Dunkelkaltes Schweigen (eBook)

Roman - Packende Spannung aus Schweden - der neue große Roman von SPIEGEL-Bestsellerautor Mattias Edvardsson!
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2024 | 1. Auflage
416 Seiten
Limes (Verlag)
978-3-641-31633-4 (ISBN)

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Dunkelkaltes Schweigen -  Mattias Edvardsson
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Zwei schemenhafte Umrisse vor dem schwarzen Ozean. Ein Schuss. Und dann, Stille ... Der neue packende Roman von SPIEGEL-Bestsellerautor Mattias Edvardsson
Trelleborg, Südschweden. Zwei Paare, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Jari und Maria sind beruflich erfolgreich und gesellschaftlich etabliert, Sasho und Linda arbeiten im Supermarkt und führen ein bescheidenes Leben. Als sich ihre Kinder Amanda und Niko ineinander verlieben, prallen ihre Welten aufeinander. Gegen den Willen ihrer Eltern werden die beiden ein Paar. Doch dann endet ein nächtliches Treffen der beiden tödlich. Und schon bald wird klar, dass diese Tragödie ein noch viel dunkleres Geheimnis verbirgt ...

Sie lieben meisterhaft erzählte skandinavische Spannung? Dann lesen Sie auch die anderen Romane von Mattias Edvardsson.

Mattias Edvardsson lebt mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Töchtern außerhalb von Lund in Skåne, Schweden. Nachdem er lange als Gymnasiallehrer für Schwedisch und Psychologie gearbeitet hat, konzentriert er sich inzwischen ganz auf das Schreiben. Mit seinen Romanen eroberte er auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde nicht nur von den Leser*innen gefeiert, sondern auch von der Presse hochgelobt. Edvardssons Handwerk ist der Grusel im Alltäglichen. Mit »Dunkelkaltes Schweigen« erscheint jetzt der fünfte Roman des Bestsellerautors bei Limes.

Ein Jahr vor dem Mord


Auf dem Jahrmarkt roch es nach Popcorn und Schweiß, die Fahrgeschäfte quietschten, und der Bass dröhnte. Amanda musste ihrer Freundin Millan ins Ohr brüllen, um sich verständlich zu machen. »Guck mal da!«

Er stand in der Schlange am Tornado und trug eine coole graue Stoffhose und braune Wildlederschuhe, komplett anders als die langweiligen Typen an der Schule.

»Hab ihn noch nie gesehen«, sagte Millan. »Er kann nicht von hier sein.«

Trelleborg war trotz allem so klein, dass man einen Überblick über alle hatte, bei denen es sich lohnte.

»Komm«, sagte Amanda und schleifte Millan mit zum Tornado.

Am Wagen, wo Krapfen verkauft wurden, stand Kevin mit der Clique der Jungen, die im Sommer die Neunte abgeschlossen hatten. Amanda wandte sich ab und versuchte, unauffällig vorbeizuhuschen, doch es war zu spät.

»Na, wann poppen wir beiden mal, Amanda?«, rief Kevin.

Sie drehte sich um und streckte den Mittelfinger hoch. »Wenn dein Schwanz länger ist als mein Finger.«

Millan lachte hysterisch und die Jungs klopften Kevin auf den Rücken. Amanda machte gute Miene zum bösen Spiel, aber innerlich zerbrach sie.

Das Palmenfestival war das letzte Aufbäumen des Sommers. Die Schule hatte schon angefangen, aber es waren noch immer fünfundzwanzig Grad. Amanda und Millan hatten beschlossen, aus dem Wochenende etwas ganz Legendäres zu machen.

Sie kamen in dem Moment am Tornado an, als die Letzten in der Schlange die Stahltreppe hinaufstürmten, um sich eine Gondel zu sichern.

»Wir wollen mitfahren«, sagte Amanda zum bärtigen Schausteller, der direkt vor ihrer Nase die Absperrkette befestigte.

»Zu spät.« Der Mann würdigte sie keines Blickes.

»Please.« Amanda beugte sich so weit vor, dass dem Barttypen ihr Ausschnitt unmöglich entgehen konnte. Sie zeigte auf die rosa schimmernde Gondel, wo der Typ mit der Stoffhose neben seinem Kumpel saß. »Da sind doch noch zwei Plätze frei.«

Ohne zu zögern, packte sie das kalte Metall und machte die Kette wieder los. Als der Karussellmitarbeiter sich wehrte, klimperte sie mit den Augenwimpern und ließ ihre Fingerspitzen über seine verschwitzte T-Shirt-Brust gleiten. »Please, please, please.«

Fünf Sekunden später klemmte sie sich neben den gut aussehenden Typen in die rosa Gondel.

