Corellis Mandoline -  Louis De Bernières

Corellis Mandoline (eBook)

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2024 | 1. Auflage
688 Seiten
OKTOPUS by Kampa (Verlag)
978-3-311-70500-0 (ISBN)
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Wer auf der kleinen Insel Kephallonia im Ionischen Meer westlich des griechischen Festlands anlegt, ist geblendet von der Leuchtkraft ihrer Farben: dem satten Grün der Pinien, dem schillernden Türkis des Meers, dem warmen Gelb der Sonnenstrahlen, die sich im klaren Wasser brechen. Dieses Paradies nennt die wunderschöne siebzehnjährige Pelagia ihr Zuhause, Tochter des alten Arztes Iannis und frisch verlobt mit dem Fischer Mandras, der mit den Delfinen schwimmt. Doch es ist 1941, und der Krieg bricht auch über Kephallonia herein: Mandras wird eingezogen, das Eiland von den Italienern besetzt, und Iannis gewährt einem von ihnen widerwillig Obdach. Capitano Antonio Corelli wird zunächst von den Einheimischen geächtet, doch mit der Zeit zeigt sich: Der Soldat ist rücksichtsvoll, nachdenklich und kultiviert - und er spielt betörend schön Mandoline. Pelagia ist verzaubert. Aber darf sie, die einem anderen versprochen ist, sich verlieben? Noch dazu in einen Feind?

Louis de Bernières, geboren 1954 in London, wuchs als Sohn eines britischen Offiziers im Nahen Osten auf. Obwohl er sich eigentlich nur seine Haare lang wachsen und Gitarre spielen wollte, quälte er sich nach der Schule vier Monate lang auf der Militärakademie Sandhurst. Anschließend reiste er eine Weile durch Lateinamerika, bevor er ein Philosophiestudium begann. Bis ihm 1994 mit Corellis Mandoline der Durchbruch als Schriftsteller gelang, arbeitete er u.a. als Krankenhauspförtner, Landschaftsgärtner, Kfz-Mechaniker und Lehrer. Heute lebt er mit zwei Kindern und vier Katzen in Norfolk. Seine Leidenschaften sind nach eigenen Angaben Schreiben, Musik, Golf, Kochen, Angeln, Automechanik und Sich-Verlieben. Für sein literarisches Werk wurde de Bernières in mehreren Kategorien mit dem Commonwealth Writers Prize, dem British Book Award und dem Whitbread Novel Award ausgezeichnet.

Louis de Bernières, geboren 1954 in London, wuchs als Sohn eines britischen Offiziers im Nahen Osten auf. Obwohl er sich eigentlich nur seine Haare lang wachsen und Gitarre spielen wollte, quälte er sich nach der Schule vier Monate lang auf der Militärakademie Sandhurst. Anschließend reiste er eine Weile durch Lateinamerika, bevor er ein Philosophiestudium begann. Bis ihm 1994 mit Corellis Mandoline der Durchbruch als Schriftsteller gelang, arbeitete er u.a. als Krankenhauspförtner, Landschaftsgärtner, Kfz-Mechaniker und Lehrer. Heute lebt er mit zwei Kindern und vier Katzen in Norfolk. Seine Leidenschaften sind nach eigenen Angaben Schreiben, Musik, Golf, Kochen, Angeln, Automechanik und Sich-Verlieben. Für sein literarisches Werk wurde de Bernières in mehreren Kategorien mit dem Commonwealth Writers Prize, dem British Book Award und dem Whitbread Novel Award ausgezeichnet.

Das Buch, das mein Leben auf den Kopf stellte


Vorwort des Autors

Bis ich ungefähr Mitte dreißig war, konnte ich mir keinen schöneren Urlaub vorstellen, als mit meinem Morris Traveller und dem Zelt im Gepäck quer durch Frankreich zu fahren. Frankreich war mit Abstand mein Lieblingsland, und ich habe nicht nur französische Vorfahren, sondern auch ein – zumindest teilweise – französisches Temperament. Die péage umfuhr ich meist großräumig und hielt mich stattdessen an die Routes Nationales. Die führten eigentlich immer an der Sorte von Dorfgaststätte vorbei, wo nur ein einziges Gericht auf der Karte stand, und man konnte überall anhalten, um sich die Gegend anzuschauen und spazieren zu gehen. Camping sauvage war in Frankreich nicht erlaubt, aber dafür interessierte sich wirklich kein Mensch. Frankreich ist viel größer als England und weniger dicht besiedelt; man konnte problemlos einfach irgendwo in den Wäldern oder Feldern verschwinden und ein kleines Zelt aufschlagen. Wenn ich mal von der gendarmerie angehalten wurde, dann nur, weil sie sich für das Auto interessierten und einen Blick unter die Motorhaube werfen wollten. Wenn das Wetter gar nicht mitspielte, fand sich auch immer ein günstiges Hotel, in dem man unterkommen konnte. Am liebsten setzte ich mir zwar ein Ziel für die Reise, nahm mir aber für den Weg hin und zurück alle Zeit der Welt, sodass ich nach einem zehntägigen Aufenthalt in einer Stadt wie Saint-Rémy-de-Provence oder Arcachon auch noch ein paar Tage in der freien Natur verbringen konnte.

