Geparkt (eBook)
304 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44710-9 (ISBN)
Susanne Fröhlich ist eine der bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Die Schriftstellerin und Journalistin arbeitet außerdem als Moderatorin, seit 2005 etwa für die MDR-Literatursendung 'Fröhlich lesen'. Sowohl ihre Sachbücher wie Fröhlich fasten als auch ihre Romane, zuletzt Getraut, wurden alle zu Bestsellern, darunter Moppel-Ich mit über 1 Million verkauften Exemplaren. Susanne Fröhlich lebt in der Nähe von Frankfurt am Main.
Susanne Fröhlich ist eine der bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Die Schriftstellerin und Journalistin arbeitet außerdem als Moderatorin, seit 2005 etwa für die MDR-Literatursendung "Fröhlich lesen". Sowohl ihre Sachbücher wie Fröhlich fasten als auch ihre Romane, zuletzt Getraut, wurden alle zu Bestsellern, darunter Moppel-Ich mit über 1 Million verkauften Exemplaren. Susanne Fröhlich lebt in der Nähe von Frankfurt am Main.
Aber zurück zu den Anfängen: Sven hatte mich bei Elite Partner angeschrieben. Euphorisch und sogar einen Hauch witzig. »Ich glaube, ich kann mein Profil hier bald löschen. Vorausgesetzt, du triffst dich mit mir!« Irgendwie gefiel mir das. Es war anders, gut, nicht besonders aussagekräftig, aber schmeichelhaft, und das, obwohl er meine Bilder bisher nur verschwommen sehen konnte. Noch hatte ich sie nicht freigeschaltet. War dieser Mann ein Hellseher?
»Warum sollte ich dich treffen?«, hatte ich ebenso kurz und knapp zurückgeschrieben. Seine Antwort kam schnell: »Weil du es bereuen wirst, wenn du es nicht tust.« Das zeugte von Selbstbewusstsein, im besten Falle. Oder von Arroganz, Einbildung und einer gewissen Hybris. Allerdings auch von einer gewissen Schlagfertigkeit.
Er ließ mir nicht viel Zeit zum Nachdenken. »Morgen Abend bei Pasta da Luigi in Frankfurt? 20 Uhr?«, wollte er wissen.
Meine Onlinedating-Erfahrungen waren gering, aber alle hatten mir unisono geraten, keinesfalls lange hin und her zu schreiben, sondern sich im Gegenteil schnell zu treffen. »Sonst steigert man sich mit der Hin-und-her-Schreiberei in etwas rein, was in der Realität nicht haltbar ist und wie eine Seifenblase zerplatzt!«, meinte Harriet, eine Bekannte, die man mit Fug und Recht als Onlinedating-Expertin bezeichnen kann. Sie tummelt sich seit Jahren auf diversen Plattformen, bislang aber ohne dauerhaften Erfolg (was nicht unbedingt für die Plattformen sprach!). Aber ausdauernd war sie, dass musste man ihr lassen.
Eigentlich wollte ich nie ins Netz, um einen Partner zu finden. Ich hatte so viel Gruseliges darüber gelesen, über all die Enttäuschungen, Lügen und diese weitverbreitete neue verdammte Unverbindlichkeit. Aber der Satz aus einem Ratgeber, »Was man nicht versucht, kann auch nicht gelingen!«, hatte sich in mein Hirn eingebrannt und den Gedanken, »Mister Perfect« könnte meinen Weg einfach so aus Zufall streifen, hatte ich inzwischen in die Abteilung »Naiv« verschoben.
Deshalb sagte ich Ja. Man muss mal was wagen, dachte ich. Sich trauen. Sven war aus Frankfurt, nicht direkt um die Ecke, aber über die A5 von Butzbach aus gut zu erreichen. Obwohl es mir egoistisch vorkam, dass er nicht mal fragte, ob wir uns auf der Hälfte irgendwo treffen, war es mir recht. Es war mir lieber, ein erstes Date nicht in meinem unmittelbaren Umfeld zu haben. Der Gedanke, am Nebentisch säße ein Patient und würde mit gespitzten Ohren lauschen, war mir unangenehm. Insofern war die Anonymität der Großstadt geradezu perfekt für ein Treffen.
Dazu war ich neugierig. Auf diesen Sven. Mein erstes Onlinedate. In meinem Alter sicherlich eine Rarität. Rund um mich herum wurde getindert und gedatet. Es war an der Zeit, mitzuspielen. Wer nicht mitmachte, konnte auch nicht gewinnen, versuchte ich mich mit Plattitüden zu beruhigen.
