Wie eine Perle im Ozean (eBook)

Roman. Ein mitreißender Schmöker, der in die Geschichte der Malediven eintauchen lässt

(Autor)

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2024 | 1. Aufl. 2024
493 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-5579-5 (ISBN)

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Wie eine Perle im Ozean - Christina Rey
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Malediven, 16. Jahrhundert: Die junge Buraki soll ihrem Vater auf den Thron folgen. Sie ist klug, verfügt über Geschick für Regierungsgeschäfte und wird bewundert für ihre Schwertkampfkunst. Sie hat einen künftigen Ehemann ausgewählt, den sie liebt. Doch bald lernt sie, dass Vertrauen eine Gnade ist, die sie nicht allen schenken kann ...

Shaina ist die Tochter des königlichen Waffenmeisters und wächst mit Buraki im Palast auf. Aber die Freundschaft mit der Thronerbin schützt sie nicht vor Verrat und Gewalt. In der Liebe zu einem jungen Portugiesen findet sie Zuflucht. Doch dann wird sie aufgrund ihrer Heilkünste als Hexe verfolgt, und ihr Leben gerät in Gefahr ...

Ein mitreißender Schmöker um zwei junge Frauen, deren Schicksal unterschiedlicher nicht sein könnte ...

Eine Geschichte um Liebe und Hass, Abhängigkeit und Selbstbestimmung



<p><strong>Christina Rey</strong> studierte Geschichte und Soziologie und engagiert sich in sozialen Projekten im In- und Ausland. So unterstützt sie in Ostafrika eine Schule für Straßenkinder. Ihr besonderes Interesse gilt anderen Ländern und Kulturen. Bei einer Fotosafari lernte sie das facettenreiche Kenia und seine Natur kennen, auf den Malediven verbrachte sie einen nachhaltig konzipierten Tauchurlaub. Christina Rey ist außerdem eine begeisterte Fotografin.</p>

Kapitel 2


Als die Mädchen zurück zur Lagune schlenderten, herrschte dort rege Betriebsamkeit. Eine Gruppe Frauen war dabei, die Fasern von Kokosnüssen von den Früchten zu lösen und danach im Wasser der Lagune einzuweichen. Sie würden dort mehrere Monate verbleiben – der Vorgang wurde Röstung genannt, obwohl er nichts mit Feuer zu tun hatte – und dann getrocknet und zu Garnen versponnen oder zu Tauwerk verarbeitet werden. Die Frauen und Mädchen saßen gemeinsam am Strand und lachten und plauderten miteinander, während sie die Kokosnüsse aneinanderschlugen, um die Fasern zu entfernen. Sie sammelten sie, nach Länge sortiert, in Körben, die andere ins Wasser brachten und dort mittels Leinen fixierten.

»Können wir helfen?«, fragte Buraki. Sie arbeitete gern mit den Händen, und es war ihr wichtig, Kontakt mit den Menschen zu halten, über die sie einmal herrschen wollte.

»Wenn du dich herablassen willst, Goma?«, neckte sie eines der Mädchen, das etwa gleichaltrig mit der Prinzessin war. »Und du, Fandithaveriyaa?«

Shaina errötete. »Ich kann keine Zauber wirken«, antwortete sie hilflos. Sie hätte sich auch nach der erfolgten Ausbildung niemals Zauberin genannt – ihre Großmutter tat das ebenfalls nicht. Wie alle Menschen auf den Inseln war sie Muslima, und wenn der Islam hier auch nicht so streng ausgelegt wurde wie in anderen Ländern, so verbot der Koran doch jegliches Hexenwerk. Heilerin­nen, die sich hier ein bisschen im Grenzbereich bewegten, wurden zwar nicht verfolgt, an die große Glocke hängten die Frauen es jedoch auch nicht, wenn sie gelegentlich einen Liebeszauber wanden. Shainas Großmutter Faris hätte das allerdings nie getan. Sie war gläubige Muslima – tatsächlich hatte sie, gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann, in jüngeren Jahren eine Wallfahrt nach Mekka absolviert, der Traum aller Gläubigen, doch für die Bewohner der Inseln gewöhnlich undurchführbar.

»Aber Fasern kann sie lösen«, übernahm Buraki das Wort. »Hier, Shaina!« Sie warf ihr eine Kokosnuss zu.

