Unbezwungen -  Dorothy Parker

Unbezwungen (eBook)

Ein paar modernistische Verse
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2024 | 1. Auflage
416 Seiten
Dörlemann eBook (Verlag)
978-3-03820-892-1 (ISBN)
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Dieser zweite Band von Parkers Gedichten enthält die Übertragungen ihrer verstreut publizierten, sogenannten »leichten Verse« - in Wahrheit Gedichte von kalkulierter und raffinierter Schlichtheit. Verblu?ffend ist die Aktualität vieler dieser rund hundert Jahre alten Gedichte, die jedoch keiner modernistischen Hermetik frönen, sondern alltagskulturelles Konversationsmaterial sind.Dorothy Parker kombiniert Schmalz und Schnoddrigkeit und erkundet die neuen Welten des fru?hen 20. Jahrhunderts aus der Sicht der berufstätigen Frau. Ihre Gedichte sind ein Zusammenspiel aus Melancholie und Witz, aus Trauer und Schmerz, aus Pathos und Spott.Und dann gibt es den realistischen Roman:Wenn sich der Autor mal auf richtige Action verlegt,Verschu?ttet eine Figur ihre Fru?hstu?cksflocken.Auf dem Höhepunkt des BuchsEntscheidet die Heldin, ihre alte Taftbluse umzuarbeiten.

DOROTHY PARKER, geboren 1893 in New Jersey, gründete gemeinsam mit Robert Benchley und Robert E. Sherwood im New Yorker Algonquin den legendären Round Table. Ihr erster Gedichtband Enough Rope (1926) - von der Kritik gefeiert - wurde ein kommerzieller Erfolg. Für den New Yorker verfasste sie ab 1927 ihre eigene Kolumne: »The Constant Reader«. Sie ging nach Hollywood, schrieb dort Drehbücher und wurde für Ein Stern geht auf (1937) für einen Oscar nominiert. Während der McCarthy-Ära geriet sie auf die Schwarze Liste der Hollywood-Studios. Dorothy Parker starb am 7. Juni 1967 in New York an einem Herzinfarkt.

DOROTHY PARKER, geboren 1893 in New Jersey, gründete gemeinsam mit Robert Benchley und Robert E. Sherwood im New Yorker Algonquin den legendären Round Table. Ihr erster Gedichtband Enough Rope (1926) – von der Kritik gefeiert – wurde ein kommerzieller Erfolg. Für den New Yorker verfasste sie ab 1927 ihre eigene Kolumne: »The Constant Reader«. Sie ging nach Hollywood, schrieb dort Drehbücher und wurde für Ein Stern geht auf (1937) für einen Oscar nominiert. Während der McCarthy-Ära geriet sie auf die Schwarze Liste der Hollywood- Studios. Dorothy Parker starb am 7. Juni 1967 in New York an einem Herzinfarkt.

Irgendeine Veranda


»Ich les grad den neuesten Locke –

    Den find ich ja schrullig und fremd –«

»Im Schaufenster hängt dort ein Rock,

    Ich schwör dir: so dünn wie ein Hemd!«

»Nein, böse ist Mrs. Brown nicht,

    Sie ist einfach frei von Moral –«

»Der Goldschmied, der ist nicht ganz dicht:

    Das zahl ich doch nicht für’n Opal!«

»Mein Gatte sagt häufig: ›Elise,

    Zu feinfühlig bist du, zu zart –‹«

»Ja, vierzig im Monat – viel Kies,

    Bei Dienern bleibt mir nichts erspart.«

»Ich brauche das Wahlrecht nicht, nur

    Für Frauen mit Grundeigentum –«

»Für die tickt doch lautstark die Uhr,

    Jetzt geht’s ihr um Aufstieg und Ruhm.«

»Der Krieg nimmt mich fürchterlich mit,

    In Frankreich, da herrscht ein Regime –«

»Ich mag Mrs. Rooks Pagenschnitt;

    Das Tanzen hat sie wohl von ihm.«

»Als Hellseher gelt ich, ich weiß,

    Wie nett, dass es Ihnen gefällt –«

»Der ist doch ein tattriger Greis,

    Ich sag dir, die will nur sein Geld!«

»Und ich wirke schlanker, sagst du?

