Tränenschwur (eBook)
800 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-21772-6 (ISBN)
Karen Rose studierte an der Universität von Maryland, Washington, D.C. Ihre hochspannenden Thriller sind preisgekrönte internationale Topseller, die in zahlreiche Sprachen übersetzt worden sind und regelmäßig u. a. auf den Bestsellerlisten der New York Times, der USA Today und der Sunday Times stehen. Fürzwei ihrer Thriller gewann die Autorin den begehrten RITA-Award. In Deutschland finden sich ihre Bücher regelmäßig in den Top 10 der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Karen Rose studierte an der Universität von Maryland, Washington, D.C. Ihre hochspannenden Thriller sind preisgekrönte internationale Topseller, die in zahlreiche Sprachen übersetzt worden sind und regelmäßig u. a. auf den Bestsellerlisten der New York Times, der USA Today und der Sunday Times stehen. Fürzwei ihrer Thriller gewann die Autorin den begehrten RITA-Award. In Deutschland finden sich ihre Bücher regelmäßig in den Top 10 der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Prolog
Eden, Kalifornien
Hayley Gibbs zuckte zusammen, als ihr Bauch den Rahmen der Eingangstür zur Ambulanz streifte. Verdammt. Wieder einmal hatte sie ihren aktuellen – und stetig wachsenden – Körperumfang falsch eingeschätzt. Diese verflixte Schwangerschaft.
Beruhigend tätschelte sie die ausladende Wölbung. Nicht du, sagte sie stumm zu ihrem ungeborenen Kind. Ihrer Tochter. Auf dich bin ich nicht böse, Jellybean. Niemals.
Aber auf ihre Mutter. Auf sie war sie stinkwütend. Gleichzeitig fürchtete sie sich vor ihr. Die Wut war nichts Neues, die Angst hingegen schon, zumindest in dieser Form. Bisher hatte sich die Angst darauf beschränkt, nicht genug zu essen zu haben oder nicht zu wissen, wo sie nächste Woche wohnen würden, oder wie ihre Mutter reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass Hayley Sex mit Cameron hatte, ihrem Highschool-Freund, oder dass ihr jüngerer Bruder Graham im Elektromarkt regelmäßig Sachen klaute.
Dann hatte Hayley herausgefunden, wie es war, wenn ihre Mutter reagierte.
Sie hat uns hierhergeschleppt. In dieses Drecksloch mitten in der beschissenen Einöde.
Aus dem Hayley abhauen würde, und wenn es sie das Leben kostete.
Sie musste nur in den Arbeitsraum der Ambulanz gelangen.
Mit einem tiefen Atemzug zwängte sie sich durch die Tür und schloss sie leise hinter sich, dann blieb sie einen Moment lang reglos stehen und lauschte. Doch alles war still.
Danke, hauchte sie, ohne recht zu wissen, an wen der Dank gerichtet war. An Gott wohl eher nicht, zumindest nicht an den ihrer Mutter. Der Gott, dem Hayley danken wollte, war einer, der dafür sorgte, dass es ihrem Baby gut ging. Und der diese Ungeheuer, die hier lebten, ganz bestimmt nicht gutheißen würde.
Eden war voller Ungeheuer, und sie und ihr Bruder waren unter lautstarkem Protest hierhergeschleppt worden.
Mit dem Finger strich Hayley über die dicke Kette, die um ihren Hals geschmiedet war.
Geschmiedet! Um meinen Hals!
Trotz des Medaillons, das daran hing, war die Kette kein Schmuckstück, sondern ein Zeichen von Besitztum.
Gerade war das Medaillon leer. Aber sobald das Baby geboren wäre, würde ihr Hochzeitsfoto hineingelegt werden. Genau genommen war sie sogar schon verheiratet – seit dem Tag, als sie an diesem grauenvollen Ort angekommen war. Zum Glück wollte ihr »Ehemann« die Ehe nicht »vollziehen«, solange sie den »Bastard« eines anderen unter dem Herzen trug, deshalb war ihr der erzwungene Sex erspart geblieben. Noch.
Er wollte nicht, dass ihr Hochzeitsfoto durch ihre Sünde besudelt wurde, deshalb sollte es erst nach der Geburt des »Bastards« aufgenommen werden. Was ihr etwas mehr als sechs Wochen Aufschub verschaffte.
Hayleys Magen rebellierte beim Gedanken daran, die vierte Ehefrau von Brother Joshua zu werden – gleichzeitig mit den anderen. Polygamie war in Eden an der Tagesordnung, und Hayley wollte unter keinen Umständen daran beteiligt sein.
