Agatha Christie -  Susanne Lieder

Agatha Christie (eBook)

In der Liebe sucht sie nach Hoffnung, mit ihren Krimis erobert sie die Welt
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
432 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3486-5 (ISBN)
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»Mein lieber Poirot, Sie waren in der Tat oft eine echte Plage. Aber dank Ihnen, werter Hercule, mag ich mich nun doch Schriftstellerin nennen.« 

Agatha wollte eigentlich Pianistin werden. Doch der große Erfolg bleibt aus. Mehr zum Zeitvertreib beginnt sie, Geschichten zu schreiben. Als sie bei ihrer Arbeit in der Apotheke mit Giften zu tun hat, drängt sich ihr die Idee zu einer Kriminalgeschichte mit einem Giftmord auf, die sie nicht mehr loslässt, bis sie sie aufs Papier gebannt hat. Der Detektiv Hercule Poirot ist fortan ihr ständiger Begleiter, auch die scharfsinnige Miss Marple gesellt sich zu ihr - und Agatha Christie wird als Krimiautorin weltberühmt. 

Nach dem Bestsellererfolg von »Astrid Lindgren« der neue Roman über die Queen of Cosy Crime.



Susanne Lieder ist in der Nähe von Bad Oeynhausen aufgewachsen und lebt mit ihrer Familie südlich von Bremen. Seit 2012 arbeitet sie hauptberuflich als Schriftstellerin und hat sich damit ihren Kindheitstraum erfüllt. Sie schreibt Unterhaltungsromane, historische Romane und Romanbiografien. Im Aufbau Taschenbuch liegt ihr Roman »Astrid Lindgren« vor, der ein Bestsellererfolg wurde.

Haus Ashfield in Torquay,
im Sommer 1926


Auf den Knien saß Agatha im Wohnzimmer ihres Elternhauses, um sich herum Kisten, Koffer, Hutschachteln und Schmuckkästchen. Manche bereits leer, warteten andere noch darauf, von ihr durchsucht und genauestens inspiziert zu werden. Dann würde sie entscheiden, was sie behalten oder weggeben wollte.

Agatha war in diesem Haus aufgewachsen. Ihre Eltern hatten es nach der Geburt ihrer älteren Schwester bezogen, und im Laufe der Zeit hatte sich mehr und mehr angesammelt. So viel, dass Agatha vor ein paar Tagen, als sie angekommen war, von Raum zu Raum ging und sich fragte, wo um alles in der Welt sie nur anfangen sollte.

Der Tod ihrer Mutter im Frühjahr hatte ihr vollkommen den Boden unter den Füßen weggezogen. Er hatte sie sprachlos – im Sinne des Wortes – und zunächst auch handlungsunfähig gemacht. Tag für Tag, Stunde um Stunde hatte sie bloß dagesessen und vor sich hin gestarrt. Ihr Leben würde weitergehen, natürlich, das tat es ja immer, aber wie?

Agatha stand träge auf und wanderte durchs Zimmer. Die Vorhänge waren halb zugezogen, ein Sonnenstrahl fiel durchs Fenster und ließ Staubkörnchen tanzen. Früher hätte sie das Schauspiel betrachtet, hätte gelächelt und die Hand ausgestreckt, als könne sie das Licht einfangen und für einen Moment festhalten.

Sie ging zum Fenster, verschränkte die Arme und schaute in den Garten. Wie durch einen Nebel nahm sie wahr, wie die Zweige der Rotbuche sacht im Wind schaukelten, und eine Amsel angeflogen kam, sich auf einem der Äste niederließ und begann, ihr Gefieder zu putzen. Ein paar verblühte Rosen an den Sträuchern zeugten davon, dass ihre Mutter sich schon eine Weile nicht mehr darum hatte kümmern können. »Der Garten ist das Aushängeschild eines jeden Engländers«, hatte sie stets erklärt. »So wie die Scones zum Nachmittagstee.« Wie hatte sie ihn zelebriert!