    Der Hüftspeck ist weg? Lieb von dir –«

»Die Stadt ist für mich jetzt tabu!

    Die Schwüle, die steht mir bis hier!«

»Rein optisch hat’s keiner geahnt,

    Wie nervlich zerrüttet ich bin –«

»Die hätten doch nie abgesahnt:

    Warum legst du nicht gleich dein As hin?«

»Und sie kriegt die Kinder? Zu Recht;

    Die Schuld liegt entschieden bei ihm –«

»Sie kennen die Peysters? In echt?

    Mit denen sind wir fast intim!«

Die Bridge-Fanatikerin


Wer hebt heut ab, wer teilt aus?

    Regelkonform gilt hier das.

Partner, wir kommen groß raus –

    Wie ich das Punktzählen hass!

Wird das jetzt, frag ich euch platt,

    Unter der Linie notiert?

Partner, jetzt sieh bloß mein Blatt!

    Liebesglück hat, wer verliert.

Partner, erwart nichts von mir –

    Treff war total schlecht verteilt.

Mann, kommt der König von dir?

    Dann war mein Trumpf übereilt.

Reizen? Das wird mein Ruin –

    Mein Blatt ist Schrott, tut mir leid.

Damit ein Pikspiel? Echt kühn!

    Jetzt geht’s voran; wurd auch Zeit!

Das hältst du für einen Coup?

    Ich nenn das eher ein Malheur!

Hörst du beim Bieten nicht zu?

    Ging denn kein Anspiel mit Cœur?

Merk dir doch mal, was gespielt –

    So ist ein Anspiel mir recht!

Und? Wie viel haben wir erzielt?

    Vollspiel? Dreihundert? Nicht schlecht!

Ein Operettengedanke


Mein Herz hat einen Liebling, ich gestehe: Julian Eltinge;

    Plus Vesta Tilley als sein Gegenstück.

Die Sprache ist mehrdeutig, nennen wir sie doch zweihäutig –

    Sieht das sonst niemand auf den ersten Blick?

Der Strauchdieb und das Partygirl


    Eine moralische Fabel

Ein wilder, wüster Strauchdieb – selbst Komplizen wurde bang –,

    Beängstigend für einfach jedermann,

Der musterte frohlockend eines Tages seinen Fang,

    Wie so ein Strauchdieb das ja echt gut kann.

’ne Perlenkette, ein, zwei Uhren, Scheinbündel, ein Ring

    Und Taschenbücher – sieben oder acht –,

Ein Krönchen mit Smaragden – wirklich hübsch, das schmucke Ding!

    Der Tag, nee echt jetzt, hatte was gebracht.

Ein pralles, dralles Partygirl, das trippelte vorbei,

    Ihr arglos blauer Blick zog ihn in Bann;

Sie summte einen Schlager – in Paris der letzte Schrei –,

    Wie so ein Partygirl das echt gut kann.

Der wilde, wüste Strauchdieb war gleich voller Zuversicht,

    Sie würde sein Triumph, des Tags Dessert;

»Ein Partygirl beraube ich im Allgemeinen nicht,

    Doch heut: Geld oder Leben!«, sagte er.

Das pralle, dralle Partygirl war bang und außer sich,

    Mit Angst im Blick sah sie ihn lange an.

Auf seinen starken Arm legt’ sie ihr Händchen flehentlich,

    Wie so ein Partygirl das echt gut kann.

Sie bat den Strauchdieb eindringlich, in Zukunft gut zu sein,

    Nur Tugend brächte ihn ins Paradies,

Bis er die Waffe senkte, frisch bekehrt schwor Stein und Bein

    Und sie in Frieden weiterziehen ließ.

