Das letzte Signal -  Felix Ebert

Das letzte Signal (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
304 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01958-4 (ISBN)
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Dein Freund stirbt, und du musst dabei zusehen! Eine grausame Mordserie erschüttert Berlin - das neueste Opfer, ein Mann, wird zerstückelt in einem Müllcontainer gefunden. Das ist selbst für die abgebrühte Kommissarin Lepper nur schwer zu ertragen. Die einzige Spur auf den Täter, ein weißer Lieferwagen, ist nicht mehr als die Nadel im Heuhaufen.  Die Freunde Lev und Thomas berührt die Mordserie wenig: Der eine betreibt einen Handyshop, der andere stiehlt routiniert jungen Frauen, die er datet, die Handys, um sie zu Geld zu machen. Das reicht für ein entspanntes Hängerleben - bis Lev eines Tages verschwindet. Thomas' Nachrichten bleiben unbeantwortet, doch in seinem Laden wird anonym ein Handy abgegeben. Dann entdeckt er Fotos und Videos auf der Cloud des Accounts, die das Schlimmste erahnen lassen: Lev befindet sich in den Händen des Serienkillers, und das Töten hört nicht auf ... «Der Text von Felix Ebert hat mich komplett umgehauen. Hardboiled at its best.» Florian Valerius, Buchhändler und Buchblogger auf @literarischernerd  ???? Felix Ebert wurde 1992 in Borken geboren. Er hat Physik, Philosophie und Informatik in Münster studiert, und entschied sich dann für Literarisches Schreiben in Hildesheim. Mit seinem Krimi um Kommissarin Lepper ist er einer der Gewinner des rotation-Schreibwettbewerbs 2022/23 geworden.

Felix Ebert wurde 1992 in Borken geboren. Er hat Physik, Philosophie und Informatik in Münster studiert, und entschied sich dann für Literarisches Schreiben in Hildesheim. Mit seinem Krimi um Kommissarin Lepper ist er einer der Gewinner des rotation-Schreibwettbewerbs 2022/23 geworden.

Felix Ebert wurde 1992 in Borken geboren. Er hat Physik, Philosophie und Informatik in Münster studiert, und entschied sich dann für Literarisches Schreiben in Hildesheim. Mit seinem Krimi um Kommissarin Lepper ist er einer der Gewinner des rotation-Schreibwettbewerbs 2022/23 geworden.

32.


DIE FRAU, die in Leppers Büro wartet, bietet einen eigenartigen Anblick. Ihre scharf geschnittenen Augen und ihre Hakennase lassen sie hoheitlich wirken, wie eine antike Statue, findet Lepper, nur dass jemand sie mit falschen Wimpern beklebt und ihre Züge mit bröckeliger Foundation unscharf gemacht hat. Das unbehagliche Gefühl, das der Kontrast in Lepper auslöst, erinnert sie an den Kitsch grellbunt bemalter Altstadtviertel, und sie sieht knapp an der Frau vorbei, statt ihr direkt ins Gesicht zu blicken.

«Also, Herr Jankowicz hat zwar versucht, mir Ihr Anliegen zu erläutern, Frau Weiss, aber wären Sie so lieb, es mir noch mal in Ihren Worten zu erklären?»

Frau Weiss rollt mit den Augen und kaut ein paar Sekunden lang schmatzend ihren Kaugummi. Ihr Lipgloss schimmert feucht, und als sie schließlich spricht, klebt an jedem Wort ein rosig schimmernder Rest Lovely Cherry.

«Erst mal», sagt sie und schlägt ein Bein über das andere. «Deine Achseln sind schwitzig.»

«Wie bitte?»

Weiss klickt mit der Zunge. «Ich finde das nich’ gut. Hier komm’ Leute hin und wollen sich sicher fühlen, und du siehst aus, als wärst du gerade auf Entzug.»

Lepper räuspert sich. «Einen Moment, bitte.» Sie geht zur Tür und streckt den Kopf in den Gang. «Kacper.» Nichts. «Kacper!»

Jankowicz öffnet seine Bürotür auf der gegenüberliegenden Seite des Gangs. Er grinst. «Kommt ihr gut miteinander klar?»

«Ist das dein Ernst?»

Er nickt. «Ihre Geschichte passt zu unserem Fall, und ich denke, es lohnt sich, wenn du auch noch mal mit ihr sprichst. Dass sie …», er kratzt sich am Kopf, «…etwas besonders ist, ist ein Bonus.»

Lepper wirft einen Blick zurück in ihr Büro. Weiss betrachtet gerade eingehend die eigenen Fingernägel. Sie sind unnatürlich lang und grellrosa, und am Ende eines jeden glitzert ein Strassstein.

«Sie hat gesagt, dass meine Achseln schwitzig sind.»

«Sind deine Achseln schwitzig?»

«Du hast gesagt, ich soll schnell herkommen», zischt Lepper. «Außerdem ist das doch keine Art, ein Gespräch anzufangen. Das grenzt an Beamtenbeleidigung.»

