Perry Rhodan 3257: Welt der goldenen Wolken (eBook)
64 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-6257-1 (ISBN)
1.
Annäherungswert
Viele Jahre davor (oder danach)
Er war sehr weit weg von daheim.
Unvorstellbar weit.
Zwischen der Galaxis Spaphu und der Milchstraße lagen 212 Millionen Lichtjahre. Das an sich hätte Perry Rhodan nicht einmal sonderlich schockiert. In den mehr als dreieinhalb Jahrtausenden seines abenteuerreichen Lebens hatte er schon aus größeren Entfernungen wieder nach Hause gefunden.
Aber er befand sich nicht mehr in der »Kondor-Galaxis« NGC 6872, ja nicht einmal mehr im Standarduniversum. Obwohl er, verglichen mit den Hypersprung-Reichweiten terranischer Fernraumschiffe, nur einen winzigen Hüpfer getan hatte.
Als Pilot eines Fluggeräts, das über keinerlei Hypertechnologie verfügte ...
Perry Rhodans Hände lagen in Gruben, die mit einer körnigen Substanz gefüllt waren. Je nachdem, welches Manöver er durchführte, übermittelten die Tastsensoren der SERUN-Handschuhe ein Gefühl zwischen warmem Sand und wimmelndem Gewürm.
Die intuitive, sinnliche Lenkung durch Krümmen der Finger und Drehungen des Handgelenks gefiel ihm. Der ganze Flug hatte etwas von einem Ritt, und nicht nur, weil Rhodan auf einer Art Sattel saß.
Jeder Impuls der Triebwerke und Steuerdüsen wirkte auf seinen Körper ein, da Beschleunigung und Verzögerung zwar gedämpft, aber nicht gänzlich neutralisiert wurden. Manchmal rutschte er ganz schön weit vor und zurück, hin und her. Dann war er dankbar, dass ihn Haltemagnete absicherten und davor bewahrten, das Gleichgewicht und die Kontrolle zu verlieren.
In einem Dreiviertelkreis unter ihm blinkten aufgefächerte Instrumentenanzeigen, die Rhodan nur zum Teil durchschaute. Sei's drum, er kam auch so zurecht. Mittlerweile gelangen ihm Kurskorrekturen schon fast ohne Ruckeln.
Durch die transparente Hülle der kugelförmigen Pilotenkanzel sah er den Planeten, von dessen Mond sie gestartet waren, allmählich anwachsen.
»Kaldhorom«, sagte eine Stimme hinter ihm.
*
»Wie bitte?« Perry Rhodan vergewisserte sich, dass die Raumgondel nicht ins Schlingern geraten würde, dann wandte er den Kopf.
»Der Planet«, sagte Varsaisch versonnen. »Er heißt Kaldhorom.«
»Ach ja?«
»Ich habe mich plötzlich an den Namen erinnert.« Der die Atemöffnung der Sorgorin bedeckende, organische Filter aus gazeähnlichem Gewebe knisterte leise.
»Und erinnerst du dich noch an mehr?«
»Ja. An Penteschte.«
»Deine bislang ungeborene Tochter.«
»Ja.«
Bereits auf dem eisenhaltigen, leicht rötlichen Mond Sharund hatte Varsaisch die Eingebung gehabt, sie würde in späteren Jahren mehrere Kinder zur Welt bringen. Auch Rhodan hatte Visionen der Zukunft erlebt, allerdings einer nur Sekunden oder Minuten von der Gegenwart entfernten Zukunft.
»Genaueres als vorhin?«, fragte er.
Abermals bejahte die Sorgorin. »Ich möchte jedoch nicht darüber sprechen. Weil ... ich es selbst noch nicht einordnen kann.«
Perry Rhodan verkniff sich einen Seufzer. Die Sache war nun mal vertrackt.
Er stellte sich normalerweise recht schnell auf neue Gegebenheiten ein. Schon früh hatte man ihn deshalb einen »Sofortumschalter« genannt.