Nichts von alldem hatte sie je gewollt. Stattdessen wollte sie bloß mit ihrem Freund zusammen sein und so leben, wie sie es seit dem ersten Schulball in der neunten Klasse gemeinsam geplant hatten.
Na schön, das Baby war nicht geplant gewesen, zumindest noch nicht jetzt, schließlich waren Cameron und sie erst siebzehn. Aber seine Eltern hatten sich hinter sie gestellt und angeboten, dass sie nach der Geburt erst einmal bei ihnen wohnen und trotzdem aufs College gehen könnten.
Nur ihre Mutter hatte nicht mitgespielt. Und ehe Hayley sichs versehen hatte, waren sie und Graham gezwungen worden, in den Pick-up irgendeines Fremden zu steigen. Und jetzt bin ich hier.
In der Ambulanz von Eden, die gerade geschlossen war. Wenn sie erwischt wurde … Allein bei der Vorstellung erschauderte sie. Trotzdem musste sie es versuchen. Ihre Angst, in Eden bleiben zu müssen, war größer als die vor einer Bestrafung, wie auch immer sie aussehen mochte. Und Pastor – der gruselige Anführer dieser gruseligen Sekte mitten in den beschissenen Bergen – jagte ihr eine Heidenangst ein. Die Leute hier gehorchten ihm, als wären sie Roboter.
Sie rieb sich den Magen, der neuerlich rebellierte. Los jetzt. Keine Angst, Jellybean. Ich schaffe uns hier raus, bevor du zur Welt kommst. Versprochen.
Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie hatte es ihrer kleinen Tochter offiziell versprochen.
Ihre Tochter. Sie würde ein kleines Mädchen bekommen. Sie und Cameron hatten das Baby in der Frauenarztpraxis in San Francisco auf dem Ultraschall gesehen, seinen Herzschlag gehört. Cam hatte geweint und nach ihrer Hand gegriffen, als sie auf den kleinen Monitor gestarrt hatten.
Ich liebe dich, Cam, dachte sie. Ich liebe euch beide.
Noch hatten sie sich nicht für einen Namen entschieden, deshalb nannte Hayley sie für den Moment Jellybean.
Und sie würde alles tun, um sie zu beschützen, mit anderen Worten, sie würde von hier verschwinden, weg aus Eden und dieser Ambulanz mit ihrer Ausstattung, die selbst nach Unsere kleine Farm-Standards mittelalterlich gewesen wäre.
Hayley sah sich in dem in tiefe Schatten getauchten Raum um. Es gab kein Ultraschallgerät, keinen Sauerstoff, falls das Baby welchen brauchen würde, keine Schmerzmittel, nichts dergleichen. Nur eine Liege mit Fußhalterungen und ledernen Riemen.
Sie wollte lieber nicht wissen, wofür die Riemen benutzt wurden.
In diesem Raum starben Frauen bei der Geburt. Sie hatte das Getuschel gehört.
Es wäre Gottes Strafe für ihre Sünde, hatte eine der Frauen gesagt.
Sie ist eine Hure, hatte eine andere ihr beigepflichtet.
Die Worte einer dritten, einer giftigen alten Schabracke, hatten Hayley das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sister Rebecca wird das Baby nehmen und als ihr eigenes großziehen.
Selbst wenn sie überlebt?, hatte die erste Frau geflüstert.
Selbst wenn die kleine Hure überlebt, hatte die alte Schachtel erwidert. Gott würde nicht wollen, dass ein Kind von so einem Flittchen aufgezogen wird.
Schützend legte Hayley beide Arme um ihren Bauch. Eher friert die Hölle zu, dachte sie. Dazu würde es nicht kommen, selbst wenn Sister Rebecca eine freundliche, anständige Frau wäre, was sie nicht war. Sie war Brother Joshuas »erste« Frau und stand damit in der Hierarchie seiner restlichen Angetrauten ganz oben, wohingegen Hayley als Nummer vier auf der untersten Stufe stand und sowohl den anderen Frauen als auch ihrem »Ehemann« gehorchen musste.
Am liebsten würde Hayley das Wort ausspeien. Er ist nicht mein Ehemann.
Brother Joshua war ein Unmensch, grausam und gemein, und auch Sister Rebecca war eine grauenvolle Person und dazu nicht einmal gebärfähig. Genau dieses Wort hatten die anderen Frauen benutzt. Nicht gebärfähig.
