Reese -  Rhenna Morgan

Reese (eBook)

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2023 | 1. Auflage
350 Seiten
Plaisir d'Amour Verlag
978-3-86495-681-2 (ISBN)
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In einer vom Krieg geteilten Welt ist es der ultimative Verrat, sich in den Feind zu verlieben. Galena Shantos hat ihre Loyalität gegenüber Eden nie in Frage gestellt. Als Schwester des Myren-Königs dient sie als Heilerin und gehört zu den Besten in der Armee, die gegen die brutale Lomos-Rebellion kämpft. Sie hat nie daran gezweifelt, wie wichtig es ist, die Rebellen aufzuhalten, die die Menschen versklaven wollen. Doch dann sieht sie jenseits der feindlichen Linien einen Krieger - und weiß instinktiv, dass ihre Schicksale miteinander verwoben sind. Der Rebellionskrieger Reese Theron hat nichts mehr zu verlieren. Um sein Familiengeheimnis zu wahren ist er gezwungen, auf der falschen Seite eines Krieges zu kämpfen, den er verabscheut. Reese hat seine Ehre und das Vertrauen seines eigenen Volkes verloren und sich in einen Kampf gestürzt, den er unmöglich überleben kann. Doch als er von einer Frau gerettet wird, deren wunderschöne Augen in ihm mehr zu sehen scheinen als den Verräter, zu dem er geworden ist, hat er vielleicht neuen Grund zum Leben gefunden ... Im zweiten Teil ihres fesselnden Fantasy Romance-Vierteilers entführt uns die Erfolgsautorin Rhenna Morgan ('Haven Brotherhood') erneut in eine faszinierende Welt voller Magie, Leidenschaft und Gefahr.

Die aus Oklahoma stammende Mutter zweier hübscher Töchtern ist attestierte Liebesromansüchtige. Ihr bisheriger Lebenslauf spiegelt ihre Leidenschaft für alles Neue wider: Rhenna Morgan arbeitete u.a. als Immobilienmaklerin, Projektmanagerin sowie beim Radio. Wie bei den meisten Frauen ist ihr Alltag von morgens bis abends vollgepackt mit allerlei Verpflichtungen. Um ihrem anstrengenden Alltag zeitweise zu entkommen, widmet sie sich in ihrer Freizeit dem Liebesromangenre. Egal, ob zeitgenössisch oder übersinnlich - in Rhenna Morgans Liebesgeschichten stecken stets neue aufregende Welten und starke Helden, die um die Frauen ihres Herzens kämpfen.

Kapitel 1


 

Ein Blitz zischte an Reese vorbei. Er erleuchtete den mit Rauchschwaden durchzogenen Nachthimmel und hinterließ einen beißenden Gestank.

Strahlen aus Feuer und blau-weißer Elektrizität flackerten so hell, dass er sich kaum konzentrieren konnte. Aus diesem Schlamassel würde er sich nicht mehr befreien können. Weder aus dieser Schlacht noch aus diesem Leben würde er mit auch nur einem Fünkchen Ehre scheiden.

Er schoss durch die Luft und wich einem weiteren Blitz aus. Im nächsten Moment tauchte ein Elitekämpfer vor ihm auf und zielte mit seinem blutigen Dolch auf Reeses Unterleib.

Reese vollführte eine Rolle und schwang sich über seinen Angreifer hinweg, um ihn von hinten in den Schwitzkasten zu nehmen. Dann maskierte er sie beide, damit sie für die übrigen Männer unsichtbar waren. Beim Großen, er hätte an der Seite dieses Kriegers kämpfen sollen, nicht gegen ihn.

Der Mann schlug um sich und versuchte vergeblich, sich zu befreien. Sekunden später sackte er in Reeses Armen bewusstlos zusammen. 

Reese landete mit ihm am Rande der Schlacht hinter der Baumgrenze, um außer Sichtweite der Rebellen zu bleiben. Die Erweckung des Mannes konnte unmöglich mehr als zwanzig Jahre zurückliegen. Wahrscheinlich hatte er sich erst vor Kurzem den Wendelring und die Manschetten eines Elitekämpfers verdient. Reese konnte den gleichmäßigen Puls des Mannes unter seinen Fingerspitzen spüren. Zumindest den Tod dieses unschuldigen Soldaten würde er nicht auf dem Gewissen haben.

Eine sieben Meter hohe Flammenwand schoss über den Kriegern in die Luft und ließ den Boden unter ihnen erzittern. Dann verblasste die helle Fackel und weitere Rebellen stürmten auf das offene Feld.