Meine Freundin Caroline ließ diese Reisen in den Achtzigerjahren ein paarmal über sich ergehen, und ich redete mir ein, sie hätte daran genauso viel Freude wie ich. Aber nach einer Weile fragte sie: »Können wir bitte auch mal was anderes machen, als mit dem Morris durch Frankreich zu kurven?« Und ich antwortete: »Okay, such dir was aus!«

Im Bus vom Flughafen Kephallonia aus erwähnte der Tourguide immer wieder das große Erdbeben von 1953. Wir begriffen sofort, dass die Einwohner noch längst nicht über diese fürchterliche Katastrophe hinweg waren, die das gesamte architektonische Erbe, das die Venezianer auf der Insel hinterlassen hatten, zerstört hatte. Was vom Erdbeben verschont geblieben war, hatte das Corps of Royal Engineers aus Sicherheitsgründen gesprengt. Es gibt immer noch Linke auf der Insel, die den Verlust ihrer architektonischen Schätze den hinterhältigen britischen Imperialisten in die Schuhe schieben.

Ich spinne meine Geschichten gerne um große historische Ereignisse herum, und an einem Erdbeben hatte ich mich noch nicht versucht. Außerdem hatte ich damals das Gefühl, dass meine Lateinamerika-Reihe sich dem Ende neigte. Eigentlich hatte ich fünf Romane geplant, aber inzwischen langweilte mich der magische Realismus zu Tode. Es fühlte sich nicht mehr befreiend an, Geschichten zu schreiben, in denen jederzeit alles Erdenkliche passieren konnte. Es fühlte sich an wie Schummeln. Jedenfalls spürte ich, dass meine lateinamerikanische Phase vorbei war. Das nächste Buch hätte von einem Diktator handeln sollen, aber kürzlich waren außer Kuba alle Länder der Region zu Demokratien geworden, was das Projekt anachronistisch erscheinen ließ. Die Trilogie hatte sich ordentlich verkauft und mir ermöglicht, die Arbeit als Lehrer aufzugeben; mich so radikal umzuorientieren bedeutete also ein großes Risiko. Den magischen Realismus ließ ich mit Erleichterung hinter mir, aber am politischen Realismus hielt ich immer fest, ebenso wie an meinem humorvollen Stil.

Auf Kephallonia war es unglaublich heiß. Caroline gewöhnte sich an, ein nasses Handtuch um den Kopf geschlungen zu tragen, und ich bekam, wie immer, einen Sonnenstich. Die heißen und kalten Schauer gefallen mir ja, das Brennen und der Durchfall dafür umso weniger. Wir mieteten ein Motorrad, und ich verbrachte die meiste Zeit damit, einfach durch die Gegend zu fahren und die Landschaft zu bewundern. Auf diesen Touren wurde mir klar, dass die griechischen Kommunisten ihr Land nicht besonders lieben können – sonst würden sie nicht jede seiner wunderschönen Ecken mit ihren hässlichen roten Graffitis beschmieren. Einmal kam ich auf der Straße an einem überfahrenen Baummarder vorbei, der mich zu der Figur von Psipsina inspirierte. Bis dahin hatte ich angenommen, die Tiere wären nur in Schottland heimisch. In einem Lokal in Argostoli, auf dem großen Platz, beobachtete ich eine bezaubernde junge Frau mit langem schwarzem Haar, ganz in Weiß gekleidet, die die Gäste im Café nebenan bediente. Sie war so zauberhaft, dass ich sofort wusste, sie musste in meinem Buch auftauchen, und sie wurde zu Pelagia. Dann war da der einsame Mann, der jeden Abend seine Ziegen durch unser Tal trieb. Er wurde zu Alekos.

Am meisten brachten mich aber die Geschichten aus dem Krieg weiter, von der italienischen Besatzung. Die Italiener seien mit den griechischen Inselbewohnern recht gut ausgekommen, hieß es. Sie hingen keiner Rassenideologie an, der zufolge sie sich den Griechen überlegen gefühlt hätten, und das Schlimmste, was über sie erzählt wurde, war, dass sie Hühnerdiebe seien. Sie verhielten sich auf Kephallonia allen Klischees entsprechend: Sie sangen, flirteten, spielten Fußball, Gitarre, Mandoline und Akkordeon. Mein Vater war im Krieg im Italienfeldzug und hat ähnliche Erinnerungen. Kephallonia war ohnehin schon sehr italienisch geprägt: Die traditionelle Musik der Insel, die »Kantaden«, haben griechische Texte, aber italienische Melodien und Instrumentationen. Innerhalb Griechenlands war Kephallonia der einzige Ort, wo mehrstimmige Kirchenmusik gespielt wurde.