Der wilde, wüste Strauchdieb kannte keinen Wankelmut,

    »Jetzt werde ich«, rief er, »ein Ehrenmann.

Der Wohlfahrt will ich spenden mein gesamtes Diebesgut« –

    Wie so ein Strauchdieb das ja echt gut kann.

Doch als er seine Beute sucht’ für Menschen, die in Not –

    Schmuck, Bücher und der Ketten Klingeling –,

Da merkte er, das Partygirl, potz Blitz und sapperlot,

    Das stahl ihm alles, selbst den kleinen Ring!

Die Dame hinter mir


Ich weiß nicht, wie sie aussieht, denn ich hab sie nie gesehn;

    Ich weiß nicht, ob sie blond ist, ob brünett;

Ich weiß nicht, ist sie jung, alt, reich, arm, hässlich oder schön –

    Doch wo ich hinkomm, sitzt sie im Parkett;

Ich weiß nicht, wo sie herkommt, und auch nicht, wohin sie will;

    Weiß nicht, warum das Los mich straft mit ihr.

Es gibt so viele Menschen, und ich frag mich langsam schrill:

    Warum sitzt sie bloß immer hinter mir?

Sie ist bereit, beginnt von einem Stück der erste Akt –

    Unweigerlich kennt sie’s seit eh und je,

Wie’s weitergeht, erzählt sie drum ergötzlich und exakt –

    Für mich ist alle Spannung dann passé.

»Pass auf, jetzt kommt ihr Mann rein, hab ich’s dir nicht gleich gesagt?

    Erst glaubt man, er erschießt sie, aber nee.

Am Schluss geht sie zurück zu ihm, tut lammfromm und verzagt« –

    Perfekt beherrscht die Dame ihr Metier.

Auch in die Oper folgt sie mir durchweg auf Schritt und Tritt,

    Doch dort hat sie ein anderes Motiv –

Die gut bekannten Arien summt sie pflichtschuldig mit

    Und liegt bei jedem Ton ein bisschen schief.

Steigt der Sopran in Höhen, die sie selbst nicht mehr erreicht,

    Stößt sie ins tiefste Loch mich, das es gibt.

Bevor am End ich glücklich werd, vertreibt sie sich die Zeit,

    Indem sie breit blökt, wer in wen verliebt.

Auch wenn ich mal ins Kino geh, lässt sie mich nicht in Ruh

    Und kennt den Film natürlich detailliert.

Verlass ist drauf, gleich hinter mich setzt sich die dumme Kuh

    Und gibt rasch alles preis, was noch passiert.

Fällt unser Held vom Dach, wie so ein Filmheld das halt macht,

    Und sprengt ein Schurke Brücken bloß aus Spaß,

Dann killt sie meinen Thrill, wobei das Herz im Leib ihr lacht,

    Indem sie alle Tricks erklärt, das Aas.

Ich weiß nicht, ob sie Witwe ist, ob Mädchen oder Frau;

    Ich hab von ihrem Anhang nie gehört;

Ich weiß nicht, wer befahl, dass sie die Lebenslust mir klau,

    Ich weiß auch nicht, was sie bloß an mir stört.

Ich sitz nur da und kann es mir ganz einfach nicht erklärn,

    Wo ich mich hintrau, nimmt auch sie Quartier,

Die Welt ist groß, sie hat die Wahl – ich wüsste gar zu gern,

    Warum sitzt sie nicht manchmal hinter dir?

Schaut mal – ich kann das auch


Beweis, dass jeder modernistische Verse schreiben kann

Bacchanal


Hand in Hand liefen wir durch den Herbstwald;

Unser...

Erscheint lt. Verlag 20.3.2024
Nachwort Nora Gomringer
Übersetzer Ulrich Blumenbach
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte 20. Jahrhundert • Alltagsgedichte • Frauen • Gedichtband • Gedichte • Humor • Lyrik • Lyrikband
ISBN-10 3-03820-892-2 / 3038208922
ISBN-13 978-3-03820-892-1 / 9783038208921
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