Einige Schritte entfernt vernahm Reese plötzlich ein Rascheln. Anschließend war es wieder still.

Reese wich tiefer in den Wald zurück und verstärkte die Maskierung, die ihn unsichtbar machte. Wer auch immer in der Nähe war, gehörte nicht zu den Rebellen, denn diese kämpften gegen die Krieger des Malrans. Reese sammelte seine Gedanken und suchte den seelenlosen schwarzen Strang ab, der ihn mit Maxis Steysis verband.

Reese hatte der Verbindung mit dem Anführer der Rebellen nur widerwillig zugestimmt, doch nun war er immerhin in der Lage, seine Energie aufzuspüren und seinen Standort zu bestimmen. Er stellte fest, dass Maxis sich über sechzehn Kilometer östlich vom Schlachtfeld befand.

Reese erhob sich und schwebte über den Waldboden, wobei knorrige und blattlose Äste seine Wangen und Schultern streiften. Bis auf das Aufleuchten der grellen Blitze am Nachthimmel war es stockdunkel.

Da. Keine zwei Meter hinter der Baumgrenze kniete eine Gestalt und beobachtete die Schlacht. Reese driftete noch näher. Der süßlich feuchte Duft von Erde und verrottendem Laub überlagerte den metallischen Geruch der elektrisch geladenen Blitze. Knurrende und schreiende Laute der Krieger hallten durch die Luft, viel zu oft von dem dumpfen Schlag eines am Boden aufprallenden toten Mannes unterbrochen.

Als erneut ein Blitz den Nachthimmel erhellte, erhaschte Reese einen Blick auf langes, kastanienbraunes Haar. Eine Frau. Sie war über den Körper eines gefallenen Kameraden gebeugt und wiegte seinen Kopf in ihrem Schoß. Er schwebte noch etwas dichter heran, um sie besser sehen zu können und hätte vor Schreck beinahe die Maskierung fallen gelassen. Sein Herz hämmerte wild in seiner Brust und alles um ihn herum trat in den Hintergrund. Galena Shantos, die Schwester des Malran. Sie war die letzte Person, von der er wollte, dass sie von seiner Schande erfuhr.

Zum letzten Mal hatte er sie vor siebzig Jahren aus der Nähe gesehen. Ihre eleganten Züge waren noch genauso umwerfend wie damals während seiner Ausbildung zum Krieger des Malrans. Heute strahlte sie zudem ein Selbstbewusstsein aus, das sich in der Art und Weise niederschlug, wie sie ihren Kameraden beschützte und die Schlacht im Auge behielt. In ihren blaugrünen Iriden lag ein wissender Ausdruck, der von jahrelanger Erfahrung zeugte.

Und er hatte sich auf die Seite der Männer gestellt, die gerade gegen ihren Bruder kämpften.

Als eine weitere Explosion durch die Luft hallte, zuckte Galena zusammen und drückte den leblosen Körper fester an sich. Sobald die Lichtblitze erstarben, lockerte sie ihren Griff wieder.

Der Tote war ebenfalls eine Frau. Ihr langes blondes Haar hob sich deutlich von Galenas schwarzer Tunika und Leggings ab, während ihre leblosen Augen starr gen Himmel gerichtet waren.

Nein. Das war nicht möglich. Reese schwebte noch näher heran und seine Schläfen begannen zu pochen. Erneut zischten Blitze durch die Nachtluft und sein Magen verkrampfte sich.

Phybe.

Sie war noch am Leben gewesen, als er sie in der Zeolith-Mine zurückgelassen hatte, in der Maxis die Verbindung zu ihr nicht hatte aufspüren können. Reese landete zu Galenas Rechten auf dem dichten Blätterteppich des Waldbodens und ließ seine Maske fallen. „Wäre sie in ihrem Versteck geblieben, wäre sie jetzt noch am Leben.“

Galena zuckte zusammen und griff nach etwas, das sie unter einem ihrer Beine verborgen hielt. „Wer bist du?“

Phybes aschfahles Gesicht verschmiert, ihr blaues Kleid zerrissen und ihre Satinpantoffeln befleckt. Irgendwie hatte Maxis sie ausfindig gemacht und zu Ende gebracht, was Reese trotz seiner Anweisungen nicht ausgeführt hatte. „Jetzt bin ich genauso tot wie sie.“

Weitere Blitze durchzuckten die rauchgeschwängerte Nacht, als die Krieger des Malran die Rebellen unerbittlich angriffen. Von Letzteren waren mittlerweile weniger als zwanzig am Leben, während die Hälfte von ihnen nach Norden floh.

„Eine ehrlose Sache ist es nicht wert, dass man für sie kämpft, nicht wahr?“, fragte er.

