Die Tote von Nikosia -  Hannah Essing

Die Tote von Nikosia (eBook)

Ein Zypernkrimi | »Überraschend, spannend, atmosphärisch dicht und voller raffinierter Täuschungen« Remy Eyssen ? der perfekte Urlaubskrimi
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
330 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3142-3 (ISBN)
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Zwischen Zypressen und Mord: ein packender Krimi auf Zypern Die warme Sommerluft trägt den Duft von Zypressen, Honig und Jasmin durch die Straßen Nikosias, wo die Nächte lang und die Erinnerungen süß sind. Doch der Fund der Leiche einer jungen Frau im Haus für Frieden in der Pufferzone zwischen Nord- und Südzypern trübt die friedliche Atmosphäre. Die berentete deutsche Polizistin Monika Marx und der junge Journalist Noah Liebig tauchen tief in die Ermittlungen ein und geraten in einen Strudel aus politischer Intrige, Misstrauen und einer verbotenen Affäre.

Hannah Essing kommt aus dem Ruhrgebiet, zum Studium zog es sie aber in die Ferne. Nach einigen Stationen im Ausland, wie etwa Zypern und Armenien, lebt sie nun mit ihrem Freund in Bonn. Sie publizierte bereits Kurzgeschichten und Lyrik in diversen Literaturmagazinen. Die Tote von Nikosia ist ihr erster Roman.

Hannah Essing kommt aus dem Ruhrgebiet, zum Studium zog es sie aber in die Ferne. Nach einigen Stationen im Ausland, wie etwa Zypern und Armenien, lebt sie nun mit ihrem Freund in Bonn. Sie publizierte bereits Kurzgeschichten und Lyrik in diversen Literaturmagazinen. Die Tote von Nikosia ist ihr erster Roman.

2


Noah wollte nicht zugeben, dass er jetzt schon mit der Situation überfordert war. Er war das erste Mal allein im Ausland. Und das mit Mitte zwanzig. Das letzte Mal, als er Deutschland verlassen hatte, war einige Jahre her. Mit seinen Volontariatskollegen war er in Polen gewesen, also nur einen Katzensprung entfernt. Als Thomas, sein Redaktionsleiter und Mentor, vorgeschlagen hatte, dass er eine Auslandsreportage machen könne, war das die perfekte Gelegenheit für ihn gewesen. Vor allem, weil es eine Fahrt mit Stützrädern sein sollte, so hatte Thomas es genannt, da auf Zypern seine Ex-Frau wohnte und Noah notfalls unterstützen konnte.

Monika wirkte aber nicht wie jemand, der mit Stützrädern vergleichbar war. Eher mit Offroad-Mountainbiken. Er eilte hinter ihr her durch die Ledra-Straße, an deren Anfang der Taxifahrer sie rausgelassen hatte, und fragte sich, wann der richtige Moment gekommen war, ihr zu sagen, dass bei seiner Hotelreservierung etwas schiefgelaufen war und er heute Nacht eine Unterkunft brauchte. Bisher wirkte es nicht so, als würde dieser Moment kommen. Bei manchen Menschen gab es keine richtigen Zeitpunkte, es gab nur ein offenes Messer, in das man freiwillig lief.

Immerhin war das, was er bei ihrem Gewaltmarsch von Nikosia sah, schön. Die Gebäude waren hellgelb, und überall saßen Menschen vor Lokalen und aßen Gyros oder tranken Kaffee. Sein Magen knurrte, doch er wagte es nicht, nach einer Pause zu fragen. Er war irgendwie in dieser Situation gelandet, und nun musste er es aushalten wie ein, na ja, wie ein richtiger Journalist eben.

Die Sonne fiel durch die orangefarbenen Stoffdreiecke, die über der Straße gespannt waren, eine Dekoration, die der Stadt noch mehr Urlaubsfeeling verpasste. Wenn er doch nur genug Zeit hätte, sich umzuschauen.

»Wohin genau gehen wir?«, wagte er zu fragen, und Monika sah zu ihm. In ihren Augen war eine Ruhelosigkeit, ihr Kiefer war angespannt. Er konnte sich nicht vorstellen, wie sie und Thomas einmal zusammen gewesen sein mussten; Thomas, der so ruhig und ausgeglichen war. Es wollte nicht ganz passen. Aber gut, vermutlich gab es Gründe dafür, warum sie nun schon einige Jahre getrennt waren. Er würde sich hüten, danach zu fragen.

