Cops und Killer -  Michael Connelly

Cops und Killer (eBook)

Wahre Fälle aus L.A.
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
336 Seiten
Kampa Verlag
978-3-311-70488-1 (ISBN)
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Seine ersten Berührungspunkte mit dem Verbrechen hatte Michael Connelly schon als Jugendlicher: Mit sechzehn Jahren beobachtet er einen Mann bei dem Versuch, seine Waffe verschwinden zu lassen. Wie er später erfährt, hatte er gerade einen brutalen Raubüberfall begangen. Connelly sagt als Zeuge aus, doch der Fall bleibt ungelöst. Ein Erlebnis, das seine Faszination für Kriminalfälle und Polizeiarbeit weckt. Einige Jahre später beginnt er, als Journalist über diese Themen zu berichten, zunächst für die South Florida Sun Sentinel, später für die Los Angeles Times. In den hier versammelten Reportagen aus den 80er- und 90er-Jahren beleuchtet der Autor Verbrechen von allen Seiten: Er begleitet Ermittler*innen, verfolgt Gerichtsprozesse, spricht mit Mördern und mit Hinterbliebenen. Michael Connelly erzählt von arroganten Mafiabossen, von Betrügern, deren Doppelleben nach Jahrzehnten auffliegt, und von Tätern, die einfach spurlos verschwinden. Mal unterhaltsam, mal informativ, mal kritisch berichtet er von tollpatschigen Möchtegern-Auftragskillern, von der zerstörerischen Macht der Drogen, von Hass und Habgier und von hitzigen Debatten um Polizeigewalt. Außerdem erzählt Connelly, wie die Begegnungen aus dieser Zeit seine fiktionalen Figuren inspiriert und ihn zu dem Krimiautor gemacht haben, der er heute ist.

Michael Connelly ist mit über 85 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene?e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.

Michael Connelly ist mit über 85 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Renée Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.

Die Detectives beobachten


Vorwort

Momente. Einzelne Momente entscheiden alles. Ich beobachte Detectives seit über dreißig Jahren. Angefangen hat alles mit einem einzigen Moment. Die besten Dinge, die ich gesehen, in meine Vorstellungskraft aufgenommen und dann in meine Romane eingepflanzt habe, kamen mir in Momenten. Manchmal plagt mich die Frage nach dem Was-wäre-wenn. Was wäre, wenn ich an diesem Abend, als ich sechzehn war, nicht aus meinem Autofenster geschaut hätte? Was wäre, wenn ich den Detective nicht seine Brille hätte abnehmen sehen? Was wäre, wenn ich erst einen Tag später zum ersten Mal nach L.A. gefahren oder nicht ans Telefon gegangen wäre, als mein Redakteur anrief und mich den Hügel hinaufschickte, damit ich einen Mord recherchiere?

Lassen Sie es mich erklären. Lassen Sie mich von einigen dieser Momente erzählen.

Als ich sechzehn Jahre alt war, arbeitete ich in Fort Lauderdale, Florida, nachts als Tellerwäscher im Restaurant eines Strandhotels. Das Lokal hatte lange geöffnet, und die Töpfe und Pfannen, die den ganzen Tag zum Kochen verwendet wurden, mussten eingeweicht und geschrubbt werden. Oft wurde ich mit meiner Arbeit erst sehr spät fertig.

Eines Nachts fuhr ich mit meinem Beetle von der Arbeit nach Hause. Die Straßen waren fast völlig verlassen. An einer roten Ampel hielt ich an. Ich war müde und wollte nur noch nach Hause. An der Kreuzung standen keine anderen Autos, und es näherten sich auch keine. Ich wollte bei Rot über die Kreuzung fahren und hielt Ausschau nach einem Polizeiauto. Als ich nach links schaute, nahm ich auf dem Bürgersteig eine Bewegung wahr.

Ein rennender Mann. Er rannte, so schnell er konnte, zum Strand, in die Richtung, aus der ich gerade kam. Er war groß und kräftig, hatte einen Bart und schulterlanges buschiges Haar. Ein Jogger war er nicht. Entweder rannte er auf etwas zu oder von etwas weg. Er trug Jeans, ein Holzfällerhemd und Stiefel, keine Laufschuhe. Statt auf die Ampel zu achten, beobachtete ich jetzt den Mann. Er zog im Laufen sein Hemd aus, sodass darunter ein bedrucktes T-Shirt zum Vorschein kam. Er schlang das Hemd um etwas, das er in der Hand hielt. Ohne langsamer zu werden, warf er das Hemd in die Hecke neben dem Bürgersteig und rannte weiter.

