Strauss -  Michael Lemster

Strauss (eBook)

Eine Wiener Familie revolutioniert die Musikwelt
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
496 Seiten
Benevento (Verlag)
978-3-7109-5153-4 (ISBN)
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Der Aufstieg einer Künstler-Dynastie, die Musikgeschichte schrieb Das 19. Jahrhundert in Wien war eine Zeit großer Veränderungen: Nach Krieg und Einschränkungen sehnte sich das Volk nach Zerstreuung - ungeachtet der staatlichen Repressionen durch das System Metternich. Eine Wiener Familie wusste das für sich zu nutzen: Was Johann Strauss Vater, Komponist des Radetzky-Marschs, begann, führte sein Sohn, der 'Walzerkönig', erfolgreich fort. Michael Lemster zeichnet die Geschichte dieser Familie nach, die sich aus ärmlichen Verhältnissen zu absoluten Stars der Musikwelt hocharbeitete. Ein spannender Einblick in die Entstehung des internationalen Unterhaltungsbusiness! - Berühmte Musiker: Die Geschichte der Familie Strauss zwischen Fakten und Legenden - Zeit für ein Tänzchen: Warum der Walzer ein fulminanter Erfolg wurde - An der schönen blauen Donau: Musik und Geselligkeit gegen politische Unterdrückung - Johann Strauss Sohn, Vater und die Frauen der Familie: Ein Künstlerimperium - Aus der Armut zum Erfolg zwischen Biedermeierzeit und Belle Époque Wie das Kulturerbe Walzer einer Familie zu Wohlstand verhalf Johann Strauss Vater und seine Geschwister hatten als Kinder eines Wiener Wirts keinen einfachen Start ins Leben. Umso größer war der Drang, es zu etwas zu bringen. Von der Gastronomie führte der Lebensweg die Familie zur Kunst - und von dort zu unglaublichen internationalen Erfolgen. In der Nacherzählung vieler kleiner Begebenheiten rund um die 'Sträusse' und dem Aufdecken so mancher Irrtümer macht Michael Lemster ein Stück Musikgeschichte greifbar. Ein spannendes Buch über eine faszinierende Familie und eine Tanzmusik, die sie unsterblich machte!

Michael Lemster, aufgewachsen nahe Frankfurt, begibt sich als studierter Kulturwissenschaftler und als freier Publizist (u.a. für Die Zeit, NZZ, Bayerischen Rundfunk) seit jeher leidenschaftlich gern auf Spurensuche. Nach einer Verlagskarriere ist er seit 2009 freier Unternehmensberater und Publizist.

Michael Lemster, aufgewachsen nahe Frankfurt, begibt sich als studierter Kulturwissenschaftler und als freier Publizist (u.a. für Die Zeit, NZZ, Bayerischen Rundfunk) seit jeher leidenschaftlich gern auf Spurensuche. Nach einer Verlagskarriere ist er seit 2009 freier Unternehmensberater und Publizist.

Vorwort


Eine Revolution von welthistorischer Bedeutung begann vor etwa 200 Jahren in Wien. Keine, in der Blut floss. Blut hatten die Wiener mehr als genug gesehen in dem fast 30-jährigen Krieg um die Vorherrschaft in Europa und damit der gesamten Welt, der 1789 mit der Französischen Revolution und den Koalitionskriegen begonnen hatte. Nun war Friede, nun war Ruhe eingekehrt. Grabesruhe zwar in politischer Hinsicht – Kanzler Metternich höchstselbst hatte die Wiener eingesegnet, und seine Spitzel und Schergen standen Wacht an den Gräbern politischer und ziviler Freiheit.

Aber den meisten Wienern dürfte dies egal gewesen sein. Sie hatten überlebt: Durchzüge und Plünderungen von Armeen, Teuerung, Mangel und Seuchen, die der Krieg wie immer mit sich brachte. War das kein Grund zur Ausgelassenheit? Kein Grund, das Alte, Bedrückende hinter sich zu lassen? Es nach Möglichkeit aus dem Gedächtnis zu tilgen – zu vergessen, jetzt, wo der Winter der Krisen einem neuen Frühling gewichen war? Und was schenkt Vergessen besser, als es Musik, Tanz und Flirt täten?

Revolution also. Alte Hemmungen und Verklemmungen flogen über Bord. Das junge Wien schlug die empörten Ordnungsrufe der Alten in den Wind und warf sich in die Arme eines frischen, vitalen Lebensgefühls. Was sollte da noch die nüchterne Vernunft der Aufklärung, wenn es galt, das eigene Herz zu spüren und romantisch seinem Zusammenklingen mit anderen Herzen nachzulauschen?