Aber die Konfrontation mit einem fremden Universum, in dem die Zeit anders, ja andersrum ablief als im heimischen, machte selbst ihm zu schaffen. Seine Kopfhaut wollte gar nicht aufhören zu jucken.
*
Er lenkte sich mit bodenständigeren Daten ab. Den ersten Ortungen zufolge unterschied sich das System, das jenem der gelben G3V-Sonne Gangonia im Einsteinuniversum entsprach, davon physikalisch kaum.
Da wie dort gab es einen etwas mehr als jupitergroßen Gasriesen, eine marsähnliche, aber viel heißere Wüstenwelt, auch den dichten Asteroidengürtel zwischen ihr und dem dritten Planeten, den Varsaisch als Kaldhorom bezeichnet hatte. Weiter draußen umkreisten die Sonne ein Gasplanet ähnlich Uranus sowie zwei Eiswelten, zwischen denen eine deutliche Lücke klaffte.
Sorgorenland, der zu Kaldhorom analoge dritte Planet, hatte neben Sharund, mit dem Perry Rhodan und seine Gefährten ins andere Universum übergewechselt waren, noch einen zweiten, etwas kleineren Mond. Dieser rotierte in einer Entfernung von rund 750.000 Kilometern gebunden um die Heimatwelt der Sorgoren. Darauf befand sich eine Siedlung, über die es hieß, sie sei von der Kosmokratin Mu Sargai gegründet worden.
Nun jedoch lag der zweite Trabant, ein zerklüftetes Ovoid, über zehn Millionen Kilometer vom Planeten Kaldhorom entfernt und durchmaß lediglich 330 Kilometer.
Nirgendwo im Sonnensystem maßen die Ortungsanlagen der MEIN GEIST MEIN STERN Raumschiffsverkehr an. Aber konnte man sich darauf verlassen?
*
»Drüben« im Gangoniasystem funktionierte Hypertechnik nur sehr stark eingeschränkt oder gar nicht.
Laut Antanas Lato käme der Versuch einer Navigation im Linear- oder Dakkarraum einem Himmelfahrtskommando gleich. Überhaupt konnte man für nichts garantieren, was fünf- oder höherdimensionale Energien oder Effekte nutzte.
Hyperfunk, Schutzschirme, Inhibitoren, überlichtschnelle Strahlwaffen ... Selbst das Abfeuern von Thermostrahlern barg Risiken, wegen der drohenden Überhitzung.
Latos Wissenschaftlerkollege, der onquorische Privatgelehrte Poquandar, der das Quartett in der Raumgondel vervollständigte, hatte als Ursache für diese »Hyperflaute« ein permanentes Strangeness-Feld identifiziert, das sich bis über die Bahn des äußersten Planeten hinaus erstreckte. Seiner Meinung nach wich im gesamten Gangoniasystem die dimensiologische Ordnung von der des Standarduniversums ab – weshalb seine und Latos Formeln unzuverlässige Ergebnisse lieferten.
Wenn Sorgoren ihr Heimatsystem verließen, litten sie für eine Weile unter einer gewissen Desorientierung. Gleiches galt für die seltenen Rückkehrer. Auch dies werteten die beiden Dimensiologen als Indiz für den Strangeness-Effekt.
Insofern war es nur logisch und konsequent, dass sorgorische Raumgondeln wie die MEIN GEIST MEIN STERN keinen Hypersprung-Antrieb besaßen. Stattdessen verfügten sie über Photonenausstoß-Triebwerke, die per Materie-Antimaterie-Annihilation gespeist wurden.
Auf die Verhältnisse im »drübenen« Gangoniasystem waren sie perfekt zugeschnitten. Aber galt das auch für jenes im kontrachronen Universum? Was Perry Rhodan und seine Begleiter kürzlich auf Sharund nach der Versetzung des Mondes erlebt hatten, sprach eher dagegen.
So oder so, sie würden es sehr bald herausfinden.
