Bevelstoke – Die unergründlichen Wege einer Lady (eBook)

Roman | Von der Autorin des Weltbestsellerphänomens BRIDGERTON

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0681-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bevelstoke – Die unergründlichen Wege einer Lady - Julia Quinn
Systemvoraussetzungen
10,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Gerüchte und Klatsch sind das Lebenselixier von London ...

Ihr neuer Nachbar Sir Harry Valentine soll seine Verlobte gemeuchelt haben? Lady Olivia Bevelstoke kann das nicht glauben! Entschlossen bezieht sie einen Posten am Fenster ihres Boudoirs, um Sir Harry auszuspionieren - und wird von ihm entdeckt. Als sie sich bei einer Soiree begegnen, lässt er keinen Zweifel daran, dass er sie als Spionin für bedauerlich unbegabt hält. Doch in seinen blitzenden Augen ist etwas, das Olivia erbeben lässt und ihr das Blut in die Wangen treibt. Ihre Neugier ist erst recht entfacht!

Das zweite Buch der Bevelstoke-Reihe: witzig, unwiderstehlich romantisch und von der Bestsellerautorin des Weltphänomens BRIDGERTON



Julia Quinn, auch als zeitgenössische Jane Austen bezeichnet, studierte zunächst Kunstgeschichte an der Harvard-Universität. Ihre überaus erfolgreichen historischen Romane präsentieren den Zauber einer vergangenen Epoche und begeistern durch ihre warmherzigen, humorvollen Schilderungen.

PROLOG


Im Alter von zwölf Jahren wusste Harry Valentine zwei Dinge, die ihn grundlegend von anderen Knaben seiner Herkunft im England des 19. Jahrhunderts unterschieden.

Das eine: Er sprach fließend Russisch und Französisch. Diese Fertigkeit hatte nichts Geheimnisvolles an sich: Seine Großmutter, die überaus aristokratische und starrsinnige Olga Petrowa Obolensky Dell, war vier Monate nach Harrys Geburt bei den Valentines eingezogen.

Olga verabscheute die englische Sprache. Ihrer (oft zum Ausdruck gebrachten) Meinung nach gab es nichts auf dieser Welt, was man nicht auf Russisch oder Französisch sagen könnte.

Warum sie dann hingegangen war und einen Engländer geheiratet hatte, hatte sie allerdings nie plausibel erklären können.

»Wahrscheinlich, weil man das auf Englisch hätte erklären müssen«, hatte Harrys Schwester Anne gemurmelt.

Harry hatte nur mit den Achseln gezuckt und gelächelt (was jeder anständige Bruder getan hätte), als sie sich deswegen eine Ohrfeige einfing. Grandmère mochte für Englisch nichts übrighaben, aber sie konnte alles verstehen, und außerdem hatte sie Ohren wie ein Luchs. Etwas zu murmeln – egal in welcher Sprache –, war keine gute Idee, wenn sie sich im Schulzimmer aufhielt. Es auf Englisch zu tun, war unglaublich dumm. Es auf Englisch zu tun, weil man so ausdrücken wollte, dass Französisch oder Russisch für das, was man sagen wollte, nicht genügte, war …

Eigentlich wunderte Harry sich, dass Anne nicht gleich eine richtige Tracht Prügel bekam.

Aber Anne hasste Russisch mit derselben Inbrunst, die Grandmère für die englische Sprache reserviert hatte. Es sei einfach so mühsam, sie zu erlernen, beschwerte sie sich gern, und Französisch war beinahe genauso schwierig. Anne war bei Großmutters Einzug fünf gewesen; die englische Sprache war schon so fest in ihr verankert gewesen, dass etwas anderes daneben kaum Fuß hätte fassen können.

Harry hingegen antwortete bereitwillig in der Sprache, in der er angesprochen wurde. Englisch war für den Alltag, Französisch für Eleganz, und Russisch war die Sprache für Drama und Aufregung. Russland war weit. Es war kalt. Und vor allem war es groß.

Peter der Große, Katharina die Große – Harry hatte diese Geschichten von klein auf eingeflößt bekommen.

»Pah!«, hatte die Großmutter mehr als einmal gespottet, wenn Harrys Hauslehrer versuchte, seinem Schüler ein wenig englische Geschichte beizubringen. »Wer soll dieser Æthelred der Unfertige schon sein? Der Unfertige? Was ist denn das für ein Land, das einen unfertigen Herrscher duldet?«

»Queen Elizabeth war eine große Königin«, erklärte Harry.