Als die Ampel auf Grün schaltete, wendete ich. Der Mann war ein paar Straßen vor mir. Ich folgte ihm langsam und beobachtete ihn. Ich sah, wie er sich in den Eingang einer Bar namens The Parrot drückte. Die Bar kannte ich. Nicht, weil ich jemals drin gewesen war – dafür war ich zu jung. Ich kannte sie deshalb, weil ich oft eine Reihe von Motorrädern davor hatte stehen sehen. Ich hatte große Kerle dort reingehen sehen. Es war eine Kneipe, die mir nicht geheuer war.

Ich fuhr am Parrot vorbei, wendete erneut und hielt bei der Hecke an. Ich schaute mich um, dann stieg ich rasch aus. Ich tastete in der Hecke nach dem Bündel. Es fühlte sich schwer an. Ich öffnete es. In das Hemd war eine Pistole eingewickelt.

Angst und Adrenalin schossen durch meinen Körper. Ich schlug die Pistole hastig wieder in das Hemd ein und steckte alles in die Hecke zurück. Dann lief ich zu meinem Beetle und fuhr weg.

An einer Telefonzelle hielt ich, rief meinen Vater an und erzählte ihm alles. Er sagte, ich solle ihn abholen. Wir würden die Polizei verständigen und zu der Hecke zurückfahren.

Fünfzehn Minuten später warteten mein Vater und ich an der Hecke, und zwei Polizeiautos kamen mit Blaulicht angefahren. Ich erzählte den Polizisten, was ich gesehen und was ich getan hatte. Ich führte sie zu der Pistole. Sie sagten, in der Nähe habe es einen Raubüberfall gegeben. Jemand hatte dem Opfer in den Kopf geschossen. Meine Beschreibung des Mannes höre sich ganz nach dem Kerl an, den sie suchten.

Die nächsten vier Stunden verbrachte ich im Detective Bureau. Ich wurde von mehreren Detectives immer wieder vernommen, insbesondere von einem, der etwas mürrisch Strenges hatte. Er sagte, das Opfer würde vielleicht nicht überleben. Dann wäre ich möglicherweise der einzige Zeuge. Aufgrund meiner Beschreibung waren mehrere Männer mit langen Haaren, Bärten und bedruckten T-Shirts aus dem Parrot ins Police Department gebracht worden, wo sie sich zur Gegenüberstellung aufreihen mussten. Ich war derjenige, der durch einen Einwegspiegel zu ihnen hineinschaute. Ich war der einzige Zeuge. Ich sollte den Täter identifizieren.

Die Sache hatte nur einen Haken. Der Kerl war nicht dabei. Es war zwar dunkel gewesen, aber die Straße war beleuchtet. Ich hatte den Mann, der die Pistole versteckte, deutlich gesehen und wusste, er stand nicht in dieser Reihe. Der Täter musste entkommen sein, und zwar irgendwann zwischen dem Zeitpunkt, als ich ihn im Parrot verschwinden sah, und dem Moment, als die Polizei kam, um die Gäste abzuführen, auf die meine Beschreibung zutraf.

Das kam bei den Detectives nicht gut an. Sie glaubten, sie hätten den Kerl. Sie glaubten, ich hätte nur zu viel Angst, um den Täter zu identifizieren. Ich konnte sie nicht überzeugen, und nach langem Hin und Her mit dem mürrischen Detective nahm die Sache ein unerfreuliches Ende. Ich verließ die Station, aber dieser Detective dachte noch immer, ich hätte den Täter aus Angst nicht identifiziert. Ich wusste zwar, dass das nicht stimmte, fühlte mich deswegen aber kein Stück besser. Obwohl ich ehrlich gewesen war, wusste ich, dass ich ihn enttäuscht hatte.

Nach dieser Nacht fing ich an, Zeitung zu lesen. Sehr gründlich. Anfangs, um nach Meldungen über den Überfall zu suchen. Das Opfer überlebte, aber von den Detectives hörte ich nichts mehr, und ich fragte mich, was aus der Sache geworden war. Wurde der Täter identifiziert? Wurde er gefasst? Ich entwickelte ein ausgeprägtes Interesse an Nachrichten über Verbrechen und an den Polizisten, die in solchen Fällen ermittelten. Der Süden von Florida war eine seltsame Gegend. Eine Flut von Drogengeld überschwemmte die Küste. Schnelle Boote und Autos. Schmuggler zogen in die besten Wohngegenden. Gewaltverbrechen passierten überall und jederzeit. Die Zeitungen waren immer voll von Verbrechen.