Jari und Maria waren ebenfalls auf dem Festival, auch wenn Jari – wie die meisten seiner Generation – es noch immer den Mikaelimarkt nannte. Sie hatten an einem Stand in der Fußgängerzone Brathering gegessen und sich eine Weile zwischen den fliegenden Händlern herumgetrieben, die Pullover mit Wolfsmotiv, Lakritzschnüre und Elchwurst verkauften. Jetzt saßen sie in dem vollgestopften Bierzelt mit je einem übervollen Plastikbecher in der Hand, während die örtliche Coverband auf tiefer gestimmten Gitarren eine schwedische Version von Sarà perché ti amo spielte.

»Sag es mir noch mal: Warum gehen wir eigentlich hierher?«, brüllte Jari über den Tisch hinweg. Er meinte sich zu erinnern, dass er ihr schon letztes Jahr dieselbe Frage gestellt hatte.

Maria sah ihn nicht an. Systematisch, einen nach dem anderen, scannte sie die Tische ab, nickte, lächelte und winkte.

»Weil es Spaß macht, sich Leute anzuschauen«, sagte sie.

Jari verstand nicht, warum das Spaß machen sollte. Ein Pils zu kippen und Hering zu essen mochte ja okay sein, aber dazusitzen und Leute anzuglotzen? Sicher war es für Maria anders, weil sie nicht hier aufgewachsen war. Sie brauchte sich nie Sorgen zu machen, plötzlich einem Gespenst von früher in die Augen starren zu müssen.

Es war ein Nachteil, wenn man in einer Kleinstadt aufwuchs und sein Leben lang dort wohnen blieb, denn schließlich taten andere Menschen dasselbe. Und in einer Stadt wie Trelleborg mit ihren etwa dreißigtausend Einwohnern bestand ein hohes Risiko, dass man Menschen mehr als einmal begegnete. Irgendjemand, den man in der Grundschule geärgert, dem man eins aufs Maul gegeben oder mit dem man später mal im Bett gelandet war.

Jari kippte das restliche Bier hinunter und wischte sich den Schaum vom Mund, während der Schlagzeuger die Drumsticks erhob und mit dem Intro von Nichts hält uns jetzt auf loslegte. Die Tanzfläche füllte sich, die Zapfhähne liefen heiß, und das Atmen im stickigen Zelt fiel immer schwerer.

»Wollen wir eine Runde auf dem Jahrmarkt drehen, bevor wir nach Hause radeln?«, schlug Jari vor.

Maria warf ihm den üblichen Blick zu.

»Was ist?« Er zuckte beleidigt mit den Schultern. »Ich habe nicht gemeint, dass wir spionieren sollen.«

»Ach?«, gab Maria skeptisch zurück. »Du willst dir also nur die Fahrgeschäfte ansehen?«

»So was in der Art, ja.«

Es war albern von Maria, ihm immer wieder vorzuhalten, dass er Amanda nicht vertraute. Denn sie steckte mitten in der Pubertät, war eher wild als zahm und verfügte über ein ähnliches Verständnis für die Konsequenzen ihres Handelns wie ein Jack Russell auf Speed.

Mit Isabella war alles so einfach gewesen. Sie war verantwortungsbewusst und vernünftig. Sie hatte ihren Fußball und Sixten und lebte mehr oder weniger ein Rentnerleben, während andere Gleichaltrige die Grenzen austesteten, Drogen ausprobierten und ein ausschweifendes Sexualleben führten. Ihretwegen hatte sich Jari nie Sorgen gemacht. Mit Amanda war es etwas ganz anderes.

Jari erhob sich etwas steif von der unbequemen Bank, Maria hängte sich die Tasche über die Schulter, und dann navigierten sie im Slalom durchs Zelt zwischen schweißnassen Körpern, aufgeknöpften Hemden und Händen, die schäumendes Bier balancierten. Draußen im Park senkten sich die Schatten der Dämmerung zwischen den Bäumen herab. Der Jahrmarkt blinkte und jaulte.

Jari legte den Arm um Maria. Sie blieben stehen und blickten über den Platz, wo die Gondeln des Riesenrades knarzten, langsamer wurden und ein paar Male hin und her schaukelten, ehe sie reglos in der Luft hingen.

Ganz oben im Riesenrad beugte sich Amanda über den Rand und pfiff auf zwei Fingern. Unten drehten sich ein paar Nerds aus der Parallelklasse um.

»Dürft ihr so spätabends überhaupt noch draußen sein?«, rief sie. »Sesamstraße ist gleich vorbei!«

»Setz dich mal hin«, sagte Millan, die ganz weiß im Gesicht war. Sie litt unter Höhenangst, hatte sich aber nicht getraut zu protestieren, nachdem die beiden Jungs vom Tornado mitgekommen waren.

