Die Frau am Fenster - Ein Leben an der Seite von Caspar David Friedrich (eBook)

Roman über die wenig bekannte Frau, die großen Einfluss auf sein Leben und seine Kunst hatte. Zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich

(Autor)

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2024 | 3. Auflage
288 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-7848-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Frau am Fenster - Ein Leben an der Seite von Caspar David Friedrich -  Birgit Poppe
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Dresden 1818. Caroline Bommer ist 24 Jahre alt, als sie den 20 Jahre älteren Caspar David Friedrich heiratet. Sie kennt den Maler bereits seit ihrer Kindheit, er war ein Freund der Familie, den sie stets bewundert hat. 'Line', wie Friedrich seine junge Frau zärtlich nennt, verändert das Leben des Junggesellen sehr, was auch Auswirkungen auf seine Kunst hat. Doch nach dem glücklichen Beginn ihrer Ehe, der für sie aufregenden Hochzeitsreise mit Besuch der Kreidefelsen auf Rügen und der Geburt ihrer Kinder, durchlebt Caroline auch leidvolle Zeiten.

Dr. Birgit Poppe, geboren in Kleve, studierte Kunstgeschichte und Germanistik in Bochum und Bonn und promovierte über 'Leipziger Malerei'. Schwerpunktmäßig beschäftigt sie sich mit der Kunst und Kultur im 19. und 20. Jahrhundert von der Romantik bis zum Expressionismus, zudem mit Leben und Werk von Künstlerinnen. Sie veröffentlichte bisher mehrere Künstler- und Künstlerinnenbiografien sowie Reiseführer. Die freie Autorin war wissenschaftliche Mitarbeiterin an Museen und ist seit mehr als 30 Jahren Dozentin für Kunst- und Kulturgeschichte. Sie bietet unter anderem Vorträge mit den Themen 'Caspar David Friedrich', 'Sehnsucht, Mystik und Poesie - Die Kunst der Romantik' und 'Frauen in der Romantik' an.

Dr. Birgit Poppe, geboren in Kleve, studierte Kunstgeschichte und Germanistik in Bochum und Bonn und promovierte über „Leipziger Malerei“. Schwerpunktmäßig beschäftigt sie sich mit der Kunst und Kultur im 19. und 20. Jahrhundert von der Romantik bis zum Expressionismus, zudem mit Leben und Werk von Künstlerinnen. Sie veröffentlichte bisher mehrere Künstler- und Künstlerinnenbiografien sowie Reiseführer. Die freie Autorin war wissenschaftliche Mitarbeiterin an Museen und ist seit mehr als 30 Jahren Dozentin für Kunst- und Kulturgeschichte. Sie bietet unter anderem Vorträge mit den Themen „Caspar David Friedrich“, „Sehnsucht, Mystik und Poesie - Die Kunst der Romantik“ und „Frauen in der Romantik“ an.

Prolog: »Frau am Fenster«


Still und aufrecht stand Caroline in ihrem langen dunkelgrünen Kleid am geöffneten Fenster und schaute hinaus. Sie befand sich in ihrer Wohnung in Dresden im Atelier ihres Ehemannes, des Malers Caspar David Friedrich. Caroline hielt ihr Gesicht in die Sonne und genoss die milde Luft ebenso wie Caspars besondere Aufmerksamkeit, denn heute war sie sein Modell. Wie von ihm gewünscht, hatte sie ihm den Rücken zugewandt, weil er sie in dieser Pose malen wollte.

»Bleib so, Line, und nicht mehr bewegen!«, hatte er vorhin zu ihr gesagt und voller Elan mit seinem neuen Bild begonnen.

Jetzt verharrte sie geduldig in dieser starren Haltung, den Blick leicht nach unten auf die Elbe gerichtet. Caroline gefiel die Sicht auf das träge dahinfließende Wasser des Flusses mit den Booten, die gemächlich an ihrem Haus vorbeizogen. Am gegenüberliegenden Ufer ragten die grünen Bäume hoch in den blauen Himmel mit den weißen Wölkchen. Hinter ihr vernahm sie die leisen, emsigen Arbeitsgeräusche ihres Caspars. Ob es noch lange dauern würde, bis er fertig war mit dem Werk, das sie am Fenster zeigte?

Seit er sie hier positioniert hatte, durfte sie sich auf keinen Fall rühren. Das war auf die Dauer leichter gesagt als getan, dachte sie innerlich seufzend. Zwar war das Wetter angenehm warm, und ihr strich der Wind sanft um die Nase, aber mittlerweile empfand sie das lange Stehen als äußerst anstrengend. Das Posieren in der unbeweglichen Haltung war recht unbequem, auch langweilte Caroline sich längst.

»Caspar, wie lange …«

»Nicht reden, Line!«, unterbrach ihr Mann sie sofort.