Das beeindruckte seine Großmutter keineswegs. »Wird sie etwa Elizabeth die Große genannt? Oder die große Königin? Von wegen! Man nennt sie die jungfräuliche Königin – als ob man sich darauf etwas einbilden könnte!«

An diesem Punkt bekam der Hauslehrer feuerrote Ohren, was Harry ziemlich merkwürdig fand.

»Sie«, fuhr seine Großmutter in eisigstem Ton fort, »war keine große Königin. Sie schenkte ihrem Land ja nicht einmal einen ordentlichen Thronerben!«

»Geschichtskundige sind sich weitgehend einig darin, dass die Königin gut daran tat, sich nicht zu verheiraten«, erklärte der Hauslehrer. »Sie musste den Eindruck erwecken, dass sie unter niemandes Einfluss stand und …«

Seine Stimme verklang, was Harry nicht weiter überraschte, da Grandmère den Hauslehrer mit einem ihrer rasiermesserscharfen Blicke bedachte. Harry kannte niemanden, der einen derartigen Blick auffangen und dennoch weiterreden konnte.

»Sie sind ein dummer kleiner Mann«, verkündete sie und wandte ihm dann entschieden den Rücken zu. Am nächsten Tag warf sie ihn hinaus und unterrichtete Harry selbst, bis sie einen neuen Hauslehrer gefunden hatten.

Eigentlich stand es seiner Großmutter nicht zu, Hauslehrer oder Gouvernanten für die Valentine-Kinder (die inzwischen zu dritt waren, der kleine Edward war auf die Welt gekommen, als Harry sieben war) einzustellen oder sie hinauszuwerfen. Aber es war nicht damit zu rechnen, dass sich noch jemand außer ihr um derartige Angelegenheiten kümmern würde. Harrys Mutter, Katarina Dell Valentine, widersprach ihrer Mutter ohnehin nie, und was seinen Vater anging, nun ja …

Das hatte ziemlich viel mit der zweiten ungewöhnlichen Fähigkeit zu tun, die in Harry Valentines zwölfjährigem Verstand herumspukte.

Harrys Vater, Sir Lionel Valentine, war ein Trinker.

Das war an sich noch nichts Ungewöhnliches. Außerdem war allgemein bekannt, dass Sir Lionel mehr trank, als ihm guttat – man konnte es gar nicht verbergen. Sir Lionel torkelte und stolperte durch die Gegend (oft genug nicht nur über seine Füße, sondern auch über seine Worte), er lachte, während ringsum alles ernst blieb, und bedauerlicherweise (zumindest soweit die Hausmädchen und die Teppiche in Sir Lionels Arbeitszimmer betroffen waren) gab es auch einen Grund, warum Sir Lionel von all dem Alkohol nicht dick wurde.

Und so entwickelte Harry erstaunliche Fähigkeiten bei der Aufgabe, Erbrochenes aufzuputzen.

Es begann, als er zehn gewesen war. Vermutlich hätte er die Schweinerei einfach ignoriert, wenn er nicht gerade versucht hätte, seinen Vater um ein wenig Taschengeld zu bitten, und dabei den Fehler beging, dies spätabends zu tun. Sir Lionel hatte bereits seinen Nachmittagsbrandy intus, sein Vorabendschlückchen, seinen Wein zum Dinner, den Portwein zum Nachtisch und sprach nun wieder seinem liebsten Tropfen zu, dem bereits erwähnten Brandy, der aus Frankreich ins Land geschmuggelt wurde. Harry war sich ziemlich sicher, dass er in vollständigen (englischen) Sätzen gesprochen hatte, als er seinen Vater um Geld bat, doch der alte Herr starrte ihn nur an, blinzelte mehrmals, als wäre ihm ein Rätsel, wovon sein Sohn sprach, und erbrach sich dann auf Harrys Schuhe.

Harry hatte der Schweinerei also wirklich nicht aus dem Weg gehen können.

Danach schien kein Weg zurückzuführen. Eine Woche später passierte es noch einmal, diesmal allerdings nicht direkt auf seine Füße, und einen Monat später wieder. In den folgenden zwei Jahren hätte jedes andere Kind den Überblick verloren, wie oft es nun schon hinter dem Vater hergeputzt hatte, aber er war immer ein ziemlich akkurater Knabe gewesen, und sobald er einmal mit Zählen angefangen hatte, fiel es ihm schwer, damit aufzuhören.

