Ins Herz geprägt -  Crystal Caudill

Ins Herz geprägt (eBook)

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2024 | 1. Auflage
368 Seiten
SCM Hänssler im SCM-Verlag
978-3-7751-7637-8 (ISBN)
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Theresa Plane ist es ihrem geliebten Großvater schuldig, den Familiennamen zu retten - sie muss alle Schulden begleichen, bevor sie den wohlhabenden Edward Greystone heiratet. Als sie zufällig in ein mitternächtliches Treffen gerät, erfährt sie, dass ihr Großvater weit mehr verbirgt als nur seine Schulden. Nach monatelanger, verdeckter Arbeit für den Secret Service steht Broderick Cosgrove kurz davor, die Identität des Anführers eines berüchtigten Geldfälscherrings aufzudecken. Doch plötzlich findet er unwiderlegbare Beweise, dass seine ehemalige Verlobte Theresa darin verwickelt ist. Broderick und Theresa müssen sich verbünden und zusammenarbeiten, aber offensichtlich haben beide Geheimnisse voreinander. Werden mangelndes Vertrauen und skrupellose Kriminelle die Oberhand gewinnen?

Crystal Caudill lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Cincinnati, Ohio. Wenn sie nicht gerade spannende historische Liebesromane schreibt, spielt sie gerne Brettspiele, trinkt heißen Tee oder liest andere großartige Bücher.

Crystal Caudill lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Cincinnati, Ohio. Wenn sie nicht gerade spannende historische Liebesromane schreibt, spielt sie gerne Brettspiele, trinkt heißen Tee oder liest andere großartige Bücher.

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Kapitel 2


So ein Mist!

Theresa runzelte die Stirn, als Laternenlicht über die verschlossenen Eisentore und das leere Torhaus des Spring-Grove-Friedhofs flackerte. Natürlich lief hier nichts zu ihren Gunsten. Die ungewöhnliche Abwesenheit von Louis, dem Nachtwächter, musste eine weitere Provokation Gottes sein. In jeder anderen Nacht würde der Mann drinnen hocken, geschützt vor dem üblen Wetter, und ihr eine Tasse Tee und ein offenes Ohr anbieten.

Sie blickte zu der Stelle, an der Drake Edward als Geisel hielt, und biss die Zähne zusammen. »Wir werden einbrechen müssen.«

Drake spuckte aus, und der teerfarbene Klumpen traf den Saum ihres Kleides. »Von wegen wir! Da bringt mich nichts rein.«

»Sie haben doch nicht etwa Angst vor Geistern?«

Er grinste und die Narbe, die über sein ganzes Gesicht verlief, verzog sich. »Dreißig Minuten, und du hast mir deine Kostbarkeiten gebracht, oder dein Schönling hier braucht eine Ewigkeitskiste.«

Das Blut gefror ihr in den Adern. Der Spring-Grove-Friedhof war über 150 Hektar groß. Es würde allein dreißig Minuten dauern, nur um das Grundstück ihrer Familie zu erreichen. »Das schaffe ich nie. Geben Sie mir eine Stunde, bitte. Ich flehe Sie an.«

Er verengte seinen Blick und schwieg viel zu lange. »Fünfundvierzig Minuten. Nicht eine Sekunde länger.«

Das reichte nicht, aber welche Wahl hatte sie schon? »Ich brauche Edward. Er muss mich über den Zaun heben.«

»Na schön. Aber keine Tricks, verstanden? Ich schieße, kapiert?«

Zu ihrer Erleichterung ging Edward ohne weitere heroische Versuche mit ihr zu dem zwei Meter hohen Zaun. Seine Hände legten sich um ihre Taille, und im nächsten Moment schon hatte er sie hochgehoben. Sie war zwar nicht sehr hochgewachsen, aber die Leichtigkeit, mit der er sie anhob, erschreckte sie dennoch.

Als sie mit dem Gesicht auf gleicher Höhe waren, konnte sie seinen warmen Atem auf ihrem Hals spüren. »Komm nicht zurück.«

»Aber er wird …«

»Geh.« Er drückte sie an sich und setzte sie auf dem Boden ab.

Sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, drehte sie sich zu ihm um. Er konnte nicht ernsthaft erwarten, dass sie ihn im Stich lassen würde. Doch bevor sie etwas sagen konnte, schlug Drake mit seiner Waffe auf Edward ein. Edward taumelte. Ein zweiter Schlag folgte, und Edward sackte gegen den Zaun.

