Mrs England (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60678-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mrs England -  Stacey Halls
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Ein bewegender historischer Roman über zwei ungleiche Frauen, die ihre Geheimnisse wahren und ihre Familien beschützen wollen. West Yorkshire, 1904. Ruby May hofft, dass ihre Stelle als Kindermädchen bei der wohlhabenden Familie England der lang ersehnte Neuanfang wird. Doch die schöne Mrs England verhält sich seltsam: Sie ist distanziert und verschlossen, zeigt kaum Interesse an ihren Kindern oder dem charmanten Ehemann. Mysteriöse Ereignisse umgeben sie. Je mehr Ruby über die Englands erfährt, desto mehr stellt sie alles infrage, was sie zu wissen glaubt und sieht sich mit ihren eigenen Dämonen konfrontiert. Denn Ruby und Mrs England haben mehr gemeinsam, als die beiden Frauen ahnen. Der neue historische Roman der Sunday-Times-Bestseller-Autorin Stacey Halls, geboren 1989, wuchs in Rossendale, Lancashire auf. Neben einem Studium in Journalismus schrieb Halls u.a. für den Guardian, Psychologies und The Independent. Ihr erster Roman war in England das meistverkaufte Debüt 2019 und gewann den Betty Trask Award. Stacey Halls wird als neue Stimme des authentischen historischen Romans gefeiert. »Mrs England« ist mittlerweile ihr dritter Roman. »Sehr fesselnd, bedrohlich und wunderbar geschrieben« - Daily Mail »Gefährlich, verlockend und wunderschön.«-Sunday Express »Hoch atmosphärisch und spannend.« Richard Osman

Stacey Halls, geboren 1989, wuchs in Rossendale, Lancashire auf. Neben einem Studium in Journalismus schrieb Halls u.a. für den Guardian, Psychologies und The Independent. Ihr erster Roman war in England das meistverkaufte Debüt 2019 und gewann den Betty Trask Award. Schon jetzt wird Stacey Halls als neue Stimme des authentischen historischen Romans gefeiert. »Die Verlorenen« ist ihr zweiter Roman.

Stacey Halls, geboren 1989, wuchs in Rossendale, Lancashire auf. Neben einem Studium in Journalismus schrieb Halls u.a. für den Guardian, Psychologies und The Independent. Ihr erster Roman war in England das meistverkaufte Debüt 2019 und gewann den Betty Trask Award. Schon jetzt wird Stacey Halls als neue Stimme des authentischen historischen Romans gefeiert. »Die Verlorenen« ist ihr zweiter Roman.

Kapitel zwei


»Miss May«, begrüßte mich die Schulrektorin mit neutraler Stimme.

Sie war persönlich an die Tür gekommen. Neun Monate waren seit unserer letzten Begegnung vergangen, damals hatte Sim mich in Perivale Gardens zu meinem Vorstellungsgespräch begleitet: Ellen hatte im Wohnzimmer Kaffee und Madeleines serviert, während die Rektorin sich Notizen gemacht hatte und Mrs Radlett umhergeschwebt war. Jetzt, wo ich ihr gegenüberstand, war die ganze Zwischenzeit wie Staub verflogen. Ich war genauso verschwitzt und nervös wie zu Schulbeginn und widerstand dem Drang, mir über die Stirn zu wischen. Ich folgte ihr hinein und schloss die schwere schwarze Tür hinter mir.

In dem weiß getünchten Eingangsbereich strömten mir die vertrauten Gerüche entgegen: frisches Brot, Karbolseife, saubere Wäsche und Bleistiftspäne. Der Geruch von Weiblichkeit war überwältigend, von all den Mädchen, die sich durch die Räume bewegten, parfümiert und schwitzend. Für mich roch es vor allem nach Lernen. Das Haus am Pembridge Square war ein glänzender Palast im Vergleich zu meinem alten Schulhaus in Balsall Heath, einem tristen, elenden Ort mit hohen Fenstern und in der Luft tanzendem Kreidestaub. Zu Hause kam ich nach der Schule nicht in den Genuss intensiven Lernens. Meine Eltern waren zu sehr mit dem Geschäft beschäftigt gewesen, um uns zu unterrichten. Also hatte ich mich abends mit meinen Brüdern und den unterschiedlichsten Büchern hingehockt. Ted und Archie waren damals drei und fünf Jahre jünger als ich, sie waren lernwillig und büffelten sich durch meine Lektionen. Aber Robbie, der nur fünfzehn Monate jünger war als ich, war langsam und unwillig und schrieb auch jetzt noch Briefe, die voller Rechtschreibfehler waren.

