Tom Prox 138 (eBook)

Keiner will den Sheriffstern

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5875-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tom Prox 138 - Alex Robby
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Im höchsten Norden der USA, in Alaska, sterben die Ordnungshüter solcher Orte wie Wolverine City oder Bank Hill wie die Fliegen. Und kaum ist ein Nachfolger gewählt, wird auch der bereits wieder dahingerafft. Da könnte man beinahe von einer Epidemie sprechen. Bloß sterben bei einer Epidemie die Menschen an einem Virus, nicht an einer Kugel oder an einem Hanfstrick. Und sogar auf der anderen Seite der Grenze, in Kanada, werden jetzt ermordete Polizisten aufgefunden. Ein klarer Fall für die Ghost Squad, möchte man meinen. Aber selbst als Captain Tom Prox, Sergeant Snuffy Patterson und Spezialagentin Ruby Long auf der Bildfläche erscheinen, geht das brutale Sterben in den Wäldern des Grenzlandes zunächst weiter ...


2. Kapitel


Es war eine merkwürdige Gesellschaft, die auf der kleinen Lichtung am Passweg rastete.

Der alte Mann mit dem verwittert aussehenden Gesicht gehörte offenbar noch zu jenen »Sourdoughs«, den alten Helden der Klondike-Jahre, deren Taten nun schon fast ein Menschenalter zurücklagen. Viel Zähne waren ihm nicht geblieben, aber noch immer strahlte der hagere Körper des einstigen Goldsuchers eine seltene Energie aus.

»Sourdough« – Sauerteig. Den trugen die alten Prospektoren einst sorgfältig in ihren Westentaschen oder in einem Beutel am bloßen Körper, damit er in der Wärme lebendig blieb und wuchs, um später ihre Mehlfladen damit säuern zu können.

Der riesige Hund, neben dem die kleinen Packtaschen lagen, sah zu, wie sein Herr auspackte. Seine Augen leuchteten auf, als der Alte ein großes Speckstück in mundgerechten Scheiben zu schneiden begann. Der Traghund gehörte zur Rasse der zähen und mit erstaunlicher Klugheit begabten Huskys.

Das dritte Wesen auf der Lichtung war ein junges Mädchen, das an einem Baum lehnte und dem Idyll zu ihren Füßen lächelnd zusah. Nach Landessitte trug es eine bunt verzierte Lederjacke und lange, hirschlederne Hosen, unter denen hohe, wasserdichte Stiefel hervorsahen. Sie hatte seltsam funkelndes, tizianrotes Haar, dessen Locken von einem Band im Nacken zusammengehalten wurden.

»Sie hätten doch lieber ein Pony nehmen sollen«, meinte der Alte während des Essens. »Tag für Tag auf den Beinen sein, ist für ein Girl zu viel.«

»Und doch haben Sie mir erst heute von jenen Mädchen erzählt, die zäh und unbeirrbar den Goldrun mitmachten und selten einem der Männer nachstanden.«

»By Jove, sie taten es.« Der Alte nickte. »Es waren aber auch verdammt harte Brocken unter ihnen und andere Zeiten damals, womit ich nicht gesagt haben will, dass an Ihnen etwas auszusetzen wäre; sind verdammt gut vorwärtsgekommen.«

»Danke für das Kompliment, Noel«, meinte das Girl lachend. »Ich hoffe, Sie werden auch in Zukunft mit mir zufrieden sein. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mich mitnahmen.«

»Das war Christenpflicht! Man kann doch ein Girl nicht allein durch die Wildnis ziehen lassen. Wollte ohnehin mal wieder die alten Berge und vielleicht auch alte Freunde besuchen. Bin jetzt fast fünf Jahre oben am Yukonflates gewesen; da tut ein Ortswechsel gut.« Erinnerungen kamen hoch.

»Müssen nun weiter, der Pass ist steil. Wir brauchen vier gute Stunden bis zur alten Blockhütte auf der Höhe, wo wir rasten und schlafen können. – Man muss bei uns die Uhr im Kopf haben, denn die Sonne zeigt die Schlafenszeit nicht an«, fügte er hinzu und packte die Essvorräte wieder sorgfältig in die Packtaschen. »He, Leader, come on!«

Kurz darauf stiegen die beiden ungleichen Partner den Passweg bergan. Es war ein beschwerlicher Weg, der seit langer Zeit nicht begangen worden zu sein schien. Äste und die Zweige des Unterholzes waren darüber gewachsen, und der Boden war steinig und uneben.

»Die eigentliche Straße nach Holliday Town führt weiter nördlich«, erklärte Noel. »Diesen Passweg kennen nur noch wenige von den Alten; er kürzt aber die Strecke um viele Stunden ab.«

Das Mädchen nickte nur. Sie musste ihre ganze Aufmerksamkeit dem Weg widmen.

Sie waren geraume Zeit unterwegs, als sie plötzlich einen Schuss hörten, dem weitere folgten.

»Welcher Idiot schießt denn Salven auf Cariboos?« Der Alte schüttelte den Kopf. »Nach dem ersten Schuss sind die Tiere sicher geflüchtet.«

»Es war nur ein Büchsenschuss, Noel. Die anderen kamen aus einem Colt«, meinte das Mädchen.

»Noch verrückter! Wer geht mit dem Colt auf die Jagd?«, brummte er verwundert. »Wir müssen gleich an der Blockhütte sein. Die Schüsse kamen von dort.«

Sie setzten ihren Weg fort. Endlich hatten sie den Berggrat erreicht; die Blockhütte lag vor ihnen. Plötzlich knurrte der Hund.

»Da stimmt was nicht!«, meinte der Alte verstört. »Leader wittert etwas; er täuscht sich nie!«

Das dumpfe Grollen aus der Kehle des Huskys verstärkte sich.