Gern hätte sie ihn einiges zu diesem Bild gefragt oder einfach nur mit ihm geplaudert. Aber wenn Caspar sich auf seine Kunst konzentrierte, musste sie still sein. Sämtliche weiteren Versuche, ihn anzusprechen, unterband er mit einem scharf gezischten »Pssst!«. Und wenn sie sich ab und zu vorsichtig bewegte, um sich etwas zu lockern, reagierte der penible Maler mit einem unwilligen Brummen.

Nach einer weiteren, schier endlosen Zeit, wie ihr schien, räusperte sie sich und fragte mit klarer Stimme in die Stille hinein: »Wann sind wir denn hier fertig?«

»Ich möchte, dass du gleich zu mir ins Atelier kommst!«, hatte Caspar nach dem Frühstück gesagt. Er war schon fast im Flur gewesen und hatte sich im Türrahmen noch einmal zu ihr umgedreht.

Caroline hatte gerade das Geschirr abgeräumt und erstaunt zu ihm geschaut. Bis vor ein paar Minuten hatten sie in der Küche am Tisch gesessen, wo es meist still zuging, weil Caspar bei seinen Gedanken, die sich ständig um seine nächsten Bilder drehten, nicht gestört werden wollte. In der Küche hatte er jedoch noch nichts davon durchblicken lassen, dass sie ihn heute in seinem Arbeitsraum aufsuchen sollte. Wie an jedem Tag hatte er mit gutem Appetit seinen Frühstücksbrei gelöffelt, die leere Schale sorgfältig mit dem Löffel ausgekratzt und diesen dann klirrend auf den Tisch gelegt. Danach hatte er seinen Stuhl laut knarzend auf dem Dielenboden zurückgeschoben und war zur Tür gegangen. Normalerweise verschwand er nach dem Frühstück bis zum Mittagessen in seinem Atelier, einem Zimmer in der kleinen Wohnung. Nur selten ging Caroline zu ihm, denn in diesem Raum hatte seiner Ansicht nach niemand außer ihm etwas zu suchen. Die Bitte nach dem Frühstück war deshalb ungewöhnlich gewesen und hatte Caroline erfreut. Sie hatte bereits geahnt, dass Caspar sie malen wollte.

»Aber nimm vorher diese Haube ab und zieh dein grünes Kleid an«, hatte er sie angewiesen, sich abrupt abgewandt und war ohne weitere Erklärung hinüber in seinen Arbeitsraum gegangen. Dort hatte er nicht wie sonst die Tür hinter sich zugezogen, sondern sie einladend angelehnt gelassen.

Caroline hatte sich mit dem Aufräumen beeilt, denn sie war gespannt auf seine Absichten gewesen. Die leeren Kaffeetassen mit dem Blümchenmuster, die sie von ihrer Familie zur Hochzeit bekommen hatten, hatten dabei auf dem Tablett geklappert. Verblüfft über Caspars Worte hatte sie den Kopf geschüttelt. Wollte er sie wirklich malen? Das war schon vorgekommen, wenn auch nicht oft, denn Caspar war hauptsächlich ein Landschaftsmaler, und Porträts fertigte er schon gar nicht an. Sie hatte ihm zwar ein paar wenige Male als Modell gedient, aber nur für eine nebensächliche Figur in einem Landschaftsbild. Würde sich das heute ändern, hatte sie sich gefragt und ein wenig über Caspar geschmunzelt, denn solch ein unerwartetes Verhalten war bezeichnend für ihren manchmal etwas sonderbaren Mann aus dem Norden. Ob sie sich je an seinen Charakter gewöhnen würde? Er erwartete, dass sie ihm ohne Murren folgte – das Los aller verheirateten Frauen, sich stillschweigend den Wünschen ihrer Männer zu fügen. Caroline kannte es nicht anders. Caspar war es außerdem seit vielen Jahren, in denen er allein gelebt hatte, gewohnt, seine Entscheidungen ohne jemand anderen zu treffen. Mischte Caroline sich ein, wurde ihr lieber Mann recht grantig. Doch hin und wieder konnte sie sich nicht zurückhalten. Sie wünschte sich, dass er sie zumindest mehr an seiner Gedankenwelt teilhaben ließ. Wahrscheinlich war sein Verhalten typisch für einen Künstler. Ein Maler hatte eben immer nur sein nächstes Bild im Kopf. Und diesmal, hatte Caroline frohlockt, während sie ins Schlafzimmer geeilt war, um sich umzukleiden, würde sie eine wichtige Rolle dabei spielen. Vielleicht würde Caspar endlich ein schönes Porträt von ihr malen! Warum sonst sollte sie sich etwas anderes anziehen?