Jankowicz lacht. «Wie lange braucht ihr noch? Nur ungefähr.» Er sieht auf seine Armbanduhr, eine schlichte Automatik aus Edelstahl. «Wir sollten danach unsere Protokolle vergleichen.»

«Gib mir eine Stunde. Länger schaffe ich das sowieso nicht.»

Jankowicz nickt. «Tapfer, tapfer. Also sagen wir ungefähr dreizehn Uhr. Und falls es dich etwas beruhigt: Mir hat sie gesagt, ich sähe aus wie ein Türsteher, der zu blöd ist, die richtige Tür zu finden.»

Lepper kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. «Vielleicht ist sie doch nicht so übel.»

Weiss sieht nicht von ihren Nägeln auf, als Lepper sich setzt, und eine Weile sitzen sie sich schweigend gegenüber. Schließlich stöhnt Weiss laut auf und rollt wieder mit den Augen. «Okay, also was willst du?»

«Ich will nur, dass Sie mir noch mal erzählen, was Sie dem Türsteher erzählt haben.»

«Ist das dein Freund? Er hat dünne Beine.»

Lepper seufzt. «Frau Weiss, bitte.»

Weiss wedelt mit beiden Händen, als müsste ihr Nagellack erst noch trocknen. «Ja, ja, na gut. Es geht um Peet.»

«Ihren Ex-Freund?»

Weiss verzieht den Mund. «Lass mich doch ausreden. Also, es geht um meinen Ex-Freund, den Peet. Ich hab vor ein paar Monaten mit ihm Schluss gemacht. Er ist aus der Werkstatt geflogen und hat deswegen nur noch rumgejammert. Dabei war’s seine eigene Schuld. Voll das Loser-Mindset. Und ich hab gesehen, wie er vorm Maxxim verprügelt wurde. Also, nich’ richtig verprügelt, aber er und so ein kleiner Russe haben sich zehn Minuten lang angebrüllt, und dann hat der Russe ihn geschubst, und Peet ist einfach umgefallen. So.» Sie wedelt mit den Armen und lässt den Kopf kreisen. «Richtig peinlich. Daran musste ich dann immer denken, wenn ich ihn gesehen habe. Seine blöden Glupschaugen und das Gewackel. Das geht nicht. Das ist nicht hot. Und er war sowieso zu alt für mich.» Sie hebt ihre beige Gucci-Handtasche auf den Schoß und holt eine Packung Airwaves Extra Strong und einen runden Schminkspiegel heraus.

«Und weiter?», fragt Lepper.

Weiss zeigt auf einen der vielen Notizzettel auf dem Tisch. «Brauchst du das noch?»

Lepper schüttelt den Kopf, und Weiss drückt ihren alten Kaugummi auf das Papier und nimmt sich einen neuen aus der Packung. Sie atmet ein paarmal tief durch die Nase ein.

«Die Schärfe am Anfang ist so geil. Na ja, und dann war also Schluss mit Peet, und er hat mir noch ein paarmal geschrieben, so: ‹Baby, komm zurück. Ich brauche dich. Du bist mein Ein und Alles›, und so weiter, aber nach drei Wochen oder so war dann Ruhe. Bis letzte Woche.»

«Er hat sich wieder gemeldet?»

Weiss nickt. «Mit richtig abgefucktem Scheiß. Gar keine richtigen Nachrichten, sondern ekelhafte Fotos und Videos. In einem werden ’nem Typen Finger gebrochen, und dann gibt’s eins, wo einem Kerl der Rücken zerschnitten wird. So richtig tief und blutig.» Sie schüttelt sich und öffnet den Schminkspiegel. Während sie weiterspricht, korrigiert sie mit dem Daumen die Konturen ihres Lipgloss in den Mundwinkeln. Die Haut unter dem Bonbonrot ist blassrosa, fast weiß, und auf der linken Seite ihres Mundes ist ein haarfeiner Riss. «Ich hab ihm geschrieben, er soll mit der Scheiße aufhören, aber es kam jeden Tag mehr, und dann habe ich ihn blockiert.»

Leppers Gedanken rasen. Klar, es kann sein, dass dieser Peet nur ein beleidigter Lover ist, der eine Handvoll Snuff-Filme aus dem Netz gezogen hat, um seine Ex zu verstören, aber was, wenn nicht? Was, wenn er involviert ist? Die Quelle der Videos sollte für die IT leicht zu überprüfen sein, und wenn sie nicht aus dem Internet stammen, dann ist das vielleicht endlich eine vielversprechende Spur.

«Und damit war die Sache erledigt?»

«Ähm, hallo? Deswegen bin ich hier. So was kann der nicht bringen. Das ist doch illegal oder so.»

«Richtig. Wir sind auf jeden Fall sehr froh, dass Sie hier sind.» Lepper hüstelt. «Was ist denn der volle Name ihres Ex-Partners?»

«Peter.»

«Und der Nachname?»