»Dort liegt jemand auf dem Plateau.« Das Mädchen und der Alte sahen die regungslose Gestalt in dem halbhohen Gras zur selben Zeit.

»Es ist der alte Slim; Slim Mulders!«, stellte Noel erschüttert fest. Behutsam öffnete er die Lederjacke des Verwundeten und fühlte nach dem Herzen. »Leben ist noch in ihm«, murmelte er und zog eine flache Flasche aus der Hosentasche. Vorsichtig befeuchtete er Stirn und Lippen des Bewusstlosen. Ein scharfer Brandy-Geruch breitete sich aus.

Der Verletzte stöhnte und öffnete die Augen.

»Noel, altes Coon, was, zum Teufel, fällt dir ein, auf uns zu schießen?«, flüsterte er.

»Was – ich? Geschossen? Da soll doch ...!« Der Alte war außer sich.

»Keine Zeit zu großen Auseinandersetzungen, Noel«, unterbrach ihn das Mädchen hastig. »Der Mann sprach von mehreren. Er war nicht allein. – Such, Leader, such!«

Der Hund kreiste mehrmals in weitem Bogen um die Hütte, dann stockte er, setzte sich auf die Hinterkeulen und jaulte laut auf. Vor ihm lag ein Toter im Gras.

»Den Mann kenne ich nicht.« Der Alte schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das alles nicht«, fügte er ratlos hinzu.

»Die Schüsse kamen aus der Hütte und streckten die beiden nieder«, stellte das Mädchen fest. »Danach ist der Täter geflüchtet. Vielleicht waren es auch mehrere.«

»Aber das ist doch nicht möglich! Es gibt doch keine Desperados in den Bergen.« Der Alte war restlos durcheinander.

»Anscheinend doch! Vor allem müssen wir uns jetzt um den Verwundeten kümmern. Dem Mann hier ist nicht mehr zu helfen.«

Kurze Zeit später lag Slim Mulders auf einem aus Laub und Zweigen schnell errichteten Lager in der Hütte. Nach mehreren Schlucken aus Noels Flasche hatte er sich etwas erholt. Das Mädchen erkannte aber, dass er trotzdem bald in ärztliche Behandlung musste, denn die Kugel war durch die Schulter gedrungen.

»Wie sollen wir ihn befördern?«, brummte Noel. »Es ist noch gut ein Tagesmarsch bis Holliday Town.«

»Sind unsere Ponys nicht draußen, Noel?«, fragte Slim mit schwacher Stimme. »Reiten kann ich bestimmt, wenn ich erst im Sattel sitze.«

»Keine Spur von einem Pony; entweder sind sie vor der Knallerei davongelaufen, oder die Kerle, die auf euch schossen, haben sie mitgenommen«, meinte Noel.

»Sie brechen sofort auf und holen aus Holliday Town Hilfe, Noel!«, ordnete das Mädchen plötzlich sehr energisch an. »Ich bleibe hier und sorge dafür, dass Slim Umschläge bekommt. Wasser gibt es genügend an der Quelle draußen.«

»Zwanzig Stunden kann es dauern, bevor Hilfe da ist«, meinte Noel, dann stampfte er eilig davon.

Der alte Noel ließ sich keine Zeit. Nach einem mehr als achtstündigem Marsch sah er endlich die Häuser von Holliday Town vor sich liegen.

»Schöner sind die Holzbuden in den fünf Jahren auch nicht geworden«, stellte er brummend fest.

»Gold gibt es nur da, wo man es findet!«, beantwortete er die Grüße mehrerer Männer in der bei alten Sourdoughts herkömmlichen Weise. Zielsicher steuerte er auf das Haus des Bergpolizisten zu.

»Damn – Noel Lister – ist es möglich, auch wieder im Lande?« Sergeant Wolters schüttelte dem Alten überrascht die Hand. »Hast verdammt Glück, mich zu treffen. Wollte in einer Stunde nach Wolverine City aufbrechen. Bekam eine Nachricht und ...«

Der Sergeant fluchte, als der Prospektor geendet hatte. Schon eine knappe Stunde später brach er mit Hilfskräften zur Blockhütte am Grat auf, um den Verwundeten und das Mädchen zu holen.

Die gesamte Einwohnerschaft war auf der einzigen Straße des Ortes versammelt, als der Zug mit dem Verwundeten und dem Toten in Holliday Town eintraf. Der von Rheuma geplagte Doc humpelte mühselig heran und ordnete an, dass man Slim in sein Haus überführte.

»Es ist für ihn und mich gleich bequem«, meinte er dabei; eine Ansicht, der niemand widersprach.

Sergeant Wolters ließ sich wenig Zeit. Trotz seines anstrengenden Rittes brach er nach kurzer Zeit wieder auf, um nach Wolverine City weiterzureiten. Zu seiner Überraschung holte er kurz hinter dem Ort das rothaarige Mädchen ein, das auf einem Pony ritt und vor sich hin sang.

»Was machen Sie denn hier?«, meinte er verblüfft.

»Sie hören es doch, ich singe«, erklärte sie, ohne eine Miene zu verziehen.

»Wollen offen miteinander reden, Miss«, entgegnete er finster. »Girls Ihres Schlages sehen wir nicht gern bei uns.«

»Nun will ich Ihnen ebenfalls etwas sagen, Sergeant«, meinte sie kühl. »Ich mag nun wieder keine Leute, die freien Menschen in einem freien Lande etwas vorschreiben wollen. Denke, dieses Land...

Erscheint lt. Verlag 30.12.2023
Reihe/Serie Tom Prox
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • gf unger • G. F. Unger • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-5875-5 / 3751758755
ISBN-13 978-3-7517-5875-8 / 9783751758758
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