Sie hatte ihre Schürze abgelegt, war aus dem einfachen braunen Kleid, ihrem Alltagsgewand, geschlüpft, hatte das grüne Kleid mit dem hochgeschlossenen weißen Rüschenkragen aus dem Schrank geholt und es angezogen. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel hatte sie zufrieden genickt, denn das Kleid saß noch tadellos und roch frisch. Caroline mochte das in akkurate Falten gelegte Gewand sehr, das knöchellang und viel zu festlich für den Alltag war. Auch wusste sie, dass es ihre noch schlanke, grazile Figur betonte. Sie hatte ihre besten weißen Strümpfe und die neuen hellen Pantöffelchen dazu gewählt und schließlich ihre schlichte Haube abgenommen. Sofort hatten sich ihre braunen Locken, die sie stets nur schwer zu bändigen vermochte, wild und ungeordnet um ihren Kopf gekräuselt. Rasch hatte sich Caroline mit dem Kamm ihre Haare noch einmal frisch aufgesteckt.

Erwartungsvoll und dennoch schüchtern hatte sie an die angelehnte Tür zum Atelier geklopft. Ohne Anklopfen einzutreten, hätte sie nie gewagt. Immer wieder war sie entsetzt, wie karg es hier aussah. In Caspars Arbeitsraum fehlten die üblichen Requisiten einer Künstlerwerkstatt wie Gipsmodelle, Dekorationen oder andere Gemälde, weil nichts, so hatte er es ihr einmal erklärt, einen Maler von seinen Bildern ablenken sollte. Das galt vielleicht für ihn, denn Caroline kannte auch andere Künstlerateliers, das seines Freundes Gerhard von Kügelgen zum Beispiel, wo sich Malutensilien und sonstiges Gerümpel stapelten.

Caspar hatte bereits abwartend vor seiner Staffelei gestanden, auf die er eine neue Leinwand aufgespannt hatte. Caroline war mit seiner Arbeitsweise vertraut und wusste, dass er für ein Gemälde zuvor nicht unbedingt eine kleine Skizze oder Farbentwürfe anfertigte, denn seiner Ansicht nach »erkaltete die Phantasie« durch solche Hilfsmittel. Er zeichnete erst flüchtig mit Kreide und Bleistift, dann sauber und vollständig mit Rohrfeder und Tusche, um zum Schluss zur Untermalung zu schreiten.

Caspar hatte sie angestrahlt, energiegeladen und voller Tatendrang. »Da bist du ja endlich!«

Carolines Herz hatte geklopft vor Aufregung.

»Das wird ein ganz besonderes Bild«, hatte Caspar versprochen und Caroline aufmunternd zugezwinkert.

Zu ihrer Verwunderung jedoch sollte sie sich mit dem Rücken zu ihm ans Fenster stellen.

»Geh bitte dorthin, mach den unteren Fensterladen auf und sieh hinaus«, hatte er kurz angeordnet.

Caroline hatte einen Kommentar verschluckt und war seiner Aufforderung gefolgt. Dann hatte sie tief die frische Luft eingezogen und sich daran erfreut, aus dem dunklen Raum nach draußen in die helle Natur zu schauen.

»Ja, genau so«, hatte Caspar hinter ihr zufrieden gesagt. »Bleib dort stehen und beug dich leicht nach vorne.«

Nun gut, wenn er es so wollte, lehnte sie eben ihren Oberkörper aus dem Fenster, hatte sie gedacht.

Sofort war er ungehalten geworden: »Nein, doch nicht soo weit!«

Dass er bei der Arbeit immer so ungeduldig und streng sein musste! Aber eigentlich nicht nur bei der Arbeit, wenn Caroline ehrlich war. Sie hatte aufgeseufzt, absichtlich nicht zu leise, damit er ihren Unmut hörte.

Falls er ihren stillen Protest vernommen hatte, hatte er sich das nicht anmerken lassen. Barsch hatte er kommandiert: »Stell dich wieder gerade hin!«

Entrüstet über seinen rüden Befehlston hatte sie sich schwungvoll zu ihm umgedreht. Doch ehe sie etwas hatte sagen können, hatte schon wieder Caspar gesprochen.

Erregt hatte er mit den Armen gewedelt. »Nein, nein, Caroline, nicht zu mir schauen! Dreh dich um und guck aus dem Fenster!«

Sie hatte getan, was er sagte. Wenn ihr Mann in dieser Stimmung war, nutzte es nichts, mit ihm zu reden. Sie wusste, dass Caspar bezüglich seiner Arbeit sehr penibel war. Und sie wusste, dass es dauern konnte, bis er mit seinem Werk zufrieden war.

Mittlerweile stand Caroline schon ziemlich lange am Fenster. Auf ihre Frage, wann sie denn hier fertig seien, hatte Caspar erneut mit einem scharfen »Psst!« geantwortet. In ihrem Zustand fiel es ihr gar nicht mehr so leicht, lange zu...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2024
Reihe/Serie Romane im GMEINER-Verlag
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Biografie • BOMMER • caroline • CASPAR • David • Dresden • Ehefrau • Frauenschicksal • Friedrich • Kunst • Künstler • Landschaftsmalerei • Maler • Roman • Romantik
ISBN-10 3-8392-7848-1 / 3839278481
ISBN-13 978-3-8392-7848-2 / 9783839278482
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