Deine dunkle Seite (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
411 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-5593-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Deine dunkle Seite -  Jaime Lynn Hendricks
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In der Anonymität des Internets kann sich jeder verstecken, auch ein Mörder

'Du bist als Nächstes dran!' - Diese Nachricht schockiert vier Teilnehmende einer New Yorker Thriller-Convention. Sie erhalten sie kurz nach dem tragischen Mord an einer berühmten Autorin, die für einen Preis nominiert war. Absender ist ein anonymer Twitteraccount, der die vier weiterhin bedroht. Um herauszufinden, wer sich dahinter verbirgt, sind die eigentlichen Konkurrierenden gezwungen, zusammenzuhalten. Doch können sie sich gegenseitig überhaupt trauen? Oder ist der Mörder bereits unter ihnen? Als nach und nach Fotos und Dokumente auf Twitter auftauchen und ihre dunkelsten Geheimnisse enthüllen, beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel ...



<p><strong>Jamie Lynn Hendricks</strong> war zwanzig Jahre in der Druckindustrie tätig, bevor sie sich dem Schreiben zuwand. Mit dem Thriller <i><b>FINDING TESSA</b></i> gab sie 2021 ihr Debut. <strong>DEINE DUNKLE SEITE</strong> wurde als erstes ihrer Bücher ins Deutsche übersetzt. Sie lebt mit ihrem Mann und einem Hund in Florida.</p>

1. Kapitel


Vicky Overton


Freitag, 11:30 Uhr

Es ist Freitagmittag, als ich beschließe, dass ich meine Agentin hasse. Da ich extra von Florida nach New York geflogen bin, um an dieser Convention teilzunehmen, hatte ich damit gerechnet, dass sie mich mit offenen Armen empfangen würde. Aber nein, Penelope Jacques kommt wie immer zu spät. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass ich ihr persönlich begegne, und wieder kommt sie zu spät. Es hätte mir eine Warnung sein müssen, aber ich war nun mal eine aufstrebende Schriftstellerin und habe in ihr meine Retterin gesehen. Nachdem ich nämlich über Jahre nur Absagen erhalten hatte, nahm ich das erstbeste Angebot an, das man mir machte. Nicht, dass sie allgemein eine schlechte Agentin wäre, sie ist einfach schlecht für mich.

In der Zwischenzeit habe ich ein kühles Glas Weißwein ausgetrunken und warte in dem Restaurant auf der Park Avenue auf unser Arbeitsgespräch beim Lunch. Ich rede bewusst von Arbeit, denn ich bin fest entschlossen, sie zu fragen, warum sie sich nicht richtig ins Zeug legt. Schließlich war mein Debütroman ein kleiner Erfolg. Er steht sogar auf der Liste für das heiß begehrte Murderpalooza, auf dem der Thriller des Jahres gewählt wird. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass mein Roman nicht gewinnt (»aber es ist eine Ehre, nominiert zu werden«). Und deshalb meinte Penelope, ich solle mich persönlich auf der Convention blicken lassen. Der Flug ist absetzbar, und die Convention bezahlt zwei Hotelübernachtungen für die Nominierten. Also ein Kurzurlaub für mich und meinen Freund – er hat darauf bestanden, mitzukommen. Er ist nämlich auch in der Branche, aber er bräuchte nicht an dieser Convention teilzunehmen.

Bislang hat Penelope überhaupt gar nichts mit meinem zweiten Manuskript angestellt, sie braucht Ewigkeiten, um auf meine E-Mails zu antworten. Das ist frustrierend, weil ich so eine prima Klientin bin – ich halte mich an die Deadlines, die sie mir setzt, ich beklage mich nicht. Inzwischen habe ich mein drittes Manuskript fertig, und sie hatte nicht mal Zeit, es zu lesen. Sie hat nicht mal auf meinen Entwurf für mein viertes Buch geantwortet, ich habe dann trotzdem angefangen, es zu schreiben, denn das tun Autorinnen eben. Wir können einfach nicht die Hände in den Schoß legen, wir drücken lieber die Tasten am Keyboard. Ich hoffe, dass es ihr gefällt und dass sie Zeit hat, es zu lesen, sobald es fertig ist.