Das Norland Institute befand sich in einer großen weißen Stuckvilla am Pembridge Square, zehn Minuten mit der Droschke von Perivale Gardens. Ich hatte mich an jenem Morgen dort verabschiedet und hätte es vorgezogen, durch Kensington Gardens zu spazieren, aber die Radletts hatten darauf bestanden, mir eine Droschke zu bestellen. Mein Koffer würde mir zu meiner neuen Adresse folgen. Der Abschied war genauso schrecklich gewesen, wie ich es befürchtet hatte, und Georgina hatte in den Armen ihrer Mutter auf der Türschwelle verwirrt die Stirn gerunzelt. Mrs Radlett hatte einen ihrer Arme gehoben und gewinkt, und sie hatte laut geweint, als die Droschke losgefahren war. Das war zu viel gewesen. Ich hatte mich abgewandt und mein Taschentuch auf mein Gesicht gedrückt.

Das Institut war die erste Einrichtung dieser Art überhaupt: eine Schule, ein Heim und eine Agentur für Kindermädchen. Etwas mehr als zwei Jahre zuvor hatte ich die Aufnahmeprüfung für das Maud-Steppings-Stipendium abgelegt und es wie durch ein Wunder bestanden. Ich hatte damals kaum eine der Fragen verstanden: Erzählen Sie die Geschichte von Enoch Arden nach. Beschreiben Sie die Lage folgender Londoner Straßen und Geschäfte. Notieren Sie das Rezept für Orangenmarmelade. Enoch Arden war mir nicht geläufig, und ich hatte Birmingham bisher nur einmal verlassen, sodass mir die Standorte von Gooch’s, Harrods und Urquarts ebenso unbekannt waren wie der Palast und der Tower. Aber ich wusste, wie man Marmelade machte. Ich hatte ihnen das Geheimrezept meiner Großmutter verraten, bevor ich den Stift auf den Tisch gelegt und mit düsterer Verzweiflung auf die anderen Mädchen gestarrt hatte, die alle fast gelangweilt etwas niederschrieben, als würden sie ständig Prüfungen ablegen. An jenem Nachmittag hatte ich gedacht, ich würde London nie wiedersehen. Meine Aufpasser waren Mr und Mrs Granville, Nachbarn, die sich während der Woche gelegentlich um uns Kinder kümmerten. Sie hatten mir bei Whiteley’s noch eine Sarsaparille gekauft, bevor wir wieder den Zug bestiegen hatten und ich mit bleiernem Herzen nach Norden zurückgekehrt war. Niemand war überraschter als ich gewesen, als dann der Brief auf der Matte in der Longmore Street lag, in dem mir mitgeteilt wurde, dass die Studiengebühr von 36 £ gratis sei, ein Wort, das ich in der öffentlichen Bibliothek nachschlagen musste. Außerdem müsste ich auf eigene Kosten den Stoff für meine Uniformen bei einem Stoffhändler namens Debenham & Freebody bestellen. Dafür musste ich meine gesamten Ersparnisse opfern und hatte gerade noch genug übrig, um Hefte und Bleistifte zu kaufen. Bald schon sollte ich herausfinden, dass alle anderen Füllfederhalter verwendeten.

Meine neun Monate im Norland Institute waren eine unfassbar glückliche Zeit gewesen. Anfangs war ich noch ängstlich und verschlossen, bei Weitem nicht so gebildet und selbstbewusst wie die zwei Dutzend anderen Mädchen in der Klasse. Das einzige andere Mädchen mit einem Dialekt wie ich war eine einfache Bedienstete. Ich hatte mir ein Zimmer im hinteren Teil des Hauses mit einem irischen Mädchen namens Bridget geteilt, das schwarzes Haar und eine scharf geschnittene Hakennase hatte, wie eine Dohle. Sie war aber freundlich und unkompliziert, und als wir uns nebeneinander eingerichtet hatten, war bald jedes Unbehagen verflogen.