*
Kaldhorom kam näher und näher. Mehr und mehr Parallelen, aber auch Unterschiede zum Analogplaneten Sorgorenland ließen sich anmessen oder mit freiem Auge erkennen.
Beide Welten waren fast perfekt kugelförmig und geringfügig kleiner als Terra, mit einem Durchmesser von knapp 12.000 Kilometern fast genauso groß wie die Venus. Auch Kaldhorom glich einem funkelnden Juwel, einem meerblau-waldgrünen Zufluchtsort des Lebens im dunklen, kalten All.
Jedoch war dieser dritte Planet deutlich anders aufgebaut.
Zwei etwa afrikagroße, grob kreisförmige Kontinentalplatten stießen offenbar seit Jahrmillionen gegeneinander. Auf diese Weise hatten sie ein gewaltiges Gebirge aufgefaltet, das sich über 1000 Kilometer von Osten nach Westen erstreckte. Manche Gipfel ragten 14.000 Meter in die Höhe.
»Der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre liegt bei fünfundzwanzig Prozent«, gab Perry Rhodan Ortungsergebnisse an seine Gefährten weiter. »Die Schwerkraft beträgt null Komma neun Gravos.«
»Annäherungswert«, sagte Antanas Lato.
»Natürlich. Aber ich dachte, für einen Überblick reicht's, zumal wir ohnehin ständig die Anzüge ...«
»Bitte entschuldige, dass ich dir rüde ins Wort falle, aber nein. Ich meinte, dass diese Welt auf mich den Eindruck erweckt, eine Verringerung des Abstands zu ihr würde sich lohnen.«
»Äh ... Oh. Verstehe.«
Annäherungswert. Alle Himmel, helft!
Rhodan war nun bereits monatelang fast durchgehend mit dem schlaksigen, vielseitig versierten Terraner unterwegs. Dessen Genialität und fachliche Kompetenz standen außer Zweifel. Auch Mut und sogar Nahkampfqualitäten hatte Lato mittlerweile mehrmals bewiesen und andererseits etliche Marotten abgelegt.
Den Hang zu umständlichen oder eigenwilligen Formulierungen würde er jedoch wohl nie loswerden.
»Seht mal!«, rief Poquandar. »In der Stratosphäre! Ist es das, wofür ich es halte?«
*
Nicht nur herkömmliche Wolken zogen über Kaldhoroms Ozean und den Doppelkontinent.
In durchschnittlich 20 Kilometer Höhe drifteten riesige, aber hauchdünne, unregelmäßig geformte Goldfolien. Sie wiesen Größen von 10.000 Quadratmetern bis zu zehn Quadratkilometer auf, waren im Wind flexibel, schlugen Wellen. Von den Außenbordkameras herangezoomt, boten sie einen imposanten Anblick.
»Schätze, du liegst richtig«, sagte Perry Rhodan. »Daher dürften also unsere Schutzhüllen stammen.«
Auf dem Mond Sharund, in der erst nach dem Transfer wie aus dem Nichts erschienenen Stadt Khamu, wären sie beinahe zu Zeitgestrandeten geworden, so wie etliche Besucher vor ihnen. Das lag an einer Besonderheit der, sehr vereinfacht ausgedrückt, interuniversalen »Schmierzone«.
Im fremden, wenn man so wollte: benachbarten, Universum verlief die Zeit relativ zum Standarduniversum kontrachron, sinngemäß: mit umgekehrtem Richtungsvektor. Das bedeutete allerdings nicht, dass sie von einer Zukunft über die Gegenwart zur...
Erscheint lt. Verlag | 18.1.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | Perry Rhodan-Erstauflage |
Verlagsort | Rastatt |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Erstauflage • Perry Rhodan • Science Fiction |
ISBN-10 | 3-8453-6257-X / 384536257X |
ISBN-13 | 978-3-8453-6257-1 / 9783845362571 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
![EPUB](/img/icon_epub_big.jpg)
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich