Loreley - Die Frau am Fluss (eBook)

Roman

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
464 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491824-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Loreley - Die Frau am Fluss -  Susanne Popp
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Bestsellerautorin Susanne Popp (»Die Teehändlerin«) führt an die Ufer des Rheins und den sagenumwobenen Felsen in die Zeit der Romantik Bacharach 1817. Die mittellose Waise Julie arbeitet als Magd im Gasthaus ihres Vormunds. Ein geheimnisvoller Zauber geht von ihr aus, und ihre außergewöhnliche Schönheit sorgt immer wieder für Eifersucht und Streit. Der Pfarrer fordert gar, dass sie den Ort verlässt. Auch Johann hat Eltern und Geschwister verloren. Er kehrt seinem Heimatdorf den Rücken, um in Karlsruhe bei der Rheinbegradigung sein Auskommen zu finden. Nach einem entsetzlichen Ereignis verlässt er die Großbaustelle und wird Schiffer auf dem breiten Fluss. Julie und Johann lernen sich kennen. Sie ahnen nicht, welche Schatten die Vergangenheit auf sie werfen wird. Am sagenumwobenen Loreley-Felsen nimmt das Schicksal seinen Lauf. Ein mächtiger Fluss, eine märchenhafte Landschaft und eine berührende Liebe - Bestsellerautorin Susanne Popp macht die Romantik lebendig.

Die Bestseller-Autorin Susanne Popp wurde in Speyer am Rhein geboren und ist im Südwesten Deutschlands mit Blick in die Rheinebene aufgewachsen. Der Rhein als Fluss der Mythen und Legenden, als Sehnsuchtsort der Romantik und als Transportweg von den Alpen bis zum Meer hat sie seit jeher fasziniert. In den Romanen rund um die Figur der Loreley finden sowohl überraschende historische Fakten als auch märchenhafte Elemente ihren Platz. Susanne Popp hat zuletzt mit »Die Teehändlerin«, eine Trilogie über das Familienunternehmen Ronnefeldt, zahlreiche Leserinnen begeistert. Sie lebt heute mit ihrem Mann am Zürichsee in der Schweiz.

Die Bestseller-Autorin Susanne Popp wurde in Speyer am Rhein geboren und ist im Südwesten Deutschlands mit Blick in die Rheinebene aufgewachsen. Der Rhein als Fluss der Mythen und Legenden, als Sehnsuchtsort der Romantik und als Transportweg von den Alpen bis zum Meer hat sie seit jeher fasziniert. In den Romanen rund um die Figur der Loreley finden sowohl überraschende historische Fakten als auch märchenhafte Elemente ihren Platz. Susanne Popp hat zuletzt mit »Die Teehändlerin«, eine Trilogie über das Familienunternehmen Ronnefeldt, zahlreiche Leserinnen begeistert. Sie lebt heute mit ihrem Mann am Zürichsee in der Schweiz.

1817


2


Die Kirchturmuhr schlug Mitternacht, als Julie sich aus dem Haus stahl, um zum Rheinufer hinunterzugehen. Es war Mitte August. Die Tage wurden schon wieder kürzer, doch die Nächte waren noch lau und viel zu schade, um sie zu verschlafen. Ohne Laterne und barfuß, weil ihre hölzernen Pantinen zu viel Lärm gemacht hätten, huschte sie durch die dunklen Gassen von Bacharach. Schon sehr bald würde der Mond aufgehen, doch noch bot die Dunkelheit ihr Schutz, denn sie wollte nicht gesehen werden. Julie passierte den Damm und näherte sich dem Rheinstrand. Die Kiesel schmiegten sich an ihre Fußsohlen, dazwischen wuchs mal stachliges, mal weiches, sanft kitzelndes Gras. Schließlich lag der Fluss nur vom Sternenlicht beleuchtet vor ihr und hob sich mit seinem tiefdunklen Blau kaum merklich von den schwarzen Ufern ab. Sie sah zum Werth hinüber, wo sich die Kronen der Eschen, Ulmen und des großen Ahorns wie Scherenschnitte vor dem Sternenhimmel abzeichneten. Abgesehen vom klagenden Ruf eines Käuzchens und vom Rauschen des Wassers, das die Felsen und Steine umspülte, war alles still.

Julie trat näher an den Fluss heran. Ihre Zehen bohrten sich in den feuchten Sand, während der Vollmond über den Weinbergen emporstieg und schließlich mit seinem Licht alles überstrahlte. Julie ließ ihren Blick prüfend über den im bleichen Licht daliegenden Streifen aus Sand und Kieseln wandern. Der Strand wurde vom Damm begrenzt, auf dem die neue, von den Franzosen gebaute, Kunststraße lag, davor gab es eine Reihe von Büschen und niedrigen jungen Bäumen. Nirgends war eine Menschenseele zu sehen, sie war ungestört. Sie streifte das Oberteil ihres Kleides über den Kopf, zog sich ihr enganliegendes Leibchen aus, löste dann die Schnur, die den Rock in der Taille festhielt, und ließ ihn zu Boden gleiten. Nun stand sie nur noch mit ihrem Unterhemd bekleidet da. Sie löste den langen, eng geflochtenen Zopf, bis ihr das blonde Haar in Wellen um die Schultern und vor die Brust fiel und fuhr mit den Fingern hindurch. Nachdem sie ihre Kleider zusammengelegt hatte, stieg sie in die Fluten.