Die meisten Leute hätten wohl ab dem siebten Mal den Überblick verloren. Dank seiner ausgedehnten Studien der Logik und Arithmetik wusste Harry, dass die meisten Leute nicht mehr als sieben Dinge auf einen Blick erfassen oder erinnern konnten. Wenn man beispielsweise sieben Punkte auf eine Seite setzte, waren die meisten Menschen in der Lage, nach einem kurzen Blick darauf zu antworten: »Sieben.« Nur ein Punkt mehr, und der Großteil der Menschheit verlor die Übersicht.

Harry kam bis einundzwanzig.

Daher nahm es nicht wunder, als Harry nach fünfzehn Säuberungen genau wusste, wie oft er seinen Vater durch die Eingangshalle hatte stolpern sehen, ihn ohnmächtig auf dem Fußboden vorgefunden oder ihn dabei beobachtet hatte, wie er (nicht sehr erfolgreich) auf den Nachttopf zielte. Als er die zwanzig erreicht hatte, weckte die Angelegenheit allmählich sein wissenschaftliches Interesse: Jetzt musste er weiter mitzählen.

Er musste die Sache unter rein wissenschaftlichen Gesichtspunkten betrachten. Wenn er nicht mit gesundem Forscherdrang reagiert hätte, hätte er sich stattdessen vielleicht jeden Abend in den Schlaf geweint. So aber starrte er einfach auf die Decke und sagte: »Sechsundvierzig, der Radius etwas geringer als letzten Dienstag. Vermutlich fiel das Abendessen heute Abend kleiner aus.«

Harrys Mutter hatte schon lang beschlossen, die Situation vollkommen zu ignorieren. Meist traf man sie im Garten an, wo sie die exotischen Rosen hegte, die ihre Mutter vor vielen Jahren aus Russland mitgebracht hatte. Anne hatte ihm eröffnet, sie plane zu heiraten und dem »Höllenloch« zu entkommen, sobald sie siebzehn wurde. Was sie dann auch tat, ein Beweis ihrer Entschlossenheit, da ihre Eltern keinerlei Anstrengungen unternahmen, sie unter die Haube zu bringen. Was Edward anging, den Jüngsten – der lernte mit der Zeit, sich anzupassen, genau wie Harry. Ihr Vater war nach vier Uhr nachmittags einfach nicht mehr zu gebrauchen, selbst wenn er, was untertags oft noch der Fall war, halbwegs bei Sinnen schien. Beim Abendessen war es dann endgültig um ihn geschehen.

Die Dienstboten wussten ebenfalls Bescheid. Nicht dass es sich dabei um viele gehandelt hätte: Mit ihrem schönen Heim in Sussex und den hundert Pfund im Jahr, die Katarinas Mitgift ihnen immer noch einbrachte, waren die Valentines zwar finanziell recht gut gestellt, doch von fabelhaftem Reichtum konnte wahrlich keine Rede sein, und so bestand das Personal aus nur acht Dienstboten – Butler, Köchin, Haushälterin, Stallbursche, zwei Lakaien, Zofe und Spülmagd. Die meisten blieben der Familie trotz gewisser unangenehmer alkoholbedingter Pflichten treu. Sir Lionel mochte ein Trunkenbold sein, aber er wurde dabei nicht ausfallend. Und er war auch nicht geizig: Selbst die Zofe lernte mit der Zeit, die Schweinereien wegzuputzen, wenn es hier und da ein kleines Trinkgeld dafür gab – solange er sich so weit an seine Taten erinnern konnte, um sich dafür zu schämen.

Harry wusste daher nicht so genau, warum er seinem Vater immer noch hinterherputzte, wo er es...

Erscheint lt. Verlag 23.7.2024
Reihe/Serie Bevelstoke
Bevelstoke
Übersetzer Petra Lingsminat
Sprache deutsch
Original-Titel What Happens in London
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Adel • Ballsaison • Bestsellerautorin • Bridgerton • Colin Bridgerton • Geheimnisvoller Nachbar • Gerüchte • Jane Austen • Julia Quinn Bücher • Liebe • London • Netflix Buch • Regency • Regency-Reihe • Rokesby • Spiegel-Bestellerautorin
ISBN-10 3-7499-0681-5 / 3749906815
ISBN-13 978-3-7499-0681-9 / 9783749906819
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99