Die Heldengestalten dieser Revolution waren folgerichtig Musiker. In der 300 000-Einwohner-Stadt Wien lebten Tausende vom Musizieren, gastierten hier zeitweise oder spielten aus privater Passion. Seit Jahrzehnten bereits zog das Repräsentationsbedürfnis von Adel, Kirche und Bürgertum sie aus allen Reichsteilen an: Joseph Haydn aus Niederösterreich, Mozart aus Salzburg, Beethoven aus dem Rheinland, Bruckner aus Oberösterreich, Brahms aus Hamburg, aber auch Salieri, Rossini, Paganini und viele, viele andere aus Italien. Tatsächlich gab es vor Franz Schubert und Johann Strauss (Vater) keinen in Wien geborenen Komponisten, der hier zu Ruhm gelangte.

Was sie schufen, war reine Leichtigkeit. Und in diesem luftigen Universum konnte jeder zum Gestirn werden – als Kapellmeister oder Komponist, als Instrumentalist oder Sänger, als Meister oder Dilettant, als Tänzer oder Zuhörer. Instrumentenbauer und Notenstecher, Drucker und Verleger und nicht zuletzt die Musikunternehmer, die den Wienern die Tempel der Unterhaltung bauten: Ganze Industrien gaben den Wienern und den Wienerinnen die Möglichkeit, das neue Leben zu feiern und ihre Sorgen wenigstens zeitweise auf Abstand zu halten.

Wem fiele da nicht das »swingende« London der 50er- und 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts ein? Die strahlende Metropole eines Weltreichs im Schwundzustand, dessen Jugend sich aktiv oder zuhörend neuer Klanglichkeit und Rhythmik öffnete und einen Musiker-Olymp hervorbrachte, dessen Götter bis heute den Soundtrack des globalen Alltags prägen.

Und ganz so, wie etwa die Beatles oder die Rolling Stones sich in die Menschheitsgeschichte eingeschrieben haben, taten es auch die Komponisten, Kapellmeister und Instrumentalisten aus der Familie des Johann Strauss (Vater). Johann definierte die weltweiten Maßstäbe des Showgeschäfts, die bis heute gelten. Und die Seinen taten es ihm nach, übertrafen ihn darin sogar. Um diese Strauss-Dynastie geht es in diesem Buch. (Die Schreibung des Namens mit Doppel-s am Ende war in der Familie seit jeher die übliche. Die bis heute anzutreffende Schreibung mit »ß« missinterpretiert das Lautverdopplungszeichen der im 19. Jahrhundert in Deutschland üblichen Kurrentschrift.)

Johann Strauss (Vater) gelang in einer nahezu hermetisch nach Ständen gegliederten Gesellschaft binnen drei Jahrzehnten mit nichts als seinen Talenten ein beispielloser Aufstieg in die höchsten sozialen Sphären. Zwar blieb er immer ein Angehöriger der »Parallelgesellschaft« der Musik- und Bühnenkünstler – aber als deren populärster Exponent, als der erste »Walzerkönig« agierte er irgendwann auf Augenhöhe mit der ersten Gesellschaft des Adels und des reichen Bürgertums. Umso bemerkenswerter, als er von ganz weit unten kam. Aber es gelang ihm nie, dieses »Unten« ganz abzuschütteln. Seine Schatten verfolgten ihn zeit seines Lebens. Das »Unten« sollte seine Familie prägen, im Guten wie im Schlimmen.

Um die Biografie markanter Persönlichkeiten wie Johann Strauss (Vater) legt sich häufig eine Schicht von Legenden – nicht zuletzt durch eigenes Zutun.

»Die tradierte Überlieferung hält, soweit die Quellenlage dies überhaupt zulässt, einer kritischen Prüfung nicht stand. Die nur geringe Anzahl von Primärquellen begünstigt(e) die Verbreitung zahlreicher Klischees, Anekdoten und Halbwahrheiten.«1

So beschreibt die Musikwissenschaftlerin Isabella Sommer vom Wiener Institut für Strauss-Forschung das Problem.

Wie ist es im Fall der Sträusse? Doch halt – diese etwas »zoologisch« anmutende Beugung des Familiennamens will erklärt sein. Sie hat sich eingebürgert, weil sie anschaulich ist und den Fluss der Sprache nicht hemmt. Daher wird sie auch in diesem Buch verwendet.

Die Sträusse also waren bereits zu Lebzeiten ungeheuer populär – und deshalb ist diese Legendenschicht bei ihnen besonders zäh und dicht. Dies beginnt bereits beim Elementaren wie bei den Datierungen – etwa wenn ein Konskriptionsverzeichnis der Militärverwaltung Johann Strauss (Vater) ein Jahr älter macht, als er tatsächlich war, oder wenn eine andere Quelle behauptet, dieser habe 1832 »ab 11. Juni wiederholt an Donnerstagen und Sonntagen Feste im Tivoli« begleitet – obwohl der 11. Juni 1832 ein Montag war.