Trotzdem war ich wahnsinnig nervös. Was, wenn er mir so gar nicht gefiel? Was, wenn er zudringlich wurde? Ein ganzer Katalog von »Was, wenn«-Fragen schoss mir durch den Kopf. Ich googelte das Restaurant, um zu wissen, wie schick ich mich machen musste. Ich bin eher der sportliche Typ, besitze genau zwei Paar Schuhe mit höherem Absatz und hatte mir im Laufe meines Lebens oft genug von meiner Mutter anhören müssen, dass ich unter meinen Möglichkeiten blieb. Ich wählte eine Kombination, die ein bisschen weniger casual als meine Alltagskluft war, aber noch im Rahmen meiner selbst. Ich wollte mich nicht verkleiden. Nichts vorspielen, was ich nicht bin. Stiefeletten, schwarz, mit Absatz, Jeans und ein seidiges schwarzes Top mit Blazer drüber. Ich hoffte, nah am Restaurant parken zu können, mit den Schuhen würde ich keinen Marsch durch Frankfurt machen wollen. Allein der Gedanke!
Das Lokal sah gediegen aus, Modell »klassischer teurer Italiener«. Viel dunkles Holz und Stoffservietten. Ich schaute mir alles auf der Homepage an. »Montag Ruhetag« stand da. Heute war Sonntag – also hatte er sich mit mir am Ruhetag des Restaurants verabredet. Ich guckte, ob es ein gleichnamiges anderes Restaurant gab. Nein. Wollte der mich verarschen? War das seine Masche? Lockte er gerne Provinzfrauen in die große Stadt, um sich daran zu ergötzen, wie doof die waren? Wie war der denn drauf? Welches miese Spiel spielte der?
Sollte ich einfach zu Hause bleiben? So leicht wollte ich es ihm dann doch nicht machen. Der sollte zumindest sehen, dass ich nicht komplett bescheuert war. Dass ich keine von den naiven Trullas war, die er vielleicht sonst mit einer warmen Mahlzeit für lau in die große Stadt locken konnte. Ich schrieb ihm eine wütende Nachricht. Er reagierte sofort, und das ausgesprochen gelassen. »Lass das mal meine Sorge sein. Komm einfach, ich freue mich sehr!«
Ich beschloss, trotz aller Zweifel zu fahren. Was auch immer diese Aussage bedeuten sollte. Im schlimmsten Fall habe ich zwei Stunden Lebenszeit auf der A5 verbracht. Aber ich hatte ja eh nichts vor. So wie eigentlich fast immer. Ich ging kaum aus. Traf vielleicht zweimal im Monat Freundinnen, ansonsten war Netflix meine Abendbeschäftigung. Oder Sport. Ein bisschen Fitnessstudio und danach noch eine Folge einer Serie. Oder mal zwei. Vor Mitternacht war ich im Bett. Schlaf ist wichtig für die Gesundheit, das wusste ich, und schon deshalb war er mir heilig. Viel los war in meiner Freizeit nicht. Insofern war das Date, so dubios es schien, eine willkommene Abwechslung. Was sollte denn passieren? Wenn er nicht auftauchte, würde ich einen Haken an das Thema Onlinedating machen und hätte eine schöne Geschichte für meine Freundinnen. Außerdem eine Bestätigung all meiner Vorbehalte. Ich rechnete sowieso damit, enttäuscht zu werden. Wenn man die Erwartung auf ein Minimum reduzierte, war auch die Enttäuschung direkt mit eingepreist und somit nicht weiter überraschend. Etwas womit man rechnet, kann einen nicht so frustrieren.
Ich erinnere mich genau an diesen Gefühlsmix, als ich am nächsten Abend ins Auto stieg. Vorfreude wäre das falsche Wort, Aufregung, Nervosität und Spannung waren meine Beifahrer. Ich schalt mich selbst für meine Unsicherheit, es war nicht mehr als ein Date. Mann trifft Frau. Etwas, was andere Frauen ständig auf ihrer To-do-Liste hatten. Aber irgendwie genoss ich die Anspannung, schon weil sie nicht Bestandteil meines normalen Lebens war. Da war immerhin ein Gefühl. Etwas, was ich so konzentriert lange nicht mehr verspürt hatte. Etwas, was abseits lag von meinem überschaubaren emotionalen Haushalt.
Natürlich war ich zu früh in Frankfurt. Ich bin eine Frau, die jede Eventualität, egal, wie bizarr sie sein mag, mit einplant, und wenn ich eines hasse, dann ist es Unpünktlichkeit. Ich hatte aber keinerlei Lust, vor einem geschlossenen Restaurant auf einen Sven zu warten, der vielleicht nicht mal so hieß (aber wieso sollte man sich einen Namen wie Sven als Tarnname aussuchen …?) und der sich daran erfreute, aufgeilte wäre passender, dass er eine Frau mit ein paar lapidaren Schmeicheleien in die Stadt gelockt hatte.