Das Wasser war frisch, aber nicht zu kalt, und bis zu den Oberschenkeln im Wasser stehend, schäumte sich Julie mit einer von ihrer Schwester Ruth hergestellten Seife aus Salbei die Haare ein. Sorgfältig legte sie den Rest des kostbaren Seifenstücks am Ufer ab, bevor sie sich, den Blick gen Himmel gerichtet, ins Wasser gleiten und mit der Strömung treiben ließ. Sie genoss das Gefühl, sanft gehalten und getragen zu werden. Julie kannte den Fluss wie niemand sonst. Sie wusste genau, wo es Felsen gab, vor denen sie sich in Acht nehmen musste, und an welcher Stelle weiter unten sich ein bequemer Ausstieg ans Ufer befand. Sie ließ sich treiben und dachte dabei an ihre Mutter Grete. Ihr geliebtes Muttchen. Sie war kein ängstlicher Mensch gewesen, und doch hatte sie ihre Tochter immer vom Wasser fernhalten wollen. Wenn sie sich gestritten hatten, was selten vorgekommen war, dann immer nur, weil Julie wieder einmal heimlich zum Fluss gegangen war. Julie wusste ja selbst nicht so recht, wo ihre große Liebe zum Rhein herrührte. Es hatte ihr auch niemand je gezeigt, wie man sich über Wasser hielt. Sie konnte es einfach. Für sie fühlte es sich ebenso natürlich an, wie sich an Land zu bewegen, und irgendwann hatte sogar Muttchen einsehen müssen, dass ihr hier keine Gefahr drohte. Julie konnte auch tauchen und dabei minutenlang die Luft anhalten. »Du bist bestimmt ein verzauberter Fisch«, hatte Ruth einmal gesagt und es nicht als Scherz gemeint, zumindest hatte sie ein ganz ernstes Gesicht dabei gemacht. Aber so war das bei ihrer Schwester. Sie erfand häufig Geschichten und behauptete dann mit todernster Miene, dass sie wahr wären. Manchmal wusste Julie darum gar nicht so recht, was sie glauben sollte. Trotzdem standen sie sich sehr nah, und Julie sorgte sich um Ruth, die es schwer hatte, genauso, wie Ruth sich um Julie sorgte, jetzt, wo ihr Muttchen tot war.

Armes Muttchen, dachte Julie, während sie, immer noch auf dem Rücken treibend, mit den Händen im Wasser plätscherte und dabei den Sternenhimmel über sich betrachtete. Ob es ihr wohl gut ging, dort, wo sie jetzt war? Bestimmt besser als hier, wo sie in ihrem letzten Sommer große Schmerzen hatte erleiden müssen. Vor einem Jahr war sie gestorben, und Julie vermisste sie schrecklich. Ihr Leben hatte sich so sehr verändert seitdem. Nun arbeitete sie als Magd im Löwen, denn der Wirt, Herbert Kühn, war zu ihrem offiziellen Vormund benannt worden. Er war ein entfernter Verwandter ihres Vaters Thomas Winter, den Julie jedoch nie kennengelernt hatte, weil er noch vor ihrer Geburt gestorben war. Seit Muttchens Tod waren Ruth und sie somit Vollwaisen.

Zu dumm aber auch, dass ausgerechnet der Löwenwirt ihr Vormund sein musste. Sie konnte ihn überhaupt nicht leiden. Er trank zu viel, war faul und machte sich wichtig. Seine Frau Gundel tat die meiste Arbeit. Sie war zwar nicht ganz so schlimm wie er, aber sie war sehr streng und häufig ungerecht zu Julie. Nur der Sohn, Gregor, der war eigentlich ganz lieb. Er war ein hübscher Junge, blond und blauäugig und ein Jahr älter als sie und Ruth, also siebzehn. Sie kannten sich schon seitdem sie Kinder waren. Ruth war eigentlich schon immer in ihn verliebt, doch Julie wusste, dass sie nicht die geringste Chance bei ihm hatte.

Und dann gab es noch die kleine Frieda. Julie wurde ganz warm ums Herz, wenn sie an sie dachte. Frieda war erst neun Jahre alt und hatte kurz hintereinander beide Eltern verloren. Sie war etwa zur selben Zeit in die Wirtsfamilie gekommen wie Julie. Ihre Mutter war die jüngere Schwester von Gundel gewesen, und obwohl Frieda damit eine nahe Verwandte war, wurde sie von ihnen nicht geliebt. Nur Julie sorgte sich um die Kleine. Sie tröstete sie, wenn sie weinte, kümmerte sich um ihre Haare und Kleider, steckte ihr heimlich etwas Gutes aus der Küche zu und machte ihr bereitwillig Platz, wenn sie nachts zu ihr ins Bett schlüpfte. Sie standen einander bei, und das machte auch Julies Leben ein ganzes Stück erträglicher.

