Totholz -  Andreas Föhr

Totholz (eBook)

Spiegel-Bestseller
Was vergraben ist, ist nicht vergessen. Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2024
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45243-1 (ISBN)
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Eine Leiche im Wald, eine verschwundene Zeugin und eine antike Kanone: »Totholz« ist der 11. bayerische Krimi aus Andreas Föhrs humorvoller Krimi-Reihe um die Kult-Ermittler Wallner & Kreuthner.

Leo Kreuthner ist außer sich: Da wagt es doch so ein dahergelaufener Lump, ihm bei der Schwarzbrennerei Konkurrenz zu machen! Das muss selbstredend sofort unterbunden werden - wenn nötig auch mithilfe einer alten Kanone aus dem 18. Jahrhundert ... Währenddessen führt eine nicht ganz freiwillige Zeugenaussage Kommissar Wallner und die Kripo Miesbach zu einer im Wald vergrabenen Leiche, die so stark verbrannt ist, dass sie nicht identifiziert werden kann. Kurz darauf ist auch noch die Zeugin wie vom Erdboden verschluckt, doch eine erste Spur weist auf drei abgelegene Anwesen. Die Gespräche mit den eigenbrötlerischen Bewohnern gestalten sich skurril bis schwierig, und Wallner ahnt bald, dass alle drei Familien dunkle Geheimnisse hüten. Aber wer hat etwas mit der Leiche im Wald zu tun? Lustige Regio-Krimis mit Humor und Hirn Bestseller-Autor Andreas Föhr steht für intelligente bayerische Krimis, die mit einer guten Portion schwarzen Humors und glaubwürdigen Figuren mitten aus dem Leben bestens unterhalten.

Andreas Föhr, Jahrgang 1958, gelernter Jurist, arbeitete einige Jahre bei der Rundfunkaufsicht und als Anwalt. Seit 1991 verfasst er zusammen mit Thomas Letocha erfolgreich Drehbücher für das Fernsehen, u. a. für SOKO 5113, Ein Fall für zwei und Der Bulle von Tölz. Seine preisgekrönten Kriminalromane um das Ermittlerduo Wallner & Kreuthner stehen regelmäßig monatelang unter den Top 10 der Bestsellerlisten. Zuletzt war "Herzschuss" Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Andreas Föhr lebt zusammen mit seiner Frau und einigen Katzen in einem alten Bauernhaus in der Nähe von Wasserburg. Wenn er nicht gerade schreibt, geht er am liebsten zum Wandern und Skifahren in die Berge, kocht Lasagne oder genießt das Leben in Italien und dem Burgund.

1


Grau, modernd und irgendwie hinterhältig versteckte sich der Schuppen im Herbstnebel. Im einsamen Grund zwischen Hirschberg und Kampen brach die blaue Stunde an. Die Kälte der Nacht senkte sich langsam ins Tal, und von fern hallte das Brunftröhren der Hirsche. Polizeihauptmeister Leonhardt Kreuthner, heute in Zivil, beobachtete Schuppen und Umgebung mit dem Feldstecher. Nichts rührte sich. Kreuthner wusste aus verlässlicher Quelle, dass die Eigentümerin des Gebäudes sich gegenwärtig nicht darin aufhielt. Sein Blick war hart, als er das Fernglas absetzte.

Neben einem alten VW Passat mit Anhänger standen die drei Männer. Das hintere Ende des Anhängers wies in Richtung des Schuppens, die Ladung hatte man mit einer Plane verdeckt. Neben Kreuthner war noch Johann Lintinger mit von der Partie, dem die rechte Hand fehlte, seit er sie sich mit einer Schrottschere selbst entfernt hatte, denn sie hatte ihn seit seinen Kindertagen gestört, aber das war eine komplizierte Geschichte und sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Der Dritte im Bunde war Manfred Wallner, ein Mann mit von 93 Lebensjahren gegerbtem Gesicht, der sich auf einen Rollator stützte. Lange hatte Kreuthner mit sich gerungen, ob er Manfred mitnehmen sollte. Aber Manfred war der Einzige von den dreien, der Erfahrung mit dem Gerät besaß, das sich unter der Plane verbarg.

»Die Luft ist rein«, sagte Kreuthner, »pack ma’s.« Zusammen mit Lintinger zog er die Plane vom Anhänger. Zum Vorschein kam eine gusseiserne Kanone mit der lateinischen Aufschrift »Ioannes Agricola hoc fecit anno domini MDCCLXII«. Das Geschütz ruhte auf einer hölzernen Lafette, die, wenn man nach dem Zustand ihres Holzes ging, noch um einiges älter sein mochte als das Datum auf der Kanone. Kreuthner tätschelte die Waffe, die er in den letzten Wochen liebevoll restauriert hatte.