»Wir nehmen den Checkpoint dahinten«, sagte sie und deutete auf einen kleinen Container, den er nur erahnen konnte. Er schob seine Brille zurecht. »Da geht es in die Pufferzone. Nach der Pufferzone kommt der nordzypriotische Teil. Darüber bist du aber informiert.«

Sie formulierte es nicht wie eine Frage, und trotzdem beeilte er sich, zu bejahen. Er hatte viel über die Insel mit der letzten geteilten Hauptstadt – seit Berlin – in der EU gelesen, auch wenn er noch immer nicht jede Facette davon begriffen hatte. Aber dafür war er ja hier. Das würde schon noch kommen.

»Krass, der Übergang ist ja echt direkt in der Innenstadt«, sagte er, in der Hoffnung, dass sie ihn nicht für dumm verkaufen würde.

Doch sie nickte nur. »Ist nicht der einzige, aber ja, dieser ist sehr zentral. Man kann die Pufferzone nur zu Fuß betreten, es gibt aber auch einen Übergang in Nikosia, um mit dem Auto auf die andere Seite zu fahren, ohne Zwischenstopp in der Pufferzone. Alles Teil des Alltags. Zumindest seit 2003.«

Noah hob seinen Koffer, trug ihn über einige Meter Pflastersteine. Er war nicht vorbereitet auf einen Tatort, er war nicht mal darauf vorbereitet, durch eine fremde Stadt zu laufen. Er trug eine Jogginghose, weil er im Flugzeug gemütlich hatte sitzen wollen, und ausgelatschte Converse. Aber wenigstens waren es keine Sandalen. Mit Sandalen an einen Tatort zu gehen war sicher ein Fauxpas. Vielleicht war er, und der Gedanke kam ihm nicht zum ersten Mal, einfach nicht vorbereitet aufs Leben.

Schon immer hatte er den Eindruck, einfach in Situationen zu stolpern, statt sich selbst in sie zu begeben. Journalismus hatte er nur studiert, weil seine erste Freundin unbedingt Journalistin werden wollte. Während er seine Leidenschaft darin fand, brach sie ab und folgte ihrer neuen Bestimmung als Lehrerin. Nach dem Bachelor schickte seine Mutter ihm die Stellenanzeige für die Redaktion, die Thomas leitete, und nun war er auf Thomas’ Vorschlag hier. Bisher hatte ihn der Zufall immer in die richtige Richtung geweht, aber ob er auch diesmal recht behielt, stand noch aus.

Sie näherten sich dem Grenzübergang, der gar nicht so dramatisch aussah, wie Noah sich ihn vorgestellt hatte; nur zwei Container, einige Menschen in einer Schlange und Polizeibeamte, die Pässe kontrollierten. Zu seiner Rechten stand eine grüne Bank, darüber ein Mosaik, auf dem ein einfaches Wort in Großbuchstaben stand: Peace. Die simple Schönheit dieses Ortes berührte ihn einen Moment. Dann hetzte er auch schon wieder hinter Moni her.

Zwei Personen standen in der Schlange vor ihnen, und die Beamten überprüften ihre Ausweise mit einer Langsamkeit, die Moni offensichtlich zum Brodeln brachte. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und machte damit so manchem Türsteher Konkurrenz. Ihre Oberarme waren erstaunlich muskulös, der Rest ihres Körpers drahtig. Geduld war nicht ihre Stärke, so viel stand fest, als sie schließlich an den Schalter trat und ihren Pass über die Theke schob.

»Wir sind hier, um Savvidis zu sehen«, erklärte sie, und der Mann nickte, ehe er einen Blick auf Noahs Pass warf und beide durchwinkte. Das Gleiche passierte am nächsten Container, diesmal besetzt von nordzypriotischen Beamten, nur dass Monika hier nicht den Namen nannte, den sie vorher erwähnt hatte.

»Was passiert jetzt?«, fragte Noah sie, und sie sah überrascht aus, als hätte sie fast vergessen, dass er sie begleitete. »Jetzt schaue ich, was der Tatort hergibt. Und du hältst dich im Hintergrund und bist still.«

»Monika«, begann er. »Ich find’s echt cool«, er unterbrach sich hastig, »spannend, dass ich mit dabei sein darf. Danke. Was ich noch sagen wollte –«

Sie winkte ab. »Erst mal am besten gar nichts. Still, du erinnerst dich?« Ihre Mundwinkel zuckten, und von ganz allein taten seine es ihr nach.