Ich schaue auf meine Uhr. Eine Viertelstunde zu spät. Fast zwanzig Minuten. Mein Freund Jim möchte heute Nachmittag gern ein paar Touristensachen machen, und jetzt haben wir Zeitdruck. Ich weiß nur, dass ich gegen fünf Uhr wieder an der Hotelbar sein muss. Denn dort treffen sich die Autorinnen und Autoren auf ein entspanntes Gläschen nach all den Tagen, die mit Meetings und Panels angefüllt waren, ehe es mit den Verlagsleuten und Literaturagentinnen und Literaturagenten zum Dinner geht. Jim meinte, er würde derweil die Zeit damit verbringen, mein drittes Manuskript Korrektur zu lesen, obwohl ich ihm schon jede überraschende Wendung erzählt habe, die darin vorkommt. Man kann sich wirklich nicht darauf verlassen, dass ich den Mund halte, wenn es um Plots und Geheimnisse geht. Ich bin dann immer so aufgeregt.

Endlich schneit Penelope herein. Ich schätze sie auf etwa vierzig, sie ist ziemlich groß, trägt eine schwarze Hose und ein zartrosafarbenes Seidentank, an dem man bereits die Schweißflecken erahnen kann. Sie streicht sich ihr langes dunkles Haar aus dem Nacken. Draußen ist es an die dreißig Grad, aber wenn man dreißig Junis in Florida verbracht hat, merkt man die Hitze kaum noch. Während sie sich dem Tisch nähert, fällt mir auf, dass ihr das Make-up im sommersprossigen Gesicht verläuft und auf ihren Wangen verschiedenfarbige Spuren hinterlässt.

»Meine Vicky!«, ruft sie übertrieben, lässt das Haar wieder in den Nacken fallen und kommt mir mit ausgebreiteten Armen entgegen. Als ich aufstehe, haucht sie mir Küsschen auf beide Wangen (sie ist ja schließlich Französin) und hängt dann ihre unverschämt lange Designer-Handtasche über die Stuhllehne. »Tut mir so leid, dass ich spät dran bin. Davis Waltons Filmagentin hat mich so lange am Telefon aufgehalten.«

Sie schnappt sich eine Cocktail-Serviette aus Papier und tupft sich den Schweiß aus dem Gesicht, während ich innerlich koche, dass ich so vollkommen uninteressant bin. Mein Debütroman hatte jede Menge Follower auf Instagram, trotzdem habe ich kein Angebot für eine Serie oder einen Film bekommen. Denn in diesem Jahr dreht sich alles um Davis Walton, von der Berichterstattung in der New York Times bis hin zu seinen ausgezeichneten Kritiken in den Fachzeitschriften und dem Abschluss eines Blockbuster-Filmvertrags. Das geht nun schon drei Monate so, dabei ist sein Buch noch gar nicht erschienen. Penelope hat sich nur auf das konzentriert, was mit Davis zu tun hatte, und da wundert es mich nicht, warum ich null Aufmerksamkeit bekomme. Sie hat eben ihre Lieblinge.

»Sie tragen das Haar anders«, bemerkt sie.

Es ist nicht mehr mausbraun – einer dieser Farb-Conditioner hat es ein bisschen dunkler gemacht, mit einem Touch Scharlachrot, fast Violett. Ich liebe es. Die kreative Ader in mir mag es, Grenzen auszutesten. Brünett, blond und rothaarig – das finde ich inzwischen alles langweilig.

»Wie läuft’s bei Davis so?«, erkundige ich mich, weil ich eigentlich nichts gegen ihn habe. Wir folgen uns gegenseitig in den sozialen Medien und kaspern manchmal ein bisschen herum. In dieser Hinsicht sind wir Schreibenden großartig, ständig promoten wir uns gegenseitig. Ich freue mich schon, ihn heute Abend zu treffen; gestern Abend waren wir zu spät dran, um noch unter die Leute zu gehen. Unser Flug hatte über Stunden Verspätung wegen Unwettern in Tampa, und später benahm sich Jim seltsam und behauptete, er sei total müde von der Reise. Wir kamen an der Hotelbar vorbei, wo man alle antrifft, haben ein paar Leute begrüßt, und ich ließ mir ein paar Bücher signieren, aber damit hatte es sich dann auch schon. Eine halbe Stunde, wenn’s hochkommt. Davis war dort, zusammen mit Mike Brooks und ein paar anderen Autorinnen und Autoren, aber sie waren von bewundernden Fans umschwärmt, deshalb wollte ich mich nicht aufdrängen.

Wie dem auch sei, es ist ja nicht Davis’ Schuld, dass Penelope ihren Job nicht macht. Ich freue mich für ihn.