Weiss stöhnt genervt und klappt ihren Schminkspiegel zu. «Weiß ich doch nich’. Hier, guck.» Sie zieht ihr Handy aus der Handtasche, wischt darauf herum und schiebt es über den Tisch zu Lepper. «Da is’ ’n Bild.»

Ein Mann mit braunem Haar und breitem, etwas dümmlichem Grinsen. Er sitzt hinter einem riesigen Eimer, in dem ein ganzer Strauß Strohhalme steckt, und hält beide Daumen hoch. Unter seinem breitkrempigen Strohhut strahlen seine Augen in sehr klarem Grün.

«Das war in Mallorca», sagt Weiss. «Krasser Absturz.»

«Wie lange ist das her?» Ein vager Gedanke formt sich in Leppers Kopf. Sie hat diesen Mann noch nie gesehen, aber etwas sagt ihr, dass sie ihn eigentlich kennen sollte. Peter. Peter. Der Name dreht sich hinter ihrer Stirn, wie eine Kompassnadel, die nach Norden sucht.

Weiss trommelt mit ihren langen Fingernägeln auf der Tischplatte. «Mhm. Vier Jahre vielleicht. Das war sein Dreiunddreißigster.»

Die Kompassnadel findet zitternd den Pol. Peter Ferber. Siebenunddreißig Jahre alt, ledig.

«Haben Sie die Nachrichten noch?»

Weiss verzieht das Gesicht. «Die Videos? Ne.»

Lepper zieht die Packung mit den Nikotinkaugummis aus der Hosentasche. Nur noch zwei Stück. Sie drückt einen heraus. Die Plastikverpackung knackt laut, und Lepper denkt unwillkürlich an Knochen, an Knorpel, an Haut und an das Auge. Ihre Finger zittern, als sie die süße Hülle des Kaugummis zerbeißt. Erst die Schärfe des Nikotins beruhigt sie etwas.

«Die Fotos?»

Weiss rollt mit den Augen. «Ich wollte das Zeug nich’ auf dem Handy haben. Könnt ihr jetzt was gegen Peet machen oder nich’?»

«Frau Weiss, wir müssen Ihr Handy vorerst beschlagnahmen.»

Weiss zuckt zusammen und greift über den Tisch nach ihrem Handy, aber Leppers Hand liegt schon darauf.

«Was soll das?», fragt Weiss und steht auf. «Das kannst du nich’ einfach so machen. Und so wichtig ist’s mir dann auch nich’. Dann lasst Peet eben. Ich brauch mein Handy. Mein Insta-Passwort ist nur da gespeichert, und ich werde vielleicht Ambassador für …»

«Peter Ferber ist tot.»

Weiss erstarrt mit offenem Mund. Sie sinkt langsam zurück auf den Stuhl. «Was?»

«Ihr Ex-Freund ist tot, und es kann gut sein, dass Ihr Handy uns dabei helfen könnte, herauszufinden, warum.»

«Peet ist tot?» Weiss hält ihre Handtasche mit beiden Händen fest umklammert. «Was ist passiert?»

«Das wissen wir noch nicht genau. Aber er wurde vor ein paar Wochen tot in Marzahn-Hellersdorf aufgefunden.» Lepper denkt an den Container, die glänzenden Müllsäcke, die Wespen, das Fleisch. «Jemand anders hat Ihnen diese Nachrichten geschickt, und wir müssen herausfinden, wer es war.» Und warum, fügt sie in Gedanken hinzu.

Weiss starrt auf ihr Handy in Leppers Hand. Sie schluckt. «Behalt’s.» Ihre Augen sind gerötet, und eine Träne rinnt ihre rechte Wange hinab und hinterlässt eine gerade dunkle Spur im Make-up. «Ich möchte jetzt gehen. Bitte», sagt sie mit bebender Stimme.

Lepper nickt. «Herr Jankowicz hat Ihre Daten schon aufgenommen. Wir melden uns bei Ihnen, sobald wir mit Ihrem Handy durch sind.»

Weiss tupft mit dem Handrücken mehr Feuchtigkeit von ihren Augen. «Scheiße», flüstert sie und zieht die Nase hoch. Dann steht sie auf und geht zur Tür. Einen Moment lang bleibt sie im Rahmen stehen, als würde sie auf etwas warten, aber geht dann weiter, ohne sich umzudrehen. Das Geräusch ihrer Pumps auf dem...

Erscheint lt. Verlag 14.5.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Arno Strobel • Berlin Krimi • Deutsche Krimis und Thriller • E-Book Only • Handydealer • Kindle unlimited • Kommissarin • Krimi E-Book • Kriminalroman • Krimi Neuerscheinung 2024 • Krimiserie • Kripo Berlin • Marc Raabe • Mord • Psychospannung • Serientäter • Snuff • Snuff Videos • Thriller • Thriller neuerscheinung 2024 • Thriller Serienkiller • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-644-01958-4 / 3644019584
ISBN-13 978-3-644-01958-4 / 9783644019584
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