Es war, als sei sie mitten in einem Schauerdrama aus dem 19. Jahrhundert gelandet.
Sister Rebecca hatte drei Kinder, die allesamt von anderen Frauen in Eden zur Welt gebracht worden waren. Zwei der Frauen waren offenbar im Kindbett gestorben, das dritte Kind stammte von einer Unverheirateten. So wie ich. Keine der Frauen hatte erwähnt, was aus der ledigen Mutter geworden war, und Hayley fragte sich, um wen es sich handelte.
Niemand nimmt mir meine Tochter weg. Niemand. Vorher müssen sie mich töten.
Was durchaus im Bereich des Möglichen war, falls sie sie in der Ambulanz erwischten.
Also, beeil dich, Hayley. Geh in den Arbeitsraum und …
Sie unterdrückte einen Aufschrei, als die Tür auf- und sofort wieder zuging, drehte sich um und atmete erleichtert auf. »Graham«, zischte sie. »Was machst du denn hier?«
Ihr Bruder schlich quer durch den Raum auf sie zu. Obwohl er gerade einmal zwölf war, überragte er sie um ein gutes Stück und erinnerte sie mit seinen dürren, sehnigen Armen und Beinen stets an eine Spinne.
Bald wurde er dreizehn, was bedeutete, er würde einem der Handwerker der Gemeinschaft als Lehrjunge zugeteilt werden. Was an jedem anderen Ort nicht die schlechteste Perspektive wäre.
Doch auch in diesem Punkt gab es Getuschel, einigen Jungen widerführen »üble Dinge«.
Üble Dinge. Die Worte wurden im Flüsterton ausgesprochen, so wie Frauen über den Sex raunten, zu dem sie selbst oder die »in Ungnade Gefallenen«, die aus diesem Drecksloch zu fliehen versuchten, gezwungen wurden.
Hayley hatte keine Ahnung, was diese üblen Dinge sein sollten, trotzdem würde sie unter keinen Umständen zulassen, dass Graham Opfer davon wurde. Nicht solange sie noch am Leben war.
»Was machst du hier?«, zischte Graham zurück. »Ich bin dir nachgegangen, weil du ein Gesicht gemacht hast, als würdest du etwas im Schilde führen. Wegen dir kommen wir noch in die Kiste.«
Die Kiste. Das war im Grunde ein nahezu unbelüftetes Plumpsklo, in das man für einen dem Vergehen entsprechenden Zeitraum gesperrt wurde. Was auch immer das heißen mochte.
»Ich versuche, in den Arbeitsraum zu gelangen«, flüsterte Hayley.
Graham hob die Brauen. »Wieso? Da gibt es aber keine Drogen.«
Sie verdrehte die Augen. »Als würde ich in der Schwangerschaft etwas nehmen. Nein, da drinnen steht ein Computer, Schwachkopf. Ganz sicher.«
Grahams Augen wurden groß. »Hier? Am Arsch der Welt?«
»Hier, in der Hölle.« Sie deutete auf die Tür zum Arbeitsraum der Heilerin. »Ich war...
Erscheint lt. Verlag | 1.2.2024 |
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Reihe/Serie | Die Sacramento-Reihe | Die Sacramento-Reihe |
Übersetzer | Andrea Brandl |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | amerikanische bestseller autoren • amerikanische thriller autoren • Church of Second Eden • Die Sacramento-Reihe • Ephraim Burton • fbi thriller bücher • Fortsetzung Tränenfluch • Gideon Reynolds • harte thriller bücher • Karen Rose • Karen Rose Bücher • Karen Rose Bücher deutsch • karen rose neuerscheinungen 2024 • karen rose reihenfolge • karen rose sacramento reihe • karen rose sacramento reihe band 3 • karen rose tränenfluch fortsetzung • Ladythriller • Mercy Callahan • Romantik Thriller • Romantische Thriller • say goodbye • sekten romane • Spannende Bücher für Frauen • Thriller Action • Thriller Autorinnen • thriller bestseller 2024 • thriller bücher 2024 • thriller buchreihe bestseller • thriller entführung • Thriller für Frauen • Thriller Karen Rose • Thriller mit Liebesgeschichte • Thriller Rache • thriller reihe • Thriller Romantik • thriller serien • Thriller über Sekten • Thriller USA • Tom Hunter • Tränenfluch • Tränennacht • tränennacht fortsetzung |
ISBN-10 | 3-426-21772-4 / 3426217724 |
ISBN-13 | 978-3-426-21772-6 / 9783426217726 |
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