Julie merkte jetzt, dass sie sich schon zu weit hatte treiben lassen. Sie drehte sich auf den Bauch und schwamm mit weit ausholenden Armbewegungen gegen den Strom an. Wo der Bacharacher Rheinstrand in den Leinpfad überging, fand Julie mit den Füßen Halt. Sie tauchte noch einmal mit dem Kopf und dem ganzen Körper unter Wasser, die Augen weit geöffnet, so dass sie den Schein des Mondes über sich auf der Oberfläche glitzern sehen konnte – doch das Licht war nur schwach und die Tiefen des nächtlichen Rheins blieben selbst für ihre scharfen Augen undurchdringlich. Sie hielt die Luft an und stellte sich vor, ein Wasserwesen zu sein. Dann schoss sie prustend wieder nach oben und sog tief die reine, nach Blüten duftende Nachtluft in ihre Lungen.

 

Gregor stand hinter einem Gebüsch verborgen und beobachtete, wie Julie, in etwa zehn Fuß Entfernung, einer Nixe gleich, aus dem Wasser auftauchte. Mondlicht glitzerte in ihren Haaren und auf ihrer nassen Haut. Sie war zwar nicht vollkommen nackt, doch das fadenscheinige Unterhemd klebte so eng an ihrem Körper, dass es die Umrisse ihrer fraulichen Figur nur allzu deutlich preisgab, als sie nun ans Ufer stieg und den Strand entlang zu ihren Kleidern ging. Gregor sah die schmale Taille und die beiden Hälften des runden Pos, als sie sich nach ihrer Seife bückte – und dann drehte sie sich ein wenig zu ihm herum, und er erkannte das dunkle Dreieck ihrer Scham, sah ganz deutlich die Brüste und sogar die Spitze einer Brustwarze, die sich durch den dünnen Stoff drückte.

Erregung erfasste den jungen Mann. Mit angehaltenem Atem sah er zu, wie Julie sich mit einem Tuch trocken rieb – als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er selbst beobachtet wurde. Das helle Oval eines Gesichts, umrahmt von dunklen gelockten Strähnen, schwebte in einiger Entfernung wie körperlos im Gebüsch, die dunklen Augen unverwandt auf ihn gerichtet. Erschrocken duckte er sich weg, doch dann erkannte er, dass es Ruth war, Julies Schwester, die dort drüben hockte. Sie konnte ihn gar nicht sehen, denn Ruth war blind wie ein Maulwurf.

Erleichtert gab er sich keine Mühe mehr, sich zu verstecken oder gar wegzuschleichen, er musste einfach nur versuchen, möglichst leise zu sein. Gregor sah wieder zu Julie hinüber, die ein wenig vornübergebeugt dastand, um ihr langes nasses Haar auszuwringen, und als er das sah, wurde seine Erregung sogar noch stärker, beinahe schmerzhaft. Was machte die blinde Ruth so ganz allein hier unten am Rheinstrand, dachte er noch flüchtig, doch als er wieder zu ihr hinübersah, war sie glücklicherweise verschwunden.

Und dann dachte er gar nichts mehr. Mit bebender Brust sah er zu, wie Julie ihr Mieder über dem feuchten Unterkleid schloss, das die schmale Taille betonte. Kurz wandte sie ihm ihr schönes Gesicht zu, und als sie nun den Kopf in den Nacken legte, um ihr Haar mit raschen Fingern erneut zu einem Zopf zu flechten, öffnete sich ihr Mund und gab den Blick frei auf die gleichmäßigen weißen Zahnreihen. Einen Moment lang stockte Gregor der Atem, weil er plötzlich glaubte, sie hätte ihn im Mondlicht erspäht, doch dann war er sich wieder sicher, dass sie ihn in seinem Versteck unmöglich sehen konnte. Julie bückte sich nach dem nächsten Kleidungsstück, und Gregor wünschte sich vergeblich, dass sie noch eine Weile nur mit Unterkleid und Mieder bekleidet dort stehen bleiben würde, denn schon schlüpfte sie in ihren Rock und ließ gleich darauf das Oberteil über ihre Arme und den Kopf gleiten – und genau in diesem Moment hörte er jemanden dicht an seinem Ohr leise seinen Namen...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2024
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Bettina von Arnim • Clemens Brentano • Die Teehändlerin • Historischer Roman • Johann Gottfried Tulla • Köln-Düsseldorfer • Loreley • Miriam Georg • Peter Merkens • Rhein • Rheinbegradigung • Rhein Romantik • Romane um ein Familiengeheimnis • Sagen vom Rhein • Sankt Goar • Schifffahrt • Weltkulturerbe
ISBN-10 3-10-491824-4 / 3104918244
ISBN-13 978-3-10-491824-2 / 9783104918242
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