ihre Sache, daran hatte auch die Wahl nichts geändert.

Als sich das Tor wieder schloss, wandte Lacroix sich um und ging über die Seinebrücke Pont d’Arcole auf die Île de la Cité. Er hatte Hunger auf ein kleines Frühstück, nichts Großes, nur ein Croissant und einen café. Das dîner war üppig gewesen.

Während er den Palais de Justice passierte und der Place Dauphine entgegenstrebte, ließ er innerlich die vergangenen Wochen Revue passieren. Die Endphase des Wahlkampfes, als er Dominique zu ihren Kundgebungen begleitet hatte und von Auftritt zu Auftritt überzeugter geworden war, dass sie die Richtige für die Aufgabe war: kompetent, mitreißend, aber dennoch bescheiden. Dann waren sie im Urlaub gewesen, eine Woche an der Algarve, um einfach mal abzuschalten und nichts zu tun. Und ehe sie sich versahen, war der Wahltag gekommen. Sie gaben früh am Morgen in der Schule in der Rue Cler ihre Stimmen ab. Als Dominique ihren Stimmzettel in die Wahlurne steckte, erging ein regelrechtes Blitzlichtgewitter über sie. Lacroix hielt sich im Hintergrund. Er mochte den Rummel nicht, das wusste seine Frau.

»Na, hast du dein Kreuz bei meinem Gegner gemacht, damit ich verliere und du wieder deine Ruhe hast?«, fragte sie ihn hinterher mit einem breiten Grinsen. Sie lachten.

Anschließend gingen sie ins Café Central frühstücken und verbrachten den Tag bei strahlendem Sonnenschein auf einer Picknickdecke im Jardin du Luxembourg, mit Zeitungslektüre und einer Flasche Weißwein am Nachmittag. Erst am Abend um neunzehn Uhr begaben sie sich ins Rathaus, zur Wahlparty der Partei. Um Punkt zwanzig Uhr flimmerten die Ergebnisse über die Leinwand, die eigens für diesen Abend aufgebaut worden war. Der Sender France 2 versuchte nicht mal, die Spannung aufrechtzuerhalten oder noch eine gewisse Unsicherheit zuzulassen. Dafür war das Ergebnis zu eindeutig.

Dominique Lacroix war mit dreiundfünfzig Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang zur neuen Bürgermeisterin von Paris gewählt worden. Ein einmaliges, absolutes Traumergebnis. Ihr Widersacher landete fast zwanzig Prozent hinter ihr, die restlichen Stimmen waren an Kandidaten kleinerer Parteien gegangen. Sogar die Wahlbeteiligung war hoch. Dominique sah den Commissaire in diesem Augenblick ungläubig an. Er nahm sie sofort ganz fest in den Arm und küsste sie. Aber schon in diesem Moment spürte er, dass sie sich tief in ihrem Inneren gewünscht hatte, der Kelch wäre an ihr vorübergegangen. Denn von diesem Augenblick an würde ihr Leben vollkommen anders werden, als es bisher gewesen war.

Und natürlich hatte der ganze Rummel unmittelbar begonnen: mit unzähligen Interviews und Fernsehdebatten, mit Selfies, für die Dominique mit jungen Wählerinnen und Wählern posieren musste, mit Autogrammen und Hunderten Gratulanten, die anriefen, darunter auch der französische Präsident.

Die Wahlparty war rauschend, aber erst zu später Stunde, als alle Fotografen verschwunden waren, wagte das Ehepaar Lacroix auch einen Tanz. Sich als ungelenken Tänzer auf einer Titelseite verewigt zu sehen – das wollte Lacroix dann doch nicht.

Trotz alledem hatten sie die darauffolgenden Tage verbracht, als wenn nichts geschehen wäre. Bis zur Amtsübergabe blieben ihnen noch zwei Wochen. Sie schliefen stets lange und machten viele Spaziergänge, sie gingen essen und ins Kino, sprich: Sie versuchten, die gemeinsame Zeit in vollen Zügen zu genießen.

Vor zwei Tagen hatte Dominique sich von ihren Mitarbeitern im Rathaus des siebten Arrondissements verabschiedet. Sie nahm nur einige wenige Vertraute mit in die neue Stellung, darunter ihre Assistentin Véronique. Es wurde ein tränenreicher Abschied. Lacroix’ Frau hatte ihre Arbeit im Siebten sehr gemocht und war auch bei den dort angestellten Beamten äußerst beliebt gewesen.

Und nun ging es also los, am Dienstag, dem ersten September, dem schlimmsten aller Tage in Paris, der Beginn der sogenannten rentrée, wenn alle Angestellten und Beamten gleichzeitig aus ihren Urlaubsdomizilen zurückkehrten und den Büros entgegenstrebten, noch mit Sand in den Schuhen und bereits Sehnsucht nach dem nächsten Urlaub im Herzen. Ausgerechnet an diesem Tag wurde Dominique Lacroix, die Frau des Commissaires, die neue Bürgermeisterin der Stadt. Es war ihr erster Arbeitstag – und Lacroix wusste, dass er Dominique in dieser Woche nicht oft zu Gesicht bekommen würde. Wenn sie etwas Neues anging, war sie nicht nur eifrig, sie war fieberhaft. Sie wollte ihre Aufgabe gut machen, und das tat sie dann auch.

Blöd nur, dass er selbst so wenig zu tun hatte. Obwohl es natürlich nicht bedauerlich war, dass das Verbrechen ruhte. Es war ja auch weniger die Langeweile, die Lacroix quälte, als vielmehr dieses unangenehme Bauchgefühl, das ihn daran hinderte, die Ruhe zu genießen.

Vielleicht ist es auch der Hunger, dachte Lacroix, und mit dem würde es gleich vorbei sein. Denn just in diesem Moment öffnete er die Tür zum Chai de l’Abbaye, seinem Stammbistro, in dem er stets sein Frühstück einnahm.

Doch noch bevor er sich an den zinq, den alten Zinktresen mit den hölzernen Barhockern...

Erscheint lt. Verlag 20.3.2024
Reihe/Serie Ein Fall für Lacroix
Ein Fall für Lacroix
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cozy Crime • Frankreich • Frauenmörder • Krimi • Kriminalpolizei • Metro • Paris • Serienkiller
ISBN-10 3-311-70478-9 / 3311704789
ISBN-13 978-3-311-70478-2 / 9783311704782
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