»Okay. Still«, wiederholte er und nickte, ehe er nervös seine Brille abnahm, sie mit dem Ärmel seiner Kapuzenjacke putzte und anschließend mit dem Zeigefinger wieder auf seine Nase schob.

Gleich hinter der Grenze begann ein Chaos, mit dem er nicht gerechnet hatte: Überall liefen Polizisten und Soldaten geschäftig herum, und ein Gewirr aus Sprachen erfüllte seine Ohren. Griechisch, Türkisch, Englisch konnte er identifizieren, aber er war sich beinahe sicher, dass auch noch die eine oder andere dabei war, vermutlich von den Blauhelmen, die sich unter die lokalen Autoritäten gemischt hatten. Sie waren gut zu erkennen – an den blauen Helmen mit der weißen UN-Aufschrift. Dagegen konnte er nicht bestimmen, zu welcher Seite welche Soldaten gehörten. Er zweifelte aber nicht daran, dass Monika genau wusste, um wen es sich bei ihnen handelte.

»Weißt du, wer die alle sind?«, fragte er sie trotz seines Sprechverbots, und sie zuckte mit den Schultern.

»Nicht bei allen. Wir haben die Blauhelme plus Polizei aus dem Norden und dem Süden. Aber die zypriotische Nationalgarde und das nordzypriotische Gegenstück kann ich aus der Entfernung kaum auseinanderhalten, dafür müsste ich schon die Epauletten und Abzeichen sehen. Vielleicht brauche ich auch eine Brille.« Er fragte nicht, was Epauletten waren. Stattdessen betrachtete er weiter den Trubel und blieb nah an Monikas Seite.

Ein großer, breiter Mann kam auf sie zu, schüttelte Monika die Hand, Noah aber ignorierte er. Moni fand, dass Polizeichef Savvidis ein attraktiver Mann war, trotz Glatze. Oder vielleicht deswegen. Er war nicht schlank, man sah ihm an, dass er gutes Essen genoss. Ihr ging es ebenso, sie war in den letzten Jahren weicher um die Hüfte geworden. Doch sich auf Kosten ihres Hedonismus der Askese zu widmen war kaum ihr Stil. Giorgos Savvidis schien es ebenso zu sehen, auch wenn er es vermutlich nicht zugeben würde. So wie sie niemals zugeben würde, dass sie ihn für attraktiv hielt. Seine Arroganz war schon jetzt kaum auszuhalten. Sie würde nicht noch mehr Öl in die Flamme gießen.

»Komm mit«, wies Savvidis Moni an, und Noah trottete hinter ihr her wie ein heimatloser Welpe.

»Was ist passiert?«, fragte Moni. Auf dem Weg hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen. Eine Prügelei, die außer Kontrolle geraten war? Eine Schießerei? Die Möglichkeiten waren endlos und doch begrenzt.

»Eine Tote«, sagte der Polizeichef. »Ein junges Mädchen.« Monis Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Sie hatte es so oft gesehen in den Jahren im Polizeidienst: Überall auf der Welt verletzte man kleine Mädchen. Ob Norden oder Süden, das machte keinen Unterschied, egal, wohin man ging, es war das Gleiche. Moni schüttelte den Kopf. »Todesursache?«

»Pappas arbeitet dran«, sagte er. Nikolaos Pappas war der Kriminaltechniker, der in der Spurensicherung arbeitete, ein alter Grieche, der dem Stress in Athen entflohen war und hier auf seinen Ruhestand hinarbeitete. »Leider ist er nicht der Einzige, der den Tatort untersucht, daher kann das noch etwas dauern.« Er verzog das Gesicht....

Erscheint lt. Verlag 30.5.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ermittler • Frieden • Grenze • Grenzgebiet • Griechenland • Griechisch • Insel • Journalist • Krimi • Leiche • mediterran • Meer • Mittelmeer • Mord • Nord • Polizei • Pufferzone • Sommer • Sonne • Sperrgebiet • Strand • Süd • Türkei • Türkisch • Urlaub • Zypern • Zypresse • zypriotisch
ISBN-10 3-8437-3142-X / 384373142X
ISBN-13 978-3-8437-3142-3 / 9783843731423
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