»Es müsste eigentlich Chicagorad heißen«, sagte der Typ mit der Anzughose, der sich als Niko vorgestellt hatte.

»Ich dachte, es kommt aus Paris?«, meinte Amanda.

»Nope. Chicago.« Niko schien zu wissen, wovon er sprach. »Der Typ, der das Riesenrad erfunden hat, hieß Ferris. Deshalb heißt es auf Englisch auch Ferris wheel

»Das heißt, die Schweden haben es falsch verstanden und nennen es deshalb Pariser Rad?« Amanda lachte. »Wie cringe ist das denn?«

Sie rutschte so nah an ihn heran, dass ihre Knie sich berührten. Die Gondel ruckelte, dann setzte sich das Riesenrad wieder in Bewegung. Es zog im Bauch und zwischen den Beinen. Langsam sanken sie in Richtung Erde.

»Warum hab ich euch noch nie irgendwo gesehen?« Amanda starrte Niko an, der heftig auf seinem Kaugummi herumkaute.

»Du hast vermutlich an den falschen Orten geschaut.«

Er klang total arrogant. Dann sah er ihr direkt in die Augen, bis die überhebliche Selbstsicherheit in sich zusammenfiel und ein Lachen heraussprudelte.

Wieder so ein Amandatyp. Exakt die Sorte, auf die sie nie wieder reinfallen wollte. Das hatte sie sich geschworen.

»Shit, Amanda!« Millan stellte sich hin und zeigte mit dem Finger. »Deine Eltern!«

»Soll das ein Witz sein?« Doch da unten umrundeten tatsächlich ihre Eltern gerade den großen Seeschlangenbrunnen Hand in Hand. »Typisch Papa.«

Ihre Mama war immer ziemlich gechillt gewesen. Während ihren Klassenkameraden jede Menge Regeln aufgezwungen worden waren, hatte Amanda gespürt, dass Mama ihr voll vertraute. Doch Jari war immer schon ein Gluckenpapa gewesen.

»Die waren vermutlich einfach nur im Bierzelt«, sagte Niko.

Amanda funkelte ihn genervt an. »Du kennst meinen Papa nicht.« Sie sackte ein Stück zusammen, damit sie sie nicht entdeckten. »Das würde er bei Isabella nie machen.«

»Ihre Schwester«, erklärte Millan den Jungen. »Sie hat in allen Fächern eine Eins.«

»Außer in Mathe«, korrigierte Amanda sie.

Am Autoscooter blieben ihre Eltern stehen. Papa sah sich bei den blinkenden Maschinen um, wo man Basketbälle in einen Korb werfen oder mit der geballten Faust auf einen Boxball einschlagen konnte. Sein besorgter Gesichtsausdruck war nicht zu übersehen. Warum konnte er sich nicht einfach entspannen?

Als sie aus der Gondel stiegen, waren die Eltern verschwunden. Amanda spürte Nikos Atem im Nacken und eine diskrete Berührung am unteren Ende des Rückens. Das Kribbeln auf der Haut kam ihr nur zu bekannt vor. Die Musik verwandelte sich in ihren Ohren in ein entferntes Summen, der schwere Bass vermischte sich mit ihrem Herzschlag.

Sie pressten sich hinter einen Wagen mit einem tickenden Schokoglücksrad, stiegen über dicke Elektrokabel und standen sich schließlich in dem engen Spalt direkt gegenüber. Nikos Blick war zielsicher, seine Hände tasteten suchend unter ihren Pullover.

Amanda hatte sich geschworen, dass so etwas nicht passieren sollte.

Als er seine Lippen auf ihren Mund drückte, wusste sie, dass solche Versprechen dazu da...

Erscheint lt. Verlag 22.5.2024
Übersetzer Annika Krummacher
Sprache deutsch
Original-Titel Lova mig tystnad
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • Die Bosheit • Die Lüge • Die Wahrheit • eBooks • Familiengeheimnis • Krimi • Kriminalromane • Krimi Neuerscheinung 2024 • Krimis • Mord • Netflix Serie Die Lüge 2023 • Neuerscheinung • psychologische Spannung • Psychothriller • Romeo und Julia • Schweden • schwedische Spannung • Skandinavischer Krimi • skandinavische Spannung • Spiegel Bestsellerautor • Südschweden • Thriller • Trelleborg • Verbotene Liebe
ISBN-10 3-641-31633-2 / 3641316332
ISBN-13 978-3-641-31633-4 / 9783641316334
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