Und wie habe ich es geliebt, mit ihr auf dem Sofa zu sitzen und ein Tässchen zu trinken, dachte Agatha und rang den Impuls nieder, ihren Kummer laut herauszuschreien. Es würde nichts bringen, außerdem hatte sie das längst getan.

Wieder durchschritt sie das Zimmer, stellte sich vor, wie es hier früher ausgesehen hatte. Als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war und ihre Welt aus Spielen und Plänen bestanden hatte. Pläne, die nur den kommenden Tag betroffen hatten. Die Frage, etwa, ob sie im Wäldchen umherstreifen sollte, um Ausschau nach Eichhörnchen zu halten. Oder doch lieber auf der Mauer balancieren und darauf hoffen, eine Eidechse zu finden.

Ihr Vater hatte ihr zum fünften Geburtstag einen Hund geschenkt, einen Yorkshire-Terrier. Tony hatte sie auf Schritt und Tritt begleitet. Du darfst ihn aber nicht allzu sehr verwöhnen, hatte ihr Vater gemeint. Er muss wissen, wo seine Grenzen sind. Du musst sie ihm zeigen.

Feierlich hatte sie versprochen, es zu beherzigen.

Sie sah ihren Vater im Sessel dort drüben am Fenster sitzen, die Zeitung aufgeschlagen. Setz dich zu mir, Agatha. Ich lese dir etwas vor.

Sie sah ihre Geschwister durchs Zimmer toben und den kleinen Beistelltisch beinahe umrennen. Hinter ihnen, dicht auf ihren Fersen, Nursie, die Kinderfrau. Wenn ich euch erwische! Vorsicht, die Vase! Gebt um Himmels willen acht!

Die Erinnerungen waren noch so lebendig, und sie machten Agatha traurig. Sie verließ das Wohnzimmer und ging in die Küche, um Teewasser aufzusetzen. Tee hilft immer, hörte sie Nursie sagen. Wenn man Bauchweh oder sich das Knie aufgeschlagen hat, und sogar, wenn man traurig ist.

Während es im Kessel rauschte und zischte, stand Agatha mit versteinerter Miene da, die Zähne so fest aufeinandergepresst, dass ihr Kiefer zu schmerzen begann. Als der Kessel pfiff, goss sie das dampfende Wasser in die Kanne. Tränen verschleierten ihren Blick, und sie räusperte sich energisch. Hör auf zu heulen! Als würde das irgendwas helfen!

Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie vergessen hatte, Teeblätter in die Kanne zu geben.

Mit einem leisen Aufschluchzen sank sie auf einen Stuhl und verbarg das Gesicht in ihren Händen.

Gott noch mal, sie war fast sechsunddreißig und fühlte sich wie eine alte Frau. Sie war verwirrt, vergesslich und so erschöpft, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte.

Es geht weiter, Agatha, das weißt du doch. Kopf hoch, sieh nach vorn! Immer nur nach vorn.

Sie trank ihren Tee, und als die Sonne unterging, legte sie sich angezogen auf ihr früheres Bett und rief sich das Gesicht ihrer Mutter in Erinnerung. Was, wenn sie es irgendwann vergessen würde?

Ihr Vater starb, als Agatha elf Jahre alt war.

Damit endete nicht nur abrupt ihre bis dahin sorglose Kindheit, ihr ganzes Leben veränderte sich.

Die finanziellen Schwierigkeiten hatten bereits Jahre zuvor angefangen. Ihr Vater stammte aus wohlhabendem Haus und hatte stets ein sicheres Einkommen zur Verfügung gehabt, ohne auch nur einen Finger krumm machen zu müssen. Einer der Treuhänder, die ihm all die Jahre zur Seite gestanden und dafür gesorgt hatten, dass er und später seine Familie ein unbekümmertes Leben führen konnten, verstarb, ein anderer erkrankte schwer. Außerdem hatten sie sich offenbar alle eifrig in die eigene Tasche gewirtschaftet. Für Agathas Vater ein schwerer Schock. Er verstand etwas davon, den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen, aber nicht das Geringste von den Geschäften seines Vaters, denen er seinen Wohlstand verdankte.