Die Deutschen handelten im Gegensatz dazu willkürlich und brutal und marschierten gerne zu Blasmusik durch die Gegend. Vor fünfundzwanzig Jahren waren die Ramschläden in Griechenland und die Flohmärkte, wie der in Monastiraki, immer noch überschwemmt von ihren Flügelhörnern und Tuben. Es hatte auf Kephallonia nur eine einzige Romanze zwischen einem Deutschen und einer Griechin gegeben, und die Frau musste nach dem Krieg um ihr Leben fürchten und von der Insel fliehen. Aber italienisch-griechische Liebesgeschichten gab es zuhauf.

Liebesgeschichten »über alle Grenzen hinweg« wurden schon immer erzählt und geschrieben. Mein Buch war also nur in dem Sinne originell, dass diese spezielle Ecke Europas als Kriegsschauplatz bis dahin in der Literatur vernachlässigt worden war. Für mich lag auf der Hand, dass hier eine Romeo-und-Julia-Geschichte nur darauf wartete, geschrieben zu werden.

Als ich wieder zu Hause war, wandte ich mich an das Museum für Inselgeschichte in Argostoli, das von einer Frau namens Helen Cosmetatos geleitet wurde. Sie war so respekteinflößend, dass sie während des Krieges sogar von den Deutschen gefürchtet wurde. Sie schickte mir eine lange Leseliste, und für mich begann die Recherchephase. Bevor ich nach Earlsfield gezogen war, hatte ich griechische Nachbarn gehabt, und ich schneite immer wieder bei ihnen in Raynes Park herein, um ihnen entscheidende Fragen zu stellen, zum Beispiel: »Wie sagt man ›Verpiss dich!‹ auf Griechisch?« Einmal hatte ich ganz besonderes Glück: Sie hatten Besuch von jemandem, der das Erdbeben selbst miterlebt hatte.

Ich versuchte, so tief wie möglich in die griechische und italienische Kultur einzutauchen. Auf der Suche nach alten Geschichtsbüchern und Biographien stellte ich die Charing Cross Road auf den Kopf, ich kochte griechische Gerichte, hörte griechische Musik, las die Werke griechischer Schriftsteller. Zum Beispiel verschlang ich jedes Buch von Kazantzakis und stellte begeistert fest, dass Griechenland mit Abstand die besten modernen Lyriker und Komponisten zu bieten hat. Ich bin immer noch ganz hin und weg von diesen Künstlerinnen und Künstlern. In Portugal kaufte ich eine erstklassige Mandoline und brachte mir die Stücke bei, die auch Corelli gespielt hätte. Früher habe ich immer damit angegeben, wie sehr mein Protagonist dieses Instrument geliebt hätte. Das Holz ist während einer Frostperiode in Calgary gesprungen, und ein zweites Mal in Norfolk, aber die Mandoline klingt einfach immer besser und besser.

Das Buch zu schreiben war ein Vergnügen, und ich schrieb es genau im richtigen Moment meines Lebens. Es hat die Energie eines jungen Mannes, aber auch die Ausgeglichenheit von jemandem, der an der Schwelle zum mittleren Alter steht. Ich hatte genau die richtige Freundin an meiner Seite und sogar genau den richtigen Kater. Den Lehrerberuf hatte ich kurz zuvor an den Nagel hängen können, und ich war beschwingt über meine neu gewonnene Freiheit. Endlich hatte ich genug Zeit und Geld, um wieder Golf zu spielen. Zweimal die Woche ging ich im Richmond Park auf den Platz und lernte dabei tolle Persönlichkeiten kennen, wie Basil, einen Antiquitätenhändler, dem es große Freude bereitete, mich mit Anekdoten von seinen fragwürdigen Geschäften zu unterhalten. Er war über achtzig und fand, wegen seiner Herzschwäche, außer mir keine Spielpartner. Ich sagte ihm, ich würde es ihm nicht weiter übelnehmen, wenn er während unserer Partie tot umkippte. Ich spielte auch mit einer Künstlerin namens Diana, die immer und überall eine CIA-Verschwörung vermutete, und einem großartigen weißbärtigen Jamaikaner, der, genau wie ich, nicht davor zurückschreckte, im Schnee zu spielen. Wir bemalten unsere Bälle mit roter Farbe; es war ein großer Spaß.

Ich war damals sehr glücklich und der Literaturwelt noch nicht überdrüssig. Dass ich ein Autor mit echten Publikationen war, ließ mich noch immer staunen, und ich hatte große Träume von einer großen Zukunft. Die meisten...

Erscheint lt. Verlag 25.4.2024
Übersetzer Klaus Pemsel
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Griechenland • Hochzeit • Insel • Kefalonia • Konkurrenz • Liebe • Verlobung • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-311-70500-9 / 3311705009
ISBN-13 978-3-311-70500-0 / 9783311705000
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