»Edward!« Sie sank auf die Knie und tastete im Dunklen nach seinem Gesicht. War er bei Bewusstsein? Oder lag er direkt vor ihren Augen im Sterben?

»Komm mir nicht auf irgendwelche heldenhaften Ideen. Der nächste Treffer kommt von einer Kugel.« Drake versetzte Edward einen kräftigen Tritt in die Seite. Er stöhnte auf.

Ganz gleich, was Edward sagte, Anstand und Ehre geboten es, niemals einen anderen Menschen allein zurückzulassen. Durch die Zaunstäbe hindurch berührte sie seine Hand. »Ich komme zu dir zurück.« Dann erhob sie sich und rannte los, mit einem Dröhnen in den Ohren, das Drakes schrille Erinnerung an ihr Ultimatum übertönte. Wenn sie schnell lief, würde sie die Grabstätte ihrer Eltern in zwanzig Minuten erreichen. Zu schade, dass Korsetts nicht für derartige körperliche Anstrengungen gemacht waren. Sie musste klug vorgehen und dafür sorgen, dass sie genug Luft bekam und nicht ohnmächtig werden und dadurch unnötige Zeit verlieren würde.

Sie zwang sich, ihre Atmung zu kontrollieren, und verlangsamte ihren Schritt, als sie am Rande eines vereisten Teiches entlanglief. Schneegraupel schlug gegen die Grabsteine, als sie sich zwischen den vertrauten rechteckigen Hügeln und Grabbegrenzungen hindurchschlängelte. Immer wieder blieb sie mit ihren Schuhen im Schlamm stecken und die beißende Kälte ließ ihre Füße und Beine erstarren. Aber plötzlich tauchte das Dexter-Mausoleum vor ihr auf.

Noch ein Stück weiter, hinter der gotischen Kathedrale, erreichte sie das Grab ihrer Eltern. Der geschmolzene Schnee glitt wie eine Träne über den schlichten Marmorgrabstein ihrer Mutter. Wie traurig wären ihre Eltern jetzt, wenn sie wüssten, wie sehr ihr einziges Kind zu leiden hatte. Sie nahm ihre Hand zum Mund, gab einen Kuss auf ihre Fingerspitzen und berührte damit den Grabstein. »Bete für mich.« Wenn Gott überhaupt Gebete erhörte, dann ganz bestimmt die von ihrer Mutter, die fast so etwas wie eine Heilige gewesen war. Sogar vom Himmel aus würde sie Fürsprache einlegen. In der Ferne leuchtete ein Feuerwerk im Nachthimmel, das das Ende des Jahres 1883 ankündigte. Bereits jetzt erwies sich das Jahr 1884 keineswegs als besser.

Theresa verscheuchte diese Gedanken und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Der Schlamm sickerte durch die einzelnen Lagen ihres Unterrockes, als sie sich neben den Obelisken kniete. Hier wartete Großmutter Plane seit Langem darauf, dass ihr Mann auch kam. Am Sockel schob Theresa eine lose Kalksteinplatte beiseite und spähte in das flache Grab. Das Einmachglas, das für den Tod ihrer einst gehegten Träume stand, lag immer noch dort. Welch eine Ironie, dass ausgerechnet der Mann, der sie verstoßen hatte, sie jetzt retten würde. Sie zog beide Handschuhe aus, nahm den Smaragdring vom Finger und steckte ihn in die Tasche ihres Rocks. Dann öffnete sie das Einmachglas und holte den Ring heraus.

Tief vergrabene, längst vergessen geglaubte Erinnerungen griffen nach ihr, als sie das Gewicht dieses Rings in ihrer Hand spürte. Der Antrag an einem ersten Frühlingstag. Broderick, wie er ihr den großen Opal an den Finger steckte und sie dann in seine Arme schloss. Die Art und Weise, wie er jede einzelne Perle, die den Opal umgab, mit einer lieb gewonnenen Erinnerung verbunden hatte. Damit du dich immer daran erinnerst, wie sehr ich dich liebe, wenn wir getrennt sind.

Emotionen schnürten ihr die Kehle zu. Seine Liebe hatte sich als so vergänglich erwiesen wie der Regenbogen, der einst auf der Oberfläche des Opals schimmerte. Lydia hatte ihr versichert, dass das Vergraben des Rings Heilung bringen würde. Dennoch brannte jetzt der Schmerz in Theresas Brust mit der gleichen Intensität wie an dem Tag, an dem sie entdeckt hatte, dass Broderick für immer fort war. Sie atmete einmal tief durch und steckte sich den Ring an den Finger, genau an die Stelle, wo Edwards Ring hätte sein sollen. Schnell zog sie wieder ihre Handschuhe an. Alles, was zählte, war der Geldwert des Rings – nicht der Mann, nicht die Erinnerungen und schon gar nicht die Endgültigkeit, die darin lag, den Ring wegzugeben. Edward brauchte sie, und sie würde ihn nicht im Stich lassen.