Nun aber kehrte es zurück, so vertraut wie ein alter Umhang, während ich Sim folgte. Sie war klein und schlank, fast puppenhaft, ganz im Gegensatz zu ihrer inneren Haltung. Ihr dunkelbrauner Haarschopf war mit Strähnen aus grauem Stahl durchzogen, so wie ihr ganzes Wesen. Trotzdem war sie eine gerechte und großzügige Rektorin, die sich nicht scheute, stehen gebliebene Teetassen aufzuräumen und persönlich die Post zu verteilen. Sie war die Einzige vom Lehrkörper, die selbst im Institut wohnte, obwohl ich sie immer nur in ihrem adretten Serge-Kleid mit der goldenen Uhr an der Taille gesehen hatte. Wann sie badete, war den Schülerinnen ein Rätsel. Ihr abschließender Rat war es gewesen, dass wir in unseren neuen Unterkünften unsere silbernen Haarbürsten für die Bediensteten sichtbar ausstellen sollten. Ich hatte damals nur einen Kamm, aber Sim entging nichts. In meiner letzten Woche hatte ich eine Schachtel von William Comyns auf meiner Kommode vorgefunden. Darin hatte eine schwere silberne Haarbürste gelegen, deren Borsten so steif wie Stecknadeln waren.

Nun führte sie mich zur Hintertreppe und zu ihrem Büro, vorbei an zwei Schülerinnen in Uniform, die die Treppe herunterkamen. Sie bemerkten meinen Mantel und meinen Hut und lächelten mir schüchtern zu. Auf der linken Seite befand sich der Speisesaal, wo weitere rehbraun und weiß gekleidete Mädchen über Bücher gebeugt waren und an Bleistiften kauten. Mit einem Anflug von Nostalgie wurde mir klar, dass gerade Prüfungszeit war. Samstags fand kein Unterricht statt, und die Tür zum Hörsaal stand offen: ein hoher Raum mit verglasten Bücherregalen und frischen Blumenarrangements, immer mit blauem Ehrenpreis, dem Symbol des Instituts. Hinter dem Pult erstreckte sich eine Karte von London über eine ganze Wand, daneben stand ein Klavier. Über den Bücherregalen hing ein drei bis vier Meter hoher Wandteppich, der einen Löwen beim Erklimmen eines Hügels zeigte.

Ihr Büro war durch eine Messingplakette mit der Aufschrift M. Simpson, Schulleitung gekennzeichnet. Sie schloss die Tür hinter uns. Das Fenster stand zum Hof hin offen, und der Schreibtisch war mit Teetassen, Zeitungen, Kerzenstummeln und Schreibfedern übersät. Neben einer vertrockneten Begonie stand ein bemalter Briefbeschwerer aus Ton. An der Wand hing eine weitere Karte von London, auf der sie die Standorte der Kindermädchen mit roten Stecknadeln markiert hatte. Daneben befand sich eine kleinere Karte des Britischen Reiches mit weiteren Stecknadeln von Paris bis nach Indien. Bücher und Zeitschriften waren wahllos in die Regale entlang der Wände gestopft. Oben auf einer schmalen Kommode stand ein gerahmtes Bild des ersten Norland-Jahrgangs, fünf schüchterne Mädchen in Hauben und Schürzen, flankiert von Sim und Mrs Ward, der Gründerin der Schule, deren rundes Gesicht wohlwollend unter einem breiten Hut hervorlugte. Die Atmosphäre im Büro der Schulleiterin hatte beinahe etwas Bohèmeartiges. Sim hatte an der Universität studiert und war unverheiratet. Und sie war der Mensch, den ich am meisten bewunderte.

»Ich war enttäuscht, als ich Ihren Brief erhielt«, sagte sie, entfernte die Morgenzeitung von ihrem Stuhl und kam wie üblich direkt zur Sache. »Hier in Norland nehmen wir Kündigungen nicht auf die leichte Schulter. Ich bin gespannt auf Ihre Beweggründe. Aber vorher«, sie zog an der Klingelschnur neben ihrem Schreibtisch, »trinken wir einen Tee.« ...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2024
Übersetzer Alexander Wagner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 20. Jahrhundert • Die Verlorenen • Ehe • Feminismus • Frauenunterhaltung • Geheimnisse • historischer Frauenroman • Historischer Roman • Mutterschaft • Neuerscheinungen 2024 • Stacey Halls • Sunday Times Bestseller
ISBN-10 3-492-60678-4 / 3492606784
ISBN-13 978-3-492-60678-3 / 9783492606783
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 7,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99