»Was heißt’n die Zahl?«, wollte Manfred wissen.

»1762«, sagte Kreuthner nicht ganz ohne Stolz. »Wie alt war eure im Krieg?«

»Die war von 1756.« Manfred strich mit seiner knotigen Hand über das Metall. »Des is schon über siebz’g Jahr her, dass mir damit g’schossen ham.«

»Ihr habt’s im Zweiten Weltkrieg mit Kanonen von 1756 g’schossen?« Lintinger sah Manfred skeptisch an.

»Hat ja nix mehr ’geben am Kriegsende. Mir ham g’nommen, was herganga is.«

»Wie alt warst denn damals?«

»Fuchzehn war ich. Volkssturm! Das letzte Aufgebot. Sechs Buam war’ ma und der Volksschullehrer. Der hat a Schrotflint’n g’habt, und mir ham die Kanone g’schoben.«

»Und? Habt’s was ’troffen?«

Manfred schien nachzudenken, und sein Kopf wackelte altersbedingt ein wenig. »An Panzer von die Amerikaner«, sagte er schließlich.

Lintingers Miene zeigte Erstaunen, wenn nicht Respekt. »Wie muss man sich des vorstellen? War der Panzer dann … kaputt?«

»Ich glaub, der hat des gar net g’merkt. Die Kugel is am Turm abgeprallt – und hat leider an Pfarrer derwischt. Tot!«

Lintinger schien erneut verwundert. »An Pfarrer?«

»Mei …«, erläuterte Manfred, »der is mit seiner Klobürscht’n am Straßenrand g’standen und hat die amerikanischen Soldaten mit Weihwasser gesegnet. Des war wirklich tragisch, dass es ausgerechnet den derpackt hat.«

»Die G’schicht kenn ich irgendwoher.« Lintinger starrte die Kanone an, als könnte die weiterhelfen. »Genau des Gleiche hat mein Vater vom Simmerding Beppi verzählt. Des is doch koa Zufall.«

»Der Simmerding war Pfarrer?«

»Naa – der war bei der SS

»Der, wo die Kugel abkriegt hat, des war a Pfarrer. Mit Soutane und Bürscht’n.«

Lintinger blickte Manfred an wie ein kleines Kind. »Geh, Manfred … wenn der Amerikaner kommt, dann stehst besser mit der Weihwasserbürscht’n am Straßenrand – net mit der SS-Uniform.«

»Ah, drum!« Manfred streckte einen knorrigen Zeigefinger Richtung Lintingers Nase. »Dem Pfarrer Nüsslein is an dem Tag nämlich sei Soutane wegkemma.«

»Können mir uns mal auf unsern Job hier konzentrieren?«, mahnte jetzt Kreuthner.

Die beiden anderen verstummten.

»Idealerweise«, legte Kreuthner seinen Plan dar, »setz’ ma eine Kugel aufs Dach, und die andere schieß’ ma durch die Wand. Mit a bissl Glück treff’ ma die Destille und a paar Maischefässer.«

»Oder des Regal mit die ganzen Obstlerflaschen!« Lintinger machte die Beckerfaust. »Yeah!«

»Oder so!« Kreuthner nahm mit Genugtuung zur Kenntnis, dass in der Truppe eine gewisse Begeisterung für die Aufgabe um sich griff. »In jedem Fall signalisieren mir dem Gegner: Bis hierher und net weiter.«

Einige Monate zuvor hatte Kreuthner bemerkt, dass der Absatz seiner schwarzgebrannten Obstler merklich nachließ. Die Kunden bestellten in größeren Abständen, manche gar nicht mehr. Wenn Kreuthner nachfragte, ob irgendetwas mit seinen Bränden nicht stimme, stieß er auf Ausflüchte oder Schweigen. Schließlich entdeckte er in der Mangfallmühle mehrere verdächtige Flaschen und stellte Harry Lintinger, den Wirt des Gasthauses und Sohn des einhändigen Johann Lintinger, wegen deren Herkunft zur Rede. Und so kam heraus, dass es seit Neuestem einen Konkurrenten gab, der seine Obstler zu Dumpingpreisen anbot. Genauer gesagt: eine Konkurrentin. Die Frau hieß Pippa Trautmann und war Kreuthner bekannt. Freilich nicht als Schwarzbrennerin, sondern als Stammgast der Mangfallmühle sowie Tatverdächtige in mehreren Ermittlungsverfahren, in denen es um Betrug ging. Allerdings ließ sich ihr nie etwas nachweisen. Kreuthner konnte Pippa schlecht anzeigen, da ja auch seine eigenen Destillate alles andere als legal waren. Aber es gab Alternativen für jemanden mit seinen Beziehungen. Und so ging just an dem Tag, an dem ein großes Schützenvereinsjubiläum gefeiert werden sollte, bei der Polizei in Bad Wiessee ein anonymer Hinweis ein: Bei besagtem Jubiläum würde eine Lieferung Schwarzbrand erwartet, und der Lieferwagen werde an einer bestimmten Stelle vorbeikommen. Kreuthner sorgte dafür, dass dort eine Straßenkontrolle errichtet wurde. Nun lag es aber aus den oben erwähnten Gründen nicht in Kreuthners Interesse, dass Pippa bei ihren Geschäftsaktivitäten gefasst wurde, denn sie wusste ja auch über seine Geschäfte Bescheid. Daher ließ Kreuthner Pippa eine Warnung zukommen – die sie veranlasste, zu Hause zu bleiben, denn es gab für sie nur den Weg an der Polizeikontrolle vorbei. Der über die Unzuverlässigkeit seiner neuen Lieferantin erboste Wirt rief in seiner Not bei Kreuthner an und orderte die Ware reumütig dann doch bei ihm.