Ich parkte ein Stück entfernt, aber so, dass ich das Lokal noch im Blick hatte. Ich kam mir vor wie eine Undercoveragentin. Spannender als ein weiterer Netflixabend zu Hause war es allemal.
Um Punkt 20 Uhr hielt ein riesiger schwarzer Geländewagen direkt vor dem Restaurant und ein Mann stieg aus, der sich suchend umschaute. Nicht sehr groß, nicht sehr schlank, so viel konnte ich auch auf die Entfernung feststellen. Beides Dinge, auf die ich im Normalfall Wert lege. Aber das hier war kein Normalfall, das war mein erstes Onlinedate, und deshalb öffnete ich die Autotür, stieg aus und ging auf ihn zu. So fair wollte ich sein, jeder und jede haben eine Chance verdient. Sobald er mich entdeckte, lief er auf mich zu.
»Was bin ich nur für ein Glückspilz!«, eröffnete er das Gespräch, nachdem er mich einen Moment lang schweigend von oben bis unten gemustert hatte. Gute Taktik, direkt mit einem fetten Kompliment in den Abend zu starten, und automatisch erwiderte ich sein Lächeln. »Müssen wir hier einbrechen oder machen die den Laden nur für dich auf?«, wollte ich wissen. Manchmal kann ich auch lustig.
Aus der Nähe besehen, war er nicht sehr groß, höchstens 1 Meter 74, schätzte ich, und zudem nicht sehr schlank, aber er hatte ein sympathisches Lächeln. Ich dachte an meine Mutter und die Halbwertzeit von optischen Reizen. Nicht gleich so streng sein, Monika, riet ich mir selbst. »Ich denke, das werden wir ohne kriminelle Energie schaffen, hier eine schöne warme Mahlzeit zu bekommen«, antwortete er sehr gelassen und grinste selbstbewusst. »Ich bin Sven, und du musst die sagenhafte Monika sein, stimmt’s?«, stellte er sich vor und musterte mich noch einmal mit wohlwollendem Blick. Der kleckert nicht, der klotzt, fand ich, aber es fühlte sich gut an. Niemand ist immun gegen Schmeicheleien. Selbst wenn man die Absicht erkennt, mit ein bisschen Verdrängung bleibt ausschließlich die Freude.
Das Restaurant war leer, in einer lauschigen Ecke war ein Tisch eingedeckt und mit Kerzen illuminiert. Was ein Wahnsinn! So was hatte ich mir nicht in meinen kühnsten Träumen vorgestellt. »Wow, wie hast du das geschafft?«, fragte ich. Ich kam mir vor wie in einer reichlich kitschigen romantischen Komödie. Fehlten nur noch der Geiger und ein üppiger Rosenstrauß. »Setz dich einfach und genieße das köstliche Essen. Ich habe uns ein schönes Menü zusammengestellt. Damit du gleich bemerkst, was ich so bewerkstelligen kann!«, antwortete Sven, und man konnte den Stolz darüber aus seiner Stimme heraushören. Er rückte mir aufmerksam den Stuhl zurecht, Manieren schien er zu haben. Ich hörte die Stimme meiner Mutter im Kopf:...
Erscheint lt. Verlag | 3.6.2024 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | abgetaucht buch • Andrea Schnidt • andrea schnidt reihenfolge • ausgemustert • ausgemustert susanne fröhlich • beste freundin buch • bücher zum lachen • buch für beste freundin • emanzipierte Frau • Ex-Mann • Ex-Partner • Frauenleben • Frauenromane Bestseller • Frauenunterhaltung • freundinnen buch • getraut roman • Gute Laune • heimvorteil susanne fröhlich • Heitere Frauenromane • Intelligent • Leben in die Hand nehmen • Lustige Bücher • lustige bücher für den urlaub • lustige Bücher für Frauen • lustige Frauenromane • lustige Romane Bestseller • Lustige Romane für Frauen • lustige romane für frauen ab 50 • Lustige Unterhaltung • mallorca frauen • Mallorca Roman • Neue Liebe • reife Frau • Romane Bestseller • Romane für Frauen • Romane über Ehe • Romane über starke Frauen • Roman für den Urlaub • Rosenkrieg • Scheidung • sitzengelassen • spiegel bestseller • Strandlektüre • Susanne Fröhlich Bücher • susanne fröhlich neues buch 2024 • Trennung • Urlaubslektüre Bestseller • Urlaubslektüre Frauen • Urlaubslektüre Mallorca • urlaubslektüre spanien • witzige bücher für frauen • witzige Romane • Zum Schmunzeln • zweite große Liebe |
ISBN-10 | 3-426-44710-X / 342644710X |
ISBN-13 | 978-3-426-44710-9 / 9783426447109 |
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