Galena richtete den Oberkörper auf und straffte die Schultern. „Ich würde von einem Mann, der auf Maxis‘ Seite kämpft, keine Ehre erwarten.“

„Da hast du recht. Meine Ehre habe ich in dem Moment aufgegeben, als ich zugestimmt habe, ihn bei seinem intriganten Vorhaben zu unterstützen.“ Er ging neben ihr in die Hocke.

Galena verkrampfte sich und festigte den Griff um den Gegenstand unter ihrem Bein.

Reese streichelte Phybes kalte und leblose Stirn. Möge deine Reise zügig verlaufen und dein Geist Frieden bei dem Großen finden. Dasselbe myrenische Gebet hatte er auch gesprochen, als seine Mutter ihren letzten Atemzug getan hatte.

Er trat einen Schritt zurück. Vielleicht war es an der Zeit, seinen eigenen Frieden zu finden. Zu seinen eigenen Bedingungen. „Du bist Galena Shantos“, stellte er fest. Sie nickte und umklammerte den Dolch fester. „Du erinnerst dich nicht an mich, nicht wahr?“

Sie schüttelte den Kopf. Er konnte sehen, wie sie kurz zusammenzuckte, als sie sich von Phybes lebloser Gestalt löste und ihr Gewicht auf die Fußballen verlagerte, um notfalls die Flucht zu ergreifen.

„Mein Name ist Reese Theron.“

Sie erstarrte und hob ihre Klinge, in der sich die Blitze der Schlacht widerspiegelten. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß, doch sie schien ihn nicht wiederzuerkennen.

Wenn er vor all den Jahren mutiger gewesen wäre, hätte er vielleicht eine Chance bei ihr gehabt. Oder er hätte seinen Eid gebrochen und Maxis selbst getötet, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Er versuchte, die Erinnerungen zu verdrängen. Er hatte den falschen Weg eingeschlagen, und nun würde er dafür bezahlen müssen. „Ruf deine Wachen. Sorge dafür, dass sie wissen, dass du in Gefahr bist.“

Schüsse durchdrangen die Nacht, und der markerschütternder Schrei einer Frau hallte über das Schlachtfeld.

Galena zuckte zusammen und stand auf. Dann hielt sie einen Moment inne und blickte zwischen der Schlacht und Phybes leblosem Körper hin und her.

Das war seine Chance. Entweder er würde sich als tapferer Soldat verabschieden oder durch Maxis‘ Hände sterben. „Ich werde mich an dein schönes Gesicht erinnern. Geh mit dem Großen, Galena.“

Mit diesen Worten schoss er in die Luft und bildete eine gewaltige spannungsgeladene Kugel, aus deren Mitte Funken sprühten. Er zog die Hand zurück und gab vor, Galena angreifen zu wollen, indem er die Waffe auf sie richtete. Der Große würde es sicher verstehen.

Ein Elitekrieger flog auf ihn zu und holte zum Gegenangriff aus.

Reese wappnete sich für den Aufprall.

Plötzlich nahm er unter sich einen Schopf kastanienbrauner Haare wahr. Galena schwang sich ebenfalls in die Luft und positionierte sich genau zwischen dem Elitekrieger und Reese.

Er ließ die Energie in seiner Handfläche verpuffen. Nicht sie. Nicht Galena.

Ein Blitz schoss aus der Handfläche des Elitesoldaten, fegte an Galenas Wange vorbei und durchbohrte Reeses Schulter. Er zuckte und krampfte und die Wucht der Energie hielt ihn in der Luft. Seine Lunge verweigerte ihm den Dienst und er sah blauschwarze Punkte vor seinen Augen tanzen.

Erneut hallte der Schrei einer Frau durch die Luft, als eine Bö um ihn herum peitschte. Dann sackte er zu Boden und die Dunkelheit umhüllte ihn.

 

***

 

Galena drehte sich in der Luft und flog auf Reese zu. Sie nahm ihn nur verschwommen wahr, denn der Wind trieb ihr Tränen in die Augen. 

Seine Arme und Beine hingen schlaff herab, als er auf den Boden zuraste.

Sie würde ihn nie erreichen können, bevor er auf der Erde aufprallte. Selbst wenn er den Sturz überlebte, hatte Jagger ihn mit dem Schuss töten wollen und sein Herz höchstens um wenige Zentimeter verfehlt.

Reese schlug hart auf...

Erscheint lt. Verlag 22.12.2023
Übersetzer Sandra Martin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-86495-681-1 / 3864956811
ISBN-13 978-3-86495-681-2 / 9783864956812
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