Der Vorfall sprach sich herum und verursachte nicht unwesentlichen Absatzschwund bei Pippa. Die nahm mit Entschlossenheit den Fehdehandschuh auf und trachtete nun ihrerseits danach, Kreuthners Ruf zu demolieren.

Was im Folgenden passierte, wurde nie ganz geklärt. Weder konnte die Urheberin der Schurkerei eindeutig überführt noch die Art und Weise, wie sie es angestellt hatte, erhellt werden. Unstrittig ist, dass es »jemandem« gelungen war, eine beachtliche Marge von Kreuthners Schnapsflaschen mit Buttersäure zu versetzen. Der Geruch war den Konsumenten der betroffenen Getränke zwar vertraut, denn er entstand, wenn die Destillate nach zu üppigem Genuss den Magen wieder auf ebenjenem Weg verließen, auf dem sie hineingelangt waren. Dass der Obstler aber bereits beim Einschenken nach Erbrochenem roch, war selbst für hartgesottene Trinker gewöhnungsbedürftig. Der Imageschaden für die Marke Kreuthner war immens.

Die drei Männer starrten auf ihr Ziel dort hinten im Nebel, und Manfred kamen dann doch noch letzte Bedenken. »Eigentlich hat sie sich ja nur g’wehrt. Des is ihr gutes Recht nach der G’schicht mit der Polizeikontrolle«, wandte er ein.

»Ich seh’s a bissl anders«, entgegnete Kreuthner. »Aber wie auch immer – hier hat was angefangen, wo man schaun muss, dass des net eskaliert. Deswegen samma da.«

»Aber …« Manfred deutete auf die Kanone.

»Ja gut, da könnt jetzt einer sagen: Kanone und Deeskalation – wie geht des z’samm? Aber des musst psychologisch sehen: Ein Schuss, und guat is. Da passiert gar net viel. A paar kaputte Dachziegel und vielleicht a Maischefass – koa große Sach. Aber! Sie weiß jetzt, dass mir a Kanone ham. Mir ham ihr praktisch die Folterwerkzeuge gezeigt.«

Manfred dachte nach. Kreuthner ließ ihm Zeit.

»Na gut«, sagte Manfred schließlich. »A kleiner Warnschuss. Und dann hoff’ ma, dass die G’schicht erledigt is.«

»Aber logisch doch«, sagte Kreuthner und nahm ein Leinensäckchen, das mit Schwarzpulver gefüllt war, von der Ladefläche des Hängers. Das Säckchen steckte er vorn in die Kanone und schob es mit einem Ladestock an deren hinteres Ende. Dort befand sich das Zündloch, aus dem bereits eine Zündschnur hing, die jetzt engen Kontakt mit dem Leinensäckchen hatte. Währenddessen hatte Lintinger eine Eisenkugel mit einem Durchmesser von etwa zehn Zentimetern von irgendwoher hervorgeholt und steckte sie in den Kanonenlauf. Kreuthner stopfte sie mit dem Ladestock ans hintere Ende zu dem Pulversäckchen.

»So, jetzt müssen mir noch den Winkel wissen«, wandte sich Kreuthner an Manfred.

»Zielentfernung?«, stieß Manfred militärisch-ruppig hervor.

Kreuthner blickte durch einen Entfernungsmesser. »Zweihundertvierzehn.«

Manfred nickte und dachte nach. Schließlich sagte er: »Sieben Grad.«

Kreuthner stutzte, Lintinger hob erstaunt die Augenbrauen.

»Des hast jetzt im Kopf...

Erscheint lt. Verlag 3.6.2024
Reihe/Serie Ein Wallner & Kreuthner Krimi
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
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ISBN-13 978-3-426-45243-1 / 9783426452431
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