Im Laufe der Jahre hatte Agathas Vater unzählige Ölgemälde und kostbare, äußerst geschmackvolle Möbelstücke angeschafft, die nun nach und nach verkauft werden mussten. Sparsamkeit war die Devise, so würden sie hoffentlich über die Runden kommen.

Das Verkaufen der Möbel und Gemälde war für Agatha nicht schlimm, ihr bereitete es Kummer, dass ihr Vater still und kränklich wurde. Sie kannte ihn bis dahin als strahlenden, unbekümmerten Mann, der morgens das Haus verließ, mit der Kutsche in seinen Club fuhr und abends gut gelaunt wieder heimkam.

Doch alles Sparen half nichts, und so beschlossen ihre Eltern, Ashfield samt Dienstboten zu vermieten und für eine Weile nach Frankreich zu ziehen, wo das Leben erschwinglicher war.

Die Ehe ihrer Eltern war für Agatha ein Juwel, das man still betrachtet und an dem man sich erfreute. Ihre Eltern liebten sich aufrichtig, sie gingen rührend und behutsam miteinander um, als wagten sie nicht, in Gegenwart des anderen auch nur die Stimme zu erheben. Irgendwann, das wusste sie schon früh, wollte Agatha auch ein solches Juwel haben. Sie wäre gern Pianistin oder Sängerin, eine glückliche Ehe zu führen jedoch stand an erster Stelle.

In Frankreich hatte ihr Vater bereits zweimal einen Arzt aufsuchen müssen, der eine Nierenkrankheit diagnostiziert hatte. Zurück in England, wurde es nicht besser, und er begab sich in die Hände seines Hausarztes. Der stellte jedoch eine andere Diagnose, und so wurden weitere Ärzte, alles sogenannte Spezialisten, zu Rate gezogen. Jeder stellte eine andere Diagnose und hielt sie für die richtige. Am Ende wusste man gar nicht mehr, woran ihr Vater erkrankt war.

Er wurde schwächer, litt unter Atemnot.

Agatha litt mit ihm, und sie litt auch mit ihrer Mutter, die nicht von seiner Seite weichen wollte. Nie zuvor hatte sie sie so verzagt, so niedergeschlagen erlebt.

Auch die finanziellen Sorgen ebbten nicht ab. Ihr Vater hatte auch Häuser in New York geerbt, die verpachtet waren, aber praktisch nichts abwarfen. Irgendwann kam zu seinem ohnehin angeschlagenen Gesundheitszustand eine Erkältung hinzu, die zu einer Lungenentzündung wurde.

Agatha stromerte unruhig und voll böser Vorahnung durch das Haus. Würde er sterben? Würde ihr geliebter Vater von ihr gehen?

Als sie die Treppe hochkam, sah sie, wie ihre Mutter mit einem erstickten Schluchzen aus dem Schlafzimmer gelaufen kam und im Zimmer nebenan verschwand. Der Schlüssel wurde umgedreht, und Agatha stand wie erstarrt da, das Herz pochend bis zum Hals, das Blut rauschte wie Seewind in ihren Ohren.

Ihr Vater war tot. Sie wusste es, bevor es ihr jemand sagte.

Das war der Tag, an dem ihre Kindheit jäh endete.

Danach lebte sie allein mit ihrer Mutter und ein paar wenigen...

Erscheint lt. Verlag 18.6.2024
Reihe/Serie Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Autorin • Autorinnenbiographie • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Künstlerinnenroman • Romanhafte Biographie • Starke Frau
ISBN-10 3-8412-3486-0 / 3841234860
ISBN-13 978-3-8412-3486-5 / 9783841234865
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