Shaina fing sie auf und setzte sich zu den Frauen. Ebenso wie Buraki griff sie nach einer zweiten und begann, sie aneinanderzuschlagen, wobei sie schnell einen Rhythmus fand. Eine der älteren Frauen griff ihn auf und fing an zu singen. Gewöhnlich wurde die Musik des Dhandi Jejun von rhythmischen Stockschlägen begleitet, und man konnte auch dazu tanzen, nun aber intonierten die Frauen die alten Lieder zu ihrer Arbeit mit den Kokosnüssen. Die Sprache, in der sie sangen, verstand niemand mehr. Faris hatte Shaina erzählt, dass die Lieder wohl einst von afrikanischen Sklaven auf die Inseln gebracht worden waren.

Shaina überlegte, ob diese Menschen sich mit dem Gesang die Arbeit versüßt hatten wie die Frauen von Mahal oder ob ihre Gefangenschaft sie so traurig gemacht hatte, dass nur die Lieder sie noch an ihre Heimatländer erinnern konnten.

Als die Kokosnüsse von ihren Fasern befreit waren, ging es auf den Abend zu, und Shaina und Buraki waren hungrig. Ihren Durst hatten sie mit Kokosmilch stillen können, doch nach einem langen Tag verlangte ihr Magen nach fester Nahrung.

»Kommst du mit zu mir?« Shaina lud ihre Freundin ein, bevor Buraki fragen konnte. Zwar hätte es in den Frauengemächern des Sultanspalastes sicher reichhaltiges und gutes Essen gegeben, doch sie wusste, dass Buraki sich dort nicht wohlfühlte. Ihre und Alis Mutter war früh verstorben, und nun teilte sie die Räume mit den beiden jungen Frauen ihres Vaters, die sich gegenseitig nicht ausstehen konnten. Als Muslim durfte der Sultan zwar vier Frauen heiraten, doch unter den Dhivehi war die Mehrehe nicht üblich. Nur wenige Männer nahmen mehr als eine Frau gleichzeitig, es kam allerdings vor, dass sie eine langjährige Ehefrau für eine jüngere verstießen. Der Sultan hatte sich bei der Brautschau nicht zwischen zwei Schwestern entscheiden können und sie kurzerhand beide zur Frau genommen. Nun missgönnte die eine der anderen ihre Stellung, und Buraki beachteten beide kaum. Zudem lebte Dombula Farina, die verwitwete Schwester des Sultans und Kalus Mutter, im Palast, eine strenge, selbstbewusste Frau, von der man sagte, dass sie mehr Einfluss auf ihren Bruder ausübte, als ihr eigentlich zustand. In Buraki schien sie eine Tochter zu sehen, die ihr nicht vergönnt gewesen war, statt sie aber mit Liebe zu umgeben, versuchte sie sich an einer strengen Erziehung ihrer Nichte. Kalu hatte sich dieser Strenge früh entzogen, was seine Mutter ihm selbstverständlich übel nahm. Buraki dagegen versuchte, Dombula Farina möglichst alles recht zu machen – schon um die Mutter ihres Traummannes nicht zu verärgern. Diese Gesamtlage führte zu einer stets angespannten Atmosphäre in den Frauengemächern des Sultans, während die Frauen in Shainas Zuhause harmonisch zusammenlebten. Shainas Mutter, ihre noch recht junge Tante Nazima, deren Mann Mustafa ebenfalls eine hohe Stellung bei der Palastwache einnahm, und deren zwei kleinen Töchter standen zwar unter der Herrschaft von Shainas Großmutter, doch diese ließ die Zügel locker und sorgte für eine freundliche Stimmung im Haus.

Als Shaina und Buraki sich dem geräumigen Steinhaus näherten, sahen sie bereits, dass Fatima, Shainas Mutter, im Freien vor den Frauengemächern kochte. Über einem Feuer köchelte Mas Huni, ein Thunfischcurry mit Kokosraspeln und Zwiebeln. Den Mädchen lief schon bei seinem Duft das Wasser im Munde zusammen, doch jetzt mussten sie sich erst einmal Shainas kleiner Cousinen erwehren, die erfreut auf sie zustürmten und vor allem Buraki freudig begrüßten. Sie liebten Shaina, Buraki aber pflegte wildere Spiele mit ihnen zu spielen, sie scherzte und neckte sie mehr und begann auch jetzt schon, Maríam, die Jüngere, zu kitzeln. Die Dreijährige quietschte vor Vergnügen. Die fünfjährige Hawwa hängte sich derweil an Shaina und wollte unbedingt die Koranverse aufsagen, die sie heute gelernt hatte. Sie besuchte seit ein paar Wochen die Koranschule und war äußerst stolz auf ihre Kenntnisse.