Als sie den Weg wieder erreichte, konnte sie schon von Weitem Laternenlicht aus der Richtung des Dexter-Mausoleums sehen. Sie war erleichtert und die Anspannung löste sich in ihrem Körper. Vielleicht hatte Gott sie ja doch nicht vergessen. Louis konnte Hilfe holen, während sie am Tor auf Zeit spielte.

Sie huschte über den Fußweg ins Helle. »Hallo Louis. Ich bin ja so froh, dass du hier bist.«

Louis erwiderte den Gruß nicht. Stattdessen verengten sich die Augen über der knolligen Nase des kleinen Mannes. Das fettige Haar klebte in Strähnen an seinem Kopf und berührte den verfilzten Bart. Das Hemd, das wahrscheinlich noch nie gewaschen worden war, spannte sich über seine kräftigen Arme und seine breite Brust. Sein Begleiter, der größer war und sauberer wirkte, schwang eine Waffe und zeigte sich nicht zivilisierter.

Bestand denn die ganze Welt nur noch aus Schurken und Halunken? Sie wirbelte herum und floh.

Jemand verfolgte sie mit stampfenden Schritten, die immer näher kamen und immer lauter wurden. Ein übel riechender Körper presste sie auf den Boden, und Schlamm drang ihr in Mund und Nase. Zu Boden gedrückt schlug sie um sich, aber der Griff des Schlägers zog sich um ihre Kehle zusammen. Licht blitzte auf. Ihr Herz pochte. Sosehr sie sich auch bemühte ihre Lungen mit Luft zu versorgen, sie konnte weder einatmen noch ausatmen.

»Lass sie los, Grimm.«

Der eiserne Griff löste sich, und sie keuchte. Wie oft musste sie noch in das Gesicht des Todes blicken, bevor er sie einholte?

Der, der sie zu Boden gedrückt hatte – offenbar Grimm –, riss sie hoch und hielt sie fest. »Schrei, und ich schneide dir die Zunge raus.«

Wenn er geglaubt hatte, ein Schrei sei das Schlimmste, was sie ihm bieten konnte, sollte er die Überraschung seines Lebens erleben. Sie rammte ihm ein Knie in die Leistengegend. Laut fluchend krümmte er sich zusammen, ohne seinen Griff zu lösen. Wenn dein erster Schuss nicht trifft, feuere den zweiten ab, und zögere nicht. Ausnahmsweise widersprach sie Brodericks Stimme in ihrem Kopf nicht. Grimms Nase ragte vor wie ein Ast an einem Baumstamm, groß und schwer zu verfehlen. Theresa schlug zu. Das Knacken des brechenden Knochens drehte ihr den Magen um, brachte aber eine süße Erleichterung. Grimm stolperte und versuchte, mit den Händen das herausquellende Blut aufzuhalten und die Blutung zu stoppen.

Sie wich zurück und rammte direkt gegen das kalte Metall einer Pistolenöffnung, der sich in ihren Nacken drückte.

»Gib Ruhe, Mädchen.«

Wie bitte? Hitze flammte in ihrem Körper auf, und sie ballte die Hände zu Fäusten. Das war nicht fair! Sollte Gott seine Kinder denn nicht beschützen? Sie holte tief Luft und hob die Hände, um sich zu ergeben. Wenn sie wütend reagierte, würde er sie umbringen, und Edward brauchte sie.

»Du solltest besser lernen, die Verwandtschaft deines Brotgebers zu erkennen«, sagte der Ire zu dem zweiten Mann. »Was Miss Plane mit dir gemacht hat, ist nichts im Vergleich zu dem, was er mit dir machen wird, wenn er...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2024
Übersetzer Renate Hübsch
Verlagsort Holzgerlingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Cholera • Falsche Sicherheiten • Falschgeld • Familie • Gefahr • Geldfälscher • Kriminell • Liebe • Lügen • Romantic Suspense • Romantik • Verlassen
ISBN-10 3-7751-7637-3 / 3775176373
ISBN-13 978-3-7751-7637-8 / 9783775176378
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