Ich hatte Feuer gefangen. Bald las ich True-Crime-Bücher und dann Kriminalromane. In den folgenden Jahren entdeckte ich die Bücher von Joseph Wambaugh und Raymond Chandler. Und schließlich beschloss ich, selbst zu schreiben. Ich wollte für eine Zeitung über Kriminalfälle berichten. Ich wollte Detectives beobachten, ihre Arbeit kennenlernen und eines Tages Romane über sie schreiben. Alles wegen eines Moments, alles nur, weil ich aus dem Autofenster geschaut hatte.

 

Viele Jahre später kehrte ich in das Detective Bureau zurück, in dem ich diese vielen Stunden verbracht und die Detectives enttäuscht hatte, diesmal als Reporter. Ich berichtete über Verbrechen. Der mürrische Detective war immer noch da. Die Jahre hatten seine Kanten etwas abgeschliffen. Zunächst ignorierte ich ihn, und er erkannte mich nicht mehr. Irgendwann erzählte ich ihm jedoch, wer ich war, erinnerte ihn an besagte Nacht und legte ihm erneut meinen Standpunkt dar: dass sie den Täter nicht gehabt hatten und der Mann entkommen war. Er glaubte mir immer noch nicht. Er bestand weiterhin darauf, ich hätte in dieser Nacht Angst gehabt, Farbe zu bekennen.

Im Lauf der Jahre war ich oft in diesem Detective Bureau, aber es gelang mir nie, den Detective zu überzeugen. Das schmerzte mich, schreckte mich aber nicht ab. Genau in diesem Detective Bureau ereignete sich übrigens auch der nächste wichtige Moment.

Es war eine Kleinigkeit, aber möglicherweise das wichtigste Detail, das ich als Krimiautor je gesehen habe. Ich berichte in der ersten Geschichte dieser Sammlung davon.

Nach zahllosen Anträgen und langen Verhandlungen, die bis hinauf zum Polizeichef reichten, erhielt ich eine Woche lang Zugang zur Homicide Squad. Uneingeschränkten Zugang. Ich bekam einen Pager, und wenn Detectives an einen Tatort gerufen wurden, wurde ich das auch. Mein Auftrag war, über das Leben im Morddezernat zu schreiben, aus der Sicht eines Insiders.

Das Ironische am Polizeijournalismus ist, dass die besten Meldungen in Wirklichkeit die schlimmsten sind. Ein Journalist lebt für die Meldungen über Unheil und Katastrophen. Sie lassen das Adrenalin durch die Adern schießen, aber sie können einen rasch auslaugen. Der beste Tag für uns ist ihr schlimmster.

Das bewahrheitete sich in meiner Woche mit den Detectives der Homicide Squad. Für mich war es eine tolle Sache – aber nicht für die drei Menschen, die in dieser Zeit ermordet wurden.

Der Moment, der mein Schreiben mehr als jeder andere beeinflusst hat, kam am Ende der Woche, in der letzten Stunde meines einwöchigen Aufenthalts im Morddezernat. Ich saß im Büro des Dezernatleiters, um ein paar letzte Fragen und Formalitäten zu klären, um meinen Pager abzugeben, in die Redaktion zurückzukehren und meinen Artikel zu schreiben.

Sergeant George Hurt war müde – er und seine Detectives hatten in fünf Tagen nach drei Mördern gefahndet. Er saß am Schreibtisch und nahm seine Brille ab, um sich die Augen zu reiben. Als er die Brille auf den Schreibtisch legte, fiel mir in einem Bügel eine tiefe Kerbe auf. Es war, als entdeckte ich einen Diamanten im Sand, denn ich wusste genau, wie diese Kerbe dort hineingekommen war.

In der Woche, in der ich den Detectives bei der Arbeit zugesehen hatte, hatte ich immer wieder beobachtet, wie Sergeant Hurt seine Brille abnahm. Um die Hände frei zu haben, nahm er den Bügel dann unweigerlich zwischen die Zähne. Ich hatte an drei verschiedenen Tatorten gesehen, wie er sich der Leiche näherte, die Brille abnahm und sich zwischen die Zähne steckte....

Erscheint lt. Verlag 25.4.2024
Übersetzer Sepp Leeb
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Achtziger • Amerika • Artikel • Auftragskiller • Betrug • Cops • crack • detective • Doppelleben • Drogen • Florida • Gerichtsreporter • L.A. • LAPD • Los Angeles • los angeles times • Mafia • mafiosi • Mord • Mörder • Neunziger • Polizei • Polizisten • Reportagen • Serienmord • Serienmörder • True Crime • USA • Verbrechen
ISBN-10 3-311-70488-6 / 3311704886
ISBN-13 978-3-311-70488-1 / 9783311704881
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