Faris war im Haus. Gemeinsam mit Nazima, der Mutter der kleinen Mädchen, zerkleinerte sie Blätter von Heilpflanzen in einem Mörser, um sie dann in Öl einzulegen oder aus ihnen eine Salbe auf der Basis von Aloe Vera zu erstellen. Die kleine, untersetzte Frau, die ihr inzwischen ergrautes Haar zu einem Knoten aufgesteckt hatte, hielt jedoch sofort inne, als sie Shaina und Buraki erblickte. Sie strahlte dabei über ihr ganzes, von Runzeln bedecktes Gesicht. Man sah ihr an, dass sie die siebzig lange überschritten hatte, doch ihre hellbraunen Augen leuchteten noch wie die einer jungen Frau. Auch ihre Stimme schien jung – vielleicht weil auch sie früher angehalten worden war, ihre Worte zu sparen, wie sie es jetzt mit Shaina tat.

»Was habt ihr heute gelernt?«, fragte sie lebhaft. »War es das wert, den ganzen Tag hinter den Mauern der Schulzimmer zu verbringen?«

Faris hätte Shaina gern mindestens den halben Tag mit Beschlag belegt, um sie all die Dinge zu lehren, die sie selbst in einem langen Leben als Heilerin in sich aufgenommen hatte. Sie hielt allerdings auch die anderen Fächer für nützlich, in denen der Sultan die Jugendlichen unterrichten ließ.

»Portugiesisch!«, antwortete Shaina.

Sie mochte die fremde Sprache, die ihr vielleicht einmal ermöglichen würde, sich in Menschen aus dem fernen Europa hineinzudenken. Der Sultan ließ die Jugendlichen, egal ob Jungen oder Mädchen, in seinem Palast darin unterrichten, da portugiesische Seefahrer und Händler oft auf die Inseln kamen. Die Dhi­vehis exportierten Tauwerk, Seile und Matten aus Kokosfasern, dazu Kaurischnecken, die in anderen Teilen der Welt als Geld ausgegeben wurden. Bis heute wurden die einfachen Menschen der Inseln dabei oft von gewieften europäischen Händlern übervorteilt, was der Sultan zu unterbinden hoffte, wenn Portugiesisch sprechende Palastbeamte als Vermittler um die Preise feilschten. Dann würden die Portugiesen die Dhivehis eher ernst nehmen. Aus dem gleichen Grund lernten die Jugendlichen Arabisch, obwohl arabische Händler durchaus bereit waren, Dhi­vehi zu erlernen. Die Sprache des Propheten diente jedoch ebenso dem Koranstudium; adlige Dhivehis sollten das heilige Buch in der Originalsprache lesen und auch verstehen können.

»Und Algebra!«, fügte Buraki hinzu.

Der Sultan hatte extra einen Lehrer aus Arabien engagiert, um seinen Kindern die Grundlagen der Mathematik beizubringen. Rechnen zu können war wichtig für den Handel, und Herr Suleyman, der Lehrer, machte zudem stets auf die Schönheit und Erhabenheit der Zahlen aufmerksam, die einem Mathematiker die ganze Welt erklären konnten; außerdem unterrichtete er Sternenkunde. Buraki liebte dieses Fach, während Shaina sich im Nachthimmel verlieren konnte, auch ohne die Namen und Eigenschaften der jeweiligen Himmelskörper zu kennen, die ihn erleuchteten.

»Außerdem habe ich Ali heute in Kulhijehun geschlagen«, trumpfte Buraki auf. »Herr Ibrahim hat den Kampf zwar für unentschieden erklärt, aber ich lag klar in Führung.«

Faris runzelte die Stirn. »Ob darin ein Segen liegt, Kind? Dass du deinem Bruder immer und immer wieder vorführst, wie viel besser du kämpfst, wie viel mehr du von den Sternen verstehst und dass du den Koran fast auswendig kannst? Es wird ihm nicht gefallen.«

Buraki zuckte mit den Schultern. »Was kann ich dafür, dass er nicht allzu viel im Kopf hat? Ich habe ja nichts gegen ihn, aber soll ich mich dumm stellen, damit er sich geschmeichelt fühlt? Ich werde das Sultanat sowieso erben, unser Vater weiß, dass ich die Bessere bin.«

Sultan Abu Bakr...

Erscheint lt. Verlag 30.8.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Atmosphäre • buch für frauen • Buch romantisch • Familienroman • Familiensaga Buch • Familiensaga Roman • Heilerin • Heilkundige • Intrige • Landschaft • Landschaftsromane • Liebe • Liebesroman • Malediven • Malediven-Schmöker • Schmöker • Stimmungsvoll • Thronerbin • Träumen
ISBN-10 3-7517-5579-9 / 3751755799
ISBN-13 978-3-7517-5579-5 / 9783751755795
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