Zu den Tatsachen hinter den Legenden durchzudringen, ist trotz der Fülle an Dokumenten schwierig. Denn von den drei bewahrenden Instanzen – den Behörden von Zivil, Militär und Kirche, dem berichtenden und kommentierenden Medienbetrieb und den handelnden Personen selbst – ist nur auf die erste einigermaßen Verlass. Und auch dort sind krasse Fehler nicht ausgeschlossen.

Außerdem bewegt sich jeder Biograf in demselben Spannungsfeld. Die offiziellen Quellen nennen Fakten, dringen aber niemals zum Wesentlichen vor, nämlich zu dem, was die Menschen zu ihrem Tun und Lassen motivierte. Lob- und Schmähartikel sowie Briefe und private Erinnerungen hingegen transportieren meist eine persönliche Agenda der Schreibenden mit, die die Tatsachen vernebelt. Gleichzeitig verraten sie manchmal ungewollt Details, die – richtig interpretiert – die Geschichte und die handelnden Personen deutlicher hervortreten lassen.

Was uns leider komplett fehlt, ist eine Innensicht der familiären Verhältnisse und Beziehungen. Dies gilt zumindest für die Frühzeit des Johann Strauss (Vater) und seiner Vorfahren. Der Ahnherr der Sträusse war kein leidenschaftlicher Schreiber von privaten Briefen und Memoiren. Haben sie sich als Familie gefühlt und dies einander und nach außen hin auch gezeigt? Oder hat ihr unablässiger Existenzkampf die Emotionen verflachen lassen und die Beziehungen funktionalisiert? Gab es Dokumente, die untergingen oder gar gezielt vernichtet wurden? Das darf bezweifelt werden. Denn Johann war so populär, dass jeder Adressat Originalbriefe des Walzerkönigs zu seinen kostbarsten Schätzen gezählt hätte. Und selbst wenn Hinterbliebene Briefe in größerer Menge ausgetilgt hätten, um den Ruf der Familie zu schonen – der Zugriff auf Korrespondenz, die außerhalb der Familie zirkulierte, hätte weitgehend gefehlt.

Vermutlich sind so wenige strausssche Privatbriefe aus der frühen Zeit erhalten, weil die Sträusse keinen Grund hatten, groß zu korrespondieren. Ihre Familie und ihr Freundeskreis waren vollzählig in Wien versammelt, und ihre Briefe nach außen waren in erster Linie Geschäftsbriefe, die sich um Auftrittsmöglichkeiten und Gagen, Reisen und Unterkünfte drehten.

Bleibt das, was Zeitgenossen über sie aufschrieben, die sie aus eigenem Erleben oder vom Hörensagen kannten. Angesichts der Popularität ihres Gegenstandes waren sie nicht unbedingt wählerisch, wenn es Ausgedachtes von den Tatsachen zu unterscheiden galt – zumal der allgegenwärtige romantische Geniekult der Zeit vielfach die Feder führte. Ein Übriges tat der allgemein laxe Umgang mit Fakten in den damaligen Medien. Und so woben zeitgenössische Verehrer, Neider und Hasser sowie nicht zuletzt Mitglieder der eigenen Familie ein dichtes Netz von Mythen über den Sträussen, durch das Tatsachen kaum eindeutig festzustellen sind.

Diese Quellenlage macht es zur besonderen Herausforderung, die Persönlichkeiten und ihre Beziehungen und Schicksale sozusagen zu häuten – besonders dann, wenn die Legendenbildung so früh einsetzt wie bei Johann Strauss (Vater), der ja bereits zu Lebzeiten ein Star war. (Obwohl anachronistisch, passt der Begriff...

Erscheint lt. Verlag 23.5.2024
Zusatzinfo mit zahlreichen schwarz-weiß und farbigen Abbildungen
Verlagsort Wals
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte 19 Jahrhundert • An der schönen blauen Donau • Aufbruchstimmung • Belle Époque • Berühmte Musiker • biedermannzeit • biografie bücher • Die Fledermaus • Eduard Strauss • Familiengeschichte • Familie Strauss • Frauen • Johann Strauss • johann strauss sohn • Johann Strauss Vater • Jubiläum • Kulturerbe • Kulturgeschichte • Lemster • Metternich • Musikerdynastie • Musikgeschichte • Operette • Preußen • radetzky marsch • Radetzky-Marsch • Sohn • Unterhaltung • Vater • Walzer • Walzerkönig • Wien • Wiener Klassik • Wiener Kongress
ISBN-10 3-7109-5153-4 / 3710951534
ISBN-13 978-3-7109-5153-4 / 9783710951534
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