»Oh, Davis hat viel zu tun, ständig promotet er irgendetwas«, sagt Penelope. »Bee hat das ganze Marketing-Team für ihn engagiert.«

Bee Henry. Alle nennen sie Bee, denn – kein Witz – die Frau heißt in Wirklichkeit Banana Henry. Sie ist die Programmleiterin bei einem der größten Verlagshäuser. Bei der Akquise war sie so fasziniert von Davis’ Roman, dass sie beim Bieten zu viel für seinen Vorschuss hingeblättert hat. Also ehrlich, wer bekommt für sein Debüt schon einen Vertrag über zwei Bücher und einen siebenstelligen Betrag? Bei meinem nächsten Vertrag will ich eine fünfstellige Summe aushandeln. Jetzt muss Bee zusehen, dass sie das Geld wieder reinkriegt, deshalb ist auch alles auf Davis ausgerichtet.

»Da wir gerade von Bee sprechen – haben Sie daran gedacht, ihr meinen zweiten Roman zu schicken?«, frage ich hoffnungsvoll.

Penelope hatte mein Debüt bei einem Boutique Publishing House untergebracht, und die wollten nur ein Buch – als Debüt war ich denen zu riskant. Sie nennen es »Boutique«, anstatt gleich zu sagen, dass sie weder eine Marketing- noch eine Werbeabteilung haben, also stehe ich ziemlich allein da. Jim hat mir ein bisschen Geld geliehen, auch wenn wir zu jener Zeit erst ein paar Monate zusammen waren. Ich nahm etwas von meinen Rücklagen und beauftragte eine Presseagentin, damit mein Buch Publicity bekam. Sie hat ihren Job ganz gut gemacht, und jetzt bin ich für den Heiligen-Gral-Preis hier beim Murderpalooza nominiert, obwohl meine Verkaufszahlen nicht gerade durch die Decke gegangen sind. Ich hoffe, dass der anhaltende Trubel rund um die Preisverleihung und mein Buch mich für jemanden wie Bee Henry und ihre überdimensionale Marketingabteilung attraktiv machen.

Da ich Penelope bisher nur einmal begegnet bin, kann ich ihre Mimik schlecht deuten, aber sie trommelt mit den Fingern auf den Tisch, winkt dann eine Bedienung zu sich und bestellt Wasser. Auf einer Gesichtshälfte ist ihr Selbstbräuner in der Hitze oxidiert, und jetzt sieht es so aus, als hätte sie Ausschlag.

»Ich habe Ihr zweites Manuskript schon an Bees Team geschickt, und sie haben es abgelehnt«, sagt sie.

Das ist mir neu. Wieso hat Penelope mir nicht erzählt, dass der größte Verlag dort draußen kein Interesse hat? Was hat sie eigentlich für Pläne mit mir? Ich hasse es, dass ich so denke: eigentlich für Pläne. Ich bin Schriftstellerin – eigentlich ist ein Füllwort und sollte gestrichen werden, aber jetzt im Ernst, wie sieht eigentlich ihr Plan aus? Außerdem, was konnte ich schon von jemandem erwarten, der Banana heißt? Mein leeres Weinglas verhöhnt mich, und plötzlich bin ich wie ausgedörrt.

»Tatsächlich«, fährt sie fort – tatsächlich! –, »habe ich es an verschiedene Verlage geschickt, und niemand will es haben. Wie wäre es, wenn wir es auf Eis legen? Schreiben Sie einfach ein neues Manuskript.«

Mir sinkt das Herz. Ich möchte ihr am liebsten sagen, dass diese Beziehung wohl nicht so gut funktioniert, aber ich halte erschrocken inne. Offensichtlich hat sie vergessen, dass ich erst kürzlich ein Manuskript fertiggestellt habe, außerdem hat sie meinen Entwurf für mein...

Erscheint lt. Verlag 31.5.2024
Übersetzer Holger Hannowell
Sprache deutsch
Original-Titel I didn't do it
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Account • Anonym • Autor • Autorin • Beschuldigungen • Elon Musk • ermordete Schriftsteller • Erpressung • Fotos • Geheimnisse • New York • Psychospiel • Psychothriller • Rätsel • Social Media • Thriller • Thriller-Convention • Twitter • Wettbewerb • X
ISBN-10 3-7517-5593-4 / 3751755934
ISBN-13 978-3